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[/float]Am 4.August erschien Jan Delays neues und damit zweites Solo-Album mit dem Titel “Mercedes-Dance”. Satte 5 Jahre dauerte es, den 11-Track-starken Nachfolger von “Searching for the Jan Soul Rebels“ auf die Beine zu stellen - natürlich auch, weil in der Zwischenzeit ein Album mit seiner altbekannten und ruhmreichen Formation „Beginner“ (ehemals „Absolute Beginner“) und einige weitere Projekte anstanden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, das ein reines Reggae-Album war, zielt das neueste Werk des Hamburgers Jan Phillip Eißfeldt in Richtung Funk; der Gute hat also wieder einmal seine hochgeschätzte musikalische Experimentierfreudigkeit bewiesen. Was uns Jan Delay über seine Machenschaften mit der Autoindustrie oder seine Alterspläne erzählte und wie man einen anderthalbstündigen Orgasmus im Ohr erleben kann, erfahrt Ihr exklusiv im Interview mit MZEE:
MZEE.com Jan, wo hast Du die letzten Monate gesteckt? Für meinen Geschmack bist Du regelrecht untergetaucht.
Jan Delay: Das stimmt nicht so wirklich. Das Ding ist: Features habe ich super viele gemacht. Nachdem „Blast Action Heroes“ draußen war, habe ich sogar darüber nachgedacht ein Mixtape zu machen – „Eißfeldt fährt auf die Feature-Inseln“ –, wo alle meine Feature-Tracks drauf sollten. Ich habe bestimmt im Jahr 2004, nach der Beginner-Platte, ungefähr zehn Features gemacht. Mag nur sein (lacht), dass ich unglücklicherweise die Platten gefeatured habe, die nicht so großen Anklang beim Hörer fanden. Aber: ich habe wirklich viel gemacht. Mit Mixwell habe ich super viel als „Flashdance und Mixwell“ aufgelegt, was letztendlich auch zu diesem Mixtape geführt hat, das ich gemacht habe. Dann habe ich mich auch schon auf mein neues Album konzentriert und von der Studiophase kriegt ja dann natürlich niemand etwas mit.
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[/float]MZEE.com Hast Du Dir mittlerweile wieder ein neues Pseudonym zugelegt?
Jan Delay: Hätte ich eigentlich machen sollen, weil es ja auch wieder neue Musik ist, die ich jetzt mache. Aber: irgendwann ist halt auch mal Schluss. Jetzt ist Jan Delay einfach derjenige, von dem man erwarten kann, dass er mit jeder Platte mit etwas anderem kommt. Ich hatte keinen Bock mich „Funk Zander“ oder so ähnlich zu nennen.
MZEE.com Es wurde ja schon angesprochen: Dein neues Album trägt den Namen „Mercedes Dance“. Soll der Titel Schleichwerbung für eine gewisse schwäbische Automarke sein?
Jan Delay: Ich habe dafür 500.000 Euro bekommen, Audi hat mir nur 400.000 geboten, die meinten halt „Audi Dance“ und ich meinte, „Nee, 500.000 sind irgendwie geiler“. Dann habe ich das Album eben „Mercedes Dance“ genannt.
MZEE.com Du hast ja eigens eine Funk-Band namens „Disko No. 1“ gegründet. Ist diese Band im Rahmen der Produktion Deines Albums, das ja auch eher funklastig ist, entstanden?
Jan Delay: Die Band wurde quasi für die Platte aus dem Boden gestampft. Einmal brauchte ich eine Band fürs Studio, weil ich auf der Platte viele Livesachen haben wollte. Und ich brauchte eine Band für Live-Auftritte, um das Ganze danach auf der Bühne umzusetzen. Dafür ist diese Band zusammengestellt worden - einfach unter den Gesichtspunkten, weil ich sie: a) alle gerne mag und sie mich, wir sind keine reine „Business-Band“, b) dass sie nicht nur Funk drauf haben, sondern einfach alles. Ich kann mit ihnen zum Beispiel auch alte Reggae-Sachen spielen und sie sind auch nicht gekränkt, wenn sie mal die ganze Zeit einen HipHop-Loop nachspielen sollen. All das zusammen hat „Disko No. 1“ ergeben. Und eines kann ich sagen: das ist die beste Band der Welt.
MZEE.com Soll das eine „längerfristige“ Band sein oder ist sie nur für das Album und die Tour entstanden?
Jan Delay: In erster Linie natürlich nur für das Album und die Tour, aber wenn ich jetzt wieder eine neue Platte mache – ich weiß natürlich schon, dass die nächste Jan Delay Platte wieder etwas anderes werden wird – und, wenn sie dieses „Andere“ auch spielen können, dann bleibt das auch weiterhin meine Band; ich bin einfach super glücklich mit denen.
MZEE.com Wer hat Dein neues Album produziert?
Jan Delay: Ich.
MZEE.com Sonst niemand?
Jan Delay: Nee, es gibt noch einen Beat von Tropf, der zusammen mit Matthias Arfmann Co-Produzent war, und zwei Beats die Tropf und ich zusammen gemacht haben. Derjenige, der aber alles letztendlich gemacht hat, das bin ich.
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[/float]MZEE.com Geht das nicht gegen den Trend? Jeder versucht sich doch heutzutage so viele „Produzentenstars“ wie möglich auf sein Album zu holen.
Jan Delay: Ja klar, aber das ist auch HipHop. Das ist ja ein ganz anderes Game. Was wir jetzt hier haben, ist ja eher Pop-Musik. Ich mein, HipHop ist auch gewissermaßen Pop-Musik. Aber das geht ja nach ganz anderen Kriterien und Maßstäben. Ich glaube, es wäre ein Todesstoß, wenn bei dieser Platte und dieser Musik jeder Song von jemand anderem wäre, dann wäre überhaupt kein roter Faden mehr vorhanden. Bei HipHop geht so etwas, da reicht ja der MC allein als roter Faden. Hier würde das aber alles zerstören.
MZEE.com Um das Album inhaltlich etwas anzusprechen: mit insgesamt 11 Tracks ist es für meinen Geschmack relativ kompakt ausgefallen. Wieso so wenig, nach so langer Zeit?
Jan Delay: Erstmal: das Maß aller Dinge ist „Thriller“ von Michael Jackson. Das ist die beste und erfolgreichste Platte aller Zeiten. Da sind 9 Songs drauf, davon waren 7 Singles und davon 6 Stück Nummer 1. Und das ist erstmal das Maß. Ich habe mir aber gedacht, dass 9 Tracks dann doch etwas zu wenig wären. (lacht) Ich habe natürlich auch viel mehr Tracks gemacht, ich wollte aber einfach nur 11 Songs auf das Album nehmen, die alles zerstören. Sowieso: ich würde nie Alben machen, die mehr als 12,13 Songs haben, das interessiert keinen mehr. Niemand, wirklich niemand, auch nicht Bob Marley oder Biggie Smallz haben je eine Platte gemacht, wo mehr als 10 geile Songs drauf sind.
MZEE.com Also hat Dein Album 11 Songs, die zusammen ein Konzept bilden?
Jan Delay: Nee. 11 Songs, bei dem jeder eine Facette repräsentiert und wenn man das Ganze am Ende sieht, sind es 360 Grad. Alles, was ich wollte, dass auf dieser Platte stattfindet, kann auch stattfinden.
MZEE.com Schaut man sich die Namen der Tracks an, da liest man „Kartoffeln“, „Kirchturmkandidaten“, und so weiter. Wie kommst Du auf solche Titel?
Jan Delay: Naja, weil sie eben mit den Themen zu tun haben. „Kartoffeln“ ist halt ein Song über Kartoffeln und dann heißt der natürlich auch „Kartoffeln“. (lacht) „Kirchturmkandidaten“ ist so ein Wort, das die Personen umschreibt, die ich da besinge. Jemand, der ein Kandidat dafür ist, irgendwann auf den Kirchturm zu steigen und alles ab zu ballern, was ihm vor die Flinte kommt.
MZEE.com Kommst Du noch irgendwann in den Duden, mit Deinen Wortkreationen?
Jan Delay: Das mag wohl sein. Ich bin sogar schon mit ein paar Texten von den Beginnern in solchen Reclam-Unterrichtsheften.
MZEE.com Wovon lässt Du Dich bzw. hast Du Dich beim Schreiben deiner Texte inspirieren lassen?
Jan Delay: Von allem, was um mich herum passiert. Ich mache nie zu, ich sauge auf wie ein Schwamm. Egal, ob ich jetzt mit der Bahn fahre und irgendwelche Leute reden über etwas, oder ich Fernsehen gucke oder mich mit Freunden unterhalte, überall lasse ich mich inspirieren.
MZEE.com Du hast, was mich sehr überrascht hat, einen Song mit Udo Lindenberg namens „Im Arsch“ gemacht. Wie bist Du an ihn geraten und vor allem wie konntest Du ihn dafür begeistern, mit Dir zu arbeiten?
Jan Delay: Udo Lindenberg ist der größte lebende Styler in Deutschland. Und seitdem ich 6 oder 7 Jahre alt war, bin ich Fan von ihm. Deshalb war es für mich nur eine Frage der Zeit, dass wir etwas zusammen machen. Bei diesem Song hat es einfach gepasst, wie die Faust aufs Auge. Ich hatte den Song im Prinzip schon fast komplett fertig und ihn ihm dann zugeschickt. Er fand ihn geil und dann haben wir das einfach aufgenommen. Und ich habe ihm später von dem Mercedes-Budget die Hälfte, also 250.000 Euro, abgegeben. Er meinte auch „Nee, nicht Audi, dann kriege ich nur 200.000“. (lacht)
MZEE.com Hast Du Dir für Dein Album besondere Ziele gesetzt, gerade was den Verkaufserfolg anbetrifft oder siehst Du dem gelassen entgegen?
Jan Delay: Wenn ich jetzt sagen würde, dass mir alles egal sei, dann würde ich lügen. Bei der letzten Platte war es mir egal, ja. Aber jetzt, einfach in Anbetracht dessen, dass hier viel Geld dafür ausgegeben wurde und dass ich denke, dass die Platte einfach eine echt geile Pop-Platte geworden ist und ich möchte, dass sie mindestens für die nächsten 10 Jahre in den Köpfen bleibt, würde ich mir schon wünschen, dass sie sich ein paar Leute kaufen. Ich möchte auch einfach sehen, dass es sich lohnt – mal abgesehen von der Kohle – sich anderthalb Jahre ins Studio einzuschließen.
Weiter auf Seite 2!
MZEE.com Meinst Du, dass die HipHop-Szene Dein Album, das Du ja selbst als „Pop-Platte“ bezeichnest, gut aufnehmen wird? Gerade durch die neue Kombination mit Funk, kann ich mir vorstellen, dass Dich der ein oder andere in die „Mainstream-Verkaufserfolg-Schublade“ stecken wird.
Jan Delay: Klar, aber letztendlich ist es heute sowieso anders. Wenn du heute verkaufst, bist du doch für die HipHopper am Start. Früher warst du dann der Teufel. Aber jetzt: wenn du heutzutage nicht in den Top Ten und in der Bravo bist, dann bist du doch gescheitert. Insofern spiele ich da ja ganz gut mit. (lacht)
MZEE.com Eine große Frage: wenn Du ein Resümee Deiner Karriere bis heute ziehen müsstest, was würdest Du sagen? Was hast Du in all Deinen aktiven Jahren über Rap, die Szene und Menschen gelernt?
Jan Delay: (Pause) Alle Klischees sind wahr.
MZEE.com That’s it?
Jan Delay: Ja.
MZEE.com Okay. Ich schiele mit dieser Frage auch in Richtung Business, Stichwort „Eimsbush“.
Jan Delay: Dazu kann ich sagen, dass ich einfach gemerkt habe, dass ich natürlich diesen Wunsch habe, eben auch ein eigenes Label zu machen / zu haben und andere Künstler raus zu bringen. Aber ich bin viel zu sehr selber Künstler und habe so viele Ideen im Kopf und will einfach Musik machen. Sobald aber irgendwelche Business-Sachen anstehen, das kann und will ich momentan einfach nicht, dazu habe ich nicht den Kopf. Ich will einfach nur Künstler sein, ohne einen Klotz, wie „Eimsbush“, am Bein. Ich weiß zwar, dass ich das drauf habe, wenn ich den Kopf für so etwas frei und die Zeit dazu hätte, aber das kann ich ja noch immer machen, wenn ich älter bin.
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[/float]MZEE.com Also Du könntest Dir vorstellen, dass Du im höheren Alter Deinen Lebensabend mit einem eigenen Label bestreitest?
Jan Delay: Ja, ich habe mir gedacht, wenn ich so ungefähr 60 bin, dann kann ich ja auch mal mit harten Drogen anfangen – Heroin, LSD, Kokain und so was. Und dann kann ich auch ein Label machen.
MZEE.com Wann bekommt man denn wieder etwas von den Beginnern zu hören?
Jan Delay: Das dauert. Momentan bin ich immer noch 24 Stunden am Tag mit meiner Platte beschäftigt. Dann kommt auch noch die Tour dazu. Und dann werden wir uns irgendwann wieder zusammensetzen.
MZEE.com In Aussicht ist also wieder etwas?
Jan Delay: Ja. Das ist für uns sowieso immer klar. Wir machen die Solo-Sachen ja, um uns auszutoben, um dann wieder motiviert zu sein und Bock darauf zu haben, wieder etwas Gemeinsames zu machen.
MZEE.com Was können die Leute von Deiner Tour erwarten, die ja im September beginnt?
Jan Delay: Anderthalb Stunden Orgasmus im Ohr. (lacht) Nee, jeder erzählt natürlich, dass seine Tour die geilste ist, aber in diesem Fall stimmt das wirklich. (lacht)
MZEE.com Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview. Willst Du den Lesern von MZEE noch etwas sagen?
Jan Delay: (Pause) Es wäre geil, wenn sie sich die Sachen anhören würden und es ihnen wirklich gefällt und sie echt darauf flashen. Und natürlich, wenn sie sich das kaufen würden. Oder wenigstens im Laden klauen und nicht im Netz herunterladen.
Text & Interview: Simon C.
Album out: 04.08.06
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Tracklist "Mercedes-Dance":
01. Mercedes Dance
02. Klar
03. Kartoffeln
04. Kirchturmkandidaten
05. Für immer und dich
06. Feuer
07. Gasthaus zum lachenden Stalin
08. Plastik
09. Ahn ich garnicht
10. Raveheart
11. Im Arsch
Video:
Jan Delay - Klar: RM-lo | RM-hi | WM-lo | WM-hi
Link:
www.jandelay.de
MZEE.com Jan, wo hast Du die letzten Monate gesteckt? Für meinen Geschmack bist Du regelrecht untergetaucht.
Jan Delay: Das stimmt nicht so wirklich. Das Ding ist: Features habe ich super viele gemacht. Nachdem „Blast Action Heroes“ draußen war, habe ich sogar darüber nachgedacht ein Mixtape zu machen – „Eißfeldt fährt auf die Feature-Inseln“ –, wo alle meine Feature-Tracks drauf sollten. Ich habe bestimmt im Jahr 2004, nach der Beginner-Platte, ungefähr zehn Features gemacht. Mag nur sein (lacht), dass ich unglücklicherweise die Platten gefeatured habe, die nicht so großen Anklang beim Hörer fanden. Aber: ich habe wirklich viel gemacht. Mit Mixwell habe ich super viel als „Flashdance und Mixwell“ aufgelegt, was letztendlich auch zu diesem Mixtape geführt hat, das ich gemacht habe. Dann habe ich mich auch schon auf mein neues Album konzentriert und von der Studiophase kriegt ja dann natürlich niemand etwas mit.
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Jan Delay: Hätte ich eigentlich machen sollen, weil es ja auch wieder neue Musik ist, die ich jetzt mache. Aber: irgendwann ist halt auch mal Schluss. Jetzt ist Jan Delay einfach derjenige, von dem man erwarten kann, dass er mit jeder Platte mit etwas anderem kommt. Ich hatte keinen Bock mich „Funk Zander“ oder so ähnlich zu nennen.
MZEE.com Es wurde ja schon angesprochen: Dein neues Album trägt den Namen „Mercedes Dance“. Soll der Titel Schleichwerbung für eine gewisse schwäbische Automarke sein?
Jan Delay: Ich habe dafür 500.000 Euro bekommen, Audi hat mir nur 400.000 geboten, die meinten halt „Audi Dance“ und ich meinte, „Nee, 500.000 sind irgendwie geiler“. Dann habe ich das Album eben „Mercedes Dance“ genannt.
MZEE.com Du hast ja eigens eine Funk-Band namens „Disko No. 1“ gegründet. Ist diese Band im Rahmen der Produktion Deines Albums, das ja auch eher funklastig ist, entstanden?
Jan Delay: Die Band wurde quasi für die Platte aus dem Boden gestampft. Einmal brauchte ich eine Band fürs Studio, weil ich auf der Platte viele Livesachen haben wollte. Und ich brauchte eine Band für Live-Auftritte, um das Ganze danach auf der Bühne umzusetzen. Dafür ist diese Band zusammengestellt worden - einfach unter den Gesichtspunkten, weil ich sie: a) alle gerne mag und sie mich, wir sind keine reine „Business-Band“, b) dass sie nicht nur Funk drauf haben, sondern einfach alles. Ich kann mit ihnen zum Beispiel auch alte Reggae-Sachen spielen und sie sind auch nicht gekränkt, wenn sie mal die ganze Zeit einen HipHop-Loop nachspielen sollen. All das zusammen hat „Disko No. 1“ ergeben. Und eines kann ich sagen: das ist die beste Band der Welt.
MZEE.com Soll das eine „längerfristige“ Band sein oder ist sie nur für das Album und die Tour entstanden?
Jan Delay: In erster Linie natürlich nur für das Album und die Tour, aber wenn ich jetzt wieder eine neue Platte mache – ich weiß natürlich schon, dass die nächste Jan Delay Platte wieder etwas anderes werden wird – und, wenn sie dieses „Andere“ auch spielen können, dann bleibt das auch weiterhin meine Band; ich bin einfach super glücklich mit denen.
MZEE.com Wer hat Dein neues Album produziert?
Jan Delay: Ich.
MZEE.com Sonst niemand?
Jan Delay: Nee, es gibt noch einen Beat von Tropf, der zusammen mit Matthias Arfmann Co-Produzent war, und zwei Beats die Tropf und ich zusammen gemacht haben. Derjenige, der aber alles letztendlich gemacht hat, das bin ich.
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Jan Delay: Ja klar, aber das ist auch HipHop. Das ist ja ein ganz anderes Game. Was wir jetzt hier haben, ist ja eher Pop-Musik. Ich mein, HipHop ist auch gewissermaßen Pop-Musik. Aber das geht ja nach ganz anderen Kriterien und Maßstäben. Ich glaube, es wäre ein Todesstoß, wenn bei dieser Platte und dieser Musik jeder Song von jemand anderem wäre, dann wäre überhaupt kein roter Faden mehr vorhanden. Bei HipHop geht so etwas, da reicht ja der MC allein als roter Faden. Hier würde das aber alles zerstören.
MZEE.com Um das Album inhaltlich etwas anzusprechen: mit insgesamt 11 Tracks ist es für meinen Geschmack relativ kompakt ausgefallen. Wieso so wenig, nach so langer Zeit?
Jan Delay: Erstmal: das Maß aller Dinge ist „Thriller“ von Michael Jackson. Das ist die beste und erfolgreichste Platte aller Zeiten. Da sind 9 Songs drauf, davon waren 7 Singles und davon 6 Stück Nummer 1. Und das ist erstmal das Maß. Ich habe mir aber gedacht, dass 9 Tracks dann doch etwas zu wenig wären. (lacht) Ich habe natürlich auch viel mehr Tracks gemacht, ich wollte aber einfach nur 11 Songs auf das Album nehmen, die alles zerstören. Sowieso: ich würde nie Alben machen, die mehr als 12,13 Songs haben, das interessiert keinen mehr. Niemand, wirklich niemand, auch nicht Bob Marley oder Biggie Smallz haben je eine Platte gemacht, wo mehr als 10 geile Songs drauf sind.
MZEE.com Also hat Dein Album 11 Songs, die zusammen ein Konzept bilden?
Jan Delay: Nee. 11 Songs, bei dem jeder eine Facette repräsentiert und wenn man das Ganze am Ende sieht, sind es 360 Grad. Alles, was ich wollte, dass auf dieser Platte stattfindet, kann auch stattfinden.
MZEE.com Schaut man sich die Namen der Tracks an, da liest man „Kartoffeln“, „Kirchturmkandidaten“, und so weiter. Wie kommst Du auf solche Titel?
Jan Delay: Naja, weil sie eben mit den Themen zu tun haben. „Kartoffeln“ ist halt ein Song über Kartoffeln und dann heißt der natürlich auch „Kartoffeln“. (lacht) „Kirchturmkandidaten“ ist so ein Wort, das die Personen umschreibt, die ich da besinge. Jemand, der ein Kandidat dafür ist, irgendwann auf den Kirchturm zu steigen und alles ab zu ballern, was ihm vor die Flinte kommt.
MZEE.com Kommst Du noch irgendwann in den Duden, mit Deinen Wortkreationen?
Jan Delay: Das mag wohl sein. Ich bin sogar schon mit ein paar Texten von den Beginnern in solchen Reclam-Unterrichtsheften.
MZEE.com Wovon lässt Du Dich bzw. hast Du Dich beim Schreiben deiner Texte inspirieren lassen?
Jan Delay: Von allem, was um mich herum passiert. Ich mache nie zu, ich sauge auf wie ein Schwamm. Egal, ob ich jetzt mit der Bahn fahre und irgendwelche Leute reden über etwas, oder ich Fernsehen gucke oder mich mit Freunden unterhalte, überall lasse ich mich inspirieren.
MZEE.com Du hast, was mich sehr überrascht hat, einen Song mit Udo Lindenberg namens „Im Arsch“ gemacht. Wie bist Du an ihn geraten und vor allem wie konntest Du ihn dafür begeistern, mit Dir zu arbeiten?
Jan Delay: Udo Lindenberg ist der größte lebende Styler in Deutschland. Und seitdem ich 6 oder 7 Jahre alt war, bin ich Fan von ihm. Deshalb war es für mich nur eine Frage der Zeit, dass wir etwas zusammen machen. Bei diesem Song hat es einfach gepasst, wie die Faust aufs Auge. Ich hatte den Song im Prinzip schon fast komplett fertig und ihn ihm dann zugeschickt. Er fand ihn geil und dann haben wir das einfach aufgenommen. Und ich habe ihm später von dem Mercedes-Budget die Hälfte, also 250.000 Euro, abgegeben. Er meinte auch „Nee, nicht Audi, dann kriege ich nur 200.000“. (lacht)
MZEE.com Hast Du Dir für Dein Album besondere Ziele gesetzt, gerade was den Verkaufserfolg anbetrifft oder siehst Du dem gelassen entgegen?
Jan Delay: Wenn ich jetzt sagen würde, dass mir alles egal sei, dann würde ich lügen. Bei der letzten Platte war es mir egal, ja. Aber jetzt, einfach in Anbetracht dessen, dass hier viel Geld dafür ausgegeben wurde und dass ich denke, dass die Platte einfach eine echt geile Pop-Platte geworden ist und ich möchte, dass sie mindestens für die nächsten 10 Jahre in den Köpfen bleibt, würde ich mir schon wünschen, dass sie sich ein paar Leute kaufen. Ich möchte auch einfach sehen, dass es sich lohnt – mal abgesehen von der Kohle – sich anderthalb Jahre ins Studio einzuschließen.
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MZEE.com Meinst Du, dass die HipHop-Szene Dein Album, das Du ja selbst als „Pop-Platte“ bezeichnest, gut aufnehmen wird? Gerade durch die neue Kombination mit Funk, kann ich mir vorstellen, dass Dich der ein oder andere in die „Mainstream-Verkaufserfolg-Schublade“ stecken wird.
Jan Delay: Klar, aber letztendlich ist es heute sowieso anders. Wenn du heute verkaufst, bist du doch für die HipHopper am Start. Früher warst du dann der Teufel. Aber jetzt: wenn du heutzutage nicht in den Top Ten und in der Bravo bist, dann bist du doch gescheitert. Insofern spiele ich da ja ganz gut mit. (lacht)
MZEE.com Eine große Frage: wenn Du ein Resümee Deiner Karriere bis heute ziehen müsstest, was würdest Du sagen? Was hast Du in all Deinen aktiven Jahren über Rap, die Szene und Menschen gelernt?
Jan Delay: (Pause) Alle Klischees sind wahr.
MZEE.com That’s it?
Jan Delay: Ja.
MZEE.com Okay. Ich schiele mit dieser Frage auch in Richtung Business, Stichwort „Eimsbush“.
Jan Delay: Dazu kann ich sagen, dass ich einfach gemerkt habe, dass ich natürlich diesen Wunsch habe, eben auch ein eigenes Label zu machen / zu haben und andere Künstler raus zu bringen. Aber ich bin viel zu sehr selber Künstler und habe so viele Ideen im Kopf und will einfach Musik machen. Sobald aber irgendwelche Business-Sachen anstehen, das kann und will ich momentan einfach nicht, dazu habe ich nicht den Kopf. Ich will einfach nur Künstler sein, ohne einen Klotz, wie „Eimsbush“, am Bein. Ich weiß zwar, dass ich das drauf habe, wenn ich den Kopf für so etwas frei und die Zeit dazu hätte, aber das kann ich ja noch immer machen, wenn ich älter bin.
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Jan Delay: Ja, ich habe mir gedacht, wenn ich so ungefähr 60 bin, dann kann ich ja auch mal mit harten Drogen anfangen – Heroin, LSD, Kokain und so was. Und dann kann ich auch ein Label machen.
MZEE.com Wann bekommt man denn wieder etwas von den Beginnern zu hören?
Jan Delay: Das dauert. Momentan bin ich immer noch 24 Stunden am Tag mit meiner Platte beschäftigt. Dann kommt auch noch die Tour dazu. Und dann werden wir uns irgendwann wieder zusammensetzen.
MZEE.com In Aussicht ist also wieder etwas?
Jan Delay: Ja. Das ist für uns sowieso immer klar. Wir machen die Solo-Sachen ja, um uns auszutoben, um dann wieder motiviert zu sein und Bock darauf zu haben, wieder etwas Gemeinsames zu machen.
MZEE.com Was können die Leute von Deiner Tour erwarten, die ja im September beginnt?
Jan Delay: Anderthalb Stunden Orgasmus im Ohr. (lacht) Nee, jeder erzählt natürlich, dass seine Tour die geilste ist, aber in diesem Fall stimmt das wirklich. (lacht)
MZEE.com Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview. Willst Du den Lesern von MZEE noch etwas sagen?
Jan Delay: (Pause) Es wäre geil, wenn sie sich die Sachen anhören würden und es ihnen wirklich gefällt und sie echt darauf flashen. Und natürlich, wenn sie sich das kaufen würden. Oder wenigstens im Laden klauen und nicht im Netz herunterladen.
Text & Interview: Simon C.
Album out: 04.08.06
JETZT BESTELLEN
Tracklist "Mercedes-Dance":
01. Mercedes Dance
02. Klar
03. Kartoffeln
04. Kirchturmkandidaten
05. Für immer und dich
06. Feuer
07. Gasthaus zum lachenden Stalin
08. Plastik
09. Ahn ich garnicht
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Video:
Jan Delay - Klar: RM-lo | RM-hi | WM-lo | WM-hi
Link:
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