"Kindern erzählt man Geschichten zum einschlafen - Erwachsenen, damit Sie aufwachen"

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Vielleicht hat hier noch jemand ein Faible für schöne Parabeln. Inspiriert wurde ich durch das hervorragende Buch "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte" von Jorge Bucay


Ich starte mal mit zwei kurzen Geschichten:

Eines Tages saß Diogenes auf der Schwelle irgendeines Hauses und aß einen Teller Linsen. In ganz Athen gab es kein billigeres Essen als dieses Linsengericht.
Anders gesagt, einen Teller Linsen zu essen bedeutete, daß man sich in einer äußerst prekären Situation befand. Ein Minister des Kaisers sagte zu ihm: "Wie bedauerlich für dich, Diogenes! Wenn du lernen würdest etwas unterwürfiger zu sein und dem Kaiser ein bißchen mehr zu schmeicheln, müßtest du nicht soviele Linsen essen."
Diogenes hörte auf zu essen, hob den Blick, sah den wohlhabenden Gesprächspartner fest an und antwortete: "Bedauerlich für dich, Bruder. Wenn du lernen würdest ein paar Linsen zu essen, müßtest du nicht so unterwürfig sein und dem Kaiser ständig schmeicheln."

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Von Diogenes erzählt man, dass er in Lumpen gekleidet durch die Straßen von Athen ging und in den Hausfluren schlief.
Man sagt, daß eines Morgens, als Diogenes noch schlaftrunken im Hausflur seiner nächtlichen Schlafstelle lag, ein wohlhabender Grundbesitzer dort vorüberging. "Guten Tag", sagte der Herr.
"Guten Tag", antwortete Diogenes.
"Ich hatte eine sehr erfolgreiche Woche, und deshalb bin ich gekommen, um dir diesen Geldbeutel zu geben."
Diogenes sah ihn schweigend an, ohne sich zu rühren.
"Nimm ihn, es ist ohne Hintergedanken. Das Geld gehört mir, und ich gebe es dir, ich weiß, daß du es nötiger hast als ich."
"Hast du noch mehr davon?" fragte Diogenes.
"Natürlich", antwortete der Reiche, "viel mehr."
"Und du möchtest nicht noch mehr haben als du bereits besitzt?"
"Natürlich hätte ich gern mehr."
"Dann behalt dein Geld, denn du hast es nötiger als ich."
 
Fürchte den Regen nicht
Man muss "die Lektion des Platzregens" verstehen. Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles.
 
Fürchte den Regen nicht
Man muss "die Lektion des Platzregens" verstehen. Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles.

Aus Ghost Dog bzw. aus dem Hagakure, oder? Könnte aber auch das Motto für das Überleben in Hamburg sein;)
 
»Meister, ich bin gekommen, weil ich mich so wertlos fühle, daß ich überhaupt nichts mit mir anzufangen weiß. Man sagt, ich sei ein Nichtsnutz, was ich anstelle, mache ich falsch, ich sei ungeschickt und dumm dazu. Meister, wie kann ich ein besserer Mensch werden? Was kann ich tun, damit die Leute eine höhere Meinung von mir haben?«
Ohne ihn anzusehen, sagte der Meister: »Es tut mir sehr leid, mein Junge, aber ich kann dir nicht helfen, weil ich zuerst mein eigenes Problem lösen muß. Vielleicht danach …«
Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Wenn du zuerst mir helfen würdest, könnte ich meine Sache schneller zu Ende bringen und mich im Anschluß eventuell deines Problems annehmen.«
»S … sehr gerne, Meister«, stotterte der junge Mann und spürte, wie er wieder einmal zurückgesetzt und seine Bedürfnisse hintangestellt wurden.
»Also gut«, fuhr der Meister fort. Er zog einen Ring vom kleinen Finger seiner linken Hand, gab ihn dem Jungen und sagte: »Nimm das Pferd, das draußen bereitsteht, und reite zum Markt. Ich muß diesen Ring verkaufen, weil ich eine Schuld zu begleichen habe. Du mußt unbedingt den bestmöglichen Preis dafür erzielen, und verkauf ihn auf keinen Fall für weniger als ein Goldstück. Geh und kehr so rasch wie möglich mit dem Goldstück zurück.«
Der Junge nahm den Ring und machte sich auf den Weg. Kaum auf dem Markt angekommen, pries er ihn den Händlern an, die ihn mit einigem Interesse begutachteten, bis der Junge den verlangten Preis nannte.
Als er das Goldstück ins Spiel brachte, lachten einige, die anderen wandten sich gleich ab, und nur ein einziger alter Mann war höflich genug, ihm zu erklären, daß ein Goldstück viel zu wertvoll sei, um es gegen einen Ring einzutauschen. Entgegenkommend bot ihm jemand ein Silberstück an, dazu einen Kupferbecher, aber der Junge hatte die Anweisung, nicht weniger als ein Goldstück zu akzeptieren, und lehnte das Angebot ab.
Nachdem er das Schmuckstück jedem einzelnen Marktbesucher gezeigt hatte, der seinen Weg kreuzte –und das waren nicht weniger als hundert –, stieg er, von seinem Mißerfolg vollkommen niedergeschlagen, auf sein Pferd und kehrte zurück.
Wie sehr wünschte sich der Junge, ein Goldstück zu besitzen, um es dem Meister zu überreichen und ihn von seinen Sorgen zu befreien, damit der ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte.
Er betrat das Zimmer.
»Meister«, sagte er, »es tut mir leid. Das, worum du mich gebeten hast, kann ich unmöglich leisten. Vielleicht hätte ich zwei oder drei Silberstücke dafür bekommen können, aber es ist mir nicht gelungen, jemanden über den wahren Wert des Ringes hinwegzutäuschen.«
»Was du sagst, ist sehr wichtig, mein junger Freund«, antwortete der Meister mit einem Lächeln. »Wir müssen zuerst den wahren Wert des Rings in Erfahrung bringen. Steig wieder auf dein Pferd und reite zum Schmuckhändler. Wer könnte den Wert des Rings besser einschätzen als er? Sag ihm, daß du den Ring verkaufen möchtest, und frag ihn, wieviel er dir dafür gibt. Aber was immer er dir auch dafür bietet: Du verkaufst ihn nicht. Kehr mit dem Ring hierher zurück.«
Und erneut machte sich der Junge auf den Weg.
Der Schmuckhändler untersuchte den Ring im Licht einer Öllampe, er besah ihn durch seine Lupe, wog ihn und sagte:
»Mein Junge, richte dem Meister aus, wenn er jetzt gleich verkaufen will, kann ich ihm nicht mehr als achtundfünfzig Goldstücke für seinen Ring geben.«
»Achtundfünfzig Goldstücke?« rief der Junge aus.
»Ja«, antwortete der Schmuckhändler. »Ich weiß, daß man mit etwas Geduld sicherlich bis zu siebzig Goldstücke dafür bekommen kann, aber wenn es ein Notverkauf ist …«
Aufgewühlt eilte der Junge in das Haus des Meisters zurück und erzählte ihm, was geschehen war.
»Setz dich«, sagte der Meister, nachdem er ihn angehört hatte. »Du bist wie dieser Ring: ein Schmuckstück, kostbar und einzigartig. Und genau wie bei diesem Ring kann deinen wahren Wert nur ein Fachmann erkennen. Warum irrst du also durch dein Leben und erwartest, daß jeder x-beliebige um deinen Wert weiß?«
Und noch während er dies sagte, streifte er sich den Ring wieder über den kleinen Finger der linken Hand.
 
:thumbsup:

Hab demletzt auch mal ein Buch gelesen mit lauter solch "lehrreichen" Kurzgeschichten.

Poste mal ein ;)

Fürchte den Regen nicht
Man muss "die Lektion des Platzregens" verstehen. Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles.

Kurz und knapp aber sehr gut. :)
 
Bissl länger diesmal ;)



Im gesamten Dorf gab es keinen Beruf, der schlechter bezahlt und angesehen war als der des Freudenhausportiers... Aber was hätte dieser Mann denn sonst tun sollen?Fakt war, dass er nie schreiben oder lesen gelernt und auch nie eine andere Tätigkeit oder einen anderen Beruf ausgeübt hatte. Er war zu dem Posten gekommen, weil auch schon sein Vater Portier dieses Freudenhauses gewesen war, und vor ihm dessen Vater. Jahrzehntelang war das Freudenhaus von den Händen der Väter in die Hände der Söhne übergegangen, und so auch der Posten des Portiers. Eines Tages starb der alte Freudenhausbesitzer, und ein ehrgeiziger, kreativer junger Mann mit Unternehmergeist wurde zum neuen Geschäftsführer ernannt. Der junge hatte vor, den Laden zu modernisieren.
Er renovierte die Zimmer und bestellte anschliessend die Belegschaft zu sich, um sie neu einzuweisen. Dem Portier sagte er: «Ab heute werden Sie neben Ihrer Arbeit an der Tür jede Woche einen Bericht für mich schreiben. Darin notieren Sie die Anzahl der Paare, die uns Tag für Tag besuchen. Jedes fünfte Pärchen fragen Sie, wie es mit seiner Bewirtung zufrieden war und ob es Vorschläge zur Verbesserung hat. Einmal pro Woche legen Sie mir diesen Bericht mit Ihrer Auswertung vor.»
Der Portier zitterte. Noch niemals hatte es ihm an Arbeitswillen gemangelt, jedoch ... «So gern ich Ihnen diesen Wunsch auch erfüllen würde», stammelte er, «aber ich ... ich kann weder lesen noch schreiben.»
«Oh, das ist bedauerlich. Sie werden verstehen, dass ich mir allein für diese Tätigkeit keinen zusätzlichen Angestellten leisten kann, und genauso wenig kann ich von Ihnen verlangen, dass Sie schreiben lernen, daher ...»
«Aber, Herr Geschäftsführer, Sie können mich nicht einfach auf die Strasse setzen. Ich habe mein ganzes Leben lang hier gearbeitet, genau wie vor mir mein Vater und mein Grossvater...»
Der Geschäftsführer liess ihn gar nicht ausreden. «Ich verstehe Sie ja, aber ich kann leider nichts für Sie tun. Natürlich bekommen Sie eine Abfindung, das heisst, eine Summe, die Ihnen hilft, über die Runden zu kommen, bis Sie eine neue Stelle gefunden haben. Es tut mir sehr leid. Ich wünsche Ihnen alles Gute.»
Und ohne ein weiteres Wort kehrte er ihm den Rücken zu und ging.
Für den Mann brach eine Welt zusammen. Nie hätte er sich träumen lassen, je in eine solche Situation zu geraten. Er kam nach Hause und war das erste Mal in seinem Leben arbeitslos. Was sollte er tun?
Er erinnerte sich daran, wie er manchmal im Freudenhaus, wenn ein Bett kaputtgegangen war oder der Fuss an einem Schrank wackelte, sich der Sache angenommen und sie provisorisch und schnell mit Hammer und Nagel repariert hatte: Das könnte eine vorübergehende Beschäftigung für ihn sein, bis ihm jemand eine neue Stelle anbot.
Im ganzen Haus suchte er nach geeignetem Werkzeug, fand aber nur ein paar rostige Nägel und eine schartige Zange. Er musste einen kompletten Werkzeugkasten anschaffen, und dafür würde er einen Teil seiner Abfindung einsetzen. Kurz vor der Haustür fiel ihm ein, dass es in seinem Dorf gar keine Eisenwarenhandlung gab und dass er einen zweitägigen Ritt auf seinem Maultier auf sich nehmen musste, um in das Dorf zu gelangen, in dem er seine Einkäufe tätigen konnte. «Was hilft's?» dachte er und machte sich auf den Weg.
Bei seiner Rückkehr trug er einen wunderbar sortierten Werkzeugkasten bei sich. Er hatte sich die Stiefel noch nicht ausgezogen, da klingelte es an seiner Haustür: Es war sein Nachbar.
«Ich wollte fragen, ob Sie nicht einen Hammer hätten, den Sie mir eventuell leihen könnten.»
«Nun, ich habe mir gerade einen gekauft, aber den brauch ich selbst, damit ich arbeiten kann, ich habe nämlich meine Stelle verloren.»
«Ich verstehe, aber ich würde ihn gleich morgen früh zurückbringen.»
«Also gut.»
Am nächsten Morgen klingelte der Nachbar wie versprochen an der Tür.
«Hören Sie, ich bräuchte den Hammer noch. Könnten Sie ihn mir nicht verkaufen?»
«Nein, ich brauche ihn selbst, für meine Arbeit, und ausserdem ist die nächste Eisenwarenhandlung zwei Tagesreisen mit dem Maultier entfernt.»
«Vielleicht kommen wir ins Geschäft», sagte der Nachbar. «Ich zahle Ihnen die zwei Tage An- und Abreise plus den Preis für den Hammer. Sie sind doch arbeitslos und haben die nötige Zeit. Was halten Sie davon?»
Er machte sich klar, dass das vier Tage Beschäftigung bedeutete – und nahm den Auftrag an.
Bei seiner Rückkehr wartete ein anderer Nachbar vor seiner Tür.
«Hallo, Herr Nachbar, Sie haben doch unserem Freund einen Hammer geliehen.»
«Ja...»
«Ich brauche ein paar Werkzeuge. Ich bin bereit, Ihnen vier Tagesreisen und eine kleine Gewinnspanne für jedes einzelne Stück zu zahlen. Denn es liegt ja auf der Hand, dass nicht jeder von uns vier Tage Zeit zum Einkaufen hat.»
Der ehemalige Portier öffnete seinen Werkzeugkasten, und sein Nachbar suchte sich eine Schraubzwinge, einen Schraubenzieher, einen Hammer und einen Meissel heraus. Er zahlte und ging.
«Nicht jeder von uns hat vier Tage Zeit zum Einkaufen», die Worte klangen ihm noch im Ohr.
Wenn das so war, könnte es noch viele andere Menschen geben, denen daran gelegen war, dass er sich auf die Reise machte, um Werkzeug einzukaufen.
Bei seiner nächsten Reise beschloss er, einen Teil seiner Abfindungssumme zu investieren und noch mehr Werkzeug zu erwerben, als er bereits verkauft hatte. So könnte er Reisezeit einsparen.
Es sprach sich bald im Viertel herum, und immer mehr Nachbarn beschlossen, nicht mehr selbst zum Einkaufen ins Nachbardorf zu gehen. Einmal pro Woche machte sich der frischgebackene Werkzeugverkäufer auf die Reise, um Einkäufe für seine Kunden zu erledigen. Dann wurde ihm klar, dass er, wenn er einen Raum fände, in dem er seine Werkzeuge lagern könnte, noch mehr Reisen einsparen und so noch mehr Geld verdienen würde. Also mietete er einen Laden an.
Er vergrösserte den Geschäftseingang, und ein paar Wochen später fügte er einen Lagerraum hinzu. Auf diese Weise wurde der Laden die erste Eisenwarenhandlung im Dorf.
Alle waren zufrieden und kauften bei ihm ein.
Jetzt brauchte er nicht mehr zu reisen: Die Eisenwarenhandlung im Nachbardorf lieferte seine Bestellungen an, denn er war ein guter Geschäftspartner.
Mit der Zeit beschlossen alle Kunden in den umliegenden kleinen Dörfern, ihre Eisenwaren bei ihm zu kaufen und somit die zwei Tagesreisen einzusparen.
Irgendwann hatte er die Idee, dass sein Freund, der Schmied, ihm die Hammerköpfe anfertigen könnte. Und dann, warum nicht?, auch die Zangen, Zwingen und Meissel. Später kamen noch Schrauben und Nägel hinzu.
Um die Geschichte abzukürzen: Innerhalb von zehn Jahren hatte es dieser Mann durch Aufrichtigkeit und Fleiss zum millionenschweren Eisenwarenproduzenten gebracht und war zum einflussreichsten Unternehmer der Region geworden.
So einflussreich war er, dass er eines Tages zu Beginn des Schuljahres beschloss, seinem Dorf eine Schule zu stiften: Neben Lesen und Schreiben unterrichtete man dort die Künste und lehrte die nützlichsten Handwerksberufe.
Der Bürgermeister und der Gemeindevorsteher organisierten ein grosses Fest zur Schuleinweihung und ein offizielles Abendessen zu Ehren ihres Stifters.
Beim Nachtisch überreichte der Gemeindevorsteher die Stadtschlüssel, und der Bürgermeister umarmte ihn und sagte: «Voller Stolz und Dankbarkeit bitten wir Sie, uns die Ehre zu erweisen und sich auf der ersten Seite des Goldenen Buchs der neuen Schule einzutragen.»
«Die Ehre wäre ganz auf meiner Seite», sagte der Mann. «Nichts täte ich lieber, als dort zu unterzeichnen, aber leider kann ich weder lesen noch schreiben: Ich bin Analphabet.»
«Sie?» sagte der Bürgermeister, der es nicht glauben konnte. «Sie können weder lesen noch schreiben? Sie haben ein Industrieimperium aus der Taufe gehoben, ohne lesen und schreiben zu können? Da staune ich aber. Und frage mich, was Sie wohl erst erreicht hätten, hätten Sie lesen und schreiben gekonnt.»
«Das kann ich Ihnen sagen», antwortete der Mann ruhig. «Hätte ich lesen und schreiben gekonnt, wäre ich noch immer Portier im Freudenhaus!»
 
Eine indianische Legende besagt, an einem Abend vor dem Lagerfeuer erzählte ein alter Cherokee Indianer seinem Enkel die Geschichte über den Kampf der in allen Menschen vorgeht. Er sagte:

„Mein Sohn, der Kampf zwischen zwei Wölfe findet in uns allen statt. Einer ist das Böse. Es ist Zorn, Neid, Eifersucht, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Missgunst, Minderwertigkeit, Lügen, falscher Stolz, Überheblichkeit und Egoismus.

Der andere ist das Gute. Es ist Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Bescheidenheit, Güte, Nächstenliebe, Mitgefühl, Grosszügigkeit, Wahrheit, Einfühlungsvermögen und Glaube.“

Der Enkel dachte für einen Moment darüber nach und fragte den Grossvater:

„Welcher Wolf gewinnt?“

Der alte Indianer antwortete:

„Der den du mit Futter versorgst.“
 
Die Geschichte von zwei Freunden, die in der Wüste wanderten.

Irgendwann haben Sie gestritten und einer hat dem anderen eine Ohrfeige gegeben.

Dies tat dem anderen weh, er sagte jedoch nichts.

Er schrieb nur in den Sand: ‘Heute hat mir mein bester Freund eine Ohrfeige gegeben‘.

Sie liefen weiter bis zu einer Oase, wo Sie badeten.

Derjenige, der die Ohrfeige bekommen hatte, wäre ertrunken, wenn sein Freund ihn nicht gerettet hätte.

Als er sich erholt hatte, schrieb er auf einen Stein: ‘Heute hat mir mein bester Freund das Leben gerettet‘.

Derjenige, der die Ohrfeige gegeben und das Leben seines Freundes gerettet hatte, fragte ihn: ‘Als ich Dich verletzt habe, hast Du in den Sand geschrieben und jetzt hast Du auf den Stein geschrieben. Warum?‘

Sein Freund antwortete: ‘Wenn jemand uns verletzt, müssen wir in den Sand schreiben, wo die Winde der Vergebung es tilgen können. Jedoch wenn jemand etwas Gutes für uns tut, müssen wir es in den Stein einprägen damit kein Wind es radieren kann‘.

Lerne Deine Verletzungen in den Sand zu schreiben und Deine Befriedigungen in den Stein zu prägen!
 
Das ist irgendwie schwul....

Kannst du genauer erklären was daran schwul ist? Ich verstehe das leider nicht.

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Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mit samt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte.
Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute.
Was hält ihn zurück?
Warum macht er sich nicht auf und da von?
Als Sechs– oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen er klärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil er dressiert sei.
Meine nächste Frage lag auf der Hand: »Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?«
Ich erinnere mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich die selbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten.
Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden:
Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.
Ich schloss die Au gen und stellte mir den wehrlosen neu geborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich zu befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt.
Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten … Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt.
Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann.
Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt.
Und das Schlimme dabei ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat.
Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

»So ist es, Demian. Uns allen geht es ein bisschen so wie diesem Zirkuselefanten: Wir bewegen uns in der Welt, als wären wir an Hunderte von Pflöcken gekettet.
Wir glauben, einen ganzen Haufen Dinge nicht zu können, bloß weil wir sie ein einziges Mal, vor sehr langer Zeit, damals, als wir noch klein waren, ausprobiert haben und gescheitert sind.

Wir haben uns genauso verhalten wie der Elefant, und auch in unser Gedächtnis hat sich die Botschaft eingebrannt: Ich kann das nicht, und ich werde es niemals können.
Mit dieser Botschaft, der Botschaft, dass wir machtlos sind, sind wir groß geworden, und seitdem haben wir niemals mehr versucht, uns von unserem Pflock loszureißen.
Manchmal, wenn wir die Fußfesseln wieder spüren und mit den Ketten klirren, gerät uns der Pflock in den Blick, und wir denken: Ich kann nicht, und werde es niemals können.«
….

Der einzige Weg herauszufinden, ob du etwas kannst oder nicht, ist, es auszuprobieren, und zwar mit vollem Einsatz. Aus ganzem Herzen!«
 
Kannst du genauer erklären was daran schwul ist? Ich verstehe das leider nicht.

Die Metapher ist einfach nur extrem billig.... da kriegt man die Moral ja unter die Nase gerieben wie beim Dirty Sanchez... --> Schwul :oops:

Achso, gehts vielleicht drum, dass ich das Wort schwul negativ besetzt benutzt habe... Verzeihung :rolleyes:
 
Die Metapher ist einfach nur extrem billig.... da kriegt man die Moral ja unter die Nase gerieben wie beim Dirty Sanchez... --> Schwul :oops:

Achso, gehts vielleicht drum, dass ich das Wort schwul negativ besetzt benutzt habe... Verzeihung :rolleyes:

fang halt einfach bitte keinen spamkrieg an, hat doch bisher ganz gut funktioniert der thread.
 
Die Metapher ist einfach nur extrem billig.... da kriegt man die Moral ja unter die Nase gerieben wie beim Dirty Sanchez... --> Schwul :oops:

Achso, gehts vielleicht drum, dass ich das Wort schwul negativ besetzt benutzt habe... Verzeihung :rolleyes:

Ne, ich hatte gedacht du beziehst dich generell auf die Thematik des Threads.

Vielleicht hast du ja Lust uns mit einer teureren Metapher zu erfreuen. :)
 
»Manche Leute sind nicht nur verbohrt, sie lassen sich auch nicht helfen«, beschwerte ich mich. Der Dicke machte es sich in seinem Sessel bequem und erzählte:

Es gab da einmal ein kleines Haus, fast ein kleiner Bauernhof, außerhalb der Stadt. Im vorderen Teil war eine bescheidene Werkstatt mit Maschinen und Werkzeug eingerichtet, im hinteren befanden sich zwei Zimmer, eine Küche und ein provisorisches Bad. Joaquin hatte jedoch keinen Grund sich zu beklagen. Während der letzten beiden Jahre war die Tischlerwerkstatt »Numero sieben« stadtbekannt geworden, und Joaquin verdiente genügend Geld, um nicht auf seine knappen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen. An diesem Morgen stand er wie immer gegen halb sieben auf, um den Sonnenaufgang zu betrachten. Allerdings führte ihn sein Gang heute nicht wie üblich bis zum See, denn auf dem Weg dorthin, gerade einmal zweihundert Meter vom Haus entfernt, stolperte er fast über den zerschundenen Körper eines jungen Mannes. Rasch kniete er sich nieder und legte sein Ohr an dessen Brust...Ganz tief im Inneren hörte er ein Herz pochen, das sich mühte, den Rest von Leben zu erhalten, der in diesem schmutzigen und nach Blut, Dreck und Alkohol riechenden Körper noch vorhanden war. Joaquin ging eine Schubkarre holen, in der er den Mann transportierte. Zu Hause angekommen, legte er den Körper auf sein Bett, schnitt die zerfetzten Kleider auf und wusch ihn behutsam mit Wasser, Seife und Alkohol. Nicht nur, dass der Junge betrunken war, er war auch übel zugerichtet worden. Er hatte Schnittwunden an den Händen und auf dem Rücken, und sein rechtes Bein war gebrochen. Während der nächsten beiden Tage widmete sich Joaquin der Genesung seines unerwarteten Gastes: Er salbte und verband seine Wunden, schiente das Bein und fütterte ihn löffelweise mit Hühnerbrühe.
Als der Junge erwachte, saß Joaquin an seinem Bett und betrachtete ihn fürsorglich und liebevoll.
»Wie geht es dir?« fragte Joaquin.
»Gut...,glaube ich«, antwortete der Junge und besah seinen wiederhergestellten Körper. »Wer hat sich meiner angenommen?«
»Ich.«
»Warum?«
»Du warst verletzt.«
»Nur deshalb?«
»Nein, auch weil ich ein bisschen Hilfe gebrauchen könnte.«
Und beide lachten herzlich.
Gesunde Ernährung, viel Schlaf und Alkoholverzieht brachten Manuel, so hieß der junge Mann, schnell wieder auf die Beine. Joaquin lag daran, ihn in sein Handwerk einzuweisen, und Manuel war daran gelegen, sich nach Möglichkeit vor der Arbeit zu drücken. Immer wieder versuchte Joaquin jenem vom ausschweifenden Leben mitgenommenen Geist die Vorzüge einer sicheren Arbeit, eines guten Rufes und eines soliden Lebenswandels einzutrichtern. Immer wieder schien Manuel verstanden zu haben, kam aber über kurz oder lang morgens nicht mehr aus dem Bett und vernachlässigte die Pflichten, mit denen ihn Joaquin betraut hatte. Die Monate vergingen, und Manuel war mittlerweile vollständig genesen. Joaquin hatte Manuel das große Zimmer überlassen, eine Teilhaberschaft am Geschäft und den morgendlichen Vortritt im Bad. Im Gegenzug musste ihm der Junge versprechen, sich ganz und gar auf die Arbeit zu konzentrieren. Eines Nachts, während Joaquin bereits schlief, entschied Manuel, sechs Monate Alkoholverzicht seien genug und ein Gläschen im Dorf könne ihm schon nicht schaden. Für den Fall, dass Joaquin in der Nacht aufwachte, versperrte Manuel seine Zimmertür von innen und verließ das Haus durchs Fenster. Die Kerze im Zimmer hatte er brennen lassen, um ihn im Glauben zu wiegen, er sei da. Auf das erste Gläschen folgte das zweite, und darauf das dritte, das vierte und viele andere...

Als die Feuerwehr unter Sirenengeheul an der Bar vorbeiraste, stimmte er gerade mit seinen Zechkumpanen ein Trinklied an. Manuel maß dem Aufruhr keine Bedeutung bei, bis er im Morgengrauen torkelnd zu Hause eintraf und die Leute auf der Straße versammelt sah. Nur ein, zwei Wände, die Maschinen und ein paar Werkzeuge hatten den Brand überstanden. Von Joaquin fand man nichts weiter als vier oder fünf versengte Knochen, die man auf dem Friedhof unter einem Stein begrub, in den Manuel das folgende Epitaph einmeißeln ließ: »Ich werde es tun, Joaquin, ganz sicher, ich tu's!«
Mit viel Mühe baute Manuel die Tischlerei wieder auf. Er war faul, aber geschickt, und das, was er von Joaquin gelernt hatte, half ihm sehr, das Geschäft schnell voranzubringen. Von irgendeinem Ort aus, das spürte er, ruhte Joaquins ermutigendes Auge auf ihm. Manuel gedachte seiner bei jedem freudigen Anlass: bei seiner Hochzeit, bei der Geburt seines ersten Sohnes, beim Kauf seines ersten Autos...

Fünfhundert Kilometer entfernt, fragte sich Joaquin, putzmunter und lebendig, ob es zulässig gewesen sei, zu lügen, zu betrügen und Feuer an das schöne Haus zu legen, nur um diesen jungen Mann zu retten. Er kam zu dem Schluss, dass es das war, und lachte sich ins Fäustchen beim Gedanken daran, dass die Ortspolizei Schweineknochen für seine sterblichen Überreste gehalten hatte. Seine neue Tischlerei war ein bisschen bescheidener ausgestattet als die erste, aber bereits bekannt bei den Leuten im Ort. Sie hieß »Numero acht«.


»Manchmal wird es einem ganz schön schwer gemacht, Demian, einem geliebten Menschen zu helfen. Wenn es aber eine Schwierigkeit gibt, die es wert ist, in Kauf genommen zu werden, dann ist es die, jemand anderem zu helfen. Und das ist keine moralische Verpflichtung oder dergleichen, das ist eine Lebensentscheidung, die jeder trifft, wann und wofür er will. Nach dem, was ich selbst erlebt und gesehen habe, glaube ich, dass ein freier Mensch mit Selbsterkenntnis von sich aus großzügig, solidarisch und liebenswürdig ist und genauso gerne gibt wie er nimmt. Dennoch sollte man Leute, die nichts weiter tun, als Nabelschau zu betreiben, nicht verurteilen: Sie werden schon genügend Probleme mit sich haben. Sobald man sich aber selbst bei schäbigen, armseligen oder kleingeistigen Verhaltensweisen ertappt, nutze man die Gelegenheit und frage sich, was eigentlich los ist. Sicher ist man irgendwo in eine Sackgasse geraten. Einmal schrieb ich:

Ein neurotischer Mensch braucht weder
einen Therapeuten, der ihn heilt,
noch einen Pfarrer, der ihn führt.
Er braucht nur
einen Meister, der ihm zeigt,
an welchem Punkt des Weges er sich verirrt hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der alte Buddhist lebte nun schon viele Jahre alleine mit seinem Sohn in der Hütte.
Im Tal gab es noch ein paar andere Bauern, die nächste Stadt lag fern.
Viel Besitz hatten sie nicht, viel brauchten sie auch nicht, denn das Leben war einfach.
Eine kräftige, zum Reiten gezähmte Stute war ihr ganzer Besitz.
Eines Tages war die Stute verschwunden. Niemand wusste wohin, und die Nachbarn
bedauerten den herben Verlust: „Welch ein Unglück!“ Der alte Mann lächelte nur still und
antwortete: „Ich bin froh,was auch kommt. Ob es Glück ist oder Unglück – weiß man ’s?“
Wenige Tage später kam die Stute zurück. Ihr folgten ein paar wilde Mustangs.
Der Sohn konnte seine Freude gar nicht fassen und fing die schönen Tiere ein.
Die Nachbarn kamen zu Besuch und gratulierten zum guten Ausgang der Geschichte:„Was für ein Glück!“Der Alte jedoch sagte nur fröhlich: „Weiß man ’s?“
Eine Woche später stürzte der Sohn von einem der Mustangs und brach sich das Bein.
Mühsam trug der Vater ihn zur Hütte und versorgte die Verletzung. Die Nachbarn halfen so gut es ging und versuchten zu trösten: „So ein Pech,was euch da zugestoßen ist.“„Weiß man ’s?“,erwiderte der alte Mann mit einem feinen Lächeln.
Noch im selben Monat kamen Offiziere ins Tal, die junge Männer für die Armee
rekrutierten, es wurde Verstärkung gegen einen Überfall von Feinden gebraucht.
Alle jungen Männer aus dem Tal wurden eingezogen und mussten in den Krieg.
Nur den verletzten Sohn des alten Buddhisten ließen die Soldaten in der Hütte zurück.
Die Dorfbewohner fürchteten um das Leben ihrer Söhne, freuten sich aber auch für den alten Mann: „Was für ein Glück!“ Er antwortete: „Weiß man ’s?“
Die Dorfbewohner wunderten sich: „Wie konntest du bei all den Wendungen des
Schicksals nur so unerschütterlich sein und auch bei Schicksalsschlägen so froh?“

Der Alte antwortete mit einem spontanen Lied,das aus seiner Meditation entstanden war:
Der Arme wird reich und der Reiche wird arm.
Der Hohe fällt und der Niedere steigt.
Der Freund wird zum Feind und der Feind wird zum Freund.
Glück wird zum Pech und Pech wird zum Glück.
Wir steigen und sinken, wie der Eimer im Brunnen.
Aufwärts und abwärts wie das Wasser im Rad.
Wer festhält, was man nicht festhalten kann – ist er weise??
Wer für dauerhaft nimmt,was nicht dauerhaft ist – ist er klug??
Nimm, was kommt, nimm jeden an,
sei einfach, ohne Hoffnung, ohne Furcht,
ruhe entspannt in dir, ohne Erwartung, ohne Angst,
und die große Freude, dein wahres Wesen, strahlt aus sich selbst.
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Quelle: http://www.58muzik.com/artist/absztrakkt
 
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