Creme Fresh "...Frische Spuren... Fresh Tracks..." (4/2005)
rezension von Ja.Bro für
www.independentrap.de
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Mit "Frische Spuren" (die naheliegende, deutsche Übersetzung von "Fresh Tracks") bringen Keno, Antonio MC (neuerdings Fatoni) und Bustla (für die fast alle Beats und die Aufnahmeleitung im eigenen Studio zuständig) kurzer Hand einfach mal in Eigenregie ein CD-Album selbst finanziert heraus, was an Qualität locker den Großteil der etablierten deutschsprachigen Rap-Acts wegsteckt.
Früher noch zu fünft (mit Mackz und DJ Nikotin im Team) schrumpfte die Combo innerhalb der bis jetzt circa 4 jährigen Crew-Geschichte auf die Drei, die das ganze seit dem ersten release ("Quer Beat", 2003) nochmal ein Stück ernster nehmen wollten. Fatoni und Keno schufen sich sowas wie einen jetzt schon legendären Mythos, dadurch dass sie in den meisten stadtweiten Freestyle-Battles der vergangenen Jahre oftmals gegeneinander im Finale antreten mussten, und selbst da so gute Figuren machten, dass erst nach halb-stündigen Runden entschieden werden konnte oder beide zu Siegern erklärt werden mussten.
Bustla wurde an der musikalischen Seite bei 3 der 15 tracks von Provokles unterstützt und bei zwei der Beats von Malebu abgelöst, der Sound des Albums bleibt aber homogen - Zwischen Synthie und Jazzy, stets musikalisch, fein kalibriert, ausgetüftelt und mit Liebe zum Detail. Alles recht funky, beweglich, nicht nur abnick- sondern auch zeitweise auch tanzbar, hier und da mit recht innovativen rhythmischen Elementen.
Zu den Raps sei meine Meinung mal so zusammengefasst: Beide Rapper ähneln sich von der energetischen, klaren und tighten Delivery her, benutzen ähnliche Flows, was vor allem auf ihr mittlerweile perfektes Zusammenspiel als Liveteam zurück zu führen ist. Trotzdem fällt auf, dass bei Keno der Pol der noch gelenkigeren und ausgefalleneren, neuartigeren Flows überwiegt, und AnTONIo der Frechdachs mit den pfiffigen Punchlines, frechen Sprüchen bleibt und hier und da durch die ein oder andere Glanzidee auf andere Art und Weise heraussticht (wirklich grandios z.B. "Solo-Track", in dem Fatoni seine Trennung verarbeitet, indem er auf homurvoll-selbstironische Art und Weise Klischees anhand einer Clubstory auseinander-nimmt oder auch der Text zu "Das Eine", bei welchem bis zum Ende zugehört werden muss und der eine überraschende Pointe enthält). Thematisch verbraten die beiden recht viel. Teilweise so oder so ähnlich schon bei Altmeistern aus München gehört, und bei ein bis zwei Tracks kommt mir der bürgerlich-pädagogisch-reformistische Zeigefinger etwas in die Quere. Insgesamt aber mit ner Menge urbanem Bezug und einem wachen Auge für die Details im sozialen Für und Wider (wie z.B. bei Kenos solotrack "Nix zu sehn" oder "Plastik").
Natürlich kann ein kritisches Ohr wie meines, wenn es sich auf eigenen Lieblingsgeschmack und persönliche Prioritätenfestlegungen besinnt, kleine Mankos erkennen, doch selbst diejenigen, deren Musikgeschmack noch weiter weg ist (als meiner von manchen mir zu poppig geratenen Melodien), werden zugeben müssen, dass die drei sich hier richtig ins Zeug gelegt haben und ein super-gutes Album produzierten, womit sie eindeutig auf dem Weg nach oben sind. Creme Fresh ist die nächste große Crew aus München. Noch mehr emotionale Samples hinzunehmen und vielleicht hier und da die Zwischenrufe/Fill-ins etwas weniger einsetzen (obwohl die den Rap-Fluss auch so eigenständig und interessant machen), dann gefällts mir noch besser.
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