Beskens Familie ist wohlhabend. Er lebt im schicken Urlaubsort Bodrum an der Ägäis und arbeitet als Bauingenieur im Familienunternehmen. "Ich habe hier ein gutes Leben. Ich will eigentlich nicht weg aus der Türkei. Doch in den vergangenen Jahren haben wir Juden in der Türkei immer mehr mit Antisemitismus zu kämpfen. Auch im alltäglichen Geschäftsleben spüren wir das. Es ist bereits vorgekommen, dass ein muslimischer Türke meinem jüdischen Freund Geld schuldete. Dann hieß es: Ich gebe dir nur einen Teil davon zurück. Den Rest schicke ich in deinem Namen nach Gaza."
In den vergangenen 500 Jahren sei das Leben für die Juden friedlich gewesen, unter den Osmanen und später unter den Türken, erzählt Besken. Doch seit 2010 liegen die diplomatischen Beziehungen zwischen der
Türkei und Israel auf Eis - eine Reaktion auf Israels Gaza-Blockade und darauf, dass israelische Einheiten einen
Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für Gaza enterten; dabei starben neun türkische Aktivisten. "Viele Türken sehen uns als Stellvertreter für die israelische Regierung und den Gaza-Krieg", klagt Besken, "aber damit haben wir doch nichts zu tun." Der Ingenieur verleugnet seitdem immer öfter seine jüdische Identität. "Ich sage oft, dass mein Vater aus den USA kommt, wenn man mich nach der Herkunft meines Namens fragt." Er kenne auch viele Juden, die ihre Grundstücke verkaufen: "Viele haben Angst vor der Ungewissheit. Davor, wie sich die Politik entwickelt."