Die zwei Türme

Dionysos

Toy
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22. Juli 2018
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in meiner Stadt stehen zwei Türme von geschichtlicher Tracht/
früher voll Pulver und Wasser, heute Gesicht dieser Stadt/
zwei Aushängeschilder/, kitschige Laubsägebilder/
Orte des Glücks zu denen neidische Zaungäste pilgern/
und die Lokalpatrioten feiern die Kivelinge/ und
ihr Erbe rührt sie zu Tränen als schneiden sie Zwiebelringe/
große Ziele/ – Alltagsstress;/ Brot und Spiele/ – Altstadtfest/
lobgepries’ne/ Stadt auf den Bodendiel’n/ des Balzparketts/
Wochenmarkt vorm alten Rathaus, märchenhaft, Provinzidylle/
Hipsterkneipen,/ Wichserpreise,/ darum gerne das Koschinski/
doch manchmal geht’s hier zu wie in nem Sittenroman/
denn jeder zweite hier ist Christdemokrat/
sie zelebrier‘n/ das Spießertum/, Eigenheim/ und Spritschleuder/
statt rebelier’n/ mit Siegermut/; Feige sein/ und Mitläufer/
aber statt trübsal blasen lauf über die Wilhelmshöhe/
denn wenn die Sonne hier scheint, hörst du die Himmelschöre/

hier stehen zwei Türme jeweils einer an der Ems und am Kanal, der/
Neuzeit-Neandertaler/ erliegt dem menschlichen Versagen/
zwei Seelenfänger/ die Menschen einpferchen wie Legehennen/
hier ist der goldene Schuss ein Lebensretter/
Alkohol/, Gewalt und Drogen/ nähren die Stadtneurosen/
bis die Mitmenschen ihre Schönheit mit Abscheu lohnen/
hohe Mieten/ – Alltagsstress/ Drogen dealen/ – Altstadtfest/
hier fördert der ausgeprägte Todestrieb/ Gewaltverbrechen/
Wochenende: Sauferei, Flucht aus der Provinztristesse/
man wird durch Dialoge/ zum Misanthropen/ und kinskiesk/
Stress fördert den Magenkrebs/ verstrahlte Seelen/ vom AKW/
ein freundliches Lächeln ist in diesen Straßen ein Staatsvergehen/
alles ist grau bedeckt/ hinter den bunten Fassaden/, doch
der nächste Saufexzess/ lässt alle Wunden vernarben/
und um das Elend zu sehen lauf durch den Brunnenpark/
und beim nächsten Regen erliegst du der Suchtgefahr/
 
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