Rhetorsiche Figuren [komplette Übersicht]

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twoeleven

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--> Wozu eigentlich Rhetorische Figuren und was bewirken sie?
Generell handelt es sich dabei um Stilmittel der Rhetorik um beim Leser oder Zuhörer
eine bestimmte Sprachwirkung zu entfalten.
Die Rhetorik stellt dabei sprachliche Werkzeuge zur Verfügung, die der Kommunikation zugute
kommen sollen. Die Absicht des Redners oder Autors besteht in der Regel darin, den
Inhalt seiner Rede oder seines Werkes besonders verständlich zu machen.
Rhetorische Mittel leisten diese Zielsetzung bei richtigem Gebrauch. Der Inhalt kann durch
rhetorische Stilmittel auch eine besondere Betonung oder eine besonders kunstvolle
Form
erhalten.
Man differenziert rhetorische Figuren weiterhin in Figuren und Bilder:
Die Figuren betreffen die äussere Form und sind Satz- oder Wortfiguren:
hierbei verändert man die Stellung von Worten, Satzteilen, Neben- und Hauptsätzen, die
Syntax, um besondereSpracheffekte zu erzielen.

im folgenden kommen diverse rhetorische Figuren die in jeweilige Kategorien unterteilt sind.
 
Bilder und Tropen

Allegorie, die

Ein Sinnbild, d.h. eine Verbildlichung eines Abstraktums. Besonders häufig findet man
Allegorien (grch. allegorein: "etwas anderes sagen") in Form von Personifikationen.

|B]Beispiel:[/B]
Der Sensenmann als Sinnbild für das Wort "Tod"; die Justitia: eine Frau mit Augenbinde,
einer Waage und einem Schwert, deren Accessoires gleich für drei abstrakte Begriffe stehen:
die Gerechtigkeit, das Abwägen von Für und Wider und das (richtende) Urteil.


Ambiguität, die

Eine rhetorische Figur, das Doppel- und Mehrdeutigkeiten ausnutzt, um Begriffe, die an sich
ohne Beziehung sind, miteinander in Beziehung zu setzen. Dies gelingt im Speziellen unter
Verwendung von Wortspielen und Paronomasien. Besonders verbreitet sind Ambiguitäten in der
Werbe- und Marketingsprache. Das Werbeprodukt wird dann in Beziehung gesetzt zu einem
positiven Begriff, beispielsweise ein positives Lebensgefühl, eine schöne Geschichte oder
eine geistreiche, humoristische Wendung.

Beispiel:
Lieber arme Würstchen essen, als ein armes Würstchen sein: Müller-Würstchen!

Analogie, die

Keine rhetorische Figur im strengen Sinne, jedoch eine häufig verwendete Stilform, um
verwandte oder ähnliche Prinzipien oder Zusammenhänge miteinander in direkte Verbindung zu
setzen (grch. ana: an, wieder und logos: Wort, Rede). Der Analogieschluss ist eine
Übertragung von Sachverhalten im Sinne der Logik.

Beispiel:
Bei der Farbsupraleitung verhält es sich wie bei der klassischen Supraleitung in
Festkörpern: Fermionen finden sich zu Paaren zusammen und erhalten bosonischen Charakter.


Euphemismus, der

Unter dieser häufig verwendeten, rhetorischen Figur versteht man eine beschönigende
Beschreibung. Der Sprecher ersetzt einen unangenehmen oder tabuisierten Ausdruck durch
einen weniger Verletzenden, weniger Anstössigen. Motive für die Verwendung von Euphemismen
können demzufolge Rücksichtnahme, Pietismus, Optimismus, Manipulation (Werbung), aber auch
Ironie sein.

Beispiel:|/B]
Der Verblichene ist dahin geschieden.

Hyperbel, die

In der Rhetorik bezeichnet das das Stilmittel der Übertreibung, um eine besondere Betonung
zu erzielen.

Beispiel:
todmüde; überpünktlich

Ironie, die

Ironie ist ein Stilmittel, bei dem Aussage und Bedeutung differieren. Der Sprecher möchte
Distanz zum Gesagten, zum Gesprächspartner oder gar zu sich selbst (Selbstironie) einnehmen.
Ironie hat den Charakter von subtilem Humor bzw. einer humorvollen Kritik.
Böswillige Steigerungsformen sind beissender Spott, Sarkasmus und in pietätloser Manier,
Zynismus.

Beispiel:
Du bist mir ein Freund!

Metapher, die

Eine sehr bekannte rhetorische Figur: eine bildhafte Übertragung.

Beispiel:
Mir zerspringt das Herz vor Freude

Synekdoche, die

Ebenfalls aus dem Griechischen synekdechesthai: mit verstehen. Bezeichnung durch einen
engeren, statt einem umfassenderen Begriff und umgekehrt.

Beispiel:
Die Japaner haben dieses Problem berechnet. ANSTATT Die japanische Gruppe von Institut
xy hat dieses Problem berechnet.


Vergleich, der

Eine Gegenüberstellung mindestens zweier Sachverhalte, um Parallelen oder Unterschiede
aufzuzeigen. Im Gegensatz zum Gleichnis, zur Metapher und zur Parabel sind Vergleiche
"schnörkelloser", nicht poetisch ausgeschmückt und eher auf der sachlichen Ebene
anzusiedeln.

Beispiel:
Schon bei den alten Griechen finden sich Ansätze, die den kleinsten Konstituenten auf
philosophischem Wege suchen, im Demokritschen Atomismus. Die moderne Elementarteilchenphysik
setzte dieses Bestreben mit naturwissenschaftlichen Methoden fort.
 
Satz und Wortfiguren

Akkumulation, die

Dies bezeichnet in der Rhetorik eine auffällige (An-)Häufung von Begriffen. Dieses
Sprachmittel kann leicht in eine Redundanz münden.

Beispiel:
Frauen, Männer, Kinder, Alte, Junge - allen waren da.

Anadiplose, die

Damit bezeichnet man die rhetorische Wiederholung eines oder mehrerer Worte, um eine
Verstärkung zu bewirken. Im speziellen kann das letzte Wort eines Satzes am Anfang des
folgenden Satzes stehen.

Beispiel:
Rhetorische Figuren sind wesentliche Elemente zur Beherrschung der Sprache. Dies bezieht
sich auf gesprochene Sprache, aber auch auf Sprache in Schriftform.


Anapher, die

Das zu betonende Wort steht immer am Anfang von Sätzen oder Satzteilen.

Beispiel:
Es ist die Forschung, die den Fortschritt bringt; Fortschritt für die Gesellschaft;
Fortschritt für den einzelnen.


Antiklimax, die

In der Rhetorik bezeichnet dies einen Übergang vom stärkeren (wichtigeren) zum schwächeren
(weniger wichtigen) Ausdruck. Das Gegenteil ist Klimax.

Beispiel:
Die exakte Lösung dieses Problems ist analytisch zu finden, nicht numerisch oder gar
empirisch.


Antithese, die

Dies meint eine Gegenüberstellung, einen Kontrast von Worten, Inhalten oder Gedanken.
Im Dialektischen Prinzip bildet sie zusammen mit der These eine philosophische Methode,
ein Problem durch Aussage und Gegenaussage zu beschreiben. Auf diesem Wege gelangt man
auf eine höhere Abstraktionsebene, um eine tiefere Einsicht, die Synthese, zu bekommen.

Beispiel:
Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
(Goethe, Faust)


Archaismus, der

Dies meint die Verwendung alter oder ungebräuchlicher Ausdrücke (Anachronismen).
Auch die Neubelebung und Wiederverwendung von Begriffen wird Archaismen genannt.
Gegenteil ist Neologismus.

Beispiel:
Der Gedanke an diese Tat bereitet mir Alpdrücken.

Chiasmus, der

Bei diesem rhetorischen Stilmittel stehen Begriffe oder Begriffspaare in syntaktischer
Kreuzstellung zueinander. Der Gegensatz ist Parallelismus. Paare werden nicht parallel
(a-b-a-b), sondern in umgekehrter Folge (a-b-b-a) gebraucht.

Beispiel:
Was man will, das hat man nicht; und was man hat, das will man nicht.

Ellipse, die

Das Synonym ist Auslassungssatz. Nicht zum Verständnis erforderliche Satzteile werden
einfach weggelassen und ergeben so eine verkürzte Satzkonstruktion.

Beispiel:
Ohne Wenn und Aber.

Epiphora, die

Dies, auch Epipher genannt, ist das Gegenteil der Anapher und meint eine Wiederholung,
wo das zu betonende Wort immer am Ende von Sätzen oder Satzteilen steht.

Beispiel:
Es gibt äusserst vielseitige Instrumente, so nutzen Sie zum Telefonieren Ihr Handy,
können sogar eine SMS verschicken mit Ihrem Handy und können Surfen - raten Sie mal womit?
- mit dem Handy.


Inversion, die

Die Umkehrung oder Umstellung der normalen (auch logischen) Wortfolge in einem Satz, um mit
dieser Auffälligkeit zu akzentuieren.

Beispiel:
Etwas Besonderes ist dieser Edelstein.

Jargonismus, der

Der Jargonismus kennzeichnet eine Sprache, wo ausschliesslich das Fachvokabular einer
bestimmten Disziplin verwendet wird. Innerhalb einer homogenen Sprechergruppe,
eines Fachbereichs, sind Jargonismen üblich und stellen normalerweise keine kommunikativen
Hindernisse dar. Im Gegenteil oft werden Jargonismen erwartet ("fachsimpeln"), um
sprachlich ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe zu schaffen.
Der Jargonismus unterscheidet sich deutlich vom Xenologophilismus.
Letzterer hat einen allgemeineren Charakter und zeigt eine Verwendung von Fremdwörtern
aller möglichen Bereiche.

Beispiel:
Die Eigenmoden sind auf das cgs-System skaliert. (natürlich aus der Physik)

Klimax, die

Der Höhepunkt; ein Übergang vom schwächeren zum stärkeren, bedeutungsvollen Ausdruck
(Steigerung). Gegenteil ist Antiklimax.

Beispiel:
Für diese Aufgabe sollten Sie nicht nur Experte, sondern Koryphäe oder Genius sein.

Neologismus, der

Eine neue Wortschöpfung, sprachliche Neubildung.

Beispiel:
Die eierlegende Wollmilchsau.

Oxymoron, das

Rhetorische Figur, bei der (auch scheinbare) Gegensätze zusammengestellt werden.
Motivation dieser Figur mag Ironie oder eine besonderer Wunsch nach Betonung eines
Bestandteils sein.

Beispiel:
Komm, alter Knabe!

Paradox, das

Auch Paradoxon genannt. Eine (scheinbar) widersinnige oder widersprüchliche Aussage;
Etwas, das der Vernunft zu widersprechen scheint.

Beispiel:
What a pity that youth must be wasted on the young. (George Bernard Shaw)

Parallelismus, der

Syntaktisch und grammatikalisch gleicher Aufbau ("Normalstellung") verschiedener Sätze
oder Satzteile. Vergleiche dazu auch das Gegenteil Chiasmus.

Beispiel:
Wer hat, der hat. (Sprichwort)

Polysemie, die

Ein Wortspiel, das darauf beruht, den polysemantischen Gehalt vieler Worte (also ihre
Ambivalenz oder Mehrdeutigkeit) zu nutzen, um damit humorvolle oder völlig
unerwartete Wirkungen zu erzielen. Die Homonyme sind bevorzugte Wortgruppe für Polysemien.

Beispiel:
Der Anhalter sah sehr mitgenommen aus.

Prolepsis, die

Vorwegnahme des Subjekts des Nebensatzes in den vorangestellten Hauptsatz, auch von
Adjektiven vor das Verb. Während die Prokatalepsis eine inhaltliche Vorwegnahme darstellt,
ist die Prolepse eine rein syntaktische Voranstellung.

Beispiel:
Hörst Du den Bach, wie er rauscht?

Redundanz, die

Bei der Redundanz werden überflüssige Informationen hinzugefügt. Vergleiche die eng
verwandten Figuren Pleonasmus und Tautologie.

Beispiel:
Die Grundlagenforschung, als Fundament und Basis, ist für die Wissenschaft
unerlässlich.


Rhetorische Frage, die

Vermutlich das weitläufig bekannteste Stilmittel der Rhetorik überhaupt: es wird eine Frage
im Kontext gestellt, die aber nicht direkt zum Ziel hat eine Antwort zu erhalten
("Scheinfrage"). Die Motive dieser Frage können unterschiedlich sein: die Zuhörer-
oder Leserschaft soll auf das Kommende hingeführt werden, die Frage soll zum Nachdenken
anregen, um dann tatsächlich geklärt zu werden, oder die Frage wird unbeantwortet stehen
gelassen, um eine Provokation oder besondere Betonung des Inhalts hervorzurufen.

Beispiel:
Was weisst Du schon über die Physik?

Tautologie, die

Wiederholung von bereits Gesagtem durch Mehrfachbezeichnung. Tautologie bezeichnet ebenso,
dass das bereits Gesagte durch ein Synonym wiederholt wird.

Beispiel:
Weisser Schimmel; nackt und bloss.

Wortspiel, das

Der Oberbegriff für eine humorvolle und/oder geistreiche Verwendung von Worten oder
Satzteilen. Während die Paronomasie klangliche oder morphologische Ähnlichkeiten nutzt,
sind es bei der Polysemie Mehrdeutigkeiten verwendeter Worte.

Beispiel:
Wer einen sitzen hat, kann nicht verhindern, dass der Hintern ein Hinderungsgrund ist,
sich nicht zu setzen. Kurz gesagt: Wer voll ist, tritt ins Leere.
 
Klangfiguren

Alliteration, die

Das deutsche Wort für die Figur lautet Stabreim. Dabei verwendet man in kurzer Folge Wörter
mit gleichem Anfangsbuchstaben oder gleicher Anfangssilbe.
Oft findet man Alliterationen in Sprichwörtern. Im Alliterationsvers wird der Stabreim
mit der Dichtung verknüpft.

Beispiel:
Kind und Kegel.

Assonanz, die

Wiederholung desselben Lautes (z. B. Vokal, Diphthong) in kurzer Folge oder benachbarten
Worten. Auch Gleichklänge und Halbreime heissen so. Siehe auch Alliteration.

Beispiel:
Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwinkern zwei Zwerge.

Euphonie, die

Hierbei handelt es sich um das Gegenteil von Kakophonie. Euphonie meint einen
wohlklingenden Laut oder Wohlklänge im allgemeinen. In der Linguistik versteht man unter
Euphonie eingefügte Laute oder Silben, um die Aussprache zu erleichtern; z. B. in
allenthalben.

Beispiel:
Laue Winde wehen übers Land.
 
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