Rap Gossip

Die „Rücken“ der Rapper

VON SEBASTIAN EDER

Rapper in Deutschland haben oft mit kriminellen Milieus zu tun. Sie lassen sich von Rockern und Clans beschützen. Wenn die Hintermänner streiten, wird es gefährlich. Ein Einblick in die Welt von Kollegah, Capital Bra und Bushido.

Im August gingen sie auf einer Straße in Dortmund-Wickede aufeinander los, dreißig Leute, vor den Augen der Polizei. Zwei schlugen zu, es wurde unübersichtlich, die Beamten setzten Reizgas ein, stellten die Personalien von acht der Beteiligten fest und entdeckten in einem Gebüsch eine „Hiebwaffe“. 265.000 Menschen haben die Schlägerei gesehen, im Nachhinein, auf Youtube. Dort ist ein Video, das die Eskalation zeigt, weiterhin abrufbar. Sein Titel lautet: „Eskaliert: Salah Saado – Schlägerei wegen Kollegah und Samarita“: Drei Namen, ein Konflikt.

Kollegah und Samarita sind zwei verfeindete Rapper, Saado gilt als Oberhaupt eines libanesischen Familienclans und spätestens seit jenem Tag im August als neuer „Rücken“ von Kollegah. Als „Rücken“ werden in der Szene die Beschützer von Rappern bezeichnet, die oft kriminell sind und an dem Musikgeschäft verdienen. In dem Video ist zu sehen, wie Kollegahs neuer Schutzherr Saado mit ein paar Begleitern einer größeren Gruppe breit gebauter Männer gegenübersteht. Saado wird geschlagen, schlägt zurück, dann brechen Tumulte aus. Anwohner hatten wohl schon die Polizei gerufen, als die Männer noch diskutierten. Nach dem zweiten Schlag griffen die Beamten ein. Kollegahs Feind Samarita sagte in einem Interview später, die Männer, die Saado gegenüberstanden, seien sein Vater und dessen „sehr, sehr gute Freunde“ gewesen. Und: „Wir sind keine Leute, die die Polizei rufen.“ Warum auch? Sein Vater soll Mitglied der Rockergruppe Bandidos sein.

Kollegah schickt also seinen Schutzpatron Saado vor, Samarita weiß wohl um den Rückhalt der Bandidos. Allein schafft es in diesem System niemand. Der Berliner Rapper Fler, der selbst einmal von Unbekannten mit einem Messer attackiert wurde, bringt es auf den Punkt: „Rapper haben immer Leute hinter sich, um zu kommunizieren, dass ihnen niemand etwas kann. Und die Leute im Hintergrund buhlen um Rapper, die sie beschützen können, um Geld mit ihnen zu verdienen. Es geht nicht um die Konfrontation, die will keiner. Aber du brauchst die Leute im Hintergrund. Die hat jeder.“

Immer öfter treten diese Leute aus dem Hinter- in den Vordergrund. Rap-Nachrichtenkanäle vermelden auf Youtube mittlerweile Transfers wie Fußballklubs ihre Neuzugänge. Mitte September hieß es in einer Überschrift: „Offiziell: Saado Family beschützt Kollegah“. In dem dazugehörigen Video war Saado mit Kollegah auf einer Bühne zu sehen.

„Schieße Dutzend Magazine“

Vorher soll der Skandalrapper jahrelang von einer Gruppe aus dem ehemaligen Jugoslawien beschützt worden sein, ihr Anführer wurde „Pascha“ genannt. Die Gruppe soll Kollegah laut Szenekennern aber um Geld betrogen haben. Außerdem konnte oder wollte sie ihm bei dem Konflikt mit Samarita im August nicht helfen. Saado nutzte das Machtvakuum aus. Nun hält er also Kollegahs Rücken frei.

Der Konflikt zwischen ihm und Samarita hatte sich schon zuvor entzündet, als der bei Kollegah unter Vertrag stehende Musiker Jigzaw ein Video veröffentlichte, das ihn angeblich beim Geschlechtsverkehr mit der Mutter von Samarita zeigte. Samarita ist als Rapper völlig unbedeutend. Er reagierte aber sehr aggressiv und selbstbewusst auf die Angriffe aus dem Lager von Kollegah. Wohl ebendeshalb, da sein Vater Kontakte zu den Bandidos pflegen soll. Schon im Juni hatte Samarita Jigzaw in einem Lied bedroht und beschimpft: „Schieße Dutzend Magazine auf die Schwuchtel.“ Als Kollegah zu seinem Künstler Jigzaw hielt, schoss sich Samarita auch auf Kollegah ein.

Kollegah wollte sich das im August nicht mehr gefallen lassen und tauchte mit Begleitern vor Samaritas Haustür in Dortmund-Wickede auf. Auch diese Szene wurde dokumentiert, auf Instagram. Später trafen dann die Gruppe um Kollegahs Beschützer Saado und die Gruppe um Samarita aufeinander. Mit den Schlägen, die Salah Saado kassierte und austeilte, festigte er seine Rolle als neuer „Rücken“ Kollegahs. Youtube-Kommentatoren feierten ihn: „Sogar in der Unterzahl schlägt Salah zu, was ein Ehrenmann“, heißt es, oder: „Salah gibt den Bandidos eine Bombe vor 20 Mann.“

Mittlerweile hat Kollegah wieder seine Ruhe. An diesem Freitag ist sein neues Album erschienen. Salah Saado, dem Kollegah diese Ruhe wohl zu verdanken hat, macht schon länger Geschäfte mit Rappern. Der „Welt“ hat er 2018 ein Interview zusammen mit seinem Schützling Sun Diego gegeben, der auch unter dem Pseudonym Spongebozz bekannt ist. In dem Artikel wurde Saado als „Kopf einer libanesischen Großfamilie“ vorgestellt, der „im Security-Geschäft tätig“ sei. Saado ist auch auf Instagram, dort bezeichnet er sich als „BBM President“. BBM heißt das Label von Sun Diego. Dieser postete vor vier Wochen ein Bild, das ihn auf einer Bühne an der Seite von Kollegah und umringt von breit gebauten, schwarz gekleideten Männern zeigt. Dazu schrieb Sun Diego: „Kommt zu BBM wir geben euch Rücken!“

Die Konflikte erreichen Kinderzimmer

Vor zwei Jahren entdeckte die Polizei während einer Razzia im Studio von Sun Diego Waffen und Drogen. Seine Verbindungen zum Saado-Clan nutzt der Rapper gerne, um musikalische Gegner anzugreifen. Im Streit mit dem Rapper PA Sports rappte er 2017 etwa: „Du kriegst Blei ins Brain / Wegen ’ner Zeile Streit mit Saado und al-Zain.“ Und: „Salah und ich gaben dir ne Schonfrist, du Stricher (...) aber nicht mal auf dem Mond bist du sicher.“ In einem anderen Lied heißt es: „Mafiaclanconnection / Was für Action / Niemand fickt mit mir und Salah Saado Essen.“ Auf Instagram nutzen Sun Diego und Saado die Hashtags: #saado #alzein #lafamilia.

Die Familien al-Zain und Miri sind ebenfalls berüchtigte libanesische Clans. Auch sie waren kürzlich wegen einer Rap-Geschichte in den Schlagzeilen: Mitglieder der Familien sollen Capital Bra, den erfolgreichsten deutschen Rapper, erpresst und bedroht haben. Schon Ende Oktober hatte Capital Bra auf Instagram eine Art Hilferuf an seine Fans veröffentlicht: „Es gibt ein paar Leute, die wollen mich unbedingt F****n. Die sagen, die bekommen noch Geld von mir. Die sagen, die wollen, dass ich aufhöre mit Musik. Und ich sage euch: Ihr bekommt nicht einen einzigen Cent von mir.“

Im November deckte die „Bild“-Zeitung die Hintergründe auf: Demnach sollen Mitglieder des Miri- und Al-Zain-Clans versucht haben, Capital Bra mit Hilfe von tschetschenischen Gruppen aufzulauern. Sie verlangten demnach mindestens 500.000 Euro von ihm. Außerdem wollten sie am künftigen Musikgeschäft von Capital Bra beteiligt werden, weil sie ihm geholfen hätten, sich 2018 von einem Label zu trennen.

Capital Bra wollte den Konflikt angeblich zunächst mit seinen Verbündeten vom Remmo-Clan klären. Nachdem das nicht geklappt hatte, ging er laut „Bild“ zur Polizei. Danach soll es Gefährderansprachen gegeben haben, die Ermittler gingen von einer Gefahr für das Leben von Capital Bra aus. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass ermittelt wird.

Bushido soll das Schutzsystem erfunden haben

Capital Bra rappte Ende November: „Sie hab’n gesagt, sie warten vor der Tür mit Ballermann / Sie hab’n gesagt, sie woll’n mein Para haben / Was soll ich sagen? Capital hat keine Angst vor ein paar Arabern.“ Das Lied schaffte es auf Platz eins der deutschen Charts. Auch in der Rangliste der 2019 in Deutschland auf Spotify am meisten gestreamten Künstler landete Capital Bra auf Platz eins. Vor vier anderen Rappern. Rap ist die erfolgreichste Musikrichtung der Welt, und auch in Deutschland so einflussreich, dass die Videos über den neuesten Klatsch in der Szene hunderttausendfach geklickt werden. Häufig wohl auch in Kinderzimmern. Was in der Rap-Szene geschieht, sollte man daher nicht ignorieren, so unappetitlich es auch ist.

Für Außenstehende sind viele Anspielungen oft nicht zu verstehen: Nachdem die „Bild“-Zeitung behauptet hatte, Capital Bra habe bei der Polizei ausgesagt, meldete sich der Rapper in seiner Instagram-Story zu Wort: „Ich bin hier gerade ein bisschen spazieren am Alexanderplatz.“ Damit bezog er sich auf eine Zeile von Bushido. Nachdem dessen Weggefährte Kay One sich aus Angst vor dem damaligen Bushido-Beschützer Arafat Abou-Chaker an die Öffentlichkeit gewandt hatte, rappte Bushido 2013 nämlich: „Wenn ich will, geh’ ich spazieren am Alexanderplatz / Eine Freiheit, die du als ein Informant nicht hast.“

Es heißt, Bushido habe das Konzept des „Rappers mit Rücken“ in Deutschland erfunden. Anfang des Jahrtausends ging Bushido wegen eines Streits mit seinem alten Label zu Arafat Abou-Chaker. 15 Jahre lang arbeitete er mit dem Berliner Clanchef zusammen, ehe er Anfang dieses Jahres gegen ihn aussagte. Auf Grundlage seiner Aussage erhob die Staatsanwaltschaft im Herbst gegen Abou-Chaker Anklage wegen räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

All die Beispiele zeigen: Kriminalität und Rap sind in Deutschland eng verflochten. Es handelt sich nicht etwa um Legenden, die in die Welt gesetzt werden, um neue Alben zu verkaufen.

In der Aufregung um Bushido und Abou-Chaker geht oft unter, dass die Geschäfte zwischen Clans und Rappern nicht nur in Berlin, sondern vor allem in Nordrhein-Westfalen blühen. Schon 2017 wurde der Rapper Miami Yacine in Dortmund von maskierten Männern mit Reizgas und Totschlägern angegriffen. Hinter dem Angriff wurde damals das Umfeld des Rappers 18 Karat vermutet. Als dessen „Rücken“ gilt der Miri-Clan. Einen Tag später wurde auf eine Bar geschossen, die dem Miri-Clan gehören soll. Die Polizei schätzte das als Racheakt für den Angriff auf Miami Yacine ein.

Dass es in Dortmund seitdem nicht ruhiger geworden ist, zeigt nicht nur die Schlägerei mit Saado. Im November nahm ein Spezialeinsatzkommando den Rapper 18 Karat fest. Es ging um Ermittlungen nach einem Anschlag auf einen Friseur, der Bandidos-Mitglied sein soll und im Sommer in der Dortmunder Innenstadt angeschossen worden war. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte 18 Karat, die Tatwaffe besorgt zu haben. Doch der Verdacht erhärtete sich nicht, der Rapper wurde wieder freigelassen. Im Fokus der Ermittlungen soll außer ihm noch ein Mitglied des Miri-Clans gestanden haben. Der Mann hatte aber ein Alibi: Zur Tatzeit war er auf Ibiza – mit dem Rapper Farid Bang.
 
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Saado Familie verteilt auch auf Twitter Stiche
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Entweder sind das False Flag Profile von ein paar Rechten (vermute ich vor allem wegen der verwendeten Hashtags und der Kommunikation im verlinkten Thread "behaupte doch einfach der ist Nazi, zieht ja immer" ) oder die sind wirklich dreister als 3.

Alle Profile wurden im August erstellt, kommunizieren nur untereinander in einer suspekten Lingo (habs statt haps für Knast, keine arabischen Zeichen und Nachrichten, die sich lesen als hätte sie ein rechter Troll verfasst) und verwenden Hashtags, die der durchschnittliche Saado kaum kennen dürfte.

 
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Entweder sind das False Flag Profile von ein paar Rechten (vermute ich vor allem wegen der verwendeten Hashtags und der Kommunikation im verlinkten Thread "behaupte doch einfach der ist Nazi, zieht ja immer" ) oder die sind wirklich dreister als 3.

Alle Profile wurden im August erstellt, kommunizieren nur untereinander in einer suspekten Lingo (habs statt haps für Knast, keine arabischen Zeichen und Nachrichten, die sich lesen als hätte sie ein rechter Troll verfasst) und verwenden Hashtags, die der durchschnittliche Saado kaum kennen dürfte.


wär sicher schön wenn das fake wär... aber denk ma an ashraf, ahmad und arafat .. .die sind auch echt in ihrer grenzenlosen dummheit
 
wär sicher schön wenn das fake wär... aber denk ma an ashraf, ahmad und arafat .. .die sind auch echt in ihrer grenzenlosen dummheit
ja klar sind die alle behindert, aber dieses Ferrari als Titelbild und ich will nur deutsche Frauen knallen & mit meinem illegalen Drogen/Argegeld arbeitende Almans auf Twitter auslachen ist ein bisschen zu dick aufgetragen imo.

Ich meine die Leute, die den Lifestyle leben, geben damit doch nicht auf Twitter unter Hashtags wie #refugeeswelcome und #fridaysforfuture an oder? Drei der Accounts haben auch Connections zum Haidergame, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dass sich kriminelle Araber auf Twitter mit dem Drachenlord beschäftigen?
 
gut dass die sich mit dem drachenlord beschäftigten ist tatsächlich recht abwegig...den rest hätte ich denen jetzt mal locker auf ahmad miri basis zugetraut
 
"... hab paar freunde bei der ABC-Familie, die verteilen Stiche wie ne Nähmaschine."
 
Das hat der doch wahrscheinlich eh nur als Witz gemeint und Ari hat das nicht gerafft und daher ernsthaft darauf geantwortet.
 
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