Baumbrennt Dortmund ⭐⭐ NURI DER BVB! (5-1-1)

Holt der BVB den FIFA Club World Cup 2025 (€100M) und wird endlich Weltmeister?

  • Ja, es ist endlich soweit, du hast es so prophezeit, es wird so kommen - weil du eine Hexe bist, JD

    Stimmen: 18 78,3%
  • Was nein

    Stimmen: 5 21,7%

  • Umfrageteilnehmer
    23
  • Diese Umfrage wird geschlossen: .
el_tunisiano meint: Bei den Borussen gibt es derzeit zu viele offene Baustellen. Neben der Degradierung (böse Zungen sprechen von einer Demütigung) des jungen Moukokos lodert das Kehlsche Mislinat-Feuer unentwegt fort. So werden die Borussen mit der Meisterschaft nichts zu tun haben. Meine Prognose: Platz 8.
hut ab herr tunisiano!
 
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Ok was soll’s, leak
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schlimmer als die niederlage gegen stuggi sind nur die reaktionen von bvb-fans auf social media. nobby dickel hab gnade auf uns. (ja ich kann nicht schlafen na und was geht dich das an)


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"Ich habe gedacht: Alle Trainer sind so wie Jürgen"​

In einem Brief an sein 17 Jahre junges Ich fragt sich Mario Götze: Wieso habe ich Dortmund verlassen und bin nach München gewechselt? Hätte ich bloß auf guten Rat gehört!
Von Mario Götze
25. September 2024, 9:33 Uhr

"Ich habe gedacht: Alle Trainer sind so wie Jürgen" – Seite 1
Der Text ist eine gekürzte und leicht bearbeitete Fassung des Kapitels "Mario Götze – der ewige Torschütze" aus dem Buch: "Stimmen der Eintracht" von Michael Horeni, das Geschichten und Porträts aktueller und früherer Akteure von Eintracht Frankfurt enthält und das am 25. September bei C. Bertelsmann erscheint.
Frankfurt, 3. Juni 2024
Lieber Mario,
wenn du diesen Brief liest, bist du 17 Jahre und 171 Tage alt. Es ist der 21. November 2009, der Tag deines ersten Bundesligaspiels. Es ist ein Tag, an den du dich lange erinnerst, vermutlich für immer, weil es der Moment ist, von dem du später sagen wirst: So hat alles angefangen.

Es ist ein Tag, den aber nur du nicht vergisst. Ich sage es dir lieber gleich: Vor dir liegt ein Leben, von dem Du heute noch keine Ahnung hast, von dem Du auch keine Ahnung haben kannst. Es ist ein Leben, von dem du nicht glaubst, dass du es jemals führen wirst. Aber so wird es sein.
Denn es kommt noch ein anderer Tag. Einer, den du auch nicht vergisst. Aber den auch Millionen andere Menschen nicht vergessen werden. Aber dazu später.
Ich schreibe dir diesen Brief am 3. Juni 2024. Ich werde heute 32 Jahre alt, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Und ich habe gerade meine 14. Saison als Profifußballer beendet, bei Eintracht Frankfurt.
Ich will dir keine großen Ratschläge geben für dein Leben, lieber Mario. Der Zeitgeist heute ist ein ganz anderer als zu der Zeit, als ich 17 war. Und auch dein Mindset ist ein ganz anderes, als ich es heute als Familienvater habe. Ist mir klar. Und mit Ratschlägen, die man bekommt, ist es immer schwierig, weiß ich selbst.

Ich will dir lieber sagen, was auf dich zukommt. Damit du damit vielleicht besser umgehen kannst, vielleicht auch besser, als ich es konnte. Wenn das überhaupt geht. Wir haben jetzt 2024 und ins Jahr 2009 zurückzugehen ist eine Zeitreise.
Bisher hat sich für dich alles im Normaltempo entwickelt. Du bist mit deinen Eltern und deinen Brüdern aus dem Allgäu nach Dortmund gezogen. Du bist mit nicht einmal zehn Jahren zu Borussia Dortmund gegangen, zum BVB, hast zunächst in der E1-Jugend gespielt und dort dann alle Jugendmannschaften durchlaufen. Alles normal. Aber wer will das, auf Dauer?

Dir ist zunächst gar nicht bewusst, dass du herausragst. Du gehst zur Schule, siehst Fußball als Hobby, willst eigentlich nur ein bisschen "zocken", wie du es nennst. Du weißt gar nicht, was es wirklich bedeutet, dass du in den Jugendnationalmannschaften spielst, dass du in der A-Jugend zwei Jahre jünger bist als alle anderen, weil du so gut bist.
Dass dir das nicht ganz klar ist, liegt vielleicht auch daran, dass deine Welt noch nicht digital ist. Das schützt dich, noch. Es gibt im Jahr 2009 kein Social Media, wie wir es heute kennen. Wo alles für alle präsent ist, immer. Aber das ist noch mal ein Thema für sich.
Dein erstes U15-Länderspiel wurde live im Fernsehen übertragen. Da hast du schon ein bisschen die Aufmerksamkeit gespürt, aber im Grunde sind dir die Dimensionen nicht klar. Du fühlst dich weiter wie ein ganz normaler Junge, der gerne Fußball spielt. That's it. Reicht ja auch.
Du bist glücklich. Und du willst immer nur weiter Fußball spielen. Du weißt, dass du Talent hast. Alles entwickelt sich wie von selbst. Aber trotzdem ist da schon früh noch ein anderes Gefühl. Du sagst dir: "Ich muss mehr machen als andere, mehr trainieren, mehr arbeiten." Und wächst in einem Bewusstsein auf, das für dich selbstverständlich wird:

Mehr trainieren!
Mehr trainieren!
Mehr trainieren!
Dein erstes Training bei den Profis hast du in Dortmund gemacht. In einer Länderspielpause durftest du mittrainieren, du bist 15 Jahre alt.
Und heute, am 21. November 2009, wechselt dich Jürgen Klopp, dein Trainer, gegen Mainz 05 kurz vor Schluss ein. Jetzt bist du 17 – und Bundesligaspieler, die Profikarriere liegt vor dir. Aber du bist überhaupt nicht darauf vorbereitet, was auf dich zukommt. Das geht auch gar nicht. Du kannst dich auf das, was du erleben wirst, nicht vorbereiten. Sei froh!
Eine Krux bei guten Ratschlägen gibt es immer: Jeder hat seine eigenen Gefühle, seine eigenen Emotionen. Da kann man nichts machen. Was für den einen passt, muss für den anderen nicht passen. Aber es gibt Dinge, die gelten immer, zumindest gelten sie für mich:
Du musst deine eigenen Erfahrungen machen.
Du musst es fühlen.
Du musst es spüren.

Und du musst verstehen, was das alles mit dir macht. Das ist eine Aufgabe, die kann dir niemand abnehmen. Auch ich nicht. Aber ich kann dir von meinen Erfahrungen erzählen. Und davon, was ich mir in deinem Alter gewünscht hätte. Damals wusste ich noch nicht, was meine Wünsche waren. Gelassenheit, mehr Ruhe. Das wär's gewesen …

Doch Ruhe und Gelassenheit habe ich mir nicht gestattet, das waren meine Gegner. In mir herrschte ein anderes Gefühl:
Jetzt!
Alles muss jetzt sein!
Alles muss perfekt funktionieren.
Und zwar jetzt, jetzt, jetzt!
Aber so ist der Fußball nicht. So ist der Sport nicht. So ist das Leben nicht.
Ich kann dir aus Erfahrung sagen: Gib dir Zeit! Du fragst dich jetzt: "Warum? Was will der Typ mir jetzt erzählen? Der ist über 30 und hat keine Ahnung von meinem Leben."

"Im Nachhinein hätte ich länger bei ihm bleiben sollen"​

Doch, ein bisschen schon. Und mir ist schon klar, dass du so denkst. So habe ich auch gedacht. Ich sage es dir trotzdem, damit du die Dinge, die auf dich einstürzen werden, durchleben kannst. Ich meine wirklich durchleben. Damit du sie verarbeiten kannst, damit sie dir nicht einfach nur passieren, sondern du deine Schlüsse daraus ziehen kannst. Warum? Um gute Entscheidungen zu treffen.
Im Rückblick kann ich dir sagen: Du weißt erst später, welche Entscheidung richtig war – und welche falsch. Sehr schlau, ich weiß. Aber du weißt es nicht in dem Moment, in dem du dich entscheiden musst. Ganz egal, was die Menschen um Dich herum sagen. Heute bin ich ein großer Fan von der Einstellung, dass alles, was passiert, aus einem bestimmten Grund passiert. Vorhersehung.
(…)
Ich konnte nicht einordnen, was es für ein Glück war, mit Jürgen Klopp zusammenzuarbeiten. Er war der erste Trainer in meiner Profikarriere. Und ich habe gedacht: Alle Trainer sind so wie Jürgen. Jetzt, wo ich dir das schreibe, muss ich selbst darüber lachen. Nach ein paar Jahren musste ich feststellen: Das ist definitiv nicht der Fall. Keiner sonst ist so.
Auch in dem Fall kann ich dir nur sagen: Woher willst du das mit 17 Jahren wissen? Das kannst du nicht. Du brauchst einige Jahre, um auch das richtig einordnen zu können. Heute kann ich wertschätzen, wie gut und wichtig es für mich als junger Spieler gewesen ist, dass Jürgen zu Beginn meiner Karriere mein Trainer war. Am Anfang von allem.

Er hat mir auf dem Platz geholfen. Er hat mir neben dem Platz geholfen. Er hat mich als Spieler und als junger Mensch gecoacht. Er hat ein ganz besonderes Gespür für Menschen, ob jung, ob alt. Er hat ein Gespür für den Verein. Ein Gespür für alles, was wichtig ist, um Erfolg zu haben.
Für mich war das aber ganz normal, ich habe das für nichts Besonderes gehalten. Ich wusste es nicht besser, ich hatte ja keine andere Erfahrung. Nur diese gute.
Daher sage ich dir: Es sind scheinbar ganz banale Dinge, die große Wirkung haben. Wir haben uns jeden Tag beim Training gesehen, wir hatten ständig Kontakt. Alles hatte eine große Selbstverständlichkeit. Dass er im Training nach einem guten Spiel dafür gesorgt hat, dass ich genau an diesen Dingen weiterarbeite, die ich gut gemacht habe. Dass er mich, auch wenn ich zehn Spiele gut gespielt habe, beim elften Spiel auf die Bank gesetzt hat. Dass er mich angemeckert, mich angebrüllt hat: "Du musst alles geben, brennen!"

Und mich dann in den Arm genommen hat. Dass er sich mit mir über Themen außerhalb des Fußballplatzes unterhalten hat, über meine Eltern, über Privates. Dass er fragte, wie es mir geht, wie es meinen Eltern geht. So normal. So wichtig.
In einem Spiel in Fürth, da war ich 18, habe ich einen Hackentrick gemacht. Jürgen hat mich an die Seitenlinie geholt und gesagt: "Mach das nicht noch mal, sonst wechsle ich dich aus. Du musst Respekt auch für den Gegner haben." Er hat mir Werte vermittelt, nicht nur für das Spiel, auch fürs Leben. Bis heute.
Wenn du so einen Trainer hast, dann ist das eine große Hilfe, die ich in deinem Alter noch nicht richtig einschätzen konnte. Du wirst im Sommer deine erste Profisaison spielen. Du wirst das erste Mal in der ersten Mannschaft spielen, mit erwachsenen Männern, die teilweise über zehn Jahre älter sind als du selbst. Das ist echt ein Schritt.
Jürgen ist ein besonderer Trainer, ein besonderer Mensch. Das weißt du natürlich, steht ja heute überall. Im Nachhinein hätte ich länger bei ihm bleiben sollen. Es wäre besser für mich gewesen, wenn ich die Reise, die er mit mir im Alter von 17, 18 Jahren begonnen hat, noch ein paar Jahre länger mit ihm gemacht hätte. Dann hätte ich auch alles, was ich von ihm bekommen habe, mehr wertschätzen können.
 
Ich kann dir sagen, dass ich den negativen Dingen, die es auch in sehr guten Zeiten für mich gegeben hat, eine zu große Bedeutung beigemessen habe. Als ich ein paar Monate verletzt war, hat mich Jürgen, als ich wieder fit war, nicht spielen lassen. Das hat mir nicht gefallen. Ich wollte natürlich spielen, ich wollte immer spielen. Warum tut er das? Ich habe gehadert.
Wenn du einmal einen besonderen Trainer wie Jürgen bekommst, dann zieh dir die positiven Seiten in vollen Zügen rein. Auch wenn du sie für alltäglich hältst. Kannst du dir wirklich merken.
(…)
Du kennst mich. Und ich kenne dich. Ich wollte als Athlet immer mehr. Ich wollte so hoch hinaus, wie es nur geht. Und das so schnell wie möglich, am besten: sofort. Ich habe Herausforderungen gebraucht wie die Luft zum Atmen, ich wollte immer neue challenges. Seit meiner Kindheit wollte ich nur eins: mich mit den Besten messen. Und zeigen, dass ich mithalten kann, dass ich besser bin.
Als Pep Guardiola, der legendäre Trainer des FC Barcelona, nach München ging und ich im Winter 2012 eine Anfrage von den Bayern bekam, ist bei meiner Entscheidung auch meine Faszination zum FC Barcelona hinzugekommen, die ich seit meiner Jugend hatte. Ich habe den Barca-Fußball geliebt. Diesen Fußball wollte ich auch spielen. Mit Pep. Und auch die Erinnerungen an meine frühe Kindheit haben eine Rolle gespielt, mein Aufwachsen im Allgäu, meine Nähe zum FC Bayern, meinem damaligen Lieblingsklub. Alle möglichen Vereine wollten mich damals. Barcelona, Bayern, ich hätte überall hingehen können. Ich weiß, du gibst nicht viel darauf, wenn ich dir sage: Bleibe noch ein bisschen länger in Dortmund. Es wird dir und deiner Entwicklung guttun.

"Du musst wissen, wer Du bist. Und wer nicht"​

Ich habe auf diesen Rat auch nicht gehört.
Ich war verbohrt.
Ich war ehrgeizig.
Ich hatte feste Vorstellungen von dem, was ich erreichen wollte.
Wir hatten mit dem BVB zweimal die Meisterschaft gewonnen, einmal das Double. Aber das hat nichts geändert. Ich hatte mir den Wechsel in den Kopf gesetzt, ich konnte nicht anders. Ich weiß auch nicht, wer mich davon hätte überzeugen können, meine Entscheidung zu ändern. Diesen Menschen gab es nicht, vermutlich konnte es ihn nicht geben. Wenn ich es nicht selbst bin.

Was du noch nicht ahnst: Die Entscheidungen, die du für dich triffst, werden anderen Menschen wehtun. Viel mehr, als du dir vorstellen kannst.
Du siehst dich selbst.
Deinen eigenen Weg.
Deine Karriere.
Und bisher hast du noch keine Widerstände und Schmerzen erlebt. Alles ist super gelaufen, immer nur super. Hatten wir schon. Aber die entscheidende Tatsache ist, dass dir der Überblick fehlt. Woher soll er auch kommen? Du hast nur deine Überzeugungen.
Ich habe über die Jahre einen Filter aufgebaut, der mich klarer auf meine Stärken und Schwächen blicken lässt. Unabhängig davon, was andere sagen, was andere kritisieren. Du musst wissen, wer du bist. Und wer nicht.
Genauso musst du dir klarmachen, was du auf dem Platz leisten kannst. Und was nicht. Und du musst wissen, wer du außerhalb des Platzes bist. Dann kannst du dich unabhängig machen von öffentlichen Urteilen, ohne sie zu ignorieren, zumindest streckenweise. Dann kannst du die Waage halten.

Du fragst dich, was ich damit meine? Es gab Momente, wo ich die Waage nicht gehalten habe, wo ich die Balance verloren habe. Im Halbfinalrückspiel in Madrid habe ich mich verletzt. Diese Verletzung habe ich mir auch deswegen zugezogen, weil so viel auf mich eingeprasselt ist. Das hat eine körperliche Reaktion hervorgerufen. Da spürst du deine Entscheidung am eigenen Leib, sie macht etwas mit dir.
Aber auch da gilt: Du musst das erleben, du musst selbst diese Erfahrung machen, du musst es spüren – und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Ich habe in diesem Moment vielleicht zum ersten Mal meine Verletzlichkeit gespürt.
Es klingt paradox, aber es ist so: Als ich um diese Seite wusste, um meine Verletzlichkeit, hat mich das stärker gemacht. Ich hatte ein vollständigeres Bild von mir. Ich wusste dann, wie ich mit solchen Situationen umgehen kann. Denn eines ist auch klar: Es gibt immer Zeiten in einer Karriere, in denen es einem nicht so gut geht. Und im Leben. Das wirst du erleben, da kommt keiner drumherum. Ich bin sicher: Ob du 20, 30 oder 40 bist – das kommt vor, immer wieder. Du kannst dich nicht vor dem Leben verstecken.

Und etwas Positives gibt es auch da: Aus den schwierigen Situationen habe ich am meisten gelernt.
Ich benutze gerne das Wort Filter für etwas, was ich mir zugelegt habe, um mich zu entwickeln, aber auch um mich zu schützen. Der Filter ist dazu da, um ein paar Dinge zu erkennen:
Was passt zu mir?
Was passt nicht zu mir?
Wohin will ich?
Wer bin ich?
Ich habe in den nun 14 Jahren meiner Profikarriere einige wichtige Erfahrungen gemacht. Auf den ersten Blick wirken manche wie rein negative Erfahrungen, vor allem was die Gesundheit angeht. Ich hatte eine fiese Schambeinentzündung, die mir lange zu schaffen gemacht hat. Ich hatte einen Adduktorenabriss, auch das keine einfache Sache. Vor allem aber hatte ich mit einer Stoffwechselstörung zu kämpfen, von der einige Leute sagten, sie könnte das Ende meiner Karriere bedeuten. Ich hatte deswegen echte Probleme mit meiner Fitness, über mehrere Jahre.
Ich habe zeitweilig extrem hart trainiert, wegen der hohen Erwartungen. Ich hatte große Schmerzen. Ich war unendlich müde. Mein Körper fühlte sich an, als würde er zusammenbrechen. Ich habe nicht verstanden, was los ist, bis ich die Diagnose bekam. Ich musste monatelang in eine Reha, zurückschalten. Nur so konnte ich mich erholen. Da brauchst du Reife.
(…)
Am Ende der ersten Saison in München stand 2014 die Weltmeisterschaft in Brasilien. Als ich nach dem Algerien-Spiel, es war das Achtelfinale, von der Startelf auf die Ersatzbank zurückversetzt wurde, war das für mich echt ein Weltuntergang. Aber heute sage ich dir: Du kannst auch einen Weltuntergang überstehen. Das geht. Und dann schießt du ein paar Tage später das folgenschwerste Tor deines Lebens. Das geht. Klingt tröstlich oder?

Ich habe das Tor oft beschrieben, für ein Buch sogar selbst gemalt. Ich werde es vermutlich bis an mein Lebensende immer wieder beschreiben müssen, kannst du dir auch merken. Also: Das Tor war zum Teil Glück. Bundestrainer Jogi Löw hätte mich als Ersatzspieler nicht einwechseln müssen, es gab auch andere Spieler, die er hätte nehmen können. André Schürrle hat bei der Flanke kaum hingeschaut, mich bloß im Strafraum erahnt. Und wenn der Ball nur etwas anders ankommt – einen Meter weiter rechts, einen Meter weiter links –, dann hätte ich ihn so nicht mit der Brust annehmen und vollenden können. Alles hat gepasst in diesem Moment.

"Dieses Tor ist immer da"​

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel hat Jogi wiederholt, was er mir bei der Einwechslung gesagt hat: "Zeige der Welt, dass du besser bist als Messi." Ich hatte das in diesem Moment gar nicht so richtig mitbekommen. Ich war auf die Taktik konzentriert. Auf das, was ich tun sollte. Der Satz wurde eine große Sache, vor allem für mich. Der Vergleich mit dem besten Spieler der Welt war mit 22 Jahren sicher nicht das Beste, was mir passieren konnte. Der Druck bei den Bayern war so schon groß genug gewesen.
Ich kann dir sagen: Es ist wirklich nicht die beste Idee, das Tor deines Lebens mit 22 Jahren zu schießen. Wenn ich es mir wünschen könnte, würde ich dieses Tor mit 35 Jahren schießen. Dann würde ich die Schuhe in der Nationalmannschaft an den Nagel hängen. Und Tschüss sagen.
Aber ich habe das Tor nicht zum Ausklang meiner Karriere geschossen. Ich habe es am Anfang geschossen. Und das ist der Wahnsinn.

Dieses Tor ist immer da.
Du wirst reduziert auf dieses Tor.
Du bist dieses Tor.
Ich habe meine Zeit gebraucht, um dieses Tor, um den Fußball mit meinem Leben zu verbinden. Beide in eine gute, angemessene Beziehung zu setzen, eine öffnende Perspektive zu finden. Um einen anderen Blick einzunehmen, habe ich mir vorgestellt, ein Mann von 70 Jahren zu sein. Einer, der nicht aus Deutschland kommt. Und ich habe mir dann gesagt: Das ist jemand, der hat vor 50 Jahren das entscheidende WM-Tor geschossen, für eine andere Nation. Da ist das nicht mehr so wichtig.
(…)


Mir haben in meiner Karriere viele Menschen Ratschläge gegeben, aber mit dem Annehmen ist es auch heute noch so eine Sache. Der Moment muss stimmen. Man muss genau auf einer Wellenlänge sein – und das ist nur selten der Fall. Sehr selten.
Ich bezeichne diesen Punkt mittlerweile als pain point. Wann hast du deinen pain point, deinen Schmerzpunkt, an dem dich ein Ratschlag genau im richtigen Moment erreicht? In dem Moment, wenn dein Herz und deine Seele offen sind für einen Ratschlag. Ehrlich gesagt: Dass mich ein Ratschlag unmittelbar berührt hat, habe ich noch nicht erlebt. Es ist eher so, dass ich einen Rat erst in einem bestimmten Moment aufnehmen konnte. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihn bekommen habe, war ich noch nicht so weit.

Es sind manchmal ganz kurze, scheinbar banale Sätze, die ihre Wirkung erst später bei mir entfaltet haben. Zum Beispiel wenn mir meine Familie oder meine Frau sagte: "Lass Dir Zeit." Lass Dir Zeit. Mehr nicht. So einfach.
Aber erst später, an meinem pain point, wusste ich, was sie damit meinten. Oder als mein Berater Volker Struth sagte: "Bleibe noch zwei Jahre in Dortmund, ist besser für dich." Manche Dinge im Leben brauchen einfach ihre Zeit. Toller Rat, ich weiß. Aber erst heute weiß ich über mich, was andere schon vorher gesehen haben:
Ich hätte geduldiger sein sollen.
Ich hätte mir mehr Zeit lassen sollen.
Ich hätte entspannter sein sollen.
Ich hätte es mehr genießen müssen, dieses Tor zu schießen.
(…)
Ich weiß: Du schlägst meine Ratschläge in den Wind, darauf wette ich. Kein Problem, aber irgendwann erinnerst du dich vielleicht an einen Rat von mir. Das ist dann ein Anfang. Und wo wir gerade bei guten Ratschlägen sind – wenn ich mir heute selbst einen Rat gebe, dann den: Ich will weiter mit einem offenen Herzen an die Sachen rangehen. Das hat mir in den letzten Jahren sehr geholfen.

Alles ist endlich. Alles kann ganz schnell vorbei sein. Sportlich will ich noch ein paar Jahre das Maximum erreichen. Und wenn ich mir dafür etwas wünschen dürfte: Dass wir bei Eintracht Frankfurt eine Mannschaft aufbauen, mit der wir dann ganz oben angreifen können. Doch das kann man nicht erzwingen. Die eigenen Ambitionen und die des Vereins müssen zusammenpassen, das eine geht nicht ohne das andere.
Was mein Leben angeht, fühle ich mich heute so gut wie noch nie. Meine beste Zeit ist jetzt. Die Zukunft kann kommen.
Pass auf Dich auf!
Dein Mario
 
descha myn bro ich muss dich hier zum ersten mal verwarnen!!!

6:0 heute abend gegen bochum
gittens, adeyemi(3x), guirassy und duranville machen die tore, alle von yan couto aufgelegt (sry für spoiler)
 
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