ach, gronka. du bist ja in vielerlei hinsicht eigentlich ein ganz vernünftiger kerl. aber anti-imperialismus mit der anti-deutschen ideologie gleichzusetzen, indem man behauptet, beide seien realitätsferne extreme, zeugt schon von ignoranz.
der staat israel ist in seiner internen gestaltung sicherlich an humanistischen werten orientiert. der zionismus war aber auch von anfang an facettenreich und zutiefst widersprüchlich. und insbesondere eine zentrale idee des zionismus stand von anfang an im krassen widerspruch zu jedwedem humanistischen bestreben: die idee, dass in palästina eines tages eine jüdische mehrheit leben soll. (dass es sich dabei um das (ideologische) haupthindernis für einen frieden mit den palästinensern handelt, ist ein schluss, zu dem unter anderem die bedeutendste studie der zionistischen ideologie kommt, Zionism and the Arabs, 1882-1948: a study of Ideology, von Yosef Gorny). und ich wage zu behaupten, dass es die unfähigkeit der israelis ist, ihre haltung gegenüber den palästinensern zu ändern, die dazu führt, dass die gesellschaft immer weiter nach rechts abdriftet und dadurch schritt für schritt alle zivilisatorischen errungenschaften israels zerstört. was mich keinesfalls zu schadenfreude oder dergleichen veranlasst.
und das sind eben dinge, die viele anti-imperialisten genauso sehen. wir sind also nicht so undifferenziert, wie du hier suggerierst. nur was ändert ein intern liberales und einigermaßen tolerantes israel daran, wie ich israels behandlung der palästinenser einschätze? richtig: gar nichts. es gibt auch historisch keine korrelation zwischen der internen beschaffenheit einer gesellschaft und der art und weise, wie sie sich nach außen hin verhält. während die briten sich z.B. in indien aufgeführt haben wie die nazis, war großbritannien so ziemlich die freieste gesellschaft der welt.