und jetzt hab ich sie umgesetzt:
TEIL 10
Ich schlief und schlief und schlief sogar noch etwas länger. Ich träumte überhaupt nichts, in mir hatte sich nur eine alles umgreifende Erschöpfung breit gemacht und erklärte sich irgendwann auch nur widerwillig dazu bereit, meinen schnarchenden Geist wieder in die Welt der wachen Leute zu spucken. Als ich erwachte, wusste ich wirklich erst einmal nicht, wo ich denn da überhaupt lag und so was ist mir bis dato sehr selten passiert.
Die vielen bunten Farben und das Gepiepse der Kolibris, welches durch das geöffnete Fenster bei mir vorstellig wurde, unterstrichen das, was ich seit Sekunden schon dachte: Ich befand mich immer noch in Venezuela und hatte den Schlaf eines zu Recht Erschöpften geschlafen und schaute jetzt gut gelaunt auf den Innenhofgarten, der zu der Posada des Schweizers Bruno gehörte.
Sogleich machte ich mich auf einen Erkundungsgang durch unsere neue Herberge und entdeckte Thorsten, der summend in einer Hängematte baumelte. Hier ließ es sich wirklich ganz großartig aushalten. Wir lernten auch paar der anderen Bewohner kennen und vor allem noch mal Bruno, der sich in diesem Moment in der Nähe ganz angeregt mit einem deutschen Metzger drüber unterhielt, wie viele Weißwürste er diesmal bestellen werde. Grinsend bot er uns darauf zwei von denen an und wir dachten gar nicht erst daran, ihn daran zu erinnern, dass wir als Norddeutsche eine naturgemäße Abneigung gegen eine solche Art von Naturalien hatten, sondern kauten tapfer auf unseren Saidlings.
Bruno erzählte uns anschließend einiges über die Stadt Mérida und ihre Anlaufpunkte und über viele Wandertouren, die man von dort starten könnte.
Wir begaben uns sogleich auf den Weg und die Stadt präsentierte sich so recht nach unserem Geschmack. Es gab viele junge Leute und proportional dazu einige interessante Kneipen, Clubs, Internetcafés und sonstige Treffs. Die Preise für Lebensmittel waren wie angekündigt niedriger als in allen anderen Städten, die wir bisher besucht hatten.
Wir hingen also zuerst ziemlich lange in den Internetcafés herum, auch um einige Dinge von größter Wichtigkeit zu klären, da wir den Besuch unserer Freundinnen in Venezuela planen mussten.
Abends gab es bei Bruno stets gemütliche Runden und seit dem Tag, als eine Gruppe von drei völlig abgefahrenen Italienern aufgekreuzt war, ging es auch sehr lautstark zu, vor allem wenn wir die Championsleaguespiele verfolgten.
Eine weltweit bekannte Institution in Mérida ist „el teleférico“, die höchste und längste Seilbahn der Welt. In vier Etappen erreichen die Gondeln den Gipfel des 4765 hohen Pico Espejo. Die Bodenstation lag direkt in der Stadt und Bruno erzählte uns die lustigsten Geschichten über venezolanische Touristen, die von der Küste in kurzer Hose und T-Shirt dort ankamen und sich dann auf 4700 m den Arsch abgefroren haben.
Wir wollten uns das auch mal geben und machten uns auf den Weg. Leider machte unser übellaunige Geldbeutel bei der Begutachtung der Tarife einen Mordsradau und wir mussten die Touristen alleine dem Gipfel entgegen fahren lassen.
Dafür heiterte uns danach ein Besuch in der Heladería Coromoto nachhaltig auf. Hierbei handelte es sich nämlich um die auch im Guinessbuch erwähnte Eisdiele mit den weltweit meisten Sorten. Ziemlich unterschiedliche Superlative, die wir da in der Andenstadt vorfanden. Da der zweite erschwinglicher war, drängte sich eine Inspektion der feilgebotenen Sorten natürlich zu einem Pflichttermin auf.
Der Besitzer war dann auch sehr behände dabei, uns die absurdesten Geschmacksrichtungen unterzujubeln. Da waren z.B. die ganz normalen wie Erdbeere, Vanille oder Schoko, aber auch weniger konventionelle wie Knoblauch, Kürbis, Champignons oder ganz abwegige wie Aal, Forelle, Tabak(!), irgendwelche Gewürze und so was. Ich fand es zwar sehr lustig, mir diese ganzen abstrusen Kombinationen anzuschauen, bestellte mir aber vorsichtshalber gemäßigtere Sorten, während Thorsten sich sagte:“ Wenn ich schon mal hier bin, dann hau ich auch auf die Kacke bei meinem Eis!“ Fast hätte ich erwartet, eben genannte Geschmacksrichtung da auch noch in der Auslage zu finden. Letztendlich entschied er sich für eine Komposition aus Calamares, Kürbis und Polarbier. Die Kugel Polar steckte natürlich auch in meiner Eistüte, aber das Angebot, mal bei ihm zu probieren, lehnte ich lieber ab.
Der Besitzer, ein gewisser Manuel Da Silnida, wollte einfach mal was neues ausprobieren und erfand vor Jahren eine damals ungewöhnliche Eissorte mit Avocadogeschmack. Vom Erfolg seiner Kreation ermutigt, ersann er immer wieder neue Variationen. 1991 schaffte er dann den Eintrag ins Guinessbuch mit damals nahezu 500 Sorten. Als wir da waren, hatte er es schon auf 720 gebracht!.
Das erzählte er bereitwillig in aller Ausführlichkeit, denn allzu viel war trotz des weltweiten Ruhmes gar nicht los. Die Einheimischen versammelten sich dann doch lieber in der „normalen“ Eisdiele die Straße rauf und allzu viele Touristen trudelten auch nicht ein.
Das war natürlich schon mal ein Highlight und immer wieder eine unserer Lieblingsgeschichten, von daher weiß ich die jetzt auch noch so detailgetreu.
Wir verbrachten eine gute Woche nur in der Stadt und widmeten uns dann der Planung unserer ersten größeren Wanderung. Natürlich bot uns Bruno mehrere Touren mit Führer an, aber wir wollten lieber auf eigene Faust los marschieren und damit Geld sparen und hatten eh nicht so viel Bock, mit einer Gruppe zu gehen und deswegen gab er uns, selbstverständlich längst nicht mehr so elanvoll wie zuvor, einige gute Tipps, wo man sich absetzen lassen und wo man seine Wanderung starten konnte. Uns schwebte vor, drei bis vier Tage unterwegs zu sein und deswegen mussten wir auch bei Bruno auschecken, obwohl wir unser überflüssiges Gepäck bei ihm stehen lassen konnten.
Ausgerüstet mit Schlafsäcken, Isomatten, genügend Wasser und paar Essenssachen machten wir uns per Bus in ein kleines Bergdörfchen auf, an dessen Rand sich eine kleine Station des Nationalparks befand. Dort mussten wir uns eintragen und angeben, wann wir wieder zurück sein wollten und eine kleine Gebühr bezahlen. Danach war alles bereit für eine abenteuerliche und einsame Wanderung in Richtung Pico Humboldt, dessen Spitze 4700 über den Meeresspiegel ragte. Entschlossen und den Blick voraus verließen wir den Parkplatz und machten uns an den Aufstieg zu unserem ersten Etappenziel, einem Bergsee in 3200 m Höhe.
TEIL 10
Ich schlief und schlief und schlief sogar noch etwas länger. Ich träumte überhaupt nichts, in mir hatte sich nur eine alles umgreifende Erschöpfung breit gemacht und erklärte sich irgendwann auch nur widerwillig dazu bereit, meinen schnarchenden Geist wieder in die Welt der wachen Leute zu spucken. Als ich erwachte, wusste ich wirklich erst einmal nicht, wo ich denn da überhaupt lag und so was ist mir bis dato sehr selten passiert.
Die vielen bunten Farben und das Gepiepse der Kolibris, welches durch das geöffnete Fenster bei mir vorstellig wurde, unterstrichen das, was ich seit Sekunden schon dachte: Ich befand mich immer noch in Venezuela und hatte den Schlaf eines zu Recht Erschöpften geschlafen und schaute jetzt gut gelaunt auf den Innenhofgarten, der zu der Posada des Schweizers Bruno gehörte.
Sogleich machte ich mich auf einen Erkundungsgang durch unsere neue Herberge und entdeckte Thorsten, der summend in einer Hängematte baumelte. Hier ließ es sich wirklich ganz großartig aushalten. Wir lernten auch paar der anderen Bewohner kennen und vor allem noch mal Bruno, der sich in diesem Moment in der Nähe ganz angeregt mit einem deutschen Metzger drüber unterhielt, wie viele Weißwürste er diesmal bestellen werde. Grinsend bot er uns darauf zwei von denen an und wir dachten gar nicht erst daran, ihn daran zu erinnern, dass wir als Norddeutsche eine naturgemäße Abneigung gegen eine solche Art von Naturalien hatten, sondern kauten tapfer auf unseren Saidlings.
Bruno erzählte uns anschließend einiges über die Stadt Mérida und ihre Anlaufpunkte und über viele Wandertouren, die man von dort starten könnte.
Wir begaben uns sogleich auf den Weg und die Stadt präsentierte sich so recht nach unserem Geschmack. Es gab viele junge Leute und proportional dazu einige interessante Kneipen, Clubs, Internetcafés und sonstige Treffs. Die Preise für Lebensmittel waren wie angekündigt niedriger als in allen anderen Städten, die wir bisher besucht hatten.
Wir hingen also zuerst ziemlich lange in den Internetcafés herum, auch um einige Dinge von größter Wichtigkeit zu klären, da wir den Besuch unserer Freundinnen in Venezuela planen mussten.
Abends gab es bei Bruno stets gemütliche Runden und seit dem Tag, als eine Gruppe von drei völlig abgefahrenen Italienern aufgekreuzt war, ging es auch sehr lautstark zu, vor allem wenn wir die Championsleaguespiele verfolgten.
Eine weltweit bekannte Institution in Mérida ist „el teleférico“, die höchste und längste Seilbahn der Welt. In vier Etappen erreichen die Gondeln den Gipfel des 4765 hohen Pico Espejo. Die Bodenstation lag direkt in der Stadt und Bruno erzählte uns die lustigsten Geschichten über venezolanische Touristen, die von der Küste in kurzer Hose und T-Shirt dort ankamen und sich dann auf 4700 m den Arsch abgefroren haben.
Wir wollten uns das auch mal geben und machten uns auf den Weg. Leider machte unser übellaunige Geldbeutel bei der Begutachtung der Tarife einen Mordsradau und wir mussten die Touristen alleine dem Gipfel entgegen fahren lassen.
Dafür heiterte uns danach ein Besuch in der Heladería Coromoto nachhaltig auf. Hierbei handelte es sich nämlich um die auch im Guinessbuch erwähnte Eisdiele mit den weltweit meisten Sorten. Ziemlich unterschiedliche Superlative, die wir da in der Andenstadt vorfanden. Da der zweite erschwinglicher war, drängte sich eine Inspektion der feilgebotenen Sorten natürlich zu einem Pflichttermin auf.
Der Besitzer war dann auch sehr behände dabei, uns die absurdesten Geschmacksrichtungen unterzujubeln. Da waren z.B. die ganz normalen wie Erdbeere, Vanille oder Schoko, aber auch weniger konventionelle wie Knoblauch, Kürbis, Champignons oder ganz abwegige wie Aal, Forelle, Tabak(!), irgendwelche Gewürze und so was. Ich fand es zwar sehr lustig, mir diese ganzen abstrusen Kombinationen anzuschauen, bestellte mir aber vorsichtshalber gemäßigtere Sorten, während Thorsten sich sagte:“ Wenn ich schon mal hier bin, dann hau ich auch auf die Kacke bei meinem Eis!“ Fast hätte ich erwartet, eben genannte Geschmacksrichtung da auch noch in der Auslage zu finden. Letztendlich entschied er sich für eine Komposition aus Calamares, Kürbis und Polarbier. Die Kugel Polar steckte natürlich auch in meiner Eistüte, aber das Angebot, mal bei ihm zu probieren, lehnte ich lieber ab.
Der Besitzer, ein gewisser Manuel Da Silnida, wollte einfach mal was neues ausprobieren und erfand vor Jahren eine damals ungewöhnliche Eissorte mit Avocadogeschmack. Vom Erfolg seiner Kreation ermutigt, ersann er immer wieder neue Variationen. 1991 schaffte er dann den Eintrag ins Guinessbuch mit damals nahezu 500 Sorten. Als wir da waren, hatte er es schon auf 720 gebracht!.
Das erzählte er bereitwillig in aller Ausführlichkeit, denn allzu viel war trotz des weltweiten Ruhmes gar nicht los. Die Einheimischen versammelten sich dann doch lieber in der „normalen“ Eisdiele die Straße rauf und allzu viele Touristen trudelten auch nicht ein.
Das war natürlich schon mal ein Highlight und immer wieder eine unserer Lieblingsgeschichten, von daher weiß ich die jetzt auch noch so detailgetreu.
Wir verbrachten eine gute Woche nur in der Stadt und widmeten uns dann der Planung unserer ersten größeren Wanderung. Natürlich bot uns Bruno mehrere Touren mit Führer an, aber wir wollten lieber auf eigene Faust los marschieren und damit Geld sparen und hatten eh nicht so viel Bock, mit einer Gruppe zu gehen und deswegen gab er uns, selbstverständlich längst nicht mehr so elanvoll wie zuvor, einige gute Tipps, wo man sich absetzen lassen und wo man seine Wanderung starten konnte. Uns schwebte vor, drei bis vier Tage unterwegs zu sein und deswegen mussten wir auch bei Bruno auschecken, obwohl wir unser überflüssiges Gepäck bei ihm stehen lassen konnten.
Ausgerüstet mit Schlafsäcken, Isomatten, genügend Wasser und paar Essenssachen machten wir uns per Bus in ein kleines Bergdörfchen auf, an dessen Rand sich eine kleine Station des Nationalparks befand. Dort mussten wir uns eintragen und angeben, wann wir wieder zurück sein wollten und eine kleine Gebühr bezahlen. Danach war alles bereit für eine abenteuerliche und einsame Wanderung in Richtung Pico Humboldt, dessen Spitze 4700 über den Meeresspiegel ragte. Entschlossen und den Blick voraus verließen wir den Parkplatz und machten uns an den Aufstieg zu unserem ersten Etappenziel, einem Bergsee in 3200 m Höhe.