"Die zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst ihren Antisemitismus vehement leugnen. Die sagen, ich bin ein Humanist, und ich schreibe nur, weil ich mich um den Weltfrieden sorge. Und wenn sie dann aber Israel angreifen, sehr massiv angreifen, dann sieht man, dass bewusst oder unbewusst auf ganz extreme judenfeindliche alte Stereotype zurückgreifen."
Die Linguistin Monika Schwarz-Friesel hat über zehn Jahre hinweg die Zuschriften ausgewertet, die der Zentralrat der Juden in Deutschland und die israelische Botschaft täglich erhalten. Über die Hälfte dieser Schreiben stammen aus der Feder von Professoren, Ärzten, Lehrern. "Die Legitimationsbasis all Ihrer Verbrechen ist wohl die zionistische Idee, ein auserwähltes Volk zu sein", schreibt etwa ein Jura-Professor aus Leipzig, der sich selbst als verantwortungsbewussten Bürger beschreibt. Ein Arzt echauffiert sich aus rein medizinischer Sicht über die "grausame und ekelhafte Tätigkeit der jüdischen Beschneidung, die verantwortlich sei für "die vielen Erkrankungen, die bevorzugt jüdische Menschen befallen". Frei nach dem Motto, das müsse man doch mal sagen dürfen, schließlich sei man doch frei von jedem Antisemitismusverdacht, werden alte antisemitische Argumentationsmuster kolportiert.