Satz und Wortfiguren
Akkumulation, die
Dies bezeichnet in der Rhetorik eine auffällige (An-)Häufung von Begriffen. Dieses
Sprachmittel kann leicht in eine Redundanz münden.
Beispiel:
Frauen, Männer, Kinder, Alte, Junge - allen waren da.
Anadiplose, die
Damit bezeichnet man die rhetorische Wiederholung eines oder mehrerer Worte, um eine
Verstärkung zu bewirken. Im speziellen kann das letzte Wort eines Satzes am Anfang des
folgenden Satzes stehen.
Beispiel:
Rhetorische Figuren sind wesentliche Elemente zur Beherrschung der Sprache. Dies bezieht
sich auf gesprochene Sprache, aber auch auf Sprache in Schriftform.
Anapher, die
Das zu betonende Wort steht immer am Anfang von Sätzen oder Satzteilen.
Beispiel:
Es ist die Forschung, die den Fortschritt bringt; Fortschritt für die Gesellschaft;
Fortschritt für den einzelnen.
Antiklimax, die
In der Rhetorik bezeichnet dies einen Übergang vom stärkeren (wichtigeren) zum schwächeren
(weniger wichtigen) Ausdruck. Das Gegenteil ist Klimax.
Beispiel:
Die exakte Lösung dieses Problems ist analytisch zu finden, nicht numerisch oder gar
empirisch.
Antithese, die
Dies meint eine Gegenüberstellung, einen Kontrast von Worten, Inhalten oder Gedanken.
Im Dialektischen Prinzip bildet sie zusammen mit der These eine philosophische Methode,
ein Problem durch Aussage und Gegenaussage zu beschreiben. Auf diesem Wege gelangt man
auf eine höhere Abstraktionsebene, um eine tiefere Einsicht, die Synthese, zu bekommen.
Beispiel:
Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
(Goethe, Faust)
Archaismus, der
Dies meint die Verwendung alter oder ungebräuchlicher Ausdrücke (Anachronismen).
Auch die Neubelebung und Wiederverwendung von Begriffen wird Archaismen genannt.
Gegenteil ist Neologismus.
Beispiel:
Der Gedanke an diese Tat bereitet mir Alpdrücken.
Chiasmus, der
Bei diesem rhetorischen Stilmittel stehen Begriffe oder Begriffspaare in syntaktischer
Kreuzstellung zueinander. Der Gegensatz ist Parallelismus. Paare werden nicht parallel
(a-b-a-b), sondern in umgekehrter Folge (a-b-b-a) gebraucht.
Beispiel:
Was man will, das hat man nicht; und was man hat, das will man nicht.
Ellipse, die
Das Synonym ist Auslassungssatz. Nicht zum Verständnis erforderliche Satzteile werden
einfach weggelassen und ergeben so eine verkürzte Satzkonstruktion.
Beispiel:
Ohne Wenn und Aber.
Epiphora, die
Dies, auch Epipher genannt, ist das Gegenteil der Anapher und meint eine Wiederholung,
wo das zu betonende Wort immer am Ende von Sätzen oder Satzteilen steht.
Beispiel:
Es gibt äusserst vielseitige Instrumente, so nutzen Sie zum Telefonieren Ihr Handy,
können sogar eine SMS verschicken mit Ihrem Handy und können Surfen - raten Sie mal womit?
- mit dem Handy.
Inversion, die
Die Umkehrung oder Umstellung der normalen (auch logischen) Wortfolge in einem Satz, um mit
dieser Auffälligkeit zu akzentuieren.
Beispiel:
Etwas Besonderes ist dieser Edelstein.
Jargonismus, der
Der Jargonismus kennzeichnet eine Sprache, wo ausschliesslich das Fachvokabular einer
bestimmten Disziplin verwendet wird. Innerhalb einer homogenen Sprechergruppe,
eines Fachbereichs, sind Jargonismen üblich und stellen normalerweise keine kommunikativen
Hindernisse dar. Im Gegenteil oft werden Jargonismen erwartet ("fachsimpeln"), um
sprachlich ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe zu schaffen.
Der Jargonismus unterscheidet sich deutlich vom Xenologophilismus.
Letzterer hat einen allgemeineren Charakter und zeigt eine Verwendung von Fremdwörtern
aller möglichen Bereiche.
Beispiel:
Die Eigenmoden sind auf das cgs-System skaliert. (natürlich aus der Physik)
Klimax, die
Der Höhepunkt; ein Übergang vom schwächeren zum stärkeren, bedeutungsvollen Ausdruck
(Steigerung). Gegenteil ist Antiklimax.
Beispiel:
Für diese Aufgabe sollten Sie nicht nur Experte, sondern Koryphäe oder Genius sein.
Neologismus, der
Eine neue Wortschöpfung, sprachliche Neubildung.
Beispiel:
Die eierlegende Wollmilchsau.
Oxymoron, das
Rhetorische Figur, bei der (auch scheinbare) Gegensätze zusammengestellt werden.
Motivation dieser Figur mag Ironie oder eine besonderer Wunsch nach Betonung eines
Bestandteils sein.
Beispiel:
Komm, alter Knabe!
Paradox, das
Auch Paradoxon genannt. Eine (scheinbar) widersinnige oder widersprüchliche Aussage;
Etwas, das der Vernunft zu widersprechen scheint.
Beispiel:
What a pity that youth must be wasted on the young. (George Bernard Shaw)
Parallelismus, der
Syntaktisch und grammatikalisch gleicher Aufbau ("Normalstellung") verschiedener Sätze
oder Satzteile. Vergleiche dazu auch das Gegenteil Chiasmus.
Beispiel:
Wer hat, der hat. (Sprichwort)
Polysemie, die
Ein Wortspiel, das darauf beruht, den polysemantischen Gehalt vieler Worte (also ihre
Ambivalenz oder Mehrdeutigkeit) zu nutzen, um damit humorvolle oder völlig
unerwartete Wirkungen zu erzielen. Die Homonyme sind bevorzugte Wortgruppe für Polysemien.
Beispiel:
Der Anhalter sah sehr mitgenommen aus.
Prolepsis, die
Vorwegnahme des Subjekts des Nebensatzes in den vorangestellten Hauptsatz, auch von
Adjektiven vor das Verb. Während die Prokatalepsis eine inhaltliche Vorwegnahme darstellt,
ist die Prolepse eine rein syntaktische Voranstellung.
Beispiel:
Hörst Du den Bach, wie er rauscht?
Redundanz, die
Bei der Redundanz werden überflüssige Informationen hinzugefügt. Vergleiche die eng
verwandten Figuren Pleonasmus und Tautologie.
Beispiel:
Die Grundlagenforschung, als Fundament und Basis, ist für die Wissenschaft
unerlässlich.
Rhetorische Frage, die
Vermutlich das weitläufig bekannteste Stilmittel der Rhetorik überhaupt: es wird eine Frage
im Kontext gestellt, die aber nicht direkt zum Ziel hat eine Antwort zu erhalten
("Scheinfrage"). Die Motive dieser Frage können unterschiedlich sein: die Zuhörer-
oder Leserschaft soll auf das Kommende hingeführt werden, die Frage soll zum Nachdenken
anregen, um dann tatsächlich geklärt zu werden, oder die Frage wird unbeantwortet stehen
gelassen, um eine Provokation oder besondere Betonung des Inhalts hervorzurufen.
Beispiel:
Was weisst Du schon über die Physik?
Tautologie, die
Wiederholung von bereits Gesagtem durch Mehrfachbezeichnung. Tautologie bezeichnet ebenso,
dass das bereits Gesagte durch ein Synonym wiederholt wird.
Beispiel:
Weisser Schimmel; nackt und bloss.
Wortspiel, das
Der Oberbegriff für eine humorvolle und/oder geistreiche Verwendung von Worten oder
Satzteilen. Während die Paronomasie klangliche oder morphologische Ähnlichkeiten nutzt,
sind es bei der Polysemie Mehrdeutigkeiten verwendeter Worte.
Beispiel:
Wer einen sitzen hat, kann nicht verhindern, dass der Hintern ein Hinderungsgrund ist,
sich nicht zu setzen. Kurz gesagt: Wer voll ist, tritt ins Leere.