Folgendes ist heute so passiert:
Heute morgen wollte ich Passfotos (4x5 cm) von mir machen lassen. Ich zieh mich also an, ein weißes Mahagony-Shirt, schwarze Johnny-Blaze-Jeans und los zu Mutter ins Auto, ab in den Nachbarort. Muttern setzt mich fünf vor zehn bei dem Fotografen ab, ich schaue auf die Öffnungszeiten:
10:05 - 12:00 Uhr
14:00 - 18:00 Uhr
Ich frage mich, warum man um 10:05 öffnen sollte, beschließe danach mir die letzten zehn Minuten per Gang zur Sparkasse zu verkürzen. Ich gehe dort hin, treffe eine Freundin, die sich gern dazu bereit erklärt, diese Wartezeit zu überbrücken.
Um 10:10 stehe ich wieder vor besagtem Fotografengeschäft. Diesmal fällt mir ein kleiner Zettel auf, der mir sagt, dass der Laden aufgrund eines auswärtigen Termines heute erst um 14 Uhr öffne.
Leicht gepisst, aber doch Verständnis aufbringend, gehe ich drei Straßen weiter in den Laden, in dem sich meine Mutter aufhält.
Wir erledigen in der Zwischenzeit einige Einkäufe in diversen Baumärkten. Im ersten kauft meine Mutter 15 Hornveilchen (eine Art Stiefmütterchen Light), in einem anderen kauft sie 4 Hornveilchen...für den gleichen Preis und in der gleichen Farbe wie im ersten Baumarkt. Sinnvoll.
So stehe ich um 13:30 Uhr wieder vor dem Fotogeschäft, und ich beschließe, einen kleinen Spaziergang im Frühlingswetter zu unternehmen.
Zehn nach zwei komme ich schließlich wieder dort an. Der Laden hat immer noch geschlossen. Ich beschließe vor dem Laden zu warten. Erschrocken stelle ich fest, dass mein MP3-Player zu Hause liegt. Aber bis jetzt habe ich es auch überstanden. Wird schon, denke ich.
Um 15 Uhr gedenken sich die Damen & Herren diesen Laden zu öffnen. Das erste Geräusch, das den Weg zu den drei kleinen Knöchelchen in meinem Ohr findet ist - ein weinendes Baby. Mein Gesicht scheint ein ausreichender Indikator für meine Laune zu sein, denn ein zitternder junger Mann Ende 20 begrüßt mich - nachdem ich zehn Minuten an der Theke gewartet habe. Ein Dialog mit diesem Mann gestaltet sich als schwierig, obwohl ich mich bemühe, freundlich zu sein. Könnte allerdings auch an dem schreienden Kind liegen.
Ich: "Guten Tag, ich würde gern Passfotos machen lassen!"
Er: [schweigt 10 Sekunden] "Hm."
Ich: "Hm?"
Er: [schweigt 10 Sekunden] "In einem weißen T-Shirt?"
Ich: [bemühe mich, die Komplexität seiner Satzstruktur zu übernehmen, um die Konversation zu erleichtern] "Nicht gut?"
Er: [schweigt 10 Sekunden] "Nicht gut."
Zehn Sekunden lang Stille.
Ich: "Was wäre denn dann besser?"
Er: [schweigt 10 Sekunden] "Was Dunkles!"
Ich: [seufzend] "Gut, ich fahre nach Hause, ziehe mir dort etwas Dunkles an, und komme dann heute oder vielleicht auch erst morgen wieder, je nach dem, wie ich noch Lust habe."
Er: [Ohne zu Zögern] "Kein Problem, wir sind ja den ganzen Tag da!"
Ich zucke zusammen und gehe zum Bus und fahre nach Hause, da meine Mutter zwischenzeitlich auch den Weg nach Haus antrat. Im Bus sitzt hinter mir ein junger, sichtlich gegen-Türkei-getrimmter Mann, der die ganze Zeit mit seinem Zippo spielt. Mein linkes Auge beginnt zu zucken.
Zu Hause entledige ich mich meines T-Shirts und ziehe ein schwarzes Hemd an. Ich lade meine Schwester ins Auto, um sie zur Nachhilfe zu fahren, und bewege mich rollend zurück. "Da Rockwilders" bessern meine Laune geringfügig.
Ich komme also zum dritten Mal an diesem Tage dort an und erblicke an der Theke ein bekanntes Gesicht - die kompetente Fotografin, die bereits einige Bewerbungsfotos von mir gemacht hat. Anscheinend ist sie auch die Ursache für den Auswurf des Bösen, der im Kinderwagen hinter ihr akkustisch sein Teritorium markierte.
Auf meine Bitte hin, Passfotos mit den entsprechenden Maße von 4x5 cm machen zu lassen, antwortet sie: "Wir haben doch noch Bewerbungsfotos von dir, die kann man auch als Passfotos benutzen, wenn man sie in den richtigen Größen ausdruckt."
DAS NENNE ICH EIN KLEINES ÄRGERNIS!!!