Harry Styles

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wollte gestern auch schon einen thread aufmachen, aber im non-hiphop-bereich muss man den aufwand ja ab und zu doch abwägen, nichts ist umsonst, aber hier schon.

würd den bastard gern haten, ist aber einfach zu gute, angenehme und normale popmusik, die auch nichts anderes sein möchte.
 
würd den bastard gern haten
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den Song finde ich auch gut

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https://www.sueddeutsche.de/projekt...rry-styles-so-besonders-e726146/?ieditorial=2

Prince Harry​

Manche halten ihn für den legitimen Thronfolger von Freddy Mercury. Der britische Popstar Harry Styles hat unseren Autor trotzdem jahrelang nicht interessiert. Kann ein Konzertbesuch das ändern?
15. Juli 2022 - 8 Min. Lesezeit
Es ist 2:36 Uhr und ich scrolle durch eine Bildergalerie aller Haustiere, die Harry Styles jemals besessen haben soll. Ich erfahre, dass der Collie „Max“ und ein Hamster namens „Hamster“ seine Jugendjahre im englischen Redditch angeblich geprägt haben. Als Sänger der Boygroup „One Direction“ ist wohl später der Cockapoo „Colin“ in sein Leben getreten. Man dürfe sich aber nicht täuschen lassen, warnt der Autor der „Complete List Of Harry Styles Pets“: Streng genommen sei das nämlich nicht Harrys Haustier, sondern das seines ehemaligen Producers Ben Winston. Und als wäre das ein völlig normaler Vorgang, durchforste ich daraufhin mitten in der Nacht das komplette Internet, um diese Behauptung zu verifizieren. Auch wenn ich mir das nie hätte vorstellen können, will etwas in mir tatsächlich wissen, ob Harry Styles einen Hund besitzt, der Colin heißt. So müssen sich die Teenager gefühlt haben, die 2005 Tokio Hotel bis in ihren Vorgarten verfolgt haben. Es ist 2:58 Uhr und ich frage mich, wie ich, ein 32-jähriger Mann, hier landen konnte.
Aber von Anfang an: Als ich wenige Stunden zuvor, am frühen Abend, zu seinem Konzert in München schlendere, ist mir Harry Styles noch egal. Wenige Stunden bevor ich in dieser Nacht jede Nuance seines Lebens online stalken werde, sind mir in der Warteschlange vor der Olympiahalle sein Vogue-Cover, seine Musik, selbst sein Hamster egal. Denn obwohl mir Kolleg:innen seit Wochen „cute“ Videos schicken, in denen Harry „sweete“ Dinge tut, muss ich gestehen, dass ich bislang wenig von ihm wissen wollte.
Ich will nicht sagen, ich hätte den Hype ignoriert, eher habe ich mein Leben daran vorbeigeführt. Allerdings habe ich Mittdreißiger, die neue Popstars viel zu stolz ignorieren, schon immer verachtet. Und ich habe nicht vor, so ein Mittdreißiger zu werden. Deshalb will ich versuchen, bei diesem Konzert zu verstehen, was ich bisher wohl nicht verstanden habe.
Foto: Daniela Rudolf-Lübke
Warum ist Harry Styles so wichtig für die Gen Z? Fast so wie ein Freund?
Eine erste Antwort gibt mir Lin. Ich treffe sie am frühen Abend vor der Halle. Seit Stunden wartet die 19-Jährige in einem Campingstuhl auf Einlass. „Safer Spaces“ seien die Konzerte von Harry Styles für sie und ihre Freundinnen. „Hier sind alle willkommen, hier dürfen wir sein, wer wir sein wollen“, sagt sie und streicht sich neonblaue Locken unter einen neonpinken Cowboyhut. Ihre Clique hat sich Regenboggenflaggen umgehängt wie Superhelden-Capes. Als Frauen fühlen sie sich auf seinen Konzerten sicher, erzählen sie mir, als Ordner die Hallentore öffnen. Bevor sie die Menschenmenge hineinschiebt, ruft mir Lin zu, ich solle später „Insta“ checken, sie habe mit dem Hut Großes vor.
Und weil die Cowboyhutdichte außerhalb von Texas nirgends höher sein dürfte als an diesem Tag im Olympiapark, beschließe ich online zu recherchieren, was sie und all die anderen Cowboys und -girls mit ihren Hüten drinnen gleich vorhaben könnten. Von meinem Sitzplatz in Block E2 slide ich hinein in ein Paralleluniversum aus Memes, in denen Harry Styles charmant auf Fans reagiert, die während seiner Show mit ihm Kontakt aufnehmen wollen. Oft spielen Schilder eine Rolle, die er von der Bühne aus kommentiert. Oft auch Cowboyhüte, die Fans ihm zuwerfen.
Aber warum ausgerechnet Cowboyhüte? Und hätte ich auch einen mitnehmen sollen? In Jeans und T-Shirt fühle ich mich wie der beschämte Gast auf einer Party, der die Memo nicht bekommen hat, dass es eine Kostümparty werden würde.
Gegen das erste Fremdeln hilft mir das „Harry Styles Fashion Archive“, eine Fotosammlung von Outfits des Sängers. Fans, die wie Lin auf einem Harry-Styles-Konzert einen rosaroten Cowboyhut tragen, tun das wohl auch, weil Harry Styles eine Historie mit rosaroten Cowboyhüten hat. Während seines Coachella-Auftritts 2022 trug er einen, – dazu princescheGlitzerlederhosen mit Glitzergürtelschnalle und Glitzerweste mit Glitzererdbeerchenaufnäher. Was er nicht trug: ein Shirt, bemerke ich und scrolle auf dem Smartphone durch Bilder, auf denen er das Ensemble mit einer regenbogenfarbenen Federboakombiniert. Auf einem reckt er die Faust in die Höhe wie einst der Queen-Sänger Freddy Mercury, dessen Posen er auch auf der Bühne zitiert.
Und ich ertappe mich, wie mich Harry Styles interessiert. Als jemand, der vermutlich in einer heterosexuellen Beziehung lebt, zieht er sich nicht an, wie es Gesellschaft und Medien oft von vermeintlich heterosexuellen Popsängern erwarten. Harry Styles bewegt sich anders, verhält sich zarter, sensibler, androgyner. Er war der erste Mann, der auf dem Coverder US-Vogue ein Kleid trug – wofür er von der queeren Community allerdings nicht nur gefeiert wurde. Im Musikvideo zu „Watermelon Sugar“ zoome ich an die herzförmige Sonnenbrille heran, die auch Lolita, eine der provokantesten Frauenfiguren der Weltliteratur, in Kubricks filmischer Adaption aus dem Jahr 1962 bestens steht.
Als ich von meinem Smartphonescreen aufblicke, sehe ich die herzförmigen Gläser vor mir. Bevor ich meinen Nebensitzer mit der Lolitabrille allerdings fragen kann, wo er sein Exemplar herhat, gehen um uns die Lichter aus. Ein Kreischen, wie ich es nie in meinem Leben gehört habe, klirrt und knallt durch die Halle, als Harry Styles aus dem Dunklen ins Licht der Bühne springt. Mein Nebensitzer und sein Freund formen Fingerherzen. Manuele und Patrick (Namen geändert) erzählen mir, dass sie mit dem Auto aus der Schweiz hergefahren wären. Als „ihr“ Harry dann ihr Lieblingslied „Treat People With Kindness“ ansingt, sehe ich ihnen an, warum sie die Strecke auf sich genommen haben.
Harry Styles tritt öffentlich als ihr Verbündeter auf, als ein Popsänger, der sich für die LGBTQI+-Community einsetzt. Er nennt sein aktuelles Album „Harrys House“, was eine Anspielung auf die seit den Achtzigern in „Houses“ organisierte Drag-Szene sein könnte. Die „Houses“ waren alternative Familiensysteme für die, die von ihren biologischen Familien aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verstoßen wurden. Kurzum: ein Zuhause. Und so ein Zuhause sind die Konzerte von Harry Styles für seine Fans.
Wie Lin schwärmt auch Manuele davon, wie sicher und willkommen er sich auf den Konzerten von Harry Styles fühle. Mir wird klar, dass der Slogan „Treat People With Kindness“ politische Dimension bekommt, wenn queere Menschen wie Manuele und Patrick ihn gebrauchen. Menschen, die auch heute in der Gesellschaft oft nicht nur „Kindness“ erfahren.
Wenn sich Harry Styles auf der Bühne in eine Regenbogenflagge hüllt, die ihm später nicht Lin, aber ein anderer glücklicher Fan zuwirft, will der Sänger alle, wirklich alle willkommen heißen. Dabei ist es in der Popmusik oft ganz anders. Über Kleidung und Tänze, Frisuren und Handbewegungen versucht man, sich abzugrenzen. Harry Styles dagegen bietet eine inklusive Popshow: Bei ihm heißt es nicht mehr Popper gegen Rocker, Westcoast gegen Eastcoast, Ärzte gegen Hosen, sondern: All Under One Roof Raving.
Dazu ist Harry Styles ein fantastischer Entertainer. Auf der Bühne umgibt ihn eine Aura, die jeden Augenblick instagrammable macht. Sekündlich könnte etwas passieren, das man fotografieren will, das man nicht verpassen darf. Als quasi Neukunde ist mir über weite Strecken nicht klar, was er da oben im Licht als nächstes vorhat. Ich ahne aber, dass es besonders sein könnte. Und ich ahne, dass manchmal nur ich überrascht bin.
Zwischen Harry Styles und seinen Fans haben sich Running Gags entwickelt. Ein Beispiel: Während einer Bühnenansage fängt Harry Styles plötzlich an, wie ein Hund zu bellen. Und die Halle bellt mit ihm. Manuele bellt. Patrick bellt. Unten vor der Bühne bellt wahrscheinlich Lin. Wie in den Filmvorführungen der „Rocky-Horror-Picture-Show“, wo das Kinopublikum an manchen Stellen kollektiv Toilettenpapier wirft oder aufstampft, scheint es mir so, als gebe es ein Skript, das Harry und Harry-Ultras kennen. Und das alle gemeinsam aufführen. Alle, außer mir.
Aber auch ohne diese Insider zu kennen, hege ich nach so einem Konzert Sympathien für Harry Styles. Seit ich ihn auf der Bühne gesehen habe, denke ich darüber nach, was für ein Mann ich in Zukunft sein will. Und wahrscheinlich tue das in dieser Nacht nicht nur ich.
Deshalb nervt mich das Außenvorsein umso mehr. Und noch auf dem Heimweg in der U-Bahn versuche ich, dem Bellen auf die Spur zu kommen. Aber erst zu Hause, erst als ich auch den Laptop als Second Screen zur Hilfe nehme, stoße ich auf ein Interview, in dem der One-Direction-Bandkollege Clifford ihn mit Bellgeräuschen aus der Fassung bringen will. Es scheint mir so, als würde Harry Styles diese Szene als Easter Egg in seine Live-Shows einbauen.
Harrys Bellen bringt mich dann zu der Frage, ob er einen Hund hat. Was mich zu der Frage bringt, ob er Haustiere hatte. Was mich zu der Frage zurückbringt, was ich als 32-jähriger Mann um 2:58 Uhr hier mache. Warum ich mitten in der Nacht alles über einen lese, der mir gestern noch egal war. Und weil ich weiterhin keine Antwort auf diese Frage habe und zu hellwach bin, um einzuschlafen, scrolle ich durch Videos von Leuten, die sich bei Konzerten von Harry Styles filmen. Irgendwann glaube ich, die Olympiahalle zu erkennen, Manuele, Patrick, dann mich. Es sieht so aus, als würde ich mitwippen. Aber es sieht bestimmt nur so aus.
 
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