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Plattenkiste

Bruno Kawelke – Monet

Egal, ob Album, Gratis-​Mixtape oder Lieb­lings­song – in unse­rer "Plat­ten­kis­te" stel­len wir Euch regel­mä­ßig die Per­len unse­rer redak­ti­ons­in­ter­nen Samm­lun­gen vor. Die­ses Mal: Bru­no Kawel­ke mit "Monet".

"Was?! Du kennst das nicht? Sekun­de, ich such' dir das mal raus." Und schon öff­net sich die Plat­ten­kis­te. Wer kennt die­sen Moment nicht? Man redet über Musik und auf ein­mal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzu­fan­gen weiß. Und plötz­lich hagelt es Lob­prei­sun­gen, Hass­ti­ra­den oder Anek­do­ten. Gera­de dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwär­men ver­fällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das The­ma wich­tig ist, bit­tet man nicht all­zu sel­ten um eine Kost­pro­be. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Per­son so sehr am Her­zen zu lie­gen scheint. In die­sem Fall – was uns so sehr am Her­zen liegt: Ein Aus­zug aus der Musik, mit der wir etwas ver­bin­den, die wir fei­ern, die uns berührt. Ein Griff in unse­re Plat­ten­kis­te eben.

 

"Sei­ne Tracks sind jedes mal [sic] so gut und clean pro­du­ziert, holy shit", schreibt ein User auf red­dit. Und wie Recht er hat – doch von vor­ne. Wir alle ken­nen ver­mut­lich Jan Kawel­ke, den Musik­jour­na­lis­ten, vom Pod­cast "Machia­vel­li – Rap & Poli­tik". Und ja, es ist das letz­te Mal, dass die­se Ver­bin­dung erwähnt wer­den muss, da Jan nun nicht mehr nur Jan, son­dern auch Bru­no heißt und ganz wun­der­ba­re Musik macht.

Lan­ge konn­te man sich von sei­nem Talent, zu schrei­ben und zu dich­ten, auf sei­ner Instagram-​Seite berüh­ren las­sen. Vor etwa neun Mona­ten begann er dann, als "Bru­no Kawel­ke" ganz außer­ge­wöhn­li­che Musik zu ver­öf­fent­li­chen. Außer­ge­wöhn­lich, weil sie zumin­dest für mich nicht zu 100 Pro­zent greif­bar ist. Ein biss­chen poe­tisch und an Gedich­te ange­lehnt. Ein biss­chen Gesang. Und teils auch ein biss­chen Rap. Doch, wie auch immer man das Gan­ze beti­teln möch­te: Sei­ne Musik berührt mich sehr. Die Sät­ze dabei her­vor­ra­gend auf den Punkt for­mu­liert und die Pro­duk­tio­nen von moran, na ja, "so gut und clean pro­du­ziert – holy shit". Was die bei­den da zusam­men zau­bern, gibt mir das Gefühl, dass kei­ne ande­re Kom­bi­na­ti­on für genau die­se Art Musik bes­ser pas­sen könnte.

Die­se Art Musik, die ganz klei­ne Momen­te bis ins noch viel klei­ne­re Detail beschreibt. Die Gedan­ken und Gefüh­le so ver­dammt gut in Wor­te fas­sen kann, wie hier auf "Monet": "Wir ste­hen im Was­ser, die Gischt küsst unse­re Füße. Woll­ten nicht ins Meer, aber im Meer gewe­sen sein." Oder: "Die Son­ne legt all ihre Klei­der auf die See – und ich ver­ste­he Clau­de Monet. Uns feh­len die Namen für die Far­ben. Und die Far­ben, die wir sehen, kann kein Pin­sel jemals malen. Und doch siehst du was ich seh'."

Das Meer als Motiv fin­det sich in eini­gen Tracks wie­der, so zum Bei­spiel auch in "Pol­len", einem der ers­ten Songs, die Bru­no ver­öf­fent­lich­te. Und einer, der sich wie­der­um kom­plett anders anfühlt, ganz gegen­tei­lig zum Som­mer­nachts­vi­be von Monet. Viel här­ter instru­men­tiert, weni­ger hoff­nungs­voll, aber nicht min­der aus­drucks­stark und pointiert.

Doch: Da ich nicht halb so gut wie Bru­no Kawel­ke in sei­nen Tex­ten beschrei­ben kann, was ich wie­der­um bei sei­ner Musik emp­fin­de, wür­de ich vor­schla­gen, dem­nächst mal ein paar Minu­ten abend­li­che Ruhe zu fin­den und in sei­ne Tracks rein­zu­hö­ren. Pas­send zu den hei­ßen Tagen bit­te als ers­tes in "Monet". Und sich vom Som­mer­nachts­vi­be kurz ein wenig davon­tra­gen zu lassen.

(Flo­rence Bader)