@Mandelbrot: Du sagst doch selbst, dass sich die Preise an "freien Marktwerten" orientieren. Warum gibt es denn eine insuffiziente Verteilung von Lebensmitteln in Afrika oder südamerikanischen Drittweltländern? Weil die Grundnahrungsmittel dort nicht im Überschuss produziert werden können, da es anders als hier zu Lande 1) keine Subventionen für landwirtschaftliche Betriebe gibt (=weggeworfenes Brot wird vom Staat dem Bauern ersetzt) und 2. ein Export überschüssiger Güter nicht möglich ist, auf Grund von Handelsbeschränkungen. Landwirtschaft in Afrika und Südamerika ist für den Landwirtschafter nur dann rentabel, wenn er Exportgüter für den Westen produziert. Bananen, Mangos, Kokosnüsse... Dinge die hier im Supermarkt stehen oder im Joghurt landen. Diese Landwirtschaftlichen Flächen werden dann im Land, in dem Hunger herrscht, nicht mehr für das Nahrungsaufkommen der eigenen Bevölkerung genutzt. Dazu kommt, dass auch in Drittweltländern landwirtschaftliche Nutzflächen vermehrt zur Energiegewinnung genutzt werden. Jede Maispflanze die in Biosprit endet, statt zu Mehl gemacht zu werden, schmälert das Angebot an Maismehl, direkte Konsequenz bei gleichbleibender / steigender Nachfrage (siehe Bevölkerungswachstum): der Preis für Maismehl steigt. Ein Grundnahrungsmittel wird teurer...wer, wenn nicht die Ärmsten der Welt sind davon betroffen? Und wer, wenn nicht die Reichsten der Welt, haben Bedarf an Biosprit?
Ein weiterer Fakt, wie "der Westen" die Armut der Dritten Welt zur eigenen Profiterhöhung ausnutzt: die steigenden Brotpreise weltweit, die zu tatsächlichen Nahrungsknappheiten und Aufständen in der Dritten Welt führen und geführt haben in den letzten Jahren (was unsere heimischen Medien gütig übersehen, oder nur mit Randnotizen wahrgenommen haben), resultieren auch aus Spekulationen und Preistreiberei westlicher Geldinstitute, die sehr weitreichend die Kursentwicklung unseres "freien Marktes" beeinflussen können. Damit also Goldman Sachs, Moodys und Co. ihren Aktionären fette Dividenden präsentieren können, wird munter der Preis für Brot, Getreide, Milch und andere Güter in die Höhe getrieben. Neben "Angebot und Nachfrage" gibts nämlich noch so Sachen wie Aktienkurse, die auf unseren freien Märkten einen gewissen Einfluß haben.
Wenn die afrikanischen Staaten an dem Hunger ihrer Bevölkerungen selbst Schuld sind und doch bitte selbst dagegen vorgehen sollen (wie denn? Staatliche Landwirtschaftsbetriebe errichten mit dem Zwang Getreide anzupflanzen, statt Ananas, obwohl Ananas gewinnbringend in den Westen verkauft werden kann, Getreide am heimischen Markt kaum die Saatgutkosten einfährt? Quotenregelungen? Oder welcher Kommunismus schwebt Deinem freien, liberalen Geist da sonst vor?), dann hat auch die westliche Welt die Pflicht den Aktionskreis ihrer Finanzhäuser staatlich enger zu regeln und derartigen Spekulationen mit massiven Kollateralschäden direkt zu unterbinden.
Was die Kinderarbeit angeht: Was arbeiten die Kinderleins in Afrika oder Asien denn so? Die Helfen Papa beim Fischen? Damit die Familie lecker Fischi zum Essen und fürs Aquarium hat? Oder hocken die in indonesischen Fabriken und nähen Nike-Fußbälle für unsere Wohlstandsgesellschaft, was Nike natürlich grozügig vergütet mit einem "Lohn" knapp unter der Armutsgrenze der dortigen Länder (wären sie drüber, könnten die Familien ja sparen und man müsste nicht mehr die Kinder in die Fabrik schicken...), natürlich wird der Fußball hierzulande trotzdem für 80 Euro pro Stück verkauft, das Werbebudget mit den bunten Fernsehstars muss ja wieder eingefahren werden...
Oder wo glaubt ihr landen die Rohstoffe der afrikanischen Bergwerke? Bei Papa als Hähnchenbrustfilet aufm Tisch? Oder als Halbleiterdioden in VW-Motoren? Das Geld aus dem Rohstoffexport kommt auch deswegen den afrikanischen Staaten nicht zu gute, weil die Rohstoffe selbst bereits seit Langem ausländischem Firmen gehören, die die Abbaurechte für nen Appel- und ein Ei gekauft haben, oder zur Not auch mal ne Söldnerarmee nen Landstrich besetzen lassen um in Ruhe Platin auszubuddeln. Nur wenns billiger ist, als die korrupten regionalen Beamten zu bestechen, versteht sich. Und die vielen Heklar&Koch Waffen, die seltsamerweise in 3-Welt Krisenregionen nach der Kalaschnikow die weiteste Verbreitung finden, sind bestimmt alle vom Lastwagen gefallen... eine ehrbare Firma der deutschen Rüstungsindustrie würde doch nie vom Elend einer Krisenregion profitieren wollen!
Man macht es sich sehr leicht den Westen von seiner Verantwortung für die in Afrika vorherrschenden Verhältnisse freisprechen zu wollen. Die Behauptung der Westen würde nicht von der Armut der dritten Welt profitieren ist aber schlicht unhaltbar. Aber ja, als nächstes heisst es sicher, Auschwitz wäre auch eine Lüge.
PEACE!!!