Original geschrieben von SALT
meines wissens lebt er schon ne weile nicht mehr in berlin... drastisch ist, das er wirklich von graffiti rein gar nix mehr wissen will...
...leider...
Mag sein, daß er nicht mehr in Berlin lebt.
Es ist normal, daß man von Graffiti in späteren Jahren gar nichts mehr wissen will, weil man als Erwachsener diese Epoche seines Lebens anders sieht und nachträglich auch anders bewertet.
Leute, die viel gesprüht haben und nicht erwischt wurden, können sich in Erinnerungen sonnen und Geschichten erzählen, aber die, die viel gemacht haben, erwischt wurden und ohne Hilfe der Eltern und ohne rechtlichen Beistand durch einen Anwalt Prozesse durchzustehen hatten und hoch verschuldet sind, würden die Zeit gern zurück drehen, weil sie nachträglich erkennen, wie viele Möglichkeiten sie verspielt hatten, die ihnen eine gesicherte Zukunft gegeben hätte.
Schau Dir doch mal an, wer alles vom Geltungsbedürfnis der Sprayer lebt!
Farbfirmen, die sich bei der Produktion auf die Wünsche der illegalen Sprayer einstellt, gleichzeitig aber auch für Geschädigte Reinigungsmittel produziert, mit denen Graffiti meist rückstandslos entfernt werden können. Eigentümlicherweise werden solche Firmen nicht belangt.
Reinigungsunternehmen, die sich zu Antigraffiti- Vereinen zusammenschließen, aber von Graffiti leben (wollen).
Sonderkommissionen, die mit der Strafverfolgung beschäftigt werden und auch Erfolgserlebnisse brauchen. Die Personalkosten für die Ergreifung der Täter sind deutlich höher als die Kosten für die Beseitigung und für eine sinnvolle Beschäftigung der Jugendlichen, die den Wunsch nach Gestaltung, Abenteuerlust u. Mutproben haben. Für strafmündige Kinder aus reichen Familien werden mit Hilfe eines Anwaltes Beweisanträge gestellt, wodurch dann nachgewiesen wird, daß oft der Straftatbestand der Sachbeschädigung nicht erfüllt ist, was dann zum Freispruch führt, folglich auch kein Eintrag über Sachbeschädigung im Erziehungsregister steht, was ärmeren Kindern oft verwehrt ist, weil das Geld fehlt, sie dadurch stigmatisiert sind.
Ich kenne viele Sprayer, die im Alter von 16 Jahren behauptet hatten, Graffiti ist ihr Leben und steht immer an erster Stelle. Als dann eine Lehrstelle gefunden war und die Arbeit Spaß machte, oder als die Freundin kam und „Bewegung in den Hormonhaushalt“ kam, wurde Graffiti zur schönsten Nebensache der Welt der verlor die Bedeutung ganz.