@Schmupac
Der Yahoo Finance Artikel kommt von der South China Morning Post und wurde dort nur eingekauft/abgedruckt. Wäre da also skeptisch ob das so eine neutrale Perspektive ist (klar, was ist schon neutral, aber dennoch). Und da steht zwar drinnen, dass die Mehrheit der afrikanischen Schulden nicht aufgrund von China existiert, was stimmen mag, aber das ist doch überhaupt nicht der Streitpunkt, sondern dass China im Zweifel diesen Ländern seinen Willen aufdrückt, wenn sie nicht zahlen können oder Anstalten machen etwas zu tun, was den Interessen Chinas widerspricht. Einen Satz wie "China has never attached any political strings or imposed anything on others" kann man vor dem Hintergrund dessen, was in Montenegro und andernorts passiert, einfach nicht Ernst nehmen. Zumal es ja auch ein Fakt ist, dass die Details dieser Kreditverträge durch entsprechende Klauseln, die China einbaut, nicht öffentlich gemacht werden dürfen. In Kenya gibt es beispielsweise großen Widerstand gegen diese Zugstrecke und den Kredit und es klagen Aktivisten weil sie Transparenz von ihrer Regierung fordern. Klingt für mich jetzt nicht alles astrein.
Und China hat bislang keinen Krieg geführt, weil es das nicht musste bzw. nicht wollte. Aber die imperialistische, nationalistische Entwicklung ist klar erkennbar, ebenso das zunehmend bedrohende Gebaren und klare, deutliche Äußerungen, man wolle die USA aus dem Südpazifik mit überlegener militärischer Macht verdrängen. Dass man seitens China auch mutiger wird und Konflikte nicht mehr scheut sieht man ja auch an den anhaltenden Spannungen und Scharmützeln mit Indien, deren Schlüsselrolle man bei uns glaube ich wirklich oft übersieht, mich selbst eingeschlossen, aber auch dem aggressiven Auftreten gegenüber anderen Pazifikstaaten. Und das Argument, was aus China selbst kommt, ist eindeutig: nämlich dass man jetzt denkt, die Zeit ist reif dafür, weil die USA intern so geschwächt sind und Europa eben nicht Ernst zu nehmen ist bzw. seinerseits gespalten.
Australien, das früher liebend gerne chinesisches Geld angenommen hat, Minen und Rohstoffe im großen Stil an China verkaufte und auch eine große Zahl von chinesischen Student:innen aufnahm,
schlägt auch andere Töne an. Man kann jetzt sagen das liegt an der Hetzkampagne der USA. Oder vielleicht liegt es auch daran, dass man dort ebenso erkannt hat, dass eine Verbandelung mit China mittlerweile mehr Risiko bedeutet als sie nutzt. 10 weitere südpazifische Inselstaaten lehnten Chinas Avancen ab weil die sich mit ihrem Geld zudem Sicherheitskräfte in den Ländern, Mitsprache in der Cybersecurity dieser Länder, Seekartierung und Land- sowie Wasserressourcen zusichern lassen wollten. Palau wurde auf die Gespräche zwischen den Staaten und China gar nicht eingeladen. Warum? Weil Palau Taiwan anerkennt. Xi findet übrigens China wäre ein "guter Bruder" für die Staaten der Region und man habe eine "gemeinsame Bestimmung."
Es gibt viele Gründe, China gegenüber skeptisch zu sein. Fakt ist aber dass die Mehrheit der Spannungen in der Region aufgrund von Chinas neuer Strategie entstehen, nicht weil die USA da plötzlich Welle schieben.
Und bei allem Respekt, ich verstehe wirklich nicht, wie du deine Verteidigung Chinas mit deinen sonstigen Werten vereinbarst. Dass Minderheiten, die nicht dem Ideal Xis entsprechen, dort richtig dreckig geht, wird doch seit Jahren aus tausenden Quellen, Berichten usw. bestätigt und ich bin überzeugt davon, dass du das nicht gutheißt, so wie ich dich hier kennengelernt habe. Sympathie für das System auf einer abstrakten Ebene kann ich nachvollziehen, aber was da in der Realität passiert ist doch ganz ganz gruselig. Überwachungsstaat, Zensur, Haft für Meinungsäußerung, Social Credit System, Zwangsumsiedlungen etc. Ich versteh das echt nicht, hilf mir gerne.