"Kindern erzählt man Geschichten zum einschlafen - Erwachsenen, damit Sie aufwachen"

Schöne Geschichte Pillo, kannte die in einer etwas anderen Version. Irgendwie fällt mir da auch spontan ein Zitat von Swami Dayananda ein: "Wenn die Welt real ist, kann sie nicht losgelassen werden. Wenn sie nicht real ist, braucht sie nicht losgelassen werden. "
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Von Michael Ende, aus dem Buch "Der Spiegel im Spiegel":

Über die weite graue Fläche des Himmels glitt ein Schlittschuhläufer dahin, kopfunter, mit wehendem Wollschal. Er konnte das, denn der Himmel war zugefroren.
Mit tropfenden Nasen und offenen Mündern sah die Menschenmenge von der Erde aus zu, zeigte nach ihm hinauf und applaudierte bisweilen, wenn ihm ein besonders schwieriger (natürlich umgekehrter) Sprung gelungen war.
Er lief in weiten Bögen und Schleifen, immer wieder die gleichen Figuren, bis sich die Spur seines Laufs in den Himmel gekratzt hatte. Jetzt zeigte es sich, daß es Buchstaben waren, eine dringende Botschaft vielleicht. Dann glitt er davon und verschwand fern hinter dem Horizont.
Die Menschenmenge starrte zum Himmel hinauf, aber keiner kannte das Alphabet, keiner konnte die Schrift entziffern. Langsam verschwand die Spur, und der Himmel war wieder nur eine weite graue Fläche.
Die Leute gingen nach Hause und hatten bald den ganzen Vorfall vergessen. Jeder hat schließlich seine eigenen Sorgen, und außerdem: Wer weiß, ob die Botschaft wirklich so wichtig war.
 
Es war einmal ein mächtiger König, der hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. Weites, fruchtbares Land, zufriedene Untertanen und eine Schatzkammer, gefüllt bis zur Decke. Trotzdem war der König nicht glücklich.

Der König hatte aber einen Diener, jeden Morgen kam dieser in das Schlafgemach des Herrschers, zog die Vorhänge auf, öffnete die Fensterläden, lächelte und stellte das Frühstück auf das Bett. Er war stets gut gelaunt und pfiff und sang bei seiner Arbeit. Eines Tages nun fragte ihn der König: "Sag, was ist dein Geheimnis?" " Geheimnis, ich habe kein Geheimnis," erwiderte der Diener. "Doch", rief der König, "verrate mir, warum du so glücklich bist."" Das ist kein Geheimnis, Eure Durchlaucht. Ihr gebt mir Arbeit und Essen, selbst ein kleines Haus am Stadtrand habe ich von euch bekommen. Ich habe eine liebe Frau und gesunde Kinder. Warum sollte ich da nicht glücklich sein?" " Sprich die Wahrheit, Bursche, das alles sind keine Gründe zum Glücklichsein, lügst du weiter, werde ich dich strafen lassen." " Aber das ist die Wahrheit, "beharrte der Diener, verliess das Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich.

Der König war wütend, er liess seinen Berater, einen alten, weisen Mann kommen, um ihn um Rat zu fragen. "Warum ist dieser Diener glücklich?" fragte er. "Nun," antwortete der Alte, er gehört nicht zum Kreis." "Zum Kreis? Welchem Kreis?" "Dem Kreis der 99!" antwortete der Alte. "Und das reicht, um glücklich zu sein," fragte der König weiter. "Nein, aber es reicht, um nicht unglücklich zu sein!" Der König verstand nicht und so machte sich der Alte daran, ihm es zu erklären: "Höre, Majestät, komme heute abend, wenn es dunkel wird vor die Tore des Palastes und bringe einen Sack voller Goldstücke mit. Aber zähle genau, es müssen genau 99 Goldstücke sein, nicht 98 und nicht 100. Dann werde ich dir zeigen, was ich meine."

Der König tat wie ihm geheissen und kam am Abend mit einem Säckchen, in dem sich 99 Goldstücke befanden vor die Tore des Palastes. Dort wartete schon der Alte und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Rande der Stadt, dort wo der Diener sein kleines Häuschen hatte. Sie versteckten sich hinter einem Gebüsch und warteten darauf, dass die Nacht hereinbrach.

Als sich nun die Dämmerung senkte, schlich sich der alte Ratgeber zum Haus, band das Säckchen mit den Goldstücken an die Türklinke und klopfte. Dann eilte er schnell zurück in sein Versteck. Der Diener, welcher in der Küche sass, hörte das Klopfen und öffnete die Tür. Aber da war niemnd zu sehen, nur ein Beutel hing an der Türklinke. Der Diener öffnete ihn und drückte ihn gleich an sein Herz. Schnell schloss er die Tür und rannte in die Küche. Dort rief er seine Frau: "Wir sind reich, wir sind reich!" Und er leerte den Inhalt des Beutels auf den Küchentisch. Soviel Geld, für ihn, der noch nie in seinem Leben auch nur 1 Goldstück verdient hatte. Er begann zu zählen: 1,2,3....97,98,99. Der Diener und seine Frau begannen in der Küche zu suchen, unter dem Tisch und in allen Winkeln, aber wo sie auch schauten, sie konnten das fehlende Goldstück nicht finden. Es blieben 99. "Hundert Goldstücke, das ist eine runde Zahl, aber 99", sagte der Diener," Mit 100 Goldstücken könnte ich aufhören zu arbeiten. Wir hätten genug Geld bis an unser Lebensende." So setzten sie sich an den Tisch und berieten, was sie machen könnten, um das fehlende Goldstück zu verdienen. "Ich könnte auch noch nachts arbeiten," sagte der Diener. "Ich könnte mich als Magd verdingen," sagte die Frau. "Wir könnten weniger essen und den Kindern in diesem Jahr keine Schuhe kaufen!" So beratschlagten und berieten sie sich die ganze Nacht, aber beim Morgengrauen erkannten sie, dass es ihnen, egal wie sie es auch anstellen mochten, nicht möglich war, das fehlende Goldstück zu verdienen. Am nächsten Tag kam der Diener in das Schlafgemach des Königs, um ihm das Frühstück zu bringen. Er war unausgeschlafen und mürrisch! "Was ist mit dir?" fragte der König. "Nichts", antwortete der Diener. Seit jenem Tag war der Diener unzufrieden. "Was hat er denn so plötzlich?" fragte der König den weisen alten Mann. "Nun", antwortete dieser, "Jetzt gehört er zum Kreis der 99!"
 
Der Auszug aus dem Buch "Der Spiegel im Spiegel" gefällt mir ausgesprochen gut! :) Wirkt aber auch so, als wäre Irgendetwas endgültig verloren oder so... stimmt einen nachdenklich. Sollte mir das Buch vielleicht besorgen.

Hier eine kleine Geschichte die ich gerade in einem anderen Forum enddeckt habe:

"Zwei Mönche

Zwei Mönche waren auf der Wanderschaft. Eines Tages kamen sie an einen Fluss.
Dort stand eine junge Frau mit wunderschönen Kleidern.
Offenbar wollte sie über den Fluss, doch da das Wasser sehr tief war, konnte sie den Fluss nicht durchqueren, ohne ihre Kleider zu beschädigen.
Ohne zu zögern ging einer der Mönche auf die Frau zu, hob sie auf seine Schultern und watete mit ihr durch das Wasser.
Auf der anderen Flussseite setzte er sie trocken ab.
Nachdem der andere Mönch auch durch den Fluss gewatet war, setzten die beiden ihre Wanderung fort.
Nach etwa einer Stunde fing der eine Mönch an, den anderen zu kritisieren:
" Du weißt schon, dass das, was Du getan hast, nicht richtig war, nicht wahr?
Du weißt, wir dürfen keinen nahen Kontakt mit Frauen haben. Wie konntest Du nur gegen diese Regel verstoßen?"
Der Mönch, der die Frau durch den Fluss getragen hatte, hörte sich die Vorwürfe des anderen ruhig an.
Dann antwortete er: "Ich habe die Frau vor einer Stunde am Fluss abgesetzt - warum trägst Du sie immer noch mit Dir herum?"
 
Die Geschichte mit den beiden Mönchen ist auch schön, die kommt auch in dem Buch "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte".
Hier mal noch eine aus "Der Spiegel im Spiegel":

Der Zeuge gibt an, er habe sich auf einer nächtlichen Wiese befunden, einer Waldlichtung wahrscheinlich, denn sie sei von hohen Bäumen umstanden gewesen, doch habe er das wegen der herrschenden Dunkelheit nicht mit Gewißheit ausmachen können.
Rings um das Feld seien im großen Kreis Menschen in langen hemdartigen, weißen Kleidern gestanden. Einige unter diesen Leuten hätten Fackeln, die übrigen Sensen, Hacken und Äxte in den Händen gehalten.
Nach einer langen, erwartungsvollen Stille habe schließlich eine laute Stimme den Befehl erteilt: "Die, welche Lichter tragen, tötet!" Darauf seien die Bewaffneten schweigend über die Fackelträger hergefallen, die weder Anstalten gemacht hätten zu fliehen, noch sich zu wehren, sondern ebenfalls schweigend stehengeblieben seien.
Ein grausames Gemetzel habe begonnen, doch sei nichts zu hören gewesen als nah und fern immer von neuem das schreckliche dumpfe Geräusch, das die Beile und Hacken beim Eindringen in die Leiber der Wehrlosen verursacht hätten.
Eine nach der anderen seien die Fackeln im Blut ihrer Träger erloschen, und Finsternis habe sich ausgebreitet.
Bald darauf habe sich ein heftiger Wind erhoben, der die schwarze Wolkendecke vor dem fahl aufdämmernden Himmel zerfetzte. Das große Feld sei von Leibern bedeckt gewesen. Die selbe laute Stimme, die den Befehl zur Tötung der Fackelträger gegeben, habe nunmehr die Mörder aufgefordert, ihre Kleider in das Blut der Getöteten zu tauchen.
Auch an ihn, den Zeugen, sei diese Aufforderung ergangen, doch gibt er vor, sich nicht mehr erinnern zu können, ob er ihr nachgekommen sei oder nicht.
Immerhin entsinnt er sich noch, schließlich ganz allein (vielleicht als Letzter?) unter all den Erschlagenen gestanden zu haben. Dabei will er gespürt haben, wie sein Kleid von unten her aufsteigend naß und rot und immer schwerer geworden sei von Blut.
Dann habe er im Sausen des Windes, gleichsam als ob es sich dabei um Windstöße gehandelt habe, eine andere, qualvoll gepreßte Stimme vernommen, die stöhnend etwas wie "Weh! Weh!" gerufen habe, doch sei er fast sicher, daß es nicht diese Worte gewesen seien, sondern eher "Seht! Seht!"
Darauf habe er zum Himmel aufgeblickt und in der Dunkelheit ein Seil ausmachen können, welches quer über das ganze Feld gespannt gewesen sei und an welchem eine menschliche Gestalt in gekreuzigter Haltung gehangen habe.
Wie der Zeuge hinzufügt, könne er jedoch nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Gestalt nur an das durchgehende Seil festgebunden gewesen sei oder ob es sich um zwei getrennte Seilstücke gehandelt habe, jeweils am linken und rechten Handgelenk der Gestalt festgeknotet, und so die Gestalt selbst als Verbindungsstück ausgespannt gewesen sei. Das festzustellen sei es, wie der Zeuge versichert, zu dunkel gewesen.
 
In einer Oase, ganz versteckt in einer Wüstenlandschaft, weit entfernt, kniete der alte Eliahu neben ein paar Dattelpalmen.
Sein Nachbar, der wohlhabende Kaufmann Hakim, war gekommen, um seine Kamele zu tränken, und sah den schwitzenden Eliahu im Sand graben.
"Wie geht es dir, Alterchen? Friede sei mit dir."
"Ebenso mit dir", antwortete Eliahu, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen.
"Was tust du hier, bei der Hitze, mit dem Spaten in der Hand?"
"Ich säe", antwortete der Alte.
"Was säst du denn, Eliahu?"
"Datteln", antwortete dieser und zeigte auf den ihn umgebenden Dattelhain.
"Datteln", wiederholte der Ankömmling und schloß die Augen wie jemand, der verständnisvoll auch noch der größten Dummheit lauscht. "Die Hitze hat dir das Hirn verdörrt, mein Freund. Lass die Arbeit Arbeit sein und komm mit ins Café, da trinken wir ein Gläschen Schnaps."
"Nein, ich muß erst meine Aussaat beenden. Danach können wir trinken, wenn du willst..."
"Sag, mein Freund. Wie alt bist du eigentlich?"
"Ich weiß es nicht. Sechzig, siebzig, vielleicht achtzig ... Keine Ahnung. Ich hab es vergessen. Aber es ist ja auch völlig unwichtig."
"Sieh mal, lieber Freund. Dattelpalmen brauchen fünfzig Jahre, bis sie groß sind, und nur als ausgewachsene Palmen bringen sie Früchte hervor. Ich wünsch dir nur das Beste, wie du weißt. Hoffentlich wirst du hundert Jahre alt, aber sei dir im klaren, dass du wohl kaum die Ernte deiner Saat einholen wirst. Lass es also sein und komm mit."
"Schau mal, Hakim. Ich habe die Datteln gegessen, die ein anderer gesät hat, jemand, der davon träumte, diese Datteln zu essen. Ich säe heute, damit andere morgen die Datteln ernten können, die ich pflanze... Und wenn es auch nur zum Dank an diesen Unbekannten wäre, lohnte es sich, meine Arbeit hier zu Ende zu führen."
"Du hast mir heute eine große Lektion erteilt, Eliahu. Lass mich dir diese mit einem Sack Münzen begleichen", sagte es und drückte dem Alten einen Lederbeutel in die Hand.
"Ich danke dir für dein Geld, mein Freund. Du siehst ja, manchmal geschieht so etwas: Du sagst mir voraus, ich werde niemals die Ernte dessen einfahren, was ich gesät habe, und das scheint auf der Hand zu liegen. Und trotzdem, stell dir vor, noch bevor ich aufgehört habe zu säen, habe ich bereits einen Sack Münzen geerntet und den Dank eines Freundes."
"Deine Weisheit erstaunt mich, Alter. Das ist die zweite große Lektion, die du mir heute erteilst, und vielleicht ist sie noch wichtiger als die erste. Lass mich dir auch diese Lehre mit einem Geldbeutel bezahlten."
"Und manchmal geschieht das Folgende", fuhr der Alte fort und betrachtete die beiden Geldbeutel in seiner Hand. "Ich säe, um nicht zu ernten, und noch bevor ich mit meiner Aussaat fertig bin, habe ich nicht nur einmal, sondern zweimal geerntet."
"Nun ist's gut, Alterchen. Sprich nicht weiter. Wenn du mich weiter Dinge lehrst, wird mein Vermögen wohl kaum ausreichen, um deine Weisheit aufzuwiegen..."
 
Es war einmal ein sehr mächtiger König, der regierte in einem fernen Land. Er war ein guter König, aber es gab da ein Problem: Er besaß zwei Persönlichkeiten.
Es gab Tage, da erwachte er voller Überschwang, euphorisch und glücklich.
Solche Tage waren vom ersten Glockenschlag an wunderbar. Die Gärten seines Palastes waren schön wie nie. Seine Dienerschaft schien wie ausgewechselt, so ausgesucht höflich und tüchtig war sie.
Beim Frühstück fand er bestätigt, dass in seinem Königreich das beste Mehl verarbeitet und die besten Früchte geerntet wurden.
An solchen Tagen senkte der König die Steuern, teilte den Staatsschatz neu auf, gab Anträgen statt und sorgte für einen friedlichen Lebensabend der Alten. An solchen Tagen gewährte der König seinen Freunden und Untertanen jede Bitte.
Aber es gab auch ganz andere Tage.
Das waren schwarze Tage. Schon am Morgen hatte er dann das Gefühl, dass er lieber noch ein bißchen länger im Bett geblieben wäre. Wenn ihm das klar wurde, war es allerdings schon zu spät und die Träume bereits verflogen.
Sosehr er sich auch bemühte, er konnte einfach nicht verstehen, warum seine Bediensteten so übellaunig und unaufmerksam ihm gegenüber waren. Die Sonne störte ihn noch mehr als der Regen. Das Essen war lauwarm und der Kaffee zu kalt. Und schon allein die Vorstellung, Besucher zu empfangen, verschlimmerte seine Kopfschmerzen.
An solchen Tagen erinnerte sich der König der Versprechungen, die er zu anderen Zeiten gemacht hatte, und erschrak beim Gedanken daran, wie er sie einlösen solle. Dies waren die Tage, an denen der König Steuererhöhungen anordnete, Ländereien beschlagnahmte und seine Widersacher verhaften ließ...
Aus Angst vor Gegenwart und Zukunft und heimgesucht von Irrtümern der Vergangenheit, regierte er an solchen Tagen gegen sein Volk, und das meistgebraucht Wort an diesen Tagen war "nein".
Als ihm bewußt wurde, in welch mißliche Lage ihn seine Stimmungsschwankungen brachten, rief der König die Weisen, Magier und Zauberer aus dem gesamt Königreich zusammen.
"Herrschaften", sagte er, "Sie alle kennen meine Launen. Sie alle haben von meinem Überschwang profitiert und unter meinen Ausfällen gelitten. Derjenige, der am meisten darunter leidet, bin allerdings ich selbst, denn Tag um Tag bin ich damit beschäftigt, den Schaden wettzumachen, den ich angerichtet habe, wenn ich die Dinge mal wieder mit anderen Augen sah.
Ich möchte, dass sie zusammenarbeiten, um eine Kur zu finden, sei es nun ein Heiltrunk oder eine Zauberformel, die verhindert, dass ich einmal so überaus optimistisch bin und jedes Risiko auf mich nehme und dann wieder so kleinlich schwarzseherrisch werde und beginne, diejenigen zu quälen und zu unterdrücken, die mir lieb sind."
Die Weisen nahmen die Herausforderung an und befaßten sich wochenlang intensiv mit dem Problem des Königs. Dennoch, keine Alchemie, keine Zauberkraft und kein Kraut konnte eine Lösung für die gestellte Aufgabe erbringen.
Also traten die Weisen vor den König und gestanden ein, dass sie gescheitert waren.
In dieser Nacht weinte der König bitterlich.
Am nächsten Morgen bat ein fremder Besucher, beim König vorsprechen zu dürfen. Es war ein seltsamer, dunkelhäutiger Mann, gehüllt in eine zerschlissene Tunika, die vielleicht einst weiß gewesen war.
"Majestät", sagt der Mann und verbeugte sich. "Dort, wo ich herkomme, spricht man von Eurer Unbill und davon, wie sehr sie Euch quält. Ich bin gekommen, Euch das Gegenmittel zu bringen."
Er neigte den Kopf und reichte dem König ein kleines Lederkästchen.
Der König öffnete es überrascht und erwartungsvoll und sah hinein. Darinnen fand er nichts als einen einfachen Silberring.
"Danke", sagt der König begeistert. "Ist das ein Zauberring?"
"Gewiß ist er das", antwortete der Reisende, "aber seine Wirkung tritt erst in Kraft, wenn man ihn am Finger trägt.
Jeden Morgen, gleich beim Aufstehen, müßt Ihr die Inschrift lesen und Euch jedesmal, wenn Ihr den Ring anschaut, an sie erinnern."
Der König nahm den Ring aus dem Kästchen und las laut vor:
Sei dir bewußt, dass auch dies vergänglich ist.
 
geiler thread!!! mehr texte bitte

edit:

@paleed... alta was is das denn für eine perverse scheisse?? plus eine beleidigung für diesen thread... wer liest denn sowas ??
 
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aus dem film ''natural born killers'' ^^

opa indianer und enkel sitzen zusammen, der opa erzaehlt eine geschichte...eines winters ging eine frau im wald holz sammeln und fand eine schlange die festgefroren dalag, sie nahm sie zu sich und kümmerte sich um sie, eines tages ging es der schlange besser uns sie biss die frau, als die frau nun im sterben lag fragte sie ''ich habe mich um dich gesorgt, warum hast du das getan?'' die schlange antwortete ''pass mal auf, du schlampe wusstest ganz genau, dass ich ne schlange bin!''
 
Heute mal keine wirkliche Kurzgeschichte, sondern vielmehr ein Auszug aus einem Buch, das ebenso genial ist, wie sein Titel kitschig klingt: "Lieben was ist" von Byron Katie
Das Buch beschreibt eine Methode - "The Work" - um mit inneren Ängsten, Verletzungen und mit Stress umzugehen. Dabei besticht sie durch eine Einfachheit, die die zugrundeliegenden Gedanken und Philosophien auf hervorragende Art und Weise in heute verständlicher Form auf den Punkt bringt.
Sie bedient sich der Sokratschen Fragetechnik und basiert in ihren Ideen auf den Lehren der Stoiker, insbesondere Epiktet.


[...]
Wenn ich in Gefängnissen arbeite, sitzen da vielleicht 200 Männer aus einem Zellentrakt, blicken zu Boden und haben ihre Arme vor der Brust gefaltet. Alles Gewalttäter - viele von ihnen sitzen lebenslänglich wegen Vergewaltigung, Mord und anderer Schwerverbrechen im Gefängnis -, und ich bin die einzige Frau im Raum. Und ich sage kein Wort, bis ich Blickkontakt mit ihnen habe. Das fällt diesen Männern nicht leicht. Sie haben eine Art unausgesprochenen Code, um Leute wie mich aus ihrer Gesellschaft auszuschließen. Aber ich stehe einfach nur vor ihnen und warte auf Blickkontakt. Vielleicht gehe ich langsam zwischen den Reihen auf und ab, während ich darauf warte, dass mir einer von ihnen in die Augen schaut. In dem Moment, wo das geschieht, wo einer der Männer das tut, blickt er sofort wieder nach unten, ganz rasch, aber es ist zu spät. Der Kontakt hat stattgefunden. Niemand außer mir hat diesen Blick gesehen. Er geschah so schnell, dass die anderen auf keinen Fall gesehen haben können, dass es passiert ist. Und doch beginnt der Code sofort im gesamten Raum zusammenzubrechen. Zwei oder drei andere schauen mir in die Augen, dann weitere acht, ein weiteres Dutzend, und schließlich sehen mich alle an, lachen, werden rot und sagen zueinander Dinge wie "Schieeeet!" oder "Mann, ist die verrückt". Und das war's. Nun kann ich mit ihnen sprechen und The Work mit ihnen machen, und das alles nur, weil ein einziger Mann es gewagt hat, mir in die Augen zu sehen.
Ich spreche diesen Männern gerne meinen Dank dafür aus, dass sie ihr ganzes Leben opfern, um unseren Kindern beizubringen, wie man nicht leben sollte - und folglich, wie man leben sollte -, wenn sie frei sein wollen. Ich sage ihnen, dass sie die großartigsten Lehrer sind, dass ihr Leben gut ist und sie gebraucht werden. Bevor ich sie verlasse, frage ich sie: "Würden Sie den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen, wenn Sie wüssten, dass es dadurch einem Kind erspart bliebe, so leben zu müssen, wie Sie leben?" Und viele dieser gewalttätigen Männer verstehen, und sie brechen einfach in Tränen aus wie süße kleine Jungen.
Wir können nichts tun, was dem Planeten nicht hilft. So ist es wirklich.
 
Gerne, freut mich wenn der Thread Anklang findet. Es könnten sich ja auch noch mehr andere beteiligen. :)


Heute dann mal was lustiges :D
Von Horst Evers aus seiner Kurzgeschichtensammlung "Gefühltes Wissen".

Ein herrlicher Tag (Die Spinne)

Wenn man morgens in der Küche sitzt und das Erste, was man hört, ist das leise röchelnde Schimpfen der Kaffeemaschine, wie sie verzweifelt mit letzter Kraft versucht, doch nochmal eine Kanne Kaffee fertig zu kriegen.
"Aaaarrhhh ... ich kann nicht mehr, brrrhhh ... na gut, nochmal 'nen Schwung heißes Wasser, bppffff ... boarrhh, wie viel is' denn noch? Ooohh ... ich bin zu alt für sowas ... brrrhhhh ... ... ..."
Wenn man sie sich so quälen sieht, aber gleichzeitig an dem klaren, heißen Wasser in der Kanne erkennt, dass man offensichtlich vergessen hat, das Pulver in die Maschine zu füllen. All ihr Tun und Quälen also letztlich völlig sinnlos ist. Man sich gleichzeitig aber auch nicht in der Lage sieht, die zwei Schritte zur Maschine zu gehen, um diesem nutzlosen Kampf ein Ende zu bereiten.
Und wenn man dann in die Ecke schaut. Die Ecke, in der man seit Monaten alle drei, vier Tage Spinnweben gefegt hat. Aber plötzlich sind da keine Spinnweben. Und das, obwohl man sie seit über einer Woche nicht mehr gefegt hat. Und dann sieht man ein Stückchen weiter die Spinne sitzen. Antriebslos, apathisch und desillusioniert. Weil sie einfach keine Lust mehr hat. Immer und immer wieder ein neues Netz zu spinnen. Ein neues Netz, das dann doch nur wieder weggefegt wird. Und man fragt sich: Gibt es einen traurigeren Anblick als eine verbitterte, depressive Spinne in der Küche?
Und dann fühlt man sich dieser Spinne und der Kaffeemaschine plötzlich sehr nahe.
Und weil man sich ihnen so nahe fühlt, wird man später einfach das heiße Wasser mit etwas Milch trinken. Und dann wird man den Besen holen, ein paar alte Spinnweben aus den Borsten zupfen und sie so gut es geht wieder in der Ecke drapieren, um die Spinne ein wenig aufzumuntern.
Und plötzlich lächelt man, weil man auf einmal spürt, da ist doch jemand, dem man helfen kann! Da ist doch etwas, was man tun kann! Und wenn's nur ist, dass man ein bißchen Dreck macht.
Und wenn man dann, kurze Zeit später, die Spinne wieder ein neues Netz, noch größeres Netz spinnen sieht. Dann weiß man: Alles wird gut. Es wird doch ein herrlicher Tag.
 
Heute mal zwei kurze Geschichten aus dem wunderbaren Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" von Paul Watzlawick:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile auch nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich ihren Hammer, Sie Rüpel!"


Auf ihrem Sterbebett nimmt eine junge Frau ihrem Mann das Gelöbnis ab, sich nach ihrem Tode nie mit einer anderen einzulassen. "Wenn du dein Versprechen brichst, werde ich als Geist zurückkommen und dir keine Ruhe geben." - Der Mann hält sich zunächst daran, aber einige Monate nach ihrem Tode lernt er eine andere Frau kennen und verliebt sich in sie.
Bald darauf beginnt ein Geist ihm jede Nacht zu erscheinen und ihn des Bruchs seines Gelöbnisses zu beschuldigen. Dass es sich um einen Geist handelt steht für den Mann außer Frage, da der Geist nicht nur über alle unterrichtet ist, was zwischen dem Mann und der neue Frau täglich vorgeht, sondern auch über die geheimsten Gedanken, Hoffnungen und Gefühle des Mannes genau bescheid weiß. Da die Lage schließlich für ihn unerträglich wird, geht der Mann zu einem Zen-Meister und bittet ihn um Rat.
"Eure erste Frau wurde zum Geist und weiß alles, was Ihr tut", erklärte der Meister. "Was immer ihr tut oder sagt, was immer ihr eurer Geliebten gebt, sie weiß es. Sie muß ein sehr weiser Geist sein. Fürwahr, ihr solltet solch einen Geist bewundern. Wenn sie das nächste Mal erscheint, macht einen Handel mit ihr aus. Sagt ihr, dass sie soviel weiß, dass ihr nichts vor ihr verbergen könnt, und dass ihr eure Verlobung brechen und ledig bleiben werdet, wenn sie euch eine Frage beantworten kann."
"Was ist das für eine Frage, die ich ihr stellen muß?" fragte der Mann.
Der Meister erwiderte: "Nehmt eine gute Handvoll Bohnen und fragt sie nach der genauen Zahl der Bohnen in eurer Hand. Wenn sie es euch nicht sagen kann, so werdet ihr wissen, dass sie nur eine Ausgeburt eurer Phantasie ist, und sie wird euch nicht länger stören."
Als der Geist der Frau in der nächsten Nacht erschien, schmeichelte der Mann ihr und sagte, dass sie alles wisse.
"In der Tat", antwortete der Geist, "und ich weiß, dass du heute bei jenem Zen-Meister warst."
"Und da du so viel weißt", forderte der Mann, "sag mir, wie viele Bohnen ich in meiner Hand halte."
Da war kein Geist mehr, um diese Frage zu beantworten.
 
Es geschah zu einer Zeit als die Menschen wieder einmal über alle Stränge schlugen.
Die Götter versammelten sich und beschlossen die Menschheit zu strafen. Sie wollten ihr ihre Göttlickeit wegnehmen...und so geschah es auch.
Nun war die Frage wohin mit der Göttlichkeit des Menschen?
Einer der Götter meinte: "versteckt sie auf dem höchsten Berg." Doch die anderen sagten sofort: "der Mensch wird überall hingehen auf der Suche nach seiner verlorenen Göttlichkeit, auf den Bergen ist sie nicht sicher!"
Ein anderer meinte: "versteckt sie an der tiefsten Stelle des Meeres". Auch das verwarfen die Götter....
Langes Nachdenken und Schweigen erfüllte den Raum.
Dann meinte ein Gott: "versteckt die Göttlichkeit der Menschheit einfach in den Menschen selbst"... und so geschah es...


Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte. Sie beschlossen zu verreisen, zu arbeiten und die Welt kennenzulernen. Zusammen mit ihrem Esel zogen sie los.
Im ersten Dorf hörten sie, wie die Leute redeten: "Seht Euch den Bengel an, wie schlecht er erzogen ist... er sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen." Also sagte die Frau zu ihrem Mann: "Wir werden nicht zulassen, daß die Leute schlecht über unseren Sohn reden." Der Mann holte den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf.
Im zweiten Dorf hörten sie die Leute folgendes sagen: "Seht Euch diesen unverschämten Mann an. er läßt Frau und Kind laufen, während er sich vom Esel tragen läßt." Also ließen sie die Mutter auf das Lastentier steigen und Vater und Sohn führten den Esel.
Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen: "Armer Mann! Obwohl er den
ganzen Tag hart gearbeitet hat, läßt er seine Frau auf dem Esel reiten. Und das arme Kind hat mit so einer Rabenmutter sicher auch nichts zu lachen!" Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Lastentier fort.
Im nächsten Dorf hörten sie die Leute sagen: "Das sind ja Bestien im Vergleich zu dem Tier, auf dem sie reiten. Sie werden dem armen Esel den Rücken brechen!" Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen.
Ein Dorf weiter trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten: "Schaut euch die drei Idioten mal an. Sie laufen, obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte!"
 
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Vor dem Gesetz ( von Kafka )

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. "Es ist möglich", sagt der Türhüter, "jetzt aber nicht."

Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kam nicht einmal ich mehr ertragen."

Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen.

Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei:"Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben."

Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergißt die andern Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen.

Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muß sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert.

"Was willst du denn jetzt noch wissen?" fragt der Türhüter, "du bist unersättlich."
"Alle streben doch nach dem Gesetz", sagt der Mann, "wieso kommt es, daß in den vielen Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?"

Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an:"Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."
 
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Eines Tages saß Diogenes auf der Schwelle irgendeines Hauses und aß einen Teller Linsen. In ganz Athen gab es kein billigeres Essen als dieses Linsengericht.
Anders gesagt, einen Teller Linsen zu essen bedeutete, daß man sich in einer äußerst prekären Situation befand. Ein Minister des Kaisers sagte zu ihm: "Wie bedauerlich für dich, Diogenes! Wenn du lernen würdest etwas unterwürfiger zu sein und dem Kaiser ein bißchen mehr zu schmeicheln, müßtest du nicht soviele Linsen essen."
Diogenes hörte auf zu essen, hob den Blick, sah den wohlhabenden Gesprächspartner fest an und antwortete: "Bedauerlich für dich, Bruder. Wenn du lernen würdest ein paar Linsen zu essen, müßtest du nicht so unterwürfig sein und dem Kaiser ständig schmeicheln."

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Die Anekdote ist aber ziiiiemlich falsch hier. Diogenes Gesprächspartner ist auch ein gelehrte Tunichtgut, als kein dummer Idiot, und außerdem gab es in Athen weder einen Kaiser noch einen König oder sonstigen monarchischen Herrscher. Aber Diogenes kann schon einiges:

There lived a wise man in ancient Greece whose name was Diogenes. Men came from all parts of the land to see him and talk to him.

Diogenes was a strange man. He said that no man needed much, and so he did not live in a house but slept in a barrel, which he rolled about from place to place. He spent his days sitting in the sun and saying wise things to those who were around him.

When Alexander the Great came to that town he went to see the wise man. He found Diogenes outside the town lying on the ground by his barrel. He was enjoying the sun.

When he saw the king he sat up and looked at Alexander. Alexander greeted him and said:

"Diogenes, I have heard a great deal about you. Is there anything I can do for you?"

"Yes," said Diogenes, "you can step aside a little so as not to keep the sunshine from me."

The king was very much surprised. But this answer did not make him angry. He turned to his officers with the following words:

"Say what you like, but if I were not Alexander, I should like to be Diogenes."
 
Die Anekdote ist aber ziiiiemlich falsch hier. Diogenes Gesprächspartner ist auch ein gelehrte Tunichtgut, als kein dummer Idiot, und außerdem gab es in Athen weder einen Kaiser noch einen König oder sonstigen monarchischen Herrscher.

Dieser Thread dient nicht als Geschichtsunterricht, es geht um lehrreiche Parabeln. Dem tuen solche Kleinigkeiten keinen Abbruch. Aber klar, in Athen herrschte natürlich zu der Zeit eine Staatsform ohne jegliche Führungsämter... ;)
Wenns dir Spaß macht kannst du da auch Bundeskanzler einsetzen, das macht keinen Unterschied.
"Gefühl ist alles, Namen sind Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsglut..."
Btw, wo wird denn Diogenes' Gesprächspartner als dummer Idiot dargestellt?
Ansonsten gibt es zu Diogenes sowieso keine wirklich "belegten" Fakten, sondern eben nur Anekdoten von denen jede einzelne in zig verschiedenen Versionen und Abwandlungen kursiert. Wie kommst du auf die Idee, das bei dieser Anekdote gerade die Version die du zufällig kennst die "richtige" sein soll?
Auch bei deiner Geschichte könnte man mit solch irrelevanten Punkten kommen, z.B. die Behauptung, Diogenes habe in einer Tonne gelebt:
Von den über ihn überlieferten Anekdoten ist eine der bekanntesten die von „Diogenes in der Tonne“. Dabei handelt es sich jedoch vielleicht nur um einen Übersetzungsfehler eines von Seneca geprägten Ausspruches, dass ein Mann mit derart geringen Ansprüchen ebenso gut in einem Pithos, einer „Tonne“, leben könne.

Davon abgesehen finde ich es aber toll, dass du dich an dem Thread beteiligst, gerne mehr! :)
 
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True. Ob "meine" Version - hab ja gar keine gepostet - die richtige ist, kann niemand genau belegen. Dass es aber einen Kaiser in Athen gab, gibt der Story allerdings einen extrem unglaubwürdigen Touch. Nichts für ungut. Klingt nur besser, wenn die Fakten stimmen bzw. stimmen könnten! ;)
 
Gerade gefunden... :D :D :D

Es war einmal in Kopenhagen. - Das nun folgende war wirklich eine Frage, die in einer Physikprüfung, an der Universität von Kopenhagen, gestellt wurde: "Beschreiben Sie, wie man die Höhe eines Wolkenkratzers mit einem Barometer feststellt."

Ein Kursteilnehmer antwortete: "Sie binden ein langes Stück Schnur an den Ansatz des Barometers, senken dann das Barometer vom Dach des Wolkenkratzers zum Boden. Die Länge der Schnur plus die Länge des Barometers entspricht der Höhe des Gebäudes." Diese in hohem Grade originelle Antwort entrüstete den Prüfer dermaßen, dass der Kursteilnehmer sofort entlassen wurde. Er appellierte an seine Grundrechte, mit der Begründung, dass seine Antwort unbestreitbar korrekt war, und die Universität ernannte einen unabhängigen Schiedsrichter, um den Fall zu entscheiden.

Der Schiedsrichter urteilte, dass die Antwort in der Tat korrekt war, aber kein wahrnehmbares Wissen von Physik zeige. Um das Problem zu lösen, wurde entschieden, den Kursteilnehmer nochmals herein zu bitten und ihm sechs Minuten zuzugestehen, in denen er eine mündliche Antwort geben konnte, die mindestens eine minimale Vertrautheit mit den Grundprinzipien von Physik zeigt.

Für fünf Minuten saß der Kursteilnehmer still, den Kopf nach vorne, in Gedanken versunken. Der Schiedsrichter erinnerte ihn, dass die Zeit lief, worauf der Kursteilnehmer antwortete, dass er einige extrem relevante Antworten hatte, aber sich nicht entscheiden könnte, welche er verwenden sollte. Als ihm geraten wurde, sich zu beeilen, antwortete er wie folgt:

"Erstens könnten Sie das Barometer bis zum Dach des Wolkenkratzers nehmen, es über den Rand fallen lassen und die Zeit messen die es braucht, um den Boden zu erreichen. Die Höhe des Gebäudes kann mit der Formel h=0.5*g*t² berechnet werden. Der Barometer wäre allerdings dahin!

Oder, falls die Sonne scheint, könnten Sie die Höhe des Barometers messen, es hochstellen und die Länge seines Schattens messen. Dann messen Sie die Länge des Schattens des Wolkenkratzers, anschliessend ist es eine einfache Sache, anhand der proportionalen Arithmetik die Höhe des Wolkenkratzers zu berechnen.

Wenn Sie aber in einem hohem Grade wissenschaftlich sein wollten, könnten Sie ein kurzes Stück Schnur an das Barometer binden und es schwingen lassen wie ein Pendel, zuerst auf dem Boden und dann auf dem Dach des Wolkenkratzers. Die Höhe entspricht der Abweichung der gravitationalen Wiederherstellungskraft T=2 pi² (l/g).

Oder, wenn der Wolkenkratzer eine äußere Nottreppe besitzt, würde es am einfachsten gehen da hinauf zu steigen, die Höhe des Wolkenkratzers in Barometerlängen abzuhaken und oben zusammenzählen.

Wenn Sie aber bloß eine langweilige und orthodoxe Lösung wünschen, dann können Sie selbstverständlich den Barometer benutzen, um den Luftdruck auf dem Dach des Wolkenkratzers und auf dem Grund zu messen und der Unterschied bezüglich der Millibare umzuwandeln, um die Höhe des Gebäudes zu berechnen.

Aber, da wir ständig aufgefordert werden die Unabhängigkeit des Verstandes zu üben und wissenschaftliche Methoden anzuwenden, würde es ohne Zweifel viel einfacher sein, an der Tür des Hausmeisters zu klopfen und ihm zu sagen: "Wenn Sie einen netten neuen Barometer möchten, gebe ich Ihnen dieses hier, vorausgesetzt Sie sagen mir die Höhe dieses Wolkenkratzers."

Der Kursteilnehmer war Niels Bohr, der erste Däne der überhaupt den Nobelpreis für Physik gewann
 
Sie ist bereits ganz aufgelöst, als ich die Bahn besteige. Irr fliegt ihr Blick von links nach rechts, verweilt nirgends, weder an den vorbei fliegenden Schaufenstern der zahlreichen edlen Boutiquen, noch an mir, als ich mich vor sie setze. Sie scheint sich in einem Nebel, ganz nah bei sich selbst zu befinden, was jedoch trügt, schreit doch ein Sturm sie von außerhalb an. Ich könnte hören, was er brüllt, so laut ist er, aber ich verweigere mich und ziehe es vor, in eigenartiger Faszination die winzigen Muskeln in ihrem Gesicht zu beobachten, welche sich unentwegt in heftiger Bewegung befinden. Ihr mimisches Talent ist beeindruckend und ich frage mich, weswegen ich der einzige Fahrgast zu sein scheine, der sie aufmerksam, fast andächtig betrachtet.
Als der Kajal beginnt, an ihren Wangen wie auf Knopfdruck hinab zu rinnen, schaut selbst der korpulente und sich ansonsten jeglicher Beschreibung entbehrende Mann auf dem Platz neben ihr krampfhaft aus dem Fenster – dem Fenster, hinter dem nichts ist - etwas zu forciert in der Bewegung, was seine peinliche Berührung allen im Abteil kommunizieren müsste, würde es denn irgendwen scheren. Doch niemand schert hier irgendwas. Bis auf mich. Und ich genieße die Exklusivität, die sie und mich dadurch verbindet.
Alle anderen verpassen ein einzigartiges Schauspiel, eine eindrucksvolle Theatralik, die in den U-Bahnen unserer Großstadt selten geworden ist.
Als ihr mittlerweile völlig apathischer Blick den meinen, wohl nicht weniger ausdrucksstarken, für einen verschwindend kurzen Moment streift, ist es gänzlich um mich geschehen. Mir wird ein bisschen wärmer als zuvor, ich fühle mich wohler und dieses ganz und gar scheußliche Bahnabteil erscheint mir plötzlich in einem neuem Licht, einem mysteriösen Glanze, halluzinös und aufregend. Doch gleich einer Droge birgt auch dieses einzigartige Erlebnis Risiken, die mir erst jetzt bewusst werden, da ich mich ihrer wieder vollständig zuwende. So nehmen ihre Bewegungen an Heftigkeit zu, ruckartig trippeln die Fingerkuppen ihrer rechten Hand die Wangen entlang, auf und ab. Ihre linke hingegen wirkt verkrampft, krallt den kleinen schwarzen Kasten steif und unnatürlich zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger fest, erlaubt sich keinerlei Bewegung. Ganz nah an der Ohrmuschel donnert es ihr nun entgegen, doch außer einem leisen, fast flüsternden Wimmern ist von ihr selbst nichts zu hören. Die Tränen fließen und fließen und trotz meiner unbeschreiblichen Faszination diesem seltenen Naturschauspiel gegenüber, bemerke ich eine gewisse Ambivalenz, die sich mehr und mehr in meinem Körper etabliert. Es ist wie in dieser Fernsehsendung, durchfährt es mich. Und genau wie in dieser Fernsehsendung, sehen alle lediglich darüber hinweg, fühlen sich nicht verantwortlich oder zumindest unterhalten, lassen es geschehen aus Angst, weil es sie alle selbst treffen könnte. Aber ich bin couragiert, stelle ich voller Stolz fest, wild entschlossen, das arme Ding aus dem Auge des Sturms zu befreien, ja ihr die pure Freiheit zu schenken, meine sinnliche Befriedigung hintan zu stellen und aus selbstloser Nächstenliebe, den kreischenden Donnerkasten von ihrem Ohr zu entfernen.
In dem Moment, als ihr leises Wimmern zu einem beständigen, fast staccato-artigen Jaulen heran schwillt, will ich ihr in einer kurzen, präzisen und ruckartigen Bewegung das Mobiltelefon entreißen. Aber dafür müsste ich Steffi wegdrücken, denke ich, immerhin telefoniere ich schon gut 20 Minuten mit ihr. Dann steige ich aus.
 
^^:thumbsup: Großartig. Mach bitte beim nächsten mal, mehr Absätze. :)
 
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