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Dante YN – schon ok

Egal, ob Album, Gratis-​Mixtape oder Lieb­lings­song – in unse­rer "Plat­ten­kis­te" stel­len wir Euch regel­mä­ßig die Per­len unse­rer redak­ti­ons­in­ter­nen Samm­lun­gen vor. Die­ses Mal: Dan­te YN mit "schon ok".

"Was?! Du kennst das nicht? Sekun­de, ich such' dir das mal raus." Und schon öff­net sich die Plat­ten­kis­te. Wer kennt die­sen Moment nicht? Man redet über Musik und auf ein­mal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzu­fan­gen weiß. Und plötz­lich hagelt es Lob­prei­sun­gen, Hass­ti­ra­den oder Anek­do­ten. Gera­de dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwär­men ver­fällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das The­ma wich­tig ist, bit­tet man nicht all­zu sel­ten um eine Kost­pro­be. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Per­son so sehr am Her­zen zu lie­gen scheint. In die­sem Fall – was uns so sehr am Her­zen liegt: Ein Aus­zug aus der Musik, mit der wir etwas ver­bin­den, die wir fei­ern, die uns berührt. Ein Griff in unse­re Plat­ten­kis­te eben.

 

Ich kann wirk­lich nicht mehr sagen, wie ich eigent­lich auf Dan­te YN gesto­ßen bin. Er war irgend­wann ein­fach in mei­nem musi­ka­li­schen Umfeld. Und hät­te mir jemand zuerst "Bubble­butt" – sei­nen ers­ten Track – gezeigt, hät­te ich nie gedacht, dass ich ihn irgend­wann mal ger­ne hören wür­de. Denn einer mei­ner Lieb­lings­tracks des Wolfs­bur­gers, "schon ok", klingt ganz anders als sein Debüt.

Die Sin­gle bil­det das Intro sei­nes Debüt­al­bums "Dan­te >" und könn­te nicht ein­drucks­vol­ler sein. Der Beat von Maxe besteht aus einer dump­fen, gesam­pel­ten Vocal-​Harmonie. Ein schlich­tes, lang­ge­zo­ge­nes "Hmmm". Nicht mehr, nicht weni­ger. Kei­ne Kick, kei­ne Sna­re. Ein­fach das Sam­ple. Und mehr braucht es auch nicht. Es schafft Atmo­sphä­re und genau den Raum, den Dan­te braucht, um sei­ne Sto­ry zu erzäh­len. In nur zwei Minu­ten erfah­re ich, wie viel der Anfang 20-​Jährige schon durch­ge­macht hat. Und was sein Vater alles nie mit­er­leb­te, weil er die Fami­lie bereits früh in Dan­tes Leben ver­las­sen hat. Ich bekom­me einen sehr per­sön­li­chen Ein­blick in den bis­he­ri­gen Wer­de­gang, wie er sich hoch­kämpf­te und wie er schluss­end­lich dazu kam, sei­nem Vater zu vergeben.

Danach schließt der Track mit einem ein­fa­chem "All das mach­te mich zu Dan­te" und dann kom­men noch eini­ge Sekun­den, in denen das Sam­ple zu einem ein­drucks­vol­le­ren Gesang Fahrt auf­nimmt. Und jedes Mal den­ke ich – so trau­rig es ist: Ein Glück, dass all die­se Erfah­run­gen die­sen auf­stre­ben­den Künst­ler zu Dan­te gemacht haben. Denn mit sei­ner sono­ren Stim­me und den tief­ge­hen­den Tex­ten steht ihm, wenn er so wei­ter macht, noch viel in sei­ner Kar­rie­re bevor.

(Lukas Päck­ert)