abgesehen davon, dass der zweitletzte punkt ein rein hypothetischer war, hast du meine aussagen (die durchaus differenzierter waren, als du es jetzt darstellen willst, aber egal) ja ganz gut auf ihre kernpunkte zusammengefasst. was ist jetzt genau dein problem? erwartest du von mir, dass ich wissenschaftliche studien in auftrag gebe? mir geht es einfach darum, herauszustellen, dass enorm viel von der einstellung der aufnehmenden gesellschaft abhängt. und keiner meiner vorschläge ist unrealistisch. menschen kann man ausbilden, wohnungen kann man bauen, übergangslösungen für ausländische abschlüsse kann man schaffen. wenn du konkrete kritikpunkte hast, dann bring sie vor, aber erwarte von mir nicht, dass ich antizipiere, was du alles scheiße finden könntest, dazu fehlt mir zeit und muße.
Nein, ich erwarte keine wissenschaftliche Ausarbeitungen, nur mal ein bisschen Realismus und nicht das wissentliche Ignorieren der Erfahrungen und Entwicklungen bezüglich Einwanderung in diesem Land.
Beispiel Abschlüsse: Natürlich kann irgendeine staatliche Stelle, großzügig Abschlüsse anerkennen, nur heißt das doch noch lange nicht, das diese dann auch von der Wirtschaft anerkannt werden. Wie sieht denn die Realität für viele Absolventen und Arbeitnehmer aus? Absolventen haben Probleme, weil sie keine Berufserfahrung haben oder einige Semester zu lange gebraucht haben, Frauen oder Arbeitslose haben Probleme beim Wiedereinstieg nach einigen Jahren Pause vom Beruf.
Und jetzt soll das bei Flüchtlingen alles anders sein und die Wirtschaft wird jegliche Skepsis ablegen bei z.B. einem syrischen Ingenieur der aber die letzte drei Jahre nicht mehr gearbeitet hat, weil Krieg herrschte? Und als weitere Mankos kommen hinzu: Kein Muttersprachler, unklar was der Abschluss wirklich wert ist, Unklarheit was derjenige wirklich in Syrien gearbeitet hat.
Das Ganze findet auch noch bei einem im Gegensatz zu den USA inflexiblen Arbeitsmarkt statt. In einem Unternehmen mit Tarifvertrag, wird der Betriebsrat beispielsweise niemals zulassen das ein Ingenieur aus Syrien die ersten Monate nur 2/3 Gehalt kriegt, um den Einstieg zu schaffen.
Das alles was ich aufgezählt habe, sind einfach Gegebenheiten. Gegebenheiten, die dir jeder deutsche Absolvent erzählen kann, der überwiegend Absagen kriegt weil er keine Berufserfahrung hat - und das trotz guter Arbeitsmarktlage. Jetzt kann man natürlich fordern, das soll sich doch alles ändern und es muss ein Ruck durch die Wirtschaft gehen. Doch wie realistisch ist das bitte? Und da sind wir wieder beim Ausgangspunk der Diskussion, nämlich das du dir das Leben zu einfach machst.
Wenn du dir diesen Absatz durchliest, wirst du auch merken: Da ist kein einziges Ressentiment, kein einziges Vorurteil oder irgendwas, einfach nur eine nüchterne Beschreibung wie der deutsche Arbeitsmarkt tickt. Und wenn du über Anerkennung von Abschlüssen sprichst, erwarte ich das du da auch nochmal einen Schritt weiter gehst und auch an so was denkst.
Ähnliche umfangreiche Ausführungen könnte ich dir zu den übrigen Punkten auch machen und dich auf Punkte hinweisen, an die man einfach mal denken muss.