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Und "sollten" ist natürlich nur eine Präferenz meinerseits.
Niemand sollte nach Bayern auswandern.
Hmmm. Du bringst mich richtig ins Grübeln. Heimat ist für mich die oben beschriebene Beziehung. Eine Umwelt, die in mir das beschriebene Gefühl der Verbundenheit weckt, ist zum Beispiel die Ostsee am Brodtener Ufer. Andererseits kenne ich das Gefühl abgeschwächt aus Wäldern in anderen Ländern. Marzipan, Schwarzbrot und Franzbrötchen sind konkrete Dinge, die dieses Gefühl wecken. Aber auch alte Holzmöbel, die aus ganz anderen Teilen der Welt kommen. Meine Freundin weckt das Gefühl als konkreter Mensch, nicht weil sie eine norddeutsche Piratenbraut ist sondern weil sie einem weniger regionalen Heimatideal entspricht. Ich werde meiner obigen These etwas hinzufügen müssen. Die Dinge in der Welt, die in mir das Heimatgefühl wecken, entsprechen meist einem inneren Ideal, das geprägt ist durch Kultürgüter wie Grimms Märchen, die Nibelungensage, alte Gedichte, bestimmte Sorten Musik - diese vermitteln Vorstellungen deutscher Natur, deutscher Charaktere, deutschen Umgangs - ein "inneres Deutschland". So wie natürlich ein Finne ein inneres Finnland hat und einer, der an der Grenze zu Polen lebt, vielleicht ein inneres deutsch-polnisches Grenzgebiet. Wenn ich an Heimat denke, denke ich neben dem Brodtener Ufer und norddeutschen backsteingotischen Kirchen vor allem an einen verwunschenen Märchenwald, an Ritterrüstungen und Rübezahl, und je nachdem inwiefern eine Umgebung oder ein Ding diesem inneren Ideal entspricht, fühle ich mich darin beheimatet. Und je nachdem, inwieweit eine Person den selben Idealen anhängt fühle ich mich mit ihr in einer gemeinsamen Heimat.Ich weiß, ich hab damit auch kein Problem. Aber was ist denn Heimat für dich explizit?
Absolut. Aber wir begeben uns ja nicht einfach in die Opferhaltung. Wir werden in der Opferhaltung geboren und sterben in der Opferhaltung. Egal wer ihn zu welchem Zweck kontrolliert wächst die Macht des Staates mit den technischen Möglichkeiten, die Leben der Menschen zu kontrollieren. Bildungspolitik, Förderung und Verbot verschiedener Kulturangebote, Einstufung bestimmter Ideen als gefährlich für das Zusammenleben - der Staat wirkt kulturformend. Ich fand das immer zutiefst unsympathisch, bin im Herzen immer noch Anarchist. Letztendlich gibt es zur Zeit aber viele Menschen, die sich durch des Staates Handeln in ihrem Heimatbegriff bedroht fühlen. Diese Bedrohung lässt sich nur mit politischer Macht neutralisieren. Andererseits ist politische Macht in Deutschland Untertan der veröffentlichten Meinung - Zeitungen, Fernsehsender und andere kulturstiftende Institutionen formen die Meinung der wählenden Bevölkerung, die öffentliche Meinung. Letztendlich bestimmen sie die Sprache, in der, und die Dinge, an die gedacht wird. Diese veröffentlichte Meinung und damit indirekt die Politik zu verändern halte ich für die eleganteste Art, mit der Bedrohungssituation umzugehen.Mit dem Willen da ne politische Kaste draufschauen zu lassen begibt man sich irgendwie auch n bisschen in die Opferhaltung und weg von Selbstbestimmung, oder?
Das hat auch sein Positives. Dadurch werden die Traditionen zu etwas Exotischem. Junge Leute lassen sich im Laufe ihrer Identitätsfindung nicht von den Verfallsformen der Traditionen abschrecken sondern können sie aus dem überlieferten Ideal neu erfinden. Frühlingsfeste, die schlussendlich nur noch Anlässe zum dörflichen Saufgelage waren, werden wieder zu Berührungspunkten mit Natur, Region und Heimat. Diese Tendenzen beobachte ich zumindest bei einigen jüngeren Leuten.gitbs dieses dorfleben/traditionen überhaupt noch? selbst im heimatkaff von meinem vatta stirbt das zusammen mit den alten aus und das dorf besteht aus 20 häusern oder so
Diese Bedrohung lässt sich nur mit politischer Macht neutralisieren.
Hmm.Alternative?