Mal noch ne Frage, was hälst du von "die bandbreite" vor allem
selbst gemacht und
unter falscher flagge ?
würd mich mal interessieren, will jetzt aber keine diskussionslawine lostreten,
finde aber das ist mal klartext
oh sicher ist das "klartext". wüsste auch kaum, was dagegen sagen sollte, außer dass der typ wie so'n typischer bwl-heini rüberkommt (glaub der hat mich letztens in der hirschkuh gefragt, angelabert, ob ich die bandbreite kennen würde ^^) UND dass die tracks das gleiche Problem wie die Filme haben, die sich mit den selben Themen beschäftigen: sie wirken voreingenommen und stark informationsselektiv, wodurch wiederrum die eigene Intention untergraben wird. Man hat leider immer das Gefühl, dass wirklich jeder Satz vorher durch einen linken Weltverschwörungsgedankenfilter gelaufen ist und das ist Schade, weil diese Details und Informationen eigentlich äußerst interessant sind.
Aber falls hier jemand weiterdiskutieren möchte, sollten wir wirklich erstmal nen Thread dafür eröffnen.
ich hab neulich seit 10 jahren mal wieder 'unter tage' angehört...
und da fiel mir auf, dass ich die texte (außer westwind) kein stück versteh (was ich früher irgendwie nie berücksichtige)...
wovon reden die da???
"jugendstil mit profil hinterlässt siebte zeichen
jage jahre durch tagebücher, wälze gelbe seiten" was???
"gefühle auf glatteis tragen mein schicksal
tausend trauerweiden treiben wurzeln aus stahl" ehem???
"seelenloser staub rinnt durch die löcher meiner hände
asche zu asche, bestände, legende
(...)
zitternde stimmen durchschlagen zimmerwände" ???
versteht jemand worum es auf dem album geht?
Ja das is das alte RAG-Thema ^^ Ich glaube das ist so... du darfst die einzelnen Zeilen nicht als vorbereitende und ausführende Bestandteile wie bei einer Punchline verstehen und auch nicht als logisch schlüssigen Textfortgang wie bei einem Aufsatz, sondern so:
Jede Zeile stellt eine Art Puzzelteil oder Mosaikfeld dar, welche ein einzelnes Bild vermittelt und die Summe aller Bilder ergibt dann einen Gesamteindruck, welcher den "Sinn" desTextes ausmacht. Also am Beispiel:
"jugendstil mit profil hinterlässt siebte zeichen"
okay "jugendstil" übertragen als der stil der jugend, also ihr sprachgesang, ihr rap. jugendstil steht für beweglichkeit, flexibilität und ein wenig sturm und drang... freude an der bewegung. "mit profil" also nochmal die verstärkung des eigenen stils. dieser ist nicht "flach" oder wirkungslos, sondern besitzt ein klares profil. "hinterlässt siebte zeichen": also nochmal die verstärkung, des eigenen stils, meintewegen des deutschraps an sich, er hinterlässt spuren und geht nicht einfach vorbei und diese spuren sind rätselhaft. "siebte zeichen" ist ein mystisches motiv. die zahl sieben die immer wieder in legenden und märchen auftaucht... sie ist
die mysthische zahl an sich. dadurch erhält das eigene wirken etwas weittragendes, rästelhaftes, was sich RAG ja absolut nicht absprechen lässt. Sie haben ja schon immer so eine eigene Atmosphäre erschaffen in ihren Texten.
"jage jahre durch tagebücher, wälze gelbe seiten"
das gibt einfach nur den aufwand wieder, den sie betreiben. "(ich) jage jahre durch tagebücher": jahrelanges tagebuch führen steht für einen hohen grad an selbstbeobachtung und -reflexion. tagebücher sind immer mit dem label "intim" belegt. also entweder filtert er sein eigenes leben, seine jahre so, als würde er sie alle nachträglich wie ein tagebuch nachlesen oder er setzt sich jahrelang mit tagebüchern auseinander. so oder so, ein sehr "deepes" motiv.
gelbe seiten sind sehr umfangreich und kaum persönlich, stehen aber für die geballte information, genau wie ein telefonbuch.
"gefühle auf glatteis tragen mein schicksal
sehr fragiles motiv. sein schicksal, die eigene zukunft wird von gefühlen getragen, welche selbst wiederrum auf glatteis laufen. das stellt einfach nur zukunftangst dar. im grunde lässt sich im grunde nichts positives für die zukunft des protagonisten ableiten. wären die gefühle auf einem anderen grund unterwegs und wären sie irgendwie "stark" gelabelt, wäre es ein ziemlich zuversichtliches bild.
"tausend trauerweiden treiben wurzeln aus stahl"
okay. tausend trauerweiden ist eine literarische übertreibung und verstärkung der betonung des erlebten oder reflektierten leides, was ja auch sinnvoll mit der ersten zeile zu kombinieren ist, als erläuterung woher die unsicherheit der gefühle kommt. wurzeln aus stahl: also nicht zu durchtrennen oder einfach so auszureißen. also sehr stark verankerte gefühle und auch eben so empfundene. dazu ist "stahl" natürlich ebenso wie "kohle" oder "unter tage" eins der uralten ruhrpottmotive, so dass du die zeile auch mit dieser bedeutung belegen kannst. der junge aus dem pott, dessen umwelt ständig schwarz gerust und hustend und abgekämpft ist, prägt seine eigene unsicherheit.
den letzten text kriegst du in der lesart bestimmt selbst hin
wenn nicht, schlüssel ich das auch nochmal auf
