ZK 10te deutsch
schlosser hatte streit mit seiner frau. wir sollten einen inneren monolog schreiben. er setzt sich hin, überlegt wie er mit ihr sprechen möchte/soll. eines: denkt!
„Der ist groß, zu groß. Zumindest zu groß für mich.“ „Hm. In kleiner haben wir den Schuh leider nicht mehr da. Ausverkauft.“ „Dieser?“ frage ich, zeige mit dem rechten Zeigefinger auf ihn. „Ja, dieser, der cremefarbene.“
Der cremefarbene gefiel mir. Er war mir schon aufgefallen, als ich draußen, draußen stand. Wie ich so oft „draußen stand“. Vor dem Schaufenster. Vor meinem Leben. Vor mir.
Er war elegant, auf eine ganz besondere Art und Weise auch sportlich. Nahezu „geschickt“ sah er aus, wenn man ihn so von der Seite eine Weile lang betrachtete. Es muss eine „lange Weile“ gewesen sein. Er faszinierte mich. Das glatte Leder, ja das glatte Leder war es, welches ich so sehr gesucht hatte, welches mir direkt ins Auge fiel, mich nicht mehr losließ, und meine fast schon klumpige streichelnde Hand noch dazu.
„Das ist schade, aber da kann ich leider nichts machen“, sagte die Verkäuferin weiter, „so kommt der wohl nicht mehr. War sehr beliebt, der Schuh. Allerdings den Schwarzen, den Schwarzen habe ich noch da.“ Sie zeigte in Richtung eines naheliegenden Paares.“ Na ja, dachte ich mir, probiere ich eben mal den Schwarzen. Der hatte auch etwas. Zwar nicht das, was der Cremefarbene hatte, aber eben auch etwas. Er war schlicht, fast schon plump geraten, wenn er neben dem Cremefarbenen stand, sich ihm gegenüber behaupten musste. Auch das Leder war nicht ganz so schön glatt. Dennoch. Er passte. Und wie er das tat. Wie angegossen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er so gut passte, wie ein Schlüssel in ein eigens von mir angefertigtes Schloss. Na ja, fast zumindest.
Ich ging an die Kasse und zahlte.
Auf dem Heimweg dachte ich noch eine Weile lang über meinen getätigten Einkauf nach. Ich wurde skeptisch. Ich dachte, es sei der richtige Kauf gewesen, allerdings fühlte ich, dass es der falsche gewesen war. Wem sollte ich Glauben schenken? Ich glaube, Gefühle sind die Wahrheit, die einzig real bestehende Wahrheit. Gefühle lügen nicht. Wie auch. Sie können es nicht, sie haben keinen Kopf.
Das war gestern.
Heute. Heute möchte ich mit meiner Frau sprechen. Was heißt sprechen. Das letzte Mal, das ich in ihrem Einverständnis mit ihr gesprochen habe, war wohl damals. Damals vor dem Altar. Vor mir. Und schon damals hatten wir uns auch nicht viel zu sagen.
Rosa sah gut aus, richtig hübsch in ihrem weißen, na ja wohl eher cremefarbenen Kleid, welches mit all erdenklichen Stickereien verziert worden war. Dagegen kam ich mir schon fast einfach vor. Einfach, in meinem schlichten schwarzen Anzug. Ich himmelte sie an. Das meint nicht, dass das nun nicht mehr der Fall ist, aber der Fall hat sich verändert. Hm. Hat er das wirklich? Hat sich die Richtung des Falles tatsächlich verändert?
Das „Leben“ zwischen uns hat sich verändert, wobei ich mir da auch nicht so sicher bin. Ich möchte sie nicht verletzen, ihr nicht weh tun, die Kinder nicht verlieren. Aber ich muss. Ich muss gehen. Ich muss aus ihrem Leben in meines zurückgehen. „Zurückgehen“ ist so ein Wort. Es ist wohl eher ein „Entdecken“. Ein Entdecken von etwas Neuem. Aber. Kann noch von etwas Neuem die Rede sein, wenn dies schon immer da gewesen war? Ich denke, nein. Eher ein „Übersehen“. Ein nicht betreten, ein nicht leben. Ich hoffe, ich kann ihr das sagen. Ich muss. Das ist nicht mein Leben. Sich fein anzuziehen, auszugehen, Essen zu gehen, Sport zu machen. Ich mag das nicht. Lieber mag ich es, abends nach harter, getaner Arbeit den Fernseher anzuschalten, Sport zu schauen und es mir auf dem Sofa gemütlich zu machen. Ich bin ein einfacher Mensch in schwierigen Situationen, eben, ein Schlosser.
Wir haben keine Schokolade mehr im Haus! Schokolade. Das kommt mir immer in den Sinn, wenn ich in den Flur blicke, die cremefarbenen Schuhe dort stehen sehe. Sie wirken so deplaziert, nein, sie sind es. So wie die Schokolade, die man zunächst genießt und anschließend im Spiegelbild seiner selbst erkennen muss, dass sie nicht zu einem passt. Eben wie Rosa. Wie Rosa nicht zu mir passt. Wie wir nicht mehr zueinander passen. Eigentlich möchte ich es nicht mehr „Wir“ nennen. Ich muss einmal an das „Ich“ denken. An mein Leben. Wissen tue ich das schon lange, glauben erst recht. Aber getan, getan habe ich es noch nie. Mich für mich entschieden. Mich, mein Leben gelebt. Angefangen hat dies schon damals, damals vor dem Altar. Eines habe ich dagegen verblüffend gut hinbekommen, beinahe perfekt, perfekt, wie man das von mir erwartet, getan: Mich für das Falsche entschieden.
Ich hole die Schuhe. Stelle sie vor mich hin, blicke schielend in den Spiegel. Schielend deshalb, da ich sie nicht mehr sehen kann. Nicht mit mir. Nicht an mir. Cremefarben stand mir noch nie.
schlosser hatte streit mit seiner frau. wir sollten einen inneren monolog schreiben. er setzt sich hin, überlegt wie er mit ihr sprechen möchte/soll. eines: denkt!
„Der ist groß, zu groß. Zumindest zu groß für mich.“ „Hm. In kleiner haben wir den Schuh leider nicht mehr da. Ausverkauft.“ „Dieser?“ frage ich, zeige mit dem rechten Zeigefinger auf ihn. „Ja, dieser, der cremefarbene.“
Der cremefarbene gefiel mir. Er war mir schon aufgefallen, als ich draußen, draußen stand. Wie ich so oft „draußen stand“. Vor dem Schaufenster. Vor meinem Leben. Vor mir.
Er war elegant, auf eine ganz besondere Art und Weise auch sportlich. Nahezu „geschickt“ sah er aus, wenn man ihn so von der Seite eine Weile lang betrachtete. Es muss eine „lange Weile“ gewesen sein. Er faszinierte mich. Das glatte Leder, ja das glatte Leder war es, welches ich so sehr gesucht hatte, welches mir direkt ins Auge fiel, mich nicht mehr losließ, und meine fast schon klumpige streichelnde Hand noch dazu.
„Das ist schade, aber da kann ich leider nichts machen“, sagte die Verkäuferin weiter, „so kommt der wohl nicht mehr. War sehr beliebt, der Schuh. Allerdings den Schwarzen, den Schwarzen habe ich noch da.“ Sie zeigte in Richtung eines naheliegenden Paares.“ Na ja, dachte ich mir, probiere ich eben mal den Schwarzen. Der hatte auch etwas. Zwar nicht das, was der Cremefarbene hatte, aber eben auch etwas. Er war schlicht, fast schon plump geraten, wenn er neben dem Cremefarbenen stand, sich ihm gegenüber behaupten musste. Auch das Leder war nicht ganz so schön glatt. Dennoch. Er passte. Und wie er das tat. Wie angegossen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er so gut passte, wie ein Schlüssel in ein eigens von mir angefertigtes Schloss. Na ja, fast zumindest.
Ich ging an die Kasse und zahlte.
Auf dem Heimweg dachte ich noch eine Weile lang über meinen getätigten Einkauf nach. Ich wurde skeptisch. Ich dachte, es sei der richtige Kauf gewesen, allerdings fühlte ich, dass es der falsche gewesen war. Wem sollte ich Glauben schenken? Ich glaube, Gefühle sind die Wahrheit, die einzig real bestehende Wahrheit. Gefühle lügen nicht. Wie auch. Sie können es nicht, sie haben keinen Kopf.
Das war gestern.
Heute. Heute möchte ich mit meiner Frau sprechen. Was heißt sprechen. Das letzte Mal, das ich in ihrem Einverständnis mit ihr gesprochen habe, war wohl damals. Damals vor dem Altar. Vor mir. Und schon damals hatten wir uns auch nicht viel zu sagen.
Rosa sah gut aus, richtig hübsch in ihrem weißen, na ja wohl eher cremefarbenen Kleid, welches mit all erdenklichen Stickereien verziert worden war. Dagegen kam ich mir schon fast einfach vor. Einfach, in meinem schlichten schwarzen Anzug. Ich himmelte sie an. Das meint nicht, dass das nun nicht mehr der Fall ist, aber der Fall hat sich verändert. Hm. Hat er das wirklich? Hat sich die Richtung des Falles tatsächlich verändert?
Das „Leben“ zwischen uns hat sich verändert, wobei ich mir da auch nicht so sicher bin. Ich möchte sie nicht verletzen, ihr nicht weh tun, die Kinder nicht verlieren. Aber ich muss. Ich muss gehen. Ich muss aus ihrem Leben in meines zurückgehen. „Zurückgehen“ ist so ein Wort. Es ist wohl eher ein „Entdecken“. Ein Entdecken von etwas Neuem. Aber. Kann noch von etwas Neuem die Rede sein, wenn dies schon immer da gewesen war? Ich denke, nein. Eher ein „Übersehen“. Ein nicht betreten, ein nicht leben. Ich hoffe, ich kann ihr das sagen. Ich muss. Das ist nicht mein Leben. Sich fein anzuziehen, auszugehen, Essen zu gehen, Sport zu machen. Ich mag das nicht. Lieber mag ich es, abends nach harter, getaner Arbeit den Fernseher anzuschalten, Sport zu schauen und es mir auf dem Sofa gemütlich zu machen. Ich bin ein einfacher Mensch in schwierigen Situationen, eben, ein Schlosser.
Wir haben keine Schokolade mehr im Haus! Schokolade. Das kommt mir immer in den Sinn, wenn ich in den Flur blicke, die cremefarbenen Schuhe dort stehen sehe. Sie wirken so deplaziert, nein, sie sind es. So wie die Schokolade, die man zunächst genießt und anschließend im Spiegelbild seiner selbst erkennen muss, dass sie nicht zu einem passt. Eben wie Rosa. Wie Rosa nicht zu mir passt. Wie wir nicht mehr zueinander passen. Eigentlich möchte ich es nicht mehr „Wir“ nennen. Ich muss einmal an das „Ich“ denken. An mein Leben. Wissen tue ich das schon lange, glauben erst recht. Aber getan, getan habe ich es noch nie. Mich für mich entschieden. Mich, mein Leben gelebt. Angefangen hat dies schon damals, damals vor dem Altar. Eines habe ich dagegen verblüffend gut hinbekommen, beinahe perfekt, perfekt, wie man das von mir erwartet, getan: Mich für das Falsche entschieden.
Ich hole die Schuhe. Stelle sie vor mich hin, blicke schielend in den Spiegel. Schielend deshalb, da ich sie nicht mehr sehen kann. Nicht mit mir. Nicht an mir. Cremefarben stand mir noch nie.