Rap Gossip

Der Anruf kommt überraschend. Es ist Mittwochnachmittag. Bushido ist dran. Er könne beweisen, dass einige Aussagen von Kay One im Interview mit dem Kollegen Rooz von hiphop.de nicht der Wahrheit entsprachen. Kurzes Zögern meinerseits – immerhin haben wir bei rap.de entschieden, über Beef nur noch sehr eingeschränkt zu berichten. Zudem wollen wir als Medium natürlich größtmögliche Neutralität in jedweder Streitigkeit bewahren. Aber erstens geht es hier nicht um Beleidigungen auf Facebook, um Stadtverbote oder wahllose, unbeweisbare Behauptungen, sondern um Fakten. Und zweitens bietet Bushido mir an, als neutraler Beobachter Einblick in sämtliche Unterlagen zu Kays Zeit bei ersguterjunge zu nehmen, Rechnungen, Kontoauszüge, seinen Künstlerexklusivvertrag. Außerdem könne er mir die Zeugenaussage zeigen, die Kay 2012 beim LKA gemacht habe. Meine journalistische Neugier ist geweckt.

Das gibt den Ausschlag. Nach weiterem kurzen Überlegen nehme ich das Angebot an. Um die Auseinandersetzung zwischen Kay One und seinem Ex-Label EGJ kursieren mittlerweile so viele Gerüchte, Behauptungen, Unterstellungen und sich widersprechende Aussagen der Beteiligten, dass es für mich als Journalisten aus dem Rap-Kontext sehr interessant ist, zur Abwechslung mal etwas konkretes, objektives zu sehen zu bekommen. Sollte Kay, den wir vor wenigen Tagen zu einem ausführlichen und sehr sachlichen Interview getroffen haben, seinerseits Material vorlegen können, das seine Version der Vorgänge belegen könnte, so würde ich mich selbstverständlich auch mit ihm erneut treffen – es geht also nicht darum, Position zu beziehen. Alles, worum es mir geht, ist eine neutrale Darstellung der Fakten, die mir bekannt sind. Darum, ein wenig Licht in die für uns Außenstehende undurchsichtige Beef-Geschichte zu bringen – in der Hoffnung, damit vielleicht ein wenig dazu beizutragen, dass das Thema irgendwann auch mal endlich durch ist.

Soviel zur Vorgeschichte. Also fahre ich am Freitagnachmittag nach Treptow, ins Büro von EGJ. Bushido ist da, Shindy, Ali und auch Arafat, Bushidos langjähriger Geschäftspartner. Recht schnell nimmt er das Heft in die Hand. “Ich hab noch nie in meinem Leben ein Interview gegeben, hat mich nie interessiert“, erklärt er. “Sollen sie alle ihre Musik machen, sich gegenseitig anpissen – wenn sie es Kunst nennen wollen, soll es Kunst heißen. Ich wollte nie in die Öffentlichkeit, deswegen habe ich auch in dem Film (“Zeiten ändern dich” – Anm. d. Verf.) nicht mitgespielt.” Jetzt aber will er reden – und nicht nur das. Er hat jede Menge Unterlagen mitgebracht.

Zunächst zeigt er mir eine DVD von der Staatsanwaltschaft. Auf dieser enthalten sind unter anderem Dokumente, die Kays Aussagen gegenüber dem LKA protokollieren. Sie sind mit seinem bürgerlichen Namen Kenneth Glöckler unterschrieben, jede Seite ist mit “KG” paraphiert.

rap.de: Kay sagt in dem Interview, dass er nie bei der Polizei war.

Arafat: Das ist gelogen. Kay hat nicht, wie er gesagt hat, nur erzählt, was er aus dem Fernsehen, aus den Medien hatte – nein. Er hat mich mehrmals angeschissen. Er hat versucht, mir Sachen anzuhängen, die er selbst gemacht hat. Und das kann ich auch beweisen. Das kann ich dir alles zeigen. Ich möchte, dass du komplett neutral bleibst. Wenn du einen Fehler bei mir siehst, kannst du gerne darüber berichten. Ich habe nichts zu verheimlichen.

Zu welcher Sache sagt er hier als Zeuge aus?

Es geht um zwei Leute aus Israel, die Kay im Matrix geschlagen hat. Er sagt aber gegenüber der Polizei, ich hätte sie geschlagen. Und wann hat er die Zeugenaussage gemacht? Am 13. Oktober 2013 – also über ein Jahr, nachdem er von uns weg gegangen ist. “Vernehmung eines Zeugen am 13.10.2013“. “Die Vernehmung wird in Beisein von Frau Staatsanwalt B. von der Staatsanwaltschaft Berlin durchgeführt.” (Name von der Redaktion abgekürzt – Anm. d. Red.)

Da geht es aber nicht nur um die Sache im Matrix.

Nein. (liest vor) “Ihr sollte mehr bei den Leuten um … schauen, nicht wegen Körperverletzung. Die Leute um … sind die wahren Kriminellen. Es sind Deutsche.” Er nennt hier Namen, ganz willkürlich. Die Verfahren wurden alle eingestellt. (er zeigt eine Akte vom 7. April, in der ein Verfahren gegen einen deutschen Geschäftsmann eingestellt wurde) Er verpfeift einfach Leute, die er nicht mal kennt! (Auslassung des Namens von der Redaktion – Anm. d. Red.)

Weiter unten spricht Kay über deinen angeblichen Drogenkonsum.

Ich bin bereit, einen Drogentest zu machen. Er soll auch einen machen. Und wenn ich jemals in meinem Leben Drogen genommen habe, gebe ich ihm eine Million Euro. Hier: “Frage: Besteht Kontakt zwischen Arafat und Rockern?” Er haut alles raus. Lies dir das mal durch.

Er erklärt in seiner Aussage, dass du gute Kontakte zu Mitgliedern der Hell’s Angels hast und beschreibt einen Vorfall am Matrix, eine Auseinandersetzung.

Das ist nicht gelogen, das stimmt. Und ich kenne einige Leute von früher, als sie noch weder Hell’s Angels noch Bandidos waren. Das sind Freunde von mir. Was die jetzt sind oder machen, ist mir egal. Wir waren immer Freunde und bleiben auch Freunde.

Hier erklärt er außerdem, Bushido habe zwei Tatverdächtigen auf der Flucht Unterschlupf gewährt.

Bushido hat deswegen eine Anzeige bekommen. Reicht mir, was er erzählt. Irgendwann ist auch mal Schicht im Schacht. Ich kann alles beweisen: Er ist ein Lügner. Verräter, Betrüger, Heuchler. Das richtige Wort für ihn muss noch erfunden werden. Hier ist seine Unterschrift: Kenneth Glöckler. Kannst du gerne fotografieren. Aber bitte nicht die Aktenzeichen. Hier ist die nächste Aussage.

2. Dezember. Das ist etwa einen Monat später.

Er war Dauergast. Lies mal. Was ist das? Kein Anscheißen? Kein V-Mann? Kein 31er?

Hier sagt er, die Videoaufnahmen von dem eingangs erwähnten Vorfall im Matrix seien gelöscht worden.

Stimmt nicht. Es gibt keine Videoaufnahmen von drinnen, leider Gottes. Stell dir mal vor, es hätte Aufnahmen gegeben und die hätten die gelöscht! Die Polizei hätte sofort den Laden dicht gemacht. Wegen Verdunklung. Jedenfalls, drei Tage lang hat er ausgesagt. Und nicht nur die Bullen waren da, sondern sogar die Staatsanwaltschaft. Die sind von Berlin nach Hamburg gefahren, steht alles hier drin. Das ist nicht üblich. Das heißt, der wollte mich so richtig vergewaltigen. Denn wenn du eine Aussage beim LKA machst, kannst du die vor Gericht revidieren. Aber wenn ein Staatsanwalt oder ein Richter da ist – das ist safe. Kann unmöglich zurückgenommen werden.

Arafat2

Zum jeweiligen Wahrheitsgehalt der Aussagen Kays gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft kann ich natürlich nichts sagen. Fest steht aber: Sie haben stattgefunden. Das habe ich schwarz auf weiß gesehen. Als nächstes packt Arafat einen Stapel Rechnungen und Kontoauszüge auf den Tisch.

Kay erklärt bei Rooz, er habe dir 50% von seiner Gage abgeben müssen.

Gan-G war der Booker. Warum nennt er seinen Namen nicht im Interview? Der kam damals zu uns, ich sage dir ehrlich: Ich hab ihn nicht für voll genommen. Er wollte Bushido für Clubgigs buchen. Ich hab gesagt, Bushido macht das nicht. Wenn du willst, kannst du Kay haben. Kay war mit Gan-G auf den Gigs, ich war da nie. Er sagt, er hat kein Geld gehabt. Schau mal hier! Was hat dieser Junge verdient? Wenn ich wirklich 50% kriege, schuldet der Junge mit eine halbe Million Euro.

Arafat legt diverse Rechnungen vor, die Kenneth Glöckler an ersguterjunge gestellt hat, für Clubgigs, Touren mit Bushido sowie seine Tätigkeit als Co-Autor und Co-Produzent von Alben, dazu Kontoauszüge, die regelmäßige Zahlungen an Kay, seinen Vater und seine Mutter ausweisen. Die Höhe bewegt sich zwischen 1.500 Euro und fünfstelligen Beträgen von bis zu 38.000 Euro.

Mittellos, abgehauen. Widerspruch, oder? Also was soll das? Und wenn er so mittellos war, wie konnte er im Monat 11 2011 eine GmbH gründen? Hinter unserem Rücken, er hat nie mit uns darüber geredet. Eingetragen war sie im März 2012, es dauert immer ein paar Monate. Woher hat er denn die 25.000? Die muss er erstmal einzahlen. Er war ja mittellos! Er hatte keinen Cent.

Wie heißt die GmbH?

Gan-G: Prince Kay One GmbH.

Arafat: Kay ist nicht arm. Kay war nie arm. Ab Tag eins, wo er bei uns war, war er nie arm. Weil er jeden Monat, auch wenn er nichts gemacht hat, 1.500 Euro überwiesen bekommen hat. Kann ich dir auch beweisen.

Tatsächlich weisen die Kontoauszüge regelmäßige Zahlungen in der genannten Höhe aus. Arafat legt eine Rechnung vor, auf der Kay für diverse Clubgigs jeweils 2.000 Euro aufruft. Insgesamt kommen mehr als 38.000 Euro zusammen.

Arafat: Das ist für die Gigs, denn er hat ja nur 200 Euro pro Auftritt bekommen, auf jeden Fall. Er hat wohl eine Null vergessen.

Schließlich kommen wir zu Kays Künstlerexklusivvertrag, unterschrieben im März 2012. Darin steht kurz zusammengefasst: 2 Euro pro verkaufter CD, 25% Umsatzbeteiligung. 1 Jahr, ein Album fest, Optionen auf zwei weitere.

Arafat: Ist das ein unfairer Vertrag?

Soweit ich das beurteilen kann nicht.

Lies mal, ob Booking oder Merch erwähnt wird. Nichts davon. Alles gehört ihm. Ich hab ihn gezwungen, das zu unterschreiben? Ich lach mich tot.

Wieso ist der Vertrag eigentlich zwischen dir und Kay? Warum nicht mit Bushido?

Wir saßen hier: Shindy, Kenneth, meine Wenigkeit, D-Bo und die Sekretärin. Da haben wir die Vertragsverlängerung besprochen. Er meinte, nee, unterschreib ich nicht. Ich habe mich gewundert: Warum? Er so: Bushido und sein Anwalt sind link. Hä? Warum sind die link? Er so: Guck mal, was da alles drinsteht. Ich wieder: Egal, was da drinsteht: Ist er jemals gegen dich vorgegangen? Du kannst doch tun und lassen, was du willst. Er: Trotzdem! Ich unterschreibe nur für ein Jahr. Dann habe ich den Vertrag genommen, ihn zerrissen und der Sekretärin gesagt, mach bitte nur für ein Jahr. Den hat er dann unterschrieben. Abends hat er mich angerufen und meinte, er würde bei mir alles unterschreiben. Ich meinte, ob bei mir oder bei Bushido – ist doch dasselbe! Wir arbeiten doch zusammen! Er meinte, nee, er würde sich besser fühlen. Kein Problem, hab ich ihm gesagt, wenn du dich dann besser fühlst. Ich bin extra ins Büro gegangen, habe den Vertrag auf meinen Namen umgeswitcht. Bis dato hatte ich noch mit keinem Künstler einen Vertrag. Das war sein Wunsch.

Er unterschreibt einen Vertrag, kurz bevor er EGJ verlässt?

Das verstehe ich auch nicht: Warum hat er nie Tacheles geredet? Wir waren richtig dicke. Und da sind wir bei dem Telefonat. Er meinte am Telefon, ich hätte ihn gelinkt. Gelinkt? Der Vertrag mit Bushido ist zerrissen, der ist null und nichtig. Du bist frei. Der hat irgendeinen Grund gesucht, um abzuhauen. Wir haben auch danach noch telefoniert, alles war cool. Wir hatten noch Kontakt. Und dann leitet Gan-G mir eine Mail weiter, wegen der GmbH – Juni, Juli 2012. Da habe ich ihn angerufen. Hallo Bruder. Ich so: Nenn mich nicht Bruder, du bist kein Bruder. Hast du mir was zu sagen? Er so: nein. Ich so: alles klar, du bist ein undankbares Schwein. Ich hätte das sonst nie gemacht, aber dann meinte ich, weißt du was? Du hast einen Vertrag. Lies ihn dir gut durch. Danach hat er angefangen Sachen zu erfinden. Diesen Vertrag gab es nie, er hat ihn nie unterschrieben, tausend Sachen. Aber das gehörte alles zu seinem Film, alles zu seinem Plan.
 
Ganz ehrlich, wen juckt dieser Scheiß noch. Ist doch schon 3 Jahre her und ein alter Hut.
 
kann jemand mal nen TL;DR machen, falls da drin überhaupt irgendwas interessantes vorkommt
 
kann jemand mal nen TL;DR machen, falls da drin überhaupt irgendwas interessantes vorkommt
Bidde:

Nachdem Kay One vor gut einer Woche im Interview mit Rooz ausführlich über seine Zeit bei Bushido sprach, hat sich dessen Geschäftspartner Arafat bei den Kollegen von rap.de zu diversen Aussagen von Kay geäußert.

Arafat streitet Kay Ones Behauptungen bezüglich seiner finanziellen Situation zu Ersguterjunge-Zeiten quasi ausnahmslos ab. Von Beginn an habe dieser grundsätzlich 1.500 Euro im Monat überwiesen bekommen. Laut rap.de kann Arafat das mit Kontoauszügen bestätigen. "Kay ist nicht arm. Kay war nie arm. Ab Tag eins, wo er bei uns war, war er nie arm", so Arafat.

Außerdem sei Kay One für Auftritte im vierstelligen Bereich entlohnt worden, was offenbar ebenfalls mit Dokumenten nachweisbar ist: "[...] er hat ja nur 200 Euro bekommen, auf jeden Fall. Er hat wohl eine Null vergessen."

Kurz bevor Kay One EGJ im Frühling 2012 verließ, unterschrieb er dort dem rap.de-Interview zufolge einen Künstlerexklusivvertrag, welcher ihm unter anderem 2 Euro pro verkaufter CD sowie 25% Umsatzbeteiligung zugesichert haben soll. Auch dazu hat Arafat eine klare Meinung: "Ist das ein unfairer Vertrag? [...] Lies mal, ob Booking oder Merch erwähnt wird. Nichts davon. Alles gehört ihm. Ich hab ihn gezwungen, das zu unterschreiben? Ich lach mich tot."

Bereits einen Tag nach der #waslos-Ausgabe mit Kay One hatte Arafat auf dessen Aussagen reagiert.
Quelle: hiphop.dings...das mit rooz und dem wikinger
 
Kurz zusammengefasst: Kay hat mehr verdient, als er bei Rooz angivt. Selbst als er nichts gemacht hat, nur bei Bubu abhing, hat er 1500 € monatlich überwiesen bekommen. Bei Auftritten, Backup war es deutlich mehr.
Destweiteren hat Kay sich mit Leuten geprügelt und hat bei den Bullen erzählt das war Arafat. Den würde mans auch eher zutrauen. Sonst nichts interssantes. Hätten die mal ein Interview mit Congo geführt. Wäre unterhaltsamer.
 
Ja, oder jemand bringt Decepticon bei, ganze Artikel zu schreiben; ginge auch, klar
 
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