Die Huttenstraße in Berlin-Moabit, Mittwochvormittag. Schwerbewaffnete Polizisten stürmen in den weißen Neubau und klingeln an der Wohnungstür von Ahmad „Patron“ Miri (38).
Berlin – Die Beamten vollstrecken einen Haftbefehl gegen den Berliner Clan-Boss. Der Vorwurf: gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen Meldeauflagen. Noch nachmittags verkündet ein Ermittlungsrichter die U-Haft!
Die Null-Toleranz-Strategie macht Schluss mit lustig mit dem arabischen Clan-Boss, der die Justiz jahrelang narrte.
Die Fälle
► Am 26. November 2017 soll Ahmad Miri, der sich selbst gern der „Patron“ von Berlin nennt, gemeinsam mit zwei Komplizen die Ex-Freundin seines befreundeten Rappers Sami A. (31), alias „SVD“, zu Hause aufgesucht haben. Der Rapper sei wegen des Umgangs des gemeinsamen Kindes zuvor mit der Mutter in Streit geraten. Miri wollte sie der Anklage zufolge zu einem „standesgemäßen Verhalten“ erziehen. Laut Anklage vom August 2018 soll der bullige Ex-Boxer der jungen Mutter mit einem Holzknüppel gegen den Kopf geschlagen haben. Anzeige.
► Am 29. August 2019 musste sich Ahmad Miri wegen diverser Verkehrsdelikte (u.a. Fahren ohne Führerschein) vor Gericht verantworten. Damals erhielt der Clan-Boss eine Bewährungsstrafe (Bewährungszeit: ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung) und 24 Monate Führerscheinsperre. Gegen das Urteil legte er Berufung ein.
► Zu dieser Zeit führte die Staatsanwaltschaft weitere offene Ermittlungsverfahren zusammen, darunter eine weitere gefährliche Körperverletzung und ein Waffendelikt. Miri soll auf der Straße eine Pistole mehrfach abgefeuert haben. Verstoß gegen das Berliner Waffengesetz.
▶︎ Außerdem soll er wenig später mit mehreren anderen Personen einen Gast vor einer Bar beschimpft und dann geschlagen haben. Zeugen haben den arabischen Clan-Chef eindeutig auf Lichtbildern wiedererkannt.
Der „Patron“ erhielt einen neuen Haftbefehl, der unter strengen Meldeauflagen (zweimal pro Woche auf dem Polizeiabschnitt melden) ausgesetzt wurde. Doch den Meldeauflagen kam der Clan-Boss nur unregelmäßig nach. Ende Dezember 2019, so erfuhr BILD, war Schluss mit lustig.
Die Staatsanwaltschaft hatte Miri festnehmen lassen, der Ermittlungsrichter widerrief die Haftverschonung und ordnete U-Haft an! Nach BILD-Informationen muss sich Süleiman A. alias Ahmad Miri am Dienstag vor dem Berliner Amtsgericht wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung und Verstoß gegen das Berliner Waffengesetz verantworten. Das Ziel: eine langjährige Freiheitsstrafe – ohne Bewährung.
Eine BILD-Anfrage bei dem Anwalt von Ahmad Miri blieb unbeantwortet.
Ahmad Miri narrt seit Jahren die Polizei
Mit bis zu zehn verschiedenen Personendaten sammelte er Strafverfahren. Mal war er in Beirut geboren, mal im türkischen Mardin. Jetzt hat er sich an seine „wahre“ Identität erinnert, beantragte und erhielt auch einen syrischen Pass. Als Süleiman A. aus Nablus soll er sich jetzt ausweisen können.
Süleiman oder Ahmad verbüßte bereits eine langjährige Haftstrafe wegen eines Drogenvergehens. Der Ex-Boxer war Gründungsmitglied der berüchtigten Rocker-Gruppe „Guerilla Nation“ und lange Jahre Mitglied der Bruderschaft „Arabisch-Kurdischer Clan“ (AKC). Er lebt mit seiner Ehefrau und den Kindern in Berlin-Moabit. Er selbst bezog Sozialhilfe.