Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Laut eigener Aussage hast du zwischen 1997 und 1998 die ersten Freestyles und Texte gerappt. Wann und wie bist du HipHop erstmals begegnet?
Amir P: Das allererste Mal war, als ich mit elf im Radio MC Hammer gehört habe. Mit 13 hat der große Bruder meines besten Freunds mir Ice-T nähergebracht. Dann kam langsam Deutschrap hoch und ich fing schließlich selber damit an. Mit 18 hatte ich meinen ersten Auftritt in der Aula der Realschule meines Heimatortes im beschaulichen Harz. Das ist 22 Jahre her, Alter … crazy.
MZEE.com: Mit dem Eintritt in das neue Jahrzehnt wirken die 90er weiter weg als jemals zuvor. Als jemand, der damals bereits rappte: Glaubst du, dass du eines Tages zu alt für Rap bist?
Amir P: Ich denke nicht. Rap fühlt sich jetzt mit fast 40 immer noch so an wie früher. Abgesehen davon, dass ich auf Sachen wie Open Mic-Sessions, wo sich zehn MCs um das Mic kloppen, keinen Bock mehr habe. Auch wenn der Mittelpunkt der Szene immer so zwischen 15 und 25 sein wird und ich mich wohl immer weiter davon entferne, ist Rap nun mal meine Kunstform. Fühlte sich Picasso mit 80 zu alt für abstrakte Kunst? Ich denke nicht. Und wenn mein Sohn Max alt genug ist, werde ich ihm das Rappen beibringen und dann machen wir ein Album zusammen. (lacht)
MZEE.com: Dein Motto lautet "Auf der Bühne ein Tier, aber beim Texten ein Mensch". Besagtes Tier holst du ja auch regelmäßig bei diversen Auftritten raus. Was war bisher dein einprägsamstes Erlebnis bei einem Live-Gig?
Amir P: Der spektakulärste Moment war Anfang der 2000er. Und zwar nicht bei meinem Gig, sondern dem eines damals sehr unerfahrenen Newcomer-Duos im b-hof in Würzburg. Die armen Kerle waren so lame, dass ich – nicht ganz die feine Art – auf die Stage hoch bin, mir ein Mic geschnappt und die Show übernommen habe. Ist wirklich passiert. (lacht) Irgendwann stand ich da mit meinen Jungs auf der Bühne und wir hatten alle einen super Abend – auch das Publikum.
MZEE.com: Wie steht es um den anderen Teil des Mottos – "beim Texten ein Mensch"? Wie genau spiegelt sich diese Menschlichkeit in deinen Texten wider?
Amir P: Ich lasse immer das raus, was mich beschäftigt. Auch wenn es mal unangenehmere Themen und Gefühle sind. Manches ist versteckt zwischen den Zeilen und manches ist eindeutig und klar.
MZEE.com: Auf "Lass den Zug weiterrollen" thematisierst du das Streben nach der Erfüllung der eigenen Träume. Welche Ziele hast du denn mit der Musik?
Amir P: Was mir immer vorschwebte, war eine ordentliche Karriere. Kein Über-Hype, aber ich wollte davon leben. Tatsächlich habe ich schon relativ gut bezahlte Auftragsmusik produziert. Einen Song für die Johanniter oder Musik für Cartoon Network zum Beispiel. Mit meiner eigenen Musik verdiene ich nicht das, was sie verdient hätte. Aber wer weiß – Trettmann hat es mit Anfang, Mitte 40 geschafft. Warum nicht auch ich?
Ein Exclusive von Amir P könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
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(Daniel Fersch)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)