@revolution: Du lebst in einer Welt, die nur durch tägliches Anwenden von Gewalt bestehen kann. Sei es durch den (Leistungs)druck oder die Gewalt sich für Geld prostituieren zu müssen, d.h. einen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen. Dieses gesamte Prinzip baut auf Gewalt auf und legitimiert es. Da kannst du - als eine Person, die glücklicherweise nicht in finanziellen Nöten ist - es AZAD nicht vorwerfen, wie er sein Leben zu leben hat. Gewalt ist nicht immer scheiße, es gibt Momente in denen die Menschheit - so wie sie heute ist - durch Gewalt vorangekommen ist. Gewalt ist nicht die beste Lösung, aber sie ist eine. Wenn sie nicht zum bloßen Mittel degradiert wird, sondern in die Aktion selbst auch die eigene Vernichtung miteinbezieht, dann ist sie super -> "Gewalt, die sich selbst vernichten will". Es gibt Momente, da setzt du Gewalt ein und nach außen hin erscheint das als Aktion, die nur von einer Seite ausging. Bis du irgendwann merkst, dass der eigentliche Störenfried - den du nicht erkannt hast, weil es für dich normal geworden ist - durch diese einmalige Aktion vertrieben wurde. So eine Gewalt ist nützlich, sowas sollte es desöfteren geben.
Das ist das erste Azad Album auf dem mir sowohl Beats als auch Raps gefallen. Bei "Leben" fand ich nur die Beats geil, Faust des Nordwestens fand ich dick scheiße, aber jetzt hat Azad endlich den richtigen Weg gefunden um seine Texte in einer adäquaten Art und Weise vorzutragen. Die Raps werden den Inhalten gerecht. Tracks wie "Phönix", "Reflektionen" oder "Kopf hoch" sind bombastische Tracks, die ein bestimmtes Gefühl einfangen und widergeben. Jede Person, die in einer ähnlichen Situation ist und war, wird sich automatisch mit den Inhalten identifizieren und den Track lieben. Auf "Der Bozz" zeigt Azad auch endlich mal geile Flows. Nicht nur dieses "Ich hab Flows" Gelaber, sondern er zeigt das auch wirklich (auf "Leben" hat es kein Spaß gemacht zuzuhören, weil der raptechnische Vortrag grottenschlecht war) und genau da ist der Unterschied zu früher. Azad hat seine Aussprache mittlerweile ziemlich im Griff und kann daher viel unbekümmerter mit der Sprache spielen und seinen Worten mehr Ausdruck verleihen. Ich persönlich finde Tracks wie "Judgement Day", "Peiniger" oder "Der Bozz" scheiße. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dieses Schwulengedisse nicht abkann und es scheiße finde sich als "Osama Bin Laden in jung" auszugeben, finde ich, dass Azad in solchen Tracks nicht so wirklich rüberkommt. Er flowt schon geil und es ist auch cool, mehr zu hören als nur melancholisches Zeug, dass mich depressiv macht, aber über dieses - stumpfe - Battlezeugs macht er es - für mich (!) - auch nicht besser. Nichtsdestotrotz ein Hammeralbum.
Hollar