also ich hab mir das neue album auch direkt gekauft... gewohnt gute qualität von den beiden. die beats sind sehr erdig und phat, was aber besonders auffällt sind die lyrics. noch mehr als auf den ersten vier alben scheint hier mehr der flash im vordergrund zu stehen, was natürlich polarisiert.
der sound von "im auftrag ewiger jugend und glückseligkeit" und "wir sind da wo oben ist", finde ich, wird aber nicht ganz eingeholt; dennoch lohnts sich
diese review ist aus der
intro
Kinderzimmer Productions
Irgendjemand Muss Doch
(Kinderzimmer / Rough Trade) [05.11.04]
Knapp zehn Jahre im Kinderzimmer, und immer noch kein Stück langweilig. Wie kommt das? Textor und Quasimodo sind ja – wenn überhaupt jemand – die Tocotronic des deutschsprachigen Rap. Oder andersrum: Wenn Tocotronic hätten HipHop machen müssen, dann wäre was Kinderzimmer-mäßiges rausgekommen, oder? Außerdem sind beide Sänger adlig (von Lotzow, von Holtum – Zufall?). Schon der Titel ›Irgendjemand Muss Doch ...‹ ist eine intellektuelle, halb-aphoristische Punchline, die garantiert, dass sich die ganzen Isch****dischbitsch-Rapkids gelangweilt abdrehen. Und dann, wie schön, ist man unter sich und kann Textors Texteskapaden bestaunen, z. B. »das ist nicht witzig, witzig ist das nicht, ich und deine mutter, deine mutter und ich«. So ein genüsslicher Chiasmus trifft eben doch mehr als hektisches Rumgestyle. Absoluter Kopfnicker und Mitwipper ist Track Nr. 5, ›Irgendwo Zwischen Hier Und Ich Wird Nicht Mehr‹. Super! Ein echter Tanzhit, schnell, groovig, treibend. Auch stimmt bei dieser Kinderzimmer-Produktion endlich mal der Sound. Die Scheibe ist gut abgemischt, die Bässe bumsen, die Mitten stoßen, und die Höhen kitzeln. Natürlich haben Modo und Holtum wieder jede Menge abgefahrenen Scheiß gebastelt. Töne fiepen und raspeln an einem vorbei, leichtfüßig und verspielt »wie eine Rumbagurke« (kein Scherz, das ist der Refrain eines Songs!). Dann wieder stampfig und Tropfsteinhöhlen-deep auf dem Titeltrack ›Irgendjemand Muss Doch ...‹ in Kollabo mit den Darmstädtern Baggafudda. »Ich lass dir die luft aus deinem Luftschloss, du fragst warum, ich sag: irgendjemand muss doch.« Als Nächstes ein Sample-Feuerwerk auf ›Wo Ist Mein Kopf?‹, eigentlich viel zu durchgeknallt, funktioniert aber trotzdem. Und dann gibt’s noch eine schöne musikalische Hommage an Eric B. Kinderzimmer Productions – inzwischen ein echter Qualitätsgarant, Sesamstraße meets Karl Kraus; und den Ruf »Dadaismus« aus der letzten Reihe, den verkneif ich mir. Hendrik weiß, warum.