2 literaturtipps von mir:
1.nick hornby - a long way down
Vier Menschen, vier Lebenswege, die ganz tief hinab führten. Am bitteren Ende -- und hier setzt der Roman ein -- geht es allerdings noch einmal hoch hinauf. Auf dem Dach eines Londoner Hochhauses treffen in der Silvesternacht vier Gestalten zufällig aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Was sie eint, ist der Wunsch, durch einen Sprung in die Tiefe ihrem Leben ein Ende zu setzen. Da jedoch keiner willens ist, den intimen Finalsatz unter den Augen Fremder zu vollziehen, wird der Versuch fürs erste abgebrochen. Unversehens bildet sich auf dem Dach eine skurrile Selbsterfahrungsgruppe -- und wir sind im Hornby-Land angekommen. Lesen Sie einen Textauszug.
Erzähler sind die Sprungkandidaten selbst. Martin, der populäre Frühstücksfernsehmoderator, dessen Ausflug ins Bett einer 15-Jährigen dazu führte, dass die Scheinwerfer für ihn endgültig ausgingen. Die altjüngferliche Katholikin Maureen, die beim einzigen „Fehltritt“ ihres Lebens ein Kind zur Welt brachte, dass seitdem im Wachkoma dämmert. Die rotzfreche Jess, für die der Selbstmord wegen eines Kerls einfach nur ein geiler Abgang zu sein scheint. Schließlich JJ, der Rockmusiker mit Karriereknick (in dem sich Hornby neben Maureen und ihrem kranken Kind, ein Schicksal, das der Autor teilt, wohl am deutlichsten verkörperte). Dieses Unglücksquartett dient Hornby als menschliche Jongliermasse, ein wahres Satirefeuerwerk über die letzten Fragen um Leben und (Frei)tod abzufackeln.
Der Autor zaubert alles aus dem Hut, was wir an ihm lieben: Dylan-Verse, Weisheiten von Oscar Wilde, Pop-Zitate und bitterlustiges Lifestyle-Gemäkel. Kritiker sahen darin die Crux des Romans. Der Suizid dürfe nicht Gegenstand ironischer Betrachtung werden. Tiefe Seelenqualen auszuloten, sei Hornbys Sache nicht. „Eine leichte, amüsante Lektüre, aber kaum geeignet, Licht auf das wirkliche Leid von Menschen zu werfen“, merkte ein britischer Amazon-Leser an. Hornby konterte, ein depressives Buch über Depressionen hätte wohl niemanden sonderlich angemacht. Richtig so! Kein psychiatrisches Gutachten in Romanform, kein Lebensratgeber für verdüsterte Gemüter -- und trotzdem verdammt lebensklug. Hornby besitzt eindeutig die bessere Medizin
2.Joseph Heller - Catch 22
Captain Yossarián muss im II. Weltkrieg Kampfeinsätze fliegen, auch wenn er sie für idiotisch hält. Um diesem Irrsinn zu entkommen, beschließt er, den Rest des Krieges im Lazarett von Pianosa zu verbringen, was allerdings nicht gelingt. Yossarián und seine Kameraden halten sich alle gegenseitig für verrückt, so schießt Havermeyer nachts in seinem Zelt auf Feldmäuse, Doc Daneeka, der Yossarián fluguntauglich schreiben soll, sucht an sich selbst zwanghaft nach alarmierenden Krankheitsymptomen, Häuptling White Halfoat will unbedingt an einer Lungenentzündung sterben und anderes mehr. Die Vorgesetzten übertreffen sich mit unsinnigen Befehlen, die das Leben der Soldaten kosten können, zum Beispiel mit dem, dass jeder 50 Flugeinsätze absolviert haben muss. Und dann gibt es die Sache mit dem X-Haken: "X besagte, dass die Sorge um die eigene Sicherheit angesichts realer, unmittelbarer Gefahr als Beweis für fehlerloses Funktionierens des Gehirns zu werten sei." Wer diese Einsätze fliegt, ist verrückt, wenn er aber deshalb für verrückt erklärt werden will, muss er bei Verstand sein und weiter fliegen ...