ja mag auch sein dass bei einem raubüberfall mit todesfolge an einem übergewichtigen opfer entsprechende ressentiments eine rolle gespielt haben. die frage ist eben, ob es sinnvoll ist, daraus einen begriff bzw. sachverhalt zu basteln und welchen erkenntnisgewinn man daraus ziehen möchte.
so wie ich das sehe, verdreht der begriff "femizid", so wie er verwendet werden soll, die gesellschaftliche realität. ganz im gegenteil von dem, was die verfechter des begriffs behaupten, ist es offenkundig gesellschaftlicher konsens, dass gewalt gegen frauen durchweg als besonders schlimm empfunden wird. gzuz oder sonstwer könnte jedes wochenende auf tilidin losziehen und irgendeinen typen ins krankenhaus boxen, das hätte niemals den selben skandaleffekt, wie wenn das opfer eine frau ist, gar seine eigene. und wenn family guy oder private paul oder farid bang witze übers frauenverprügeln machen, dann besteht der joke ja gerade in der grenzüberschreitung. die line "zuviele lockdowns, ich box klaus" hätte niemals irgendeinen gegenwind erzeugt.
man kann nun natürlich gewalt gegen frauen schlimmer finden als gewalt gegen männer, das geht mir ja tatsächlich genauso. ob jemand besoffen einen typen oder eine frau verprügelt, wäre für mich auch ein unterschied. und man kann, was hier gerne vermengt wird, aber ja nicht dasselbe ist, z.b. straßengewalt als weniger schlimm als häusliche gewalt empfinden. ginge mir ebenfalls genauso. es ist nur eine seltsame fehldeutung dieses rational eigentlich wenig einleuchtenden empfindens, gewalt gegen frauen wäre besonders verbreitet, aber totgeschwiegen oder ignoriert.
so wie ich das sehe, wird der begriff "femizid" meist auf taten angewendet, die sonst als "beziehungstaten" bezeichnet werden, was meines erachtens eigentlich immer der passendere begriff ist - zumal "beziehungstat" überhaupt keine kriminologische bedeutung hat im gegensatz zu "femizid", der ja tatsächlich zum eigenständigen straftatsbestand erhoben werden soll. menschen leben zusammen, sind sich oftmals über jahre oder jahrzehnte die nächsten, im zuge dessen meist nicht nur emotional, sondern oftmals auch wirtschaftlich und sozial sehr stark aneinander gebunden und besitzen dadurch beide eine immense macht gegenüber dem jeweils anderen. es ist komplett erwartbar, dass hier spannungen und aggressionen auftreten und leider auch alles andere als überraschend, dass solche aggressionen in gewaltformen ausufern können. man kann nur mutmaßen, wie eine gesellschaft aussähe, in der die überragende mehrheit dieser pärchen homosexuell wäre, ich halte es aber für unschlüssig, anzunehmen, in einer solchen gesellschaft gäbe es keine beziehungsgewalt mehr und keine schlagzeilen a la "familienvater tötet erst partner, dann die beiden kleinen kinder und anschließend sich selbst". und ich halte es für komplett absurd, anzunehmen, solche morde hätten - wie es der begriff "femizid" suggeriert - mit einer diffusen allgemeingesellschaftlichen misogynie zu tun und damit dieselbe quelle und ursache wie der angebliche gender pay gap oder die angebliche geringere anerkennung gegenüber speziell weiblichen berufen.