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Kommentar

Fatman Scoop: ein Nachruf

An die­ser Stel­le möch­ten wir an den Hype Man und DJ Fat­man Scoop erin­nern, der am 30. August 2024 von uns gegan­gen ist. Der Musi­ker hat­te bereits in den 90ern gro­ßen Ein­fluss auf die Ver­brei­tung von Rap als Pro­mo­ter und Radio-Moderator.

You can do some­thing posi­ti­ve in a nice area and that's cool.
But when you do it in the hood, thats crazy!

Am 30. August 2024 brach Fat­man Scoop, Hype Man, DJ und Rap­per, bei einem Live-​Auftritt auf der Büh­ne zusam­men und ver­starb kurz dar­auf völ­lig uner­war­tet. Isaac Free­man III, wie der Musi­ker bür­ger­lich hieß, wur­de nur 53 Jah­re alt. Abseits sei­ner prä­gnan­ten Stim­me hat­te der Musi­ker auch als Pro­mo­ter, Pro­du­cer und Radio-​Moderator erheb­li­chen Ein­fluss auf die Musikszene.

In ers­ter Linie ver­bin­den die meis­ten Scoop mit sei­nen legen­dä­ren Shouts auf etli­chen Club­songs und Remi­xen, die über­wie­gend Ende der 90er und in den 2000ern ent­stan­den. Er mach­te sich aller­dings bereits zuvor in ande­rer Funk­ti­on in der Rap­sze­ne einen Namen. Sei­nen Künst­ler­na­men erhielt er schon im Kin­des­al­ter von sei­nem Onkel Jack auf­grund sei­ner Vor­lie­be für Eis­creme. Anfang der 90er arbei­te­te er unter ande­rem als Pro­mo­ter für die HipHop-​Labels Che­mis­try und Tom­my Boy. Für letz­te­res wur­de er zudem ein tra­gen­des Wer­be­ge­sicht. Ende der 90er begann er als Radio-​Moderator und -DJ bei dem legen­dä­ren Sen­der Hot 97 zu arbei­ten und sorg­te für stei­gen­de Ein­schalt­quo­ten. Dort über­nahm er zwi­schen­zeit­lich unter ande­rem die belieb­te Mor­ning­show. Zudem zähl­ten sei­ne Sen­dun­gen zu den ers­ten, die zusätz­lich in Video­form fest­ge­hal­ten wurden.

2003 lan­de­te "Be Faithful", sein größ­ter Hit, auf Platz eins der Single-​Charts in Groß­bri­tan­ni­en und wur­de dort zudem mit Gold aus­ge­zeich­net. Der Song, der zusam­men mit den Pro­du­cern Crook­lyn Clan ent­stand, war zu die­sem Zeit­punkt alles ande­re als neu und wur­de in den USA das ers­te Mal bereits 1999 ver­öf­fent­licht. Um jedoch alle Samples zu klä­ren, dar­un­ter unter ande­rem Songs von Black Sheep, Faith Evans, Jay-​Z und Naugh­ty by Natu­re, ver­zö­ger­te sich die inter­na­tio­na­le Ver­öf­fent­li­chung um eini­ge Jah­re. Der Auf­wand soll­te sich loh­nen: "Be Faithful" lan­de­te in über zehn Län­dern in den Charts.

Spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt war die inter­na­tio­na­le Musik­sze­ne heiß auf Kol­la­bo­ra­tio­nen mit dem Hype Man und Party-​Rapper aus New York. 2005 ver­edel­te er mit sei­ner Stim­me den Mis­sy Elliott-​Hit "Lose Con­trol" und gewann mit ihr und Cia­ra 2006 einen Gram­my für das bes­te Musik­vi­deo. Auch in Deutsch­land erfreu­te sich der Musi­ker gro­ßer Beliebt­heit und so sicher­ten sich unter ande­rem die Mas­si­ven Töne und Kool Savas in den 2000ern ein Fea­ture mit ihm.

Neben sei­nen musi­ka­li­schen Tätig­kei­ten tauch­te Scoop immer wie­der in ver­schie­de­nen TV-​Formaten auf und star­te­te wäh­rend der Pan­de­mie einen eige­nen Pod­cast. Bis zuletzt war er durch­gän­gig damit beschäf­tigt, Songs mit ande­ren Musiker:innen zu pro­du­zie­ren und live auf­zu­tre­ten. Mit sei­ner posi­ti­ven Grund­stim­mung über­zeug­te der DJ nicht nur sei­ne Fans und die welt­wei­te Par­ty­sze­ne, son­dern steck­te eben auch sei­ne Kolleg:innen immer wie­der an, wenn es dar­um ging, eine Par­ty­stim­mung zu erzeu­gen. Kein Wun­der also, dass sich die Lis­te sei­ner Fea­tures wie das "Who's who" der Rap­sze­ne liest: unter ande­rem Bone Thugs-​N-​Harmony, Pit­bull, Sean Paul, Smi­no, Tech N9ne und Tim­ba­land lie­ßen sich ihre Tracks von ihm mit sei­ner legen­dä­ren Stim­me und Ener­gie ver­edeln. Zudem pro­du­zier­te er immer wie­der Remi­xe von Klas­si­kern und sam­pel­te sich quer durch die HipHop-Geschichte.

Über zwei Deka­den drück­te er der inter­na­tio­na­len Musik- und Club­sze­ne in ver­schie­de­nen Funk­tio­nen sei­nen Stem­pel auf und zau­ber­te vie­len Men­schen ein Lächeln ins Gesicht. Spä­tes­tens wenn irgend­wo "Get your hands up!" ertönt, wird man sich immer wie­der an Fat­man Scoop erin­nern. Selbst am Tag, an dem der Musi­ker auf der Büh­ne tra­gi­scher­wei­se zusam­men­brach, erschie­nen zwei neue Songs mit sei­ner Betei­li­gung. Viel­leicht waren die berühm­ten letz­ten Wor­te des zwei­fa­chen Vaters on Stage nicht zufäl­lig: "If you came to par­ty, make some noi­se." Denn sein Mot­to, das Leben zu zele­brie­ren und als eine Par­ty zu betrach­ten, wird in sei­ner Musik ewig bestehen bleiben.

(Alec Weber)
(Titel­bild von Dani­el Fersch)