Als Fan des ersten Teils habe ich mich sehr auf
Octopath Traveler 2 gefreut (wer nicht) – und ich wurde nicht enttäuscht. Schon der Vorgänger hat mich, trotz seiner Schwächen wie dem Grind, mit seinem einzigartigen Grafikstil und packenden Kampfsystem begeistert. Der Nachfolger knüpft hier nicht nur an, sondern verbessert fast alles.
Grafik und Stil
Der Grafikstil von
Octopath Traveler 2 bleibt dem 2D-HD-Look treu, den wir bereits im ersten Teil so geliebt haben. Die Mischung aus pixeliger Nostalgie und modernen Effekten ist einfach wunderschön und hebt das Spiel visuell auf ein neues Niveau. Es gibt nicht viele Spiele, die so aussehen und das macht
Octopath Traveler 2 auch optisch zu einem Erlebnis.
Story und Charaktere
In puncto Handlung ist Teil 2 deutlich stärker. Die Geschichten der acht Charaktere sind besser geschrieben und weniger klischeehaft als im ersten Teil. Zwar gibt es nach wie vor das Problem, dass die Erzählungen der einzelnen Charaktere in separaten „Blasen“ existieren und nicht stark miteinander verknüpft sind, aber zumindest gibt es diesmal einige Überschneidungen. Hier ein Überblick über die Charaktere und ihre Geschichten:
- Osvald: Ein Racheplot, der mich direkt angesprochen hat. Ein gefangener Gelehrter, der den Mord an seiner Familie rächen will – das zieht immer.
- Temenos: Ein Priester, der einen Mordfall in der Kirche aufklärt. Diese Geschichte hatte starke „Die purpurnen Flüsse“-Vibes und war sehr spannend.
- Ochette: Eine Jägerin, die heilige Kreaturen aufsuchen muss, um ihre Heimat zu retten. Eine weitere coole Story mit epischen Momenten.
- Hikari: Der Prinz von Khu, der von seinem Bruder verstoßen wurde und nun sein Königreich zurückerobern will. Klassisch, aber packend.
- Castti: Apothekerin mit Gedächtnisverlust – ein altbekanntes Story-Trope, das mich zuerst etwas gestört hat, aber der emotionale Abschluss und der finale Twist haben alles herausgerissen. Hier noch ein Einschub: Warum wird sie als Apothekerin bezeichnet, wenn sie in der Praxis eher einer Ärztin oder Medizinerin ähnelt (Ärzte ohne Grenzen)? Apotheker hängen nicht am Schlachtfeld ab, um verwundete Soldaten zu behandeln, sondern stehen hinterm Tresen und händigen rezeptpflichtige Hustensäfte aus.
- Throne: Eine Diebin, die versucht, aus ihrer brutalen Bande auszubrechen, indem sie ihre Anführer tötet. Düster, brutal und emotional – eine meiner Lieblingsgeschichten.
- Partitio: Ein Händler, dessen Traum es ist, den Reichtum zu teilen. Eine nette Story mit einem sympathischen Protagonisten, aber nicht besonders fesselnd.
- Agnea: Die Tänzerin, die mit ihrem Tanzen Menschen glücklich machen will – leider die schwächste Geschichte. Nett... Mehr kann ich dazu echt nicht sagen.
Obwohl die Geschichten der einzelnen Charaktere nicht perfekt miteinander verwoben sind, fand ich sie insgesamt deutlich besser als im ersten Teil.
Gameplay und Neuerungen
Das Gameplay bleibt im Kern gleich: Man erkundet kleine Dungeons, erlebt Story-Sequenzen, kämpft gegen Bosse und wiederholt das für jeden Charakter. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, die Tageszeit per Knopfdruck zu ändern, was sowohl Einfluss auf das Gameplay als auch auf die Musik hat. Tagsüber sind die Töne heller und fröhlicher, während nachts eine melancholische, ruhige Stimmung einsetzt. Dieses Feature funktioniert so elegant und störungsfrei, dass es das Erlebnis noch immersiver macht.
Das Kampfsystem ist immer noch rundenbasiert und bietet durch das bekannte „Boost/Break“-System viel taktische Tiefe. Es hat sich im Vergleich zum ersten Teil nicht grundlegend verändert, was ich aber nicht als Kritik sehe, da es bereits sehr gut funktioniert hat.
Musik
Die Musik in
Octopath Traveler 2 ist schlichtweg fantastisch. Vom Battle Theme bis zu den Tracks für die Oberwelt und Dungeons – der Soundtrack ist unglaublich stimmungsvoll und passt perfekt zu jeder Situation. Es gibt nur wenige Spiele, die musikalisch auf diesem Level sind. Der Wechsel zwischen Tag- und Nachtmusik ist dabei ein besonders gelungenes Detail.
Fazit
Octopath Traveler 2 ist eine verfeinerte, bessere Version seines Vorgängers. Die Charaktere und ihre Geschichten sind überzeugender, das Spiel ist weniger grindlastig, und die Musik ist herausragend. Die Neuerungen sind zwar dezent, fügen sich aber nahtlos in das Spielerlebnis ein. Wer den ersten Teil mochte, wird hier auf jeden Fall seinen Spaß haben, und auch Neueinsteiger sind gut aufgehoben. Ich gebe dem Spiel solide 55 von 62 Travelers. Ein Muss für JRPG-Fans! Ja, ich habs gesagt.