Sie machen Fotos, Taschen platzen, aber Apache bleibt gleich.
Im Jahr 2019 hat wohl kein Newcomer einen größeren Hype um sich geschaffen als der gebürtige Mannheimer Apache 207. Nach einigen Tracks auf YouTube wurde er von Bausa unter Vertrag genommen, erlangte wenig später größere Aufmerksamkeit und platzierte schließlich mehrere Songs an der Spitze der deutschen Charts. Auf viele erfolgreiche Singles folgt nun eine komplette "Platte".
Die acht Titel der EP folgen dabei hauptsächlich dem Ansatz, den man aus seinen bereits bekannten Tracks kennt: Variable Rapflows werden mit Gesangsparts und -hooks gepaart. Die tanzbaren und melodischen Instrumentals stammen von etablierten Hitproduzenten wie unter anderem Lucry, Miksu und Macloud. Es entsteht eine einzigartige – und für Apaches Musik charakteristische – Atmosphäre, die sich am besten als eine Mischung aus dem Zeitgeist der 80er Jahre-Disco und dem Sound aus einschlägigen Deutschrap-Playlists bekannter Streaminganbieter beschreiben lässt. Thematisch geschieht auf der "Platte" im Vergleich zu vorherigen Songs nicht viel Neues. Wieder werden vorrangig kurzweilige Liebesbeziehungen und der eigene lockere Lifestyle behandelt. Doch das Ziel des Rappers scheint gar nicht zu sein, den Hörer mit inhaltlicher Qualität zu überzeugen. Stumpfe Phrasen wie "Ich will Sex mit dir, willst du Sex mit mir?" werden ohne Autotune und gesangstechnisch einwandfrei vorgetragen, sodass der Ohrwurmfaktor letztlich überwiegt. Durch die Kombination eines angenehmen, gemütlichen Vibes und anspruchsvoller Raptechnik löst sich der Künstler so von Genrefesseln und schafft sich ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal.
Apache 207 zeigt mit seiner "Platte", dass er mehr als eine Eintagsfliege mit ein paar Hits sein kann. Um sich wirklich als Szenegröße zu etablieren, wird er seine Diskografie jedoch auf mehr als die bisher überschaubare Anzahl von Songs erweitern müssen – und zwar solange der Hype noch frisch ist. Das Potenzial dafür scheint auf jeden Fall vorhanden zu sein.
(Michael Collins)