Lateinamerika - Politik & Aktuelles

Asyl in Spanien beantragt​

Maduro-Rivale González hat Venezuela verlassen​

Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia war wenige Tage nach der Wahl untergetaucht. Nun bestätigt die venezolanische Regierung seine Ausreise.

Publiziert heute um 06:20 Uhr
González sei vor einigen Tagen in die spanische Botschaft geflüchtet, von wo er nun nach Spanien abgereist ist (Archivbild).

González sei vor einigen Tagen in die spanische Botschaft geflüchtet, von wo er nun nach Spanien abgereist ist (Archivbild).

Rund sechs Wochen nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl in Venezuela hat der Oppositionskandidat Edmundo González das Land verlassen. Er werde auf eigenen Wunsch mit einer Maschine der spanischen Luftwaffe nach Spanien geflogen, teilte der spanische Aussenminister José Manuel Albares auf der Plattform X mit.

González habe sich seit Tagen in Spaniens Botschaft in der Hauptstadt Caracas aufgehalten und das EU-Land um Asyl gebeten, schrieb Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez bei Instagram. Die venezolanische Regierung habe ihm im Interesse des politischen Friedens freies Geleit gewährt. Die Opposition machte dazu zunächst keine öffentlichen Angaben.

Opposition wirft Maduro Wahlbetrug vor​

Nach der Präsidentenwahl am 28. Juli hatte die linientreue Wahlbehörde den seit 2013 regierenden autoritären Staatschef Nicolás Maduro zum Sieger erklärt. Der ebenfalls regierungstreue Oberste Gerichtshof bestätigte das Ergebnis. Die Regierung veröffentlichte allerdings nicht die aufgeschlüsselten Resultate.

Die Opposition wirft ihr Wahlbetrug vor und reklamiert den Sieg für González. Der 75-Jährige war Kandidat geworden, nachdem Oppositionsführerin María Corina Machado wegen angeblicher Unregelmässigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordneter die Ausübung öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt worden war.

Mehrere Länder sehen González als Wahlsieger​

Die USA und mehrere lateinamerikanische Länder erkennen González als Wahlsieger an. Auch die Europäische Union zweifelt das offizielle Wahlergebnis an.

Die venezolanische Generalstaatsanwaltschaft erliess Haftbefehl gegen González. Ihm werden unter anderem Amtsanmassung, Aufruf zur Missachtung von Gesetzen, Verschwörung und Sabotage vorgeworfen. González liess drei Vorladungen verstreichen. Der Aufenthaltsort des früheren Diplomaten war zuletzt unbekannt.

Im Zuge der Wahl war es zu Protesten gekommen, die von der Staatsgewalt gewaltsam niedergeschlagen wurden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Provea kamen 25 Menschen ums Leben, mehr als 2400 wurden festgenommen.

Schon die Wiederwahl Maduros 2018 war von vielen Ländern nicht anerkannt worden. Der damalige Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärte sich 2019 zum Interimspräsidenten, konnte sich aber im Land nicht durchsetzen – vor allem, weil das Militär hinter Maduro stand.
 

Mitten in der Wirtschaftskrise​

Nicolás Maduro verlegt Weihnachten​

Der venezolanische Diktator terminiert den Beginn der Vorweihnachtszeit auf den 1. Oktober. Eine schöne Bescherung?


«Es ist zwar erst September, aber es riecht schon nach Weihnachten!»: Nicolás Maduro.

«Es ist zwar erst September, aber es riecht schon nach Weihnachten!»: Nicolás Maduro.


Bitte nicht erschrecken, aber: Das Ende ist nah. Ein paar Monate noch, dann ist Weihnachten, und kurz danach folgt dann der 31. Dezember. Schon wieder ein Jahr vorbei. Wie schnell die Zeit vergeht! In der Schweiz werden manche deswegen schon unruhig, wenn kurz nach den Sommerferien in den Supermärkten die Lebkuchen liegen. In Venezuela ist man da aber noch einen Schritt weiter: Schon am 1. Oktober soll in dem südamerikanischen Land ganz offiziell die Vorweihnachtszeit beginnen, so zumindest hat das Machthaber Nicolás Maduro kürzlich per Dekret bestimmt. Lichterketten werden dann aufgehängt, es gibt besinnliche Konzerte.

Gedacht ist das nach präsidialer Lesart als frohe Gabe fürs Volk: Kaum irgendwo in Südamerika ist man so verrückt nach Weihnachten wie in Venezuela. Heiligabend ist für viele Menschen im Land der absolute Höhepunkt des Jahres. Häuser werden geschmückt und Krippen herausgekramt, man kocht zusammen und hört «gaitas navideñas», weihnachtliche Volksmusik.

Maduro als Actionfigur: Das Spielzeug wurde 2022 während Weihnachten verteilt. Solche Massnahmen sollen die Bevölkerung bei Laune halten.

Maduro als Actionfigur: Das Spielzeug wurde 2022 während Weihnachten verteilt. Solche Massnahmen sollen die Bevölkerung bei Laune halten.


Zuletzt aber hat das Fest auch einen bitteren Beigeschmack bekommen. Venezuela befindet sich seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflation ist eine der höchsten der Welt, und viele Menschen können sich kaum eine Mahlzeit am Tag leisten – von Festtagsmenüs ganz zu schweigen.

Dazu kommt, dass bei den allermeisten Familien an Heiligabend auch dieses Jahr wieder ein paar Stühle frei bleiben werden: Mehr als sieben Millionen Venezolaner haben ihre Heimat mittlerweile verlassen, fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dieser Massenexodus, fürchten Experten, könnte sich sogar noch verschlimmern. Denn im Land hatten viele auf einen Sieg der Opposition bei den Wahlen Ende Juli gehofft. Stattdessen hat sich Machthaber Maduro zum Gewinner erklären lassen, ohne dafür allerdings Beweise zu liefern.

Proteste wurden niedergeknüppelt, es gab Dutzende Tote, Tausende Festnahmen, harsche Kritik aus dem Ausland. Und was macht Machthaber Maduro? Der erklärt im Staatsfernsehen: «Es ist zwar erst September, aber es riecht schon nach Weihnachten!» Ein Ablenkungsmanöver, keine Frage: Lasst uns froh und munter sein!

Glitzernde Lichterketten, tonnenweise Schweinshaxen​

Das Regime hat diese Taktik schon früher angewandt. 2019 zum Beispiel wurde Caracas mit glitzernden Lichtern geflutet, in anderen Jahren tonnenweise kostenlose Schweinshaxen versprochen. Funktioniert hat das nicht, im Gegenteil: Die bunte Weihnachtsbeleuchtung in der Hauptstadt stand im harschen Kontrast zu den massiven Stromausfällen im Rest des Landes. Und als 2018, inmitten von Hunger und Not, in vielen der Essenspakete, welche die Regierung jeden Monat an Millionen Familien im Land verteilt, der angekündigte Schinken fehlte, brachen sogar Proteste aus.

So gesehen ist die Vorverlegung der Weihnachtszeit vergleichsweise risikofrei: Sie ist vor allem symbolischer Natur, denn Heiligabend wird in Venezuela auch weiterhin am 24. Dezember gefeiert, Präsidialdekret hin oder her. Und kurz nach den Feiertagen kommt dann ohnehin Neujahr. Sollte alles nach Plan verlaufen, wird Nicolás Maduro am 10. Januar 2025 schliesslich eine weitere Amtszeit antreten, seine dritte übrigens. Sie dauert dann bis 2031, Ende allerdings offen. In diesem Sinne: schöne Bescherung.
 

Im Alter von 86 Jahren​

Peruanischer Ex-Präsident Alberto Fujimori gestorben​

Alberto Fujimori war wegen Menschenrechtsverletzungen durch Todesschwadronen gut 16 Jahre hinter Gittern. Vor zwei Monaten hiess es noch, er wolle wieder Präsident werden.

Publiziert: 12.09.2024, 02:28
Ist im Alter von 86 Jahren an Krebs gestorben: Alberto Fujimori. (25. Juli 2018)

Ist im Alter von 86 Jahren an Krebs gestorben: Alberto Fujimori.


Der ehemalige peruanische Präsident Alberto Fujimori ist im Alter von 86 Jahren gestorben. «Nach einem langen Kampf gegen den Krebs ist unser Vater, Alberto Fujimori, soeben zur Begegnung mit dem Herrn entrückt», hiess es in einer Nachricht im Namen seiner vier Kinder auf dem Konto seiner Tochter Keiko Fujimori auf der Plattform X.


Fujimori war wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen durch Todesschwadronen während seiner Amtszeit (1990 bis 2000) gut 16 Jahre in Haft. Seit Dezember war er wieder auf freiem Fuss. Als Staatschef hatte der Sohn japanischer Einwanderer die Sicherheitskräfte rigoros gegen linke und angeblich subversive Kräfte vorgehen lassen, das Parlament wurde entmachtet. Der Staat sah sich damals durch die maoistische Terrororganisation Leuchtender Pfad bedroht. Zudem wurden Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert, um ihre Kinderzahl zu reduzieren. Sie wurden als Entwicklungshemmnis angesehen.

Zu 25 Jahren Haft verurteilt​

Fujimori war im Jahr 2009 zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. 2017 wurde er vom damaligen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen. Später hob der Oberste Gerichtshof die Entscheidung allerdings auf und Fujimori wurde erneut inhaftiert. Das Verfassungsgericht bestätigte im Dezember schliesslich die Begnadigung von 2017 aus humanitären Gründen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das.

Obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten zuliess, war Fujimori 2000 für eine dritte Amtszeit angetreten. Er gewann die Wahl zwar, stolperte kurz darauf aber über den Montesinos-Skandal. Sein Geheimdienst-Chef Vladimiro Montesinos war dabei gefilmt worden, wie er einem Oppositionsabgeordneten Bestechungsgeld übergab, um ihn zum Übertritt zu Fujimoris Partei zu bewegen.

Fujimori setzte sich zunächst nach Japan ab, wurde bei einer Reise nach Chile allerdings festgenommen und in der Folge an Peru ausgeliefert. Erst im Juli verkündete Keiko Fujimori, die Vorsitzende der rechten Partei Fuerza Popular, ihr Vater werde wieder für das Präsidentenamt kandidieren.
 

Venezuela: Wahlsieger flieht vor massiver Repression​

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Edmundo González Urrutia bei der Stimmabgabe (Foto: Edmundo González Urrutia)


Edmundo González Urrutia, Sieger der venezolanischen Präsidentschaftswahlen Ende Juli, musste das Land verlassen, nachdem am 2. September ein Haftbefehl gegen ihn ausgesprochen wurde. Seit Sonntag befindet er sich im Exil in Spanien. Venezolanische Oppositionelle in der argentinischen Botschaft werden von Maduros Sicherheitskräften bedroht. Die Massenverhaftungen, unter anderem auch von Minderjährigen, reißen nicht ab. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verurteilt die Jagd auf die Opposition und die Verletzung internationaler Verträge. „Edmundo González Urrutias Leben war in Gefahr. Die zunehmenden Drohungen, Vorladungen, Haftbefehle und sogar die Erpressungs- und Nötigungsversuche, denen er ausgesetzt war, zeigen, dass das Regime keine Skrupel oder Grenzen kennt, wenn es darum geht, ihn zum Schweigen zu bringen und zu brechen“, ließ Oppositionsführerin María Corina Machado in den sozialen Medien verlauten. Auf der Plattform X sicherte sie den Venezolanern die ungebrochene Kraft der Opposition zu und teilte entschlossen mit, dass González im Januar als rechtmäßiger Präsident vereidigt werde.

Venezolanische Oppositionelle in argentinischer Botschaft bedroht

Nachdem Argentinien seine Botschaft in Caracas und die Vertretung der argentinischen Interessen in die Obhut Brasiliens übergeben hat, beansprucht Maduro nun die Gebäude, Güter und Dokumente des argentinischen Territoriums in Venezuela für sich. Das Regime kündigte an, den Verwaltungsauftrag der Botschaft an Brasilien einseitig zu widerrufen. In der Botschaft befinden sich mindestens sechs Venezolaner, die vor der staatlichen Verfolgung Schutz gesucht haben. Den Oppositionellen droht unmittelbare Gefahr, da Patrouillen der venezolanischen Geheimdienste und Sicherheitskräfte die argentinische Botschaft in Caracas umstellt haben. Am Wochenende wurde der Zugang blockiert sowie der Strom abgestellt. Mehrere zentral- und südamerikanische Staaten verurteilen das Vorgehen Venezuelas, welches damit internationale Verträge bricht.

„Die Verletzung der diplomatischen Immunität Argentiniens in Venezuela bezeugt, wie Maduros Regime systematisch grundlegende Menschenrechte sowie das Völkerrecht missachtet“, kommentiert Valerio Krüger, Sprecher des Vorstands der IGFM. Die in Frankfurt ansässige Menschenrechtsorganisation fordert das Regime auf, die Verfolgung der Opposition zu beenden, das Wahlergebnis anzuerkennen und das Völkerrecht zu achten.

Ausserdem will das Regime die diplomatischen Beziehungen mit Spanien abbrechen nachdem das spanische Parlament González Urrutía als Wahlsieger anerkannt hat. Das würde auch heissen dass alle kommerziellen Flüge zwischen beiden Ländern suspendiert werden.
 

Venezuela​

Anschlagsplan auf Maduro – sechs Ausländer verhaftet​

Venezuelas diplomatische Beziehungen mit einigen westlichen Ländern sind angespannt. Nun werden mehrere ausländische Staatsbürger verhaftet – wegen angeblicher Anschlagspläne.

Publiziert heute um 05:23 Uhr
In Venezuela sind sechs ausländische Staatsbürger verhaftet worden: Bei den Festnahmen wurden Hunderte Waffen sichergestellt. (14. September 2024)

In Venezuela sind sechs ausländische Staatsbürger verhaftet worden: Bei den Festnahmen wurden Hunderte Waffen sichergestellt. (14. September 2024)


In Venezuela sind sechs ausländische Staatsbürger wegen angeblichen Verdachts eines Anschlagsplans auf Staatspräsident Nicolás Maduro verhaftet worden. Der Plan habe «Gewalt erzeugen» und das Land «destabilisieren» sollen, sagte Venezuelas Innenminister Diosdado Cabello auf einer Pressekonferenz. Hinter den Plänen sollen laut Cabello die Geheimdienste Spaniens, der USA und auch Oppositionsführerin María Corina Machado stehen. Festgenommen wurden zwei spanische, drei US-amerikanische und ein tschechischer Staatsbürger. Zudem seien mehr als 400 Gewehre und Pistolen beschlagnahmt worden, die aus den USA stammen sollen.

Auf Präsident Nicolás Maduro soll ein Anschlag geplant worden seien: Der Staatschef grüsst seine Anhänger. (12. September 2024)

Auf Präsident Nicolás Maduro soll ein Anschlag geplant worden seien: Der Staatschef grüsst seine Anhänger. (12. September 2024)


Die Verhaftungen erfolgen inmitten diplomatischer Spannungen zwischen Caracas und den Regierungen Spaniens und der USA. In dieser Woche rief Venezuela als Reaktion auf eine kritische Äusserung der spanischen Verteidigungsministerin Margarita Robles seine Botschafterin in Madrid zu Konsultationen und bestellte den spanischen Botschafter in Caracas ein.

Robles hatte am Donnerstag bei einer Buchvorstellung in Madrid Bezug auf Venezolaner im Exil genommen und dabei gesagt, die Männer und Frauen hätten ihr Land verlassen müssen, «genau wegen der Diktatur, die sie erleben». Venezuelas Aussenminister Yván Gil bezeichnete die Äusserungen der spanischen Ministerin als «unverschämt, störend und unhöflich».

Die US-Regierung hatte am Donnerstag Sanktionen gegen mehrere Vertraute Maduros verhängt, denen sie vorwirft, einen transparenten Wahlprozess behindert zu haben.

Venezuelas Oppositionsführer nach Spanien ausgereist​

Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem seit elf Jahren von Staatschef Nicolás Maduro autoritär regierten Venezuela und vielen westlichen Ländern haben sich nach der Präsidentenwahl Ende Juli weiter verschlechtert. Die linientreue Wahlbehörde hatte Maduro zum Sieger erklärt. Die Opposition des Landes sprach hingegen von Wahlbetrug und reklamierte den Sieg für ihren Kandidaten Edmundo González.

Der spanische Premierminister Pedro Sanchez (r.) trifft sich mit dem venezolanischen Oppositionsführer Edmundo González, der in Spanien politisches Asyl beantragt hat. (12. September 2024)

Der spanische Premierminister Pedro Sanchez (r.) trifft sich mit dem venezolanischen Oppositionsführer Edmundo González, der in Spanien politisches Asyl beantragt hat. (12. September 2024)

Dieser war am vergangenen Wochenende nach Spanien ausgereist und hatte dort politisches Asyl beantragt. Zuvor war gegen ihn in Venezuela Haftbefehl unter anderem wegen Sabotage, Verschwörung und Amtsanmassung erlassen worden.

Die USA und mehrere Länder Lateinamerikas erkennen González als Wahlsieger an. Auch die EU bezweifelt das offizielle Ergebnis.
 

Zerstrittene Erben von «El Chapo»​

Gewalt im Sinaloa-Kartell eskaliert: Mindestens 20 Menschen getötet​

Der Konflikt zwischen den Anhängern des Sohnes von «El Chapo» und den Anhängern des kürzlich verhafteten Ismael «El Mayo» Zambada wird immer blutiger. In Culiacán herrscht Ausnahmezustand.

Publiziert heute um 09:58 Uhr
Culiacán wird von einer Gewaltwelle heimgesucht.

Culiacán wird von einer Gewaltwelle heimgesucht.

Im Nordwesten Mexikos eskaliert die Gewalt zwischen rivalisierenden Gruppen des berüchtigten Sinaloa-Drogenkartells. Fünf weitere Menschen wurden in Concordia im US-Bundesstaat Sinaloa getötet, wie die Staatsanwaltschaft am Samstag (Ortszeit) bekannt gab. Zuvor hatte sie bereits erklärt, dass mindestens 15 Menschen seit vergangenem Montag infolge des internen Krieges in dem Kartell getötet worden seien. Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg somit auf mindestens 20 binnen nicht einmal einer Woche.

Die Kämpfe zwischen zwei rivalisierenden Gruppen innerhalb des Sinaloa-Kartells, das von Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán gegründet worden war, terrorisieren die Bevölkerung der Stadt mit fast einer Million Einwohner. Sicherheitskräfte wurden als Verstärkung in die Hauptstadt von Sinaloa, nach Culiacán, geschickt. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen und für Sonntag geplante Feste zum mexikanischen Unabhängigkeitstag komplett abgesagt.

Es werden auch mehrere Menschen vermisst, die offenbar entführt wurden. Die Bevölkerung befürchtet, dass die Drogenbanden für ihre Truppen zwangsrekrutieren. «Meine Cousins gehen nicht mehr aus dem Haus, meine Tante will nicht, dass sie rausgehen, weil sie sagen, die Verbrecher rekrutieren Leute», berichtete die 27-jährige Estefania in Culiacán.

«El Mayo» gegen Sohn von «El Chapo»​

Die internen Auseinandersetzungen im Sinaloa-Kartell gehen nach Angaben von Gouverneur Rubén Rocha Moya auf die Ereignisse des 25. Juli zurück. An dem Tag war der Mitbegründer des Kartells, Ismael «El Mayo» Zambada, im Süden der USA zusammen mit einem Sohn von «El Chapo» festgenommen worden. «El Mayo» sitzt nun in den USA in Haft. Am Freitag wies er alle Anschuldigungen vor Gericht in New York zurück. «El Mayo» wirft aber dem Sohn von «El Chapo» vor, ihn in den USA in eine Falle gelockt zu haben.

Die Armee hat Verstärkung in die Region geschickt.

Die Armee hat Verstärkung in die Region geschickt.


Zambada hatte in den 90er Jahren zusammen mit dem ebenfalls in den USA inhaftierten «El Chapo» das Sinaloa-Kartell gegründet. Jahrzehntelang konnte er den Fahndern entwischen, die USA hatten ein Kopfgeld von 15 Millionen Dollar ausgesetzt.

«El Chapo» verbüsst in den USA bereits eine lebenslange Haftstrafe wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffendelikten. Nach seiner Auslieferung 2016 an die USA hatten seine Söhne die Führung des Kartells übernommen.

Gouverneur Rocha Moya sagte nun, die Gewalt sei «sicher» Folge des Machtkampfes im Sinaloa-Kartell zwischen den Anhängern von «El Mayo» und den Söhnen von «El Chapo», den «Chapitos».

Ausgnahmezustand in Culiacan, Sinaloa.

Ausgnahmezustand in Culiacan, Sinaloa.


Das US-Aussenministerium riet US-Bürgern am Freitag eindringlich, nicht nach Sinaloa zu reisen. Dort komme es zu «Autodiebstählen, Schiessereien, Einsätzen von Sicherheitskräften, Strassensperren», auch würden Autos in Brand gesetzt.

Panikkäufe und geschlossene Geschäfte​

Wegen der Welle der Gewalt kam es auch zu Panikkäufen in der Bevölkerung, weil hunderte Geschäfte geschlossen wurden.

Die Behörde für öffentliche Sicherheit in Sinaloa meldete am Samstag ebenfalls «zwei Morde», was mit den jüngsten Zahlen der Staatsanwaltschaft zusammenfiel. Die Behörde machte aber keine Angaben, ob die beiden Todesfälle mit dem internen Machtkampf beim Sinaloa-Kartell in Verbindung stehen. Zudem wurden demnach drei Zivilisten bei Zusammenstössen zwischen der Armee und «bewaffneten Zivilisten» getötet.
 
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Venezuela: Argentinien ordnet Festnahme von Nicolás Maduro wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit an​

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Diktator Nicolás Maduro ist weitgehend isoliert


Ein argentinisches Gericht hat am Montag (23.) die Verhaftung des venezolanischen Dikators Nicolas Maduro wegen angeblicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeordnet. Die Entscheidung wurde von der Bundeskammer der Stadt Buenos Aires in einem Fall getroffen, der Anfang 2023 auf der Grundlage einer vom argentinischen Forum zur Verteidigung der Demokratie (FADD) eingereichten Klage gegen Maduro eröffnet wurde und auf dem Prinzip der universellen Zuständigkeit beruht, das es Ländern erlaubt, schwere Menschenrechtsverbrechen unabhängig davon zu verfolgen, wo sie begangen wurden.

Das Gericht ordnete auch die Verhaftung des venezolanischen Ministers für innere Beziehungen, Justiz und Frieden, Diosdado Cabello, und anderer Mitglieder des chavistischen Regimes an. In einer Erklärung bezeichnete die FADD, die sich aus argentinischen Politikern, Akademikern, Journalisten, Diplomaten und Menschenrechtsverteidigern zusammensetzt, die Entscheidung der Richter Pablo Bertuzzi, Leopoldo Bruglia und Mariano Llorens als „historisch“.
„Die argentinische Justiz hat einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Straflosigkeit der Diktatoren getan“, erklärte die Nichtregierungsorganisation, die am vergangenen Dienstag gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft beim Gericht den Erlass der Haftbefehle beantragt hatte.

Der juristische Vertreter der FADD, Tomás Farini Duggan, sagte, es sei „ein Verdienst der mutigen Opfer, die vor der argentinischen Justiz über die Verfolgung, die willkürlichen Verhaftungen, das gewaltsame Verschwindenlassen und die Folter unter der venezolanischen Diktatur ausgesagt haben“. Waldo Wolff, Präsident der FADD und Minister für Sicherheit der Stadt Buenos Aires, bekräftigte seinerseits „die Verpflichtung, die Venezolaner weiterhin auf ihrem Weg zu Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu begleiten“.
„Von nun an ist Maduro ein Flüchtling vor der Justiz und die Welt wird für diejenigen, die grausame Verbrechen begangen haben, immer kleiner“, erklärte Elisa Trotta, Generalsekretärin der FADD. Die Aktivistin erinnerte daran, dass gegen das Regime auch ein Ermittlungsverfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit läuft. „Diese Entscheidung der argentinischen Justiz ist eine deutliche Botschaft an den Ankläger des IStGH, Karim Khan, dass es an der Zeit ist, das Richtige zu tun und internationale Haftbefehle zu erlassen, um der Straflosigkeit in Venezuela ein Ende zu setzen. Die Verantwortlichen für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im letzten Jahrzehnt begangen wurden, müssen bestraft werden“, bekräftigte Trotta.

Die unabhängige internationale Untersuchungskommission der Vereinten Nationen prangerte die „brutale Unterdrückung“ an. Die FAAD wies darauf hin, dass die Entscheidung der argentinischen Justiz eine Woche, nachdem die unabhängige internationale Untersuchungskommission der UNO „brutale Unterdrückung“ und „beispiellose Gewalt“ in Venezuela nach den Präsidentschaftswahlen vom 28. Juli anprangerte, getroffen wurde. In New York forderten die Außenminister der G7-Staaten am Rande der UN-Generalversammlung die venezolanischen Behörden auf, „die Menschenrechtsverletzungen zu beenden“ und äußerten ihre Empörung über den Haftbefehl und die Drohungen gegen den Oppositionskandidaten bei den jüngsten Wahlen, Edmundo Gonzalez. In einer Erklärung des italienischen Außenministers Antonio Tajani als diensthabender Vertreter der G7 wurde „tiefe Besorgnis über die Lage in Venezuela nach der Wahl vom 28. Juli“ geäußert und betont, dass es dem von Nicolás Maduro verkündeten Sieg „an Glaubwürdigkeit und demokratischer Legitimität mangelt, wie die Berichte der UN-Expertengruppe und unabhängiger internationaler Beobachter sowie die von der Opposition veröffentlichten Daten zeigen“.

Die Vertreter Italiens, Deutschlands, Kanadas, der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Japans und des Vereinigten Königreichs forderten erneut, „dass die Wahlergebnisse vollständig und unabhängig überprüft werden, um die Achtung des Willens des venezolanischen Volkes zu gewährleisten“. Sie brachten auch „ihre Empörung über den Haftbefehl und die ständigen Bedrohungen für die Sicherheit des Oppositionskandidaten zum Ausdruck, der beschlossen hat, in Spanien Zuflucht zu suchen“, und wiesen darauf hin, dass „den oben genannten unabhängigen Berichten zufolge Edmundo González Urrutia am 28. Juli offenbar die meisten Stimmen erhalten hat“. Sie forderten außerdem „die Freilassung aller politischen Gefangenen und einen Weg zu Freiheit und Demokratie für das venezolanische Volk“, während sie die internationale Gemeinschaft aufforderten, dem Land weiterhin einen hohen Stellenwert auf der diplomatischen Agenda einzuräumen, und ihre Unterstützung für die Bemühungen der regionalen Partner zum Ausdruck brachten, um den demokratischen und friedlichen Übergang unter der Führung Venezuelas zu erleichtern, für den sich das Volk eindeutig entschieden hat.

Die Europäische Union hat ihrerseits darauf bestanden, Nicolás Maduro nicht als Präsident Venezuelas anzuerkennen, aber sie erkennt auch nicht den Oppositionskandidaten Edmundo González an, so der Leiter der europäischen Diplomatie, Josep Borrell. Der europäische Außenminister erklärte in einem Gespräch mit den Medien, dass er am Rande der UN-Vollversammlung ein informelles Treffen mit den Außenministern der Mitgliedstaaten abgehalten habe, bei dem die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine im Mittelpunkt standen, und Spanien gebeten habe, die Situation in Venezuela anzusprechen. „Sie wissen, dass wir die Legitimität von Nicolás Maduro nicht anerkennen können und wir bedauern, dass Edmundo (González), der Kandidat der Opposition, das Land verlassen und in Spanien politisches Asyl suchen musste“, so der Diplomat.

Die Erklärungen relativieren die diplomatische Haltung der EU, nachdem das Europäische Parlament in dieser Woche eine nicht bindende Resolution verabschiedet hatte, in der González als rechtmäßiger Gewinner der Wahlen vom 28. Juli in Venezuela anerkannt wurde. Borrell fügte hinzu, dass die EU weiterhin „das Recht Venezuelas“ auf Demokratie, Freiheit und politische Betätigung unterstützen werde, und sagte, er habe die chavistischen Behörden aufgefordert, „die Repression, die willkürlichen Verhaftungen und die Schikanen gegen die Opposition und die Zivilgesellschaft zu beenden“. Er forderte auch die „sofortige Rückkehr des Büros des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (Völker Turk) nach Caracas“ und sagte, dass „nur eine von den Venezolanern geführte, friedliche und inklusive Lösung einen demokratischen Übergang in Venezuela ermöglichen wird“.
 
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