Neues von der Heimatfront - Der Thread für deutsche Politik III

Ich weiß, ich hab damit auch kein Problem. Aber was ist denn Heimat für dich explizit?
Hmmm. Du bringst mich richtig ins Grübeln. Heimat ist für mich die oben beschriebene Beziehung. Eine Umwelt, die in mir das beschriebene Gefühl der Verbundenheit weckt, ist zum Beispiel die Ostsee am Brodtener Ufer. Andererseits kenne ich das Gefühl abgeschwächt aus Wäldern in anderen Ländern. Marzipan, Schwarzbrot und Franzbrötchen sind konkrete Dinge, die dieses Gefühl wecken. Aber auch alte Holzmöbel, die aus ganz anderen Teilen der Welt kommen. Meine Freundin weckt das Gefühl als konkreter Mensch, nicht weil sie eine norddeutsche Piratenbraut ist sondern weil sie einem weniger regionalen Heimatideal entspricht. Ich werde meiner obigen These etwas hinzufügen müssen. Die Dinge in der Welt, die in mir das Heimatgefühl wecken, entsprechen meist einem inneren Ideal, das geprägt ist durch Kultürgüter wie Grimms Märchen, die Nibelungensage, alte Gedichte, bestimmte Sorten Musik - diese vermitteln Vorstellungen deutscher Natur, deutscher Charaktere, deutschen Umgangs - ein "inneres Deutschland". So wie natürlich ein Finne ein inneres Finnland hat und einer, der an der Grenze zu Polen lebt, vielleicht ein inneres deutsch-polnisches Grenzgebiet. Wenn ich an Heimat denke, denke ich neben dem Brodtener Ufer und norddeutschen backsteingotischen Kirchen vor allem an einen verwunschenen Märchenwald, an Ritterrüstungen und Rübezahl, und je nachdem inwiefern eine Umgebung oder ein Ding diesem inneren Ideal entspricht, fühle ich mich darin beheimatet. Und je nachdem, inwieweit eine Person den selben Idealen anhängt fühle ich mich mit ihr in einer gemeinsamen Heimat.
 
Deine Heimat besteht also größtenteils aus verkitschter Romantik. Damit wäre der Heimatbegriff auch ganz gut bezeichnet.
 
Okay, das klingt doch nachvollziehbar. Ich zb. interessiere mich für Heil- und Kulturpflanzen, Wildkräuter... alles was neudeutsch herbs sind und ein positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Wenn ich mich da drüber belese oder draußen in der Natur bin fühl ich mich auch sehr verbunden. Heimatlich. Ansonsten... fällt mir auf Anhieb erstmal nichts ein aber das liegt auch daran weil ich manche Sachen echt nicht so feier. Karneval, Dorfleben wo jeder über jeden quatscht und schaut ob Nachbars Rasen gerade ist... das ist nicht so mein Film. Aber wahnhafter Konsum und Großstadt auch nicht.

Mit dem Willen da ne politische Kaste draufschauen zu lassen begibt man sich irgendwie auch n bisschen in die Opferhaltung und weg von Selbstbestimmung, oder? In Deutschland hat man echt alles was man braucht um Wurzelarbeit zu betreiben. Also Anreize sind mehr als genug da wenn man sucht. Oder findeste nicht?
 
gitbs dieses dorfleben/traditionen überhaupt noch? selbst im heimatkaff von meinem vatta stirbt das zusammen mit den alten aus und das dorf besteht aus 20 häusern oder so
 
Also größer werden kleine Kommunen nicht. Versammelt sich alles mehr und mehr um einzelne Städte, Amerika ist das beste Beispiel.
 
Mit dem Willen da ne politische Kaste draufschauen zu lassen begibt man sich irgendwie auch n bisschen in die Opferhaltung und weg von Selbstbestimmung, oder?
Absolut. Aber wir begeben uns ja nicht einfach in die Opferhaltung. Wir werden in der Opferhaltung geboren und sterben in der Opferhaltung. Egal wer ihn zu welchem Zweck kontrolliert wächst die Macht des Staates mit den technischen Möglichkeiten, die Leben der Menschen zu kontrollieren. Bildungspolitik, Förderung und Verbot verschiedener Kulturangebote, Einstufung bestimmter Ideen als gefährlich für das Zusammenleben - der Staat wirkt kulturformend. Ich fand das immer zutiefst unsympathisch, bin im Herzen immer noch Anarchist. Letztendlich gibt es zur Zeit aber viele Menschen, die sich durch des Staates Handeln in ihrem Heimatbegriff bedroht fühlen. Diese Bedrohung lässt sich nur mit politischer Macht neutralisieren. Andererseits ist politische Macht in Deutschland Untertan der veröffentlichten Meinung - Zeitungen, Fernsehsender und andere kulturstiftende Institutionen formen die Meinung der wählenden Bevölkerung, die öffentliche Meinung. Letztendlich bestimmen sie die Sprache, in der, und die Dinge, an die gedacht wird. Diese veröffentlichte Meinung und damit indirekt die Politik zu verändern halte ich für die eleganteste Art, mit der Bedrohungssituation umzugehen.

gitbs dieses dorfleben/traditionen überhaupt noch? selbst im heimatkaff von meinem vatta stirbt das zusammen mit den alten aus und das dorf besteht aus 20 häusern oder so
Das hat auch sein Positives. Dadurch werden die Traditionen zu etwas Exotischem. Junge Leute lassen sich im Laufe ihrer Identitätsfindung nicht von den Verfallsformen der Traditionen abschrecken sondern können sie aus dem überlieferten Ideal neu erfinden. Frühlingsfeste, die schlussendlich nur noch Anlässe zum dörflichen Saufgelage waren, werden wieder zu Berührungspunkten mit Natur, Region und Heimat. Diese Tendenzen beobachte ich zumindest bei einigen jüngeren Leuten.
 
Last edited:
Das kann keine Alternative sein. Abgesehen davon das einige von denen exakt das gleiche tun wie die politischen Parteien die du kritisierst nämlich in Aufsichtsräten von große Wirtschaftsunternehmen oder Banken zu sitzen wollen sie Vermögens- und Erbschaftssteuer abschaffen. D.h. Reiche werden reicher und Arme werden ärmer. Das ist eine gänzlich kapitalistische Partei. Man kann von Europa halten was man möchte aber das kann garkeine Alternative sein. Schau dir das österreichische Pendant an und wie das verlief. Ich bin mir ziemlich sicher das du mit deinem täglichen finanziellen Output mehr Sachen verändern kannst als es diese Partei je für dich wird. Da wirds zwei, drei mit IQ 130+ geben aber das nützt leider auch nichts. Ganz sicher bin ich mir auch nicht ob Ihnen bewusst ist wie schnell so eine gesamtgesellschaftliche Stimmung mal aufgrund vom Spielen mit Angst kippen kann aber das sagt schon sehr viel über sie aus.
 
der witz an traditionen is oft dass sie gar nich so traditionsreich und alt sind wie viele immer denken
 
Gebe dir Recht. Letztendlich geht es aber darum, den anderen Parteien bestimmte Inhalte näherzubringen. Das geht über private Initiativen, Pressearbeit und politische Wahlen. Ich glaube nicht, dass die AfD jemals CDU-Status erreichen wird aber sie kann die Politik der anderen Parteien verändern. Der SPD täte ein kleiner Kurswechsel, der sie wieder mit der Arbeiterklasse versöhnte, gerade ganz gut. Die AfD wird nur aus Mangel an Alternativen gewählt.
 
Sorry aber im jetzigen Kapitalismus ist der Zug abgefahren. An die großen Probleme, zb das andere Länder ausgebeutet werden um den eigenen Wohlstand zu sichern traut sich niemand ran wenn gleichzeitig große Unternehmen im Hintergrund sind und ihren Reichtum sichern wollen. Immerhin schaffen die ja Arbeitsplätze, du kennst den Sprech. Das ist bitter aber das ist einfach so, und die AfD sehe ich da keinen einzigen Millimeter auf irgendeiner anderen Seite. Ich bin jetzt auf Themen die freie Selbstentfaltung etc betreffen erst garnicht eingegangen. Man kann AfD auch nicht aus Protest wählen denn das einzige was sie erfolgreich machen ist Öl zu vergießen. Im übrigen genauso wie manchmal Die Linke. Ich bin nur gespannt wer das erste Streichholz wirft aber wenn dir irgendwas an Freiheit und Heimat liegt dann überlege dir das mit der AfD sehr gut.
 
Siehst du gänzlich schwarz oder hast du Hoffnung?

Letztendlich lebt der Kapitalismus von Grenzenlosigkeit. Von heimatlosen Menschen, die dem Ruf des Geldes um die halbe Welt folgen, und von solchen, die diese Heimatlosen in ihre eigene Heimatlosengesellschaft integrieren. Antikosmopolitismus ist Antikapitalismus.

Was die AfD tatsächlich erfolgreich macht: Sie demonstriert, dass Widerstand gegen die Entgrenzung der Welt, das kapitalistische Projekt schlechthin, eine ansonsten unwählbare Partei zur bedeutenden politischen Kraft machen kann. Sie ist die Kulturschutzpartei zur grünen Umweltschutzpartei - mir wäre eine Querfront dieser Tendenzen ganz lieb.
 
Last edited:
naturschutz war im dritten reich auch schon heimatschutz
aber mit eher uncoolem ideologischen hintergrund
nein danke
 
Die AfD ist eine Schöpfung Merkels!

Wäre sie früh genug zurückgetreten und hätte die CDU einem konservativen Nachfolger hinterlassen, dann läg die AfD jetzt bei maximal um die 5%. Ist sie aber nicht. Sie hat aus der CDU eine Steuer, Teuer und No Borders Partei gemacht, ist nach links zu den Grünen weggelaufen und hat die Tür nach rechts weit aufgelassen.

P.S: Kapitalismus ist eigentlich ganz geil :thumbsup:
 
Da hätte ich als Höcke dann auch Schiss, dass ich es hinterher wieder alleine war und mit meinem Rottweiler Zyankali kauen muss, während der Rest des Wir-sind-das-Volks Wirtschaftswunder und Demokratie spendiert bekommt.
 
Back
Top Bottom