Ich finde dieses Hip Hop Dogma, dass man Leuten, die vorher da waren oder länger dabei sind, automatisch respektieren zu müssen, total unsinnig.
Das ist kein HipHop Dogma, das gibt es nur im Deutschrap, wo Rapper ihr Dasein als freischaffender Künstler mit einer Beamtenlaufbahn verwechseln.
Ansonsten wollte ich eigentlich noch FreiherrFlorian zitieren, hab aber den Original Post nicht wieder gefunden. Diese angeblichen über 100.000 Alben die JBG2 abgesetzt haben bestehen zu einem nicht unerheblichen Teil aus Downloads, bei denen der Verteilungsschlüssel noch beschissener ist als bei physikalisch mysikalisch. Und selbst wenn 15k davon Premium Deluxe Versionen für 30 Euro das Stück sind, was hat das damit zu tun was am Ende beim Künstler ankommt?
Fair share: Wer bekommt was im Musikgeschäft
http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz09/
"Bei einem Endverbraucherpreis von 15,90 Euro für ein CD-Album entfallen nach Abzug der Mehrwertsteuer rund 22 Prozent auf den Handel und 18,6 Prozent auf den Vertrieb. Den zweitgrößten Anteil erhält das Label, das davon aber nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch alle Marketingmaßnamen wie beispielsweise die Videoproduktion, Werbung und Promotion sowie die staatlichen Abgaben wie die Künstlersozialkasse (KSK) oder die Filmförderabgabe bestreiten muss. Der Künstler erhält rund 10 Prozent des Verkaufspreises, muss sich davon gegen Krankheit und Berufsunfähigkeit
versichern, für das Alter vorsorgen und seinen Lebensunterhalt bestreiten. Hat der Künstler Musik und Text selbst verfasst und ist sein eigener Produzent, kann er seinen Anteil auf fast 15 Prozent steigern, da ihm auch die Autoreneinnahmen von 3,7 Prozent sowie der Produzentenanteil von rund einem Prozent zustehen. Der Musikverlag erhält rund 2,5 Prozent für die Vermarktung der Autorenrechte und ein weiteres Prozent verbleibt bei der GEMA. Sie sorgt mit diesem Geld dafür, dass die Autoren ihren Anteil erhalten, wenn deren Song im Radio, im Internet oder im Fernsehen gespielt wird oder
anderweitig öffentlich zu hören ist."
Die knapp 10% die auf den Künstler entfallen müssen sich Farid Bang und Kollegah teilen, das heißt also, sie bekommen etwas weniger als 5% was in der Beispielrechnung in etwa 80 Cent entspricht. Gehen wir also davon aus, dass die 100.000 im Durchschnitt 15,90 Euro gekostet haben (keine Ahnung ob das zutrifft) und der Verteilungsschlüssel bei Online und CD Versionen gleich ist, dann haben Farid Bang und Kollegah an dem Album jeder etwa 80.000 Euro verdient. Das ist ein ganz ordentliches Jahreseinkommen, aber Millionär wird man davon nicht. Dafür müssten sie im Laufe ihrer Karriere 1.250.000 CD's Verkaufen. Das hieße als Duo mehr als 12 Alben die 100.000 Einheiten absetzen. Zusätzlich gehen da noch Steuern, Altersversorgung, Krankenversicherung etc. von runter, was für selbständige Künstler teurer ist, als den durchschnittlichen Lohnempfänger. Ich würde mal sagen, Ercandize verdient mit seinem Job als Wirtschaftsprüfer in etwa das gleiche, mit dem Unterschied, dass er sich sicher sein kann, dass jedes Jahr die gleiche Kohle reinkommt, bzw. sein Einkommen sogar steigen wird und er als lohnabhängig Beschäftigter weniger Geld in Krankenkasse und Alterversorgung stecken muß.
Wenn sie diese Rechnung mal nüchtern aufgestellt hätten, dann hätten die ganzen Hustler und Geschäftsmänner aus der Spitter Ära ihre Energie vielleicht besser in ein Abi und BWL Studium investiert, statt heute ihren Frust auf Twitter abzulassen. Für einen 5er und ne Eigentumswohnung hätte das locker gereicht.
Kann natürlich auch sein dass Kollegah und Farid einen Vertrag haben, der ihnen deutlich bessere Einnahmen beschert, aber man hört ja allenthalben eher das Gegenteil.