Carter Smith macht es dem Zuschauer nicht leicht, lässt er "Ruinen" doch wie einen x-beliebigen neuzeitlichen Horrorfilm beginnen. Schnöselige Studenten, die ihre Ferien am Strand verbringen. Sonne, Schnaps und Sex. Dies führt zu dem Impuls die Bande einfach im Pool der Hotelanlage ertränken zu wollen, bevor sie auch nur in die Nähe des Maya-Tempels mit dem urzeitlichen Geheimnis kommt.
Doch Durchhalten wird belohnt, denn Smith inszeniert stimmungsvoll und gekonnt, wenn auch in konventionellen Bahnen. Er hat ein Gespür für spannende Szenen und das Maya-Setting ist bei weitem nicht so ausgelutscht wie diverse Sommercamps an diversen Seen. Außerdem gibt es hier nicht nur eine externe, nicht-menschliche Bedrohung, sondern auch die Gruppe unter sich und die Ureinwohner des Dschungels stellen eine Gefahr dar.
In Deutschland wurde nur die R-Rated-Fassung veröffentlicht, die etwas weniger Gewalt und ein positiveres Ende als die Unrated-Fassung enthält, aber trotzdem nicht mit sehr rohen und brutalen Szenen geizt. Bei der FSK würfelte man an diesem Tag die Freigaben mal wieder aus, anders kann man sich nicht erklären, dass "Ruinen" mit einer FSK 16 durchkam und man dem völlig harmlosen Remake von "My Bloody Valentine 3D" die Freigabe verweigerte. Später sollte dieser von der BPjM sogar auf Liste B indiziert werden.
Neben Kopfschüssen und Penetrationen durch Pfeil und Bogen, fährt "Ruinen" auch einen gebrochenen Rücken, eine fiese Fleischwunde, eine sehr harte Amputation und diverse Schlitzereien auf. Gorehounds dürfen sich freuen: Größtenteils handgemacht suppt das Blut der Protagonisten in, auf und um den Tempel herum in den Boden ein.
Ohne spoilern zu wollen, muss ich aber auf einen groben Schnitzer hinweisen, der viel von der Atmosphäre von "Ruinen" kaputt macht: Zu ihrer Unterhaltung spielen an diesem Abend nämlich Bo Delaire & The Chanting Flowers Of Evil am Fuße der Pyramide. Das urzeitliche Böse sollte manchmal besser einen Imageberater konsultieren. 6,5/10