Die Kurdenproblematik ist bisschen komplizierter, als dass man es mit einer Unabhängigkeitsbestrebung einfach abtun kann.
Man muss bei der Diskussion erstmal "die Kurden" von der "PKK" trennen. Die Kurden haben alles Recht der Welt den türkischen Staat regelrecht zu hassen. Was die türkische Regierung mit den Kurden gemacht hat, ist jenseits von Gut und Böse. In diesem Zuge ist sogar die Gründung einer terroristischen Guerilla-Kampftruppe verständlich. Wenn du ein Volk lang genug unterdrückst, werden die sich irgendwann wehren - zu recht. Jedoch ist die PKK in den letzten 20 Jahren ja keine Organisation mehr gewesen, die nach mehr Rechten verlangt. Mittlerweile ist sie eine weltweit agierende terroristische Organisation, die den türkischen Staat bei jeder Gelegenheit erpresst. Selbst eine Waffenruhe ist eben nicht genug. Die PKK braucht nur ankündigen, dass sie in einer türkischen Metropole einen Anschlag verüben werden und die türkische Tourismusbranche - eine der Haupteinnahmequellen der Türkei - steht kurz vor einer Krise.
Darüber hinaus war die PKK ab einem Zeitpunkt auch nicht mehr auf Frieden aus. Im Zuge der Annäherung des türkischen Staates an die kurdische Bevölkerung wurden zahlreiche Lehrer in den Osten des Landes geschickt um dort den Bildungsstand zu heben, es wurde versucht Fabriken im Osten des Landes aufzubauen, damit die Leute dort Arbeit finden. Die Antwort der PKK war, dass sie zahlreiche Lehrer ermordet haben, um die Kurden davon abzuhalten sich dem türkischen Staat anzunähern. Sprengstoffanschläge auf Fabriken, sollten dafür sorgen, dass der status quo gewahrt bleibt. Die Logik dahinter ist einfach: Je verzweifelter das Volk ist, desto anfälliger sind sie für Extremismus. Problem mittlerweile: Die Kurden sind bei weitem nicht mehr so leicht zu Radikalisieren wie zu Anfang. Viele Kurden hat es in die westlichen Städte gezogen, wo sie auch die gleichen Chancen hatten wie der Rest der Bevölkerung (mehr oder weniger). Warum soll also ein erfolgreicher Kurde, der in Istanbul ein mittelständisches Leben führt plötzlich die Waffe in die Hand nehmen und gegen den türkischen Staat kämpfen? Eben.
Der Strategiewechsel der PKK Ende der 90er war es dann, Kinder und Jugendliche ab einem gewissen Alter zu entführen und sie zu Kämpfern auszubilden. Der türkische Staat war schon immer im Osten der Türkei machtlos, weil dort keine Ämter oder Behörden das Sagen hatten, sondern sogenannte Esirets. Dies sind meistens Großgrundbesitzer, die durch ihren Besitz ganze Dörfer kontrollieren. Das alles zu erklären ist jetzt viel zu mühselig und sehr kompliziert. Ich blicke selber nicht ganz durch und ich hab mich mit dem Thema mal befasst.
Punkt ist aber, dass die Entstehung der PKK durchaus verständlich ist, aber sie über die Jahre ihre Legitimation verloren haben, was sich vor allem durch die Abnahme an Sympathisanten unter den Kurden bemerkbar gemacht hat. Die PKK genauso wie der syrische Ableger sind eine Terrororganisation. Es ist hahnebüchen zu behaupten, dass das Rebellen sind, wie viele deutsche Medien es gerne gebetsmühlenartig wiederholen. Das entspricht einfach nicht (MEHR) der Wahrheit. Die Kritik daran, dass die Türkei PKK Stellungen bombadiert ist aus strategischen Gründen vollkommen richtig, aber nicht aus sicherheitstechnischer oder demokratischer oder was weiß ich was Sicht. Die Türkei hat das Recht und gar die Pflicht Terrororganisationen entsprechend zu bombadieren.
Meine persönliche Meinung hingegen ist, dass man die PKK niemals mittels Militärschlägen besiegen wird. Dies geht nur über politische Zugeständnisse, so dass sich noch mehr Kurden von ihnen abwenden.