Schnaggero
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Selfmade Records - Chronik II (Sampler)
Releasedate: 17.04.2009
Chartposition: Platz 15 in Deutschland, Platz 72 in Österreich
Wertung: 6,2 / 10 Punkte
Etwa 6 Monate nach dem überragenden Kollegah-Release veröffentlichte Selfmade Records den zweiten Sampler "Chronik II".
Auf den insgesamt 18 Tracks mit knapp 67 Minuten Spielzeit ist wohl der wesentliche Unterschied zum ersten Sampler das Signing von Casper, der auf einem Drittel der Tracks vertreten ist, davon auch zwei Solotracks beisteuert. Auch ansonsten finden sich erstmals bekannte Namen auf dem Release, die man später noch öfter hören sollte: Farid Bang und Sun Diego (die Anwesenheit von Marteria hatte ich gar nicht mehr im Kopf, ebenso Olli Banjo). Ich habe dieses Release mehr als 10 Jahre nicht mehr angefasst und war überrascht von der Tracklist, denn ich kann mich an einige Tracks nicht mehr erinnern, obwohl ich den Sampler damals definitiv ein paar Mal gehört habe. Der CD lag noch eine DVD mit dem Namen "Selfmade Vol.1" bei, die ich - wie beim letzten Release - bis heute nicht gesehen habe.
Wie beim letzten Sampler hier der Übersicht halber nochmal die Tracklist:
01. Casper, Favorite & Kollegah – Mittelfinger hoch
02. Kollegah – Halbautomatik
03. Casper – Elefant (Ich bleib stehen)
04. Favorite feat. Olli Banjo – Krieg
05. Kollegah & Favorite feat. Farid Bang – Westdeutschlands Kings
06. Shiml – Unter Null
07. Favorite – Superman
08. Skit
09. Slick One feat. Edo Maajka – Bruderkrieg
10. Casper & Favorite – 2x mehr wie Du
11. Kollegah feat. Sun Diego – G’s sterben jung
12. Shiml feat. Montana Max – Er & Ich 2009
13. Favorite – Lebenswerk
14. Casper – Vatertag
15. Shiml – Mit jedem Atemzug
16. Kollegah & Favorite – JebiGa
17. Casper feat. Marteria – Rock ’n‘ Roll
18. Casper, Favorite, Kollegah & Shiml – Dampfwalze
Produktionen kommen hier (Überraschung) von Rizbo (6 Tracks), aber auch Tikay One (4), jeweils ein Beat auch von Vizir, Alper, Gordon Shumway, Awe, B-Case, Hardkore Rap Beats (klingt nach rapper.in/Myspace) sowie Bjet.
Dabei macht der Sampler grundsätzlich von der Abmischung her eine deutlich bessere Figur und hört sich rein von der Aufnahmequalität wesentlich besser an als der erste Teil.
Der Sampler startet direkt mit dem Posse-Track Mittelfinger hoch, den hier wohl alle kennen. Casper startet mit einem aggressiven 16er und ich liebe diese Stimme, auch wenn er später sicherlich ein guter Künstler geworden ist, ich mochte seine klassischen Rapparts sehr gerne und natürlich lieber. Insgesamt ist der Refrain im Gegensatz zur Posse-Hook vom letzten Sampler hier auch wesentlich gelungener, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass Casper selbst Jahre nach seinem Weggang diesen Track häufig noch live gespielt hat. Favorite und Kollegah liefern solide ab, sodass hier bereits das erste Highlight hörbar ist. Es folgt der Track Halbautomatik von Kollegah, der mir trotz guter Lines ("ja das kommt davon, so wie O.J. Simpson") klangtechnisch nicht zusagt, bevor direkt Caspers erster Solotrack Elefant (ich bleib stehen) kommt. Thematisch dreht es sich um seinen Aufstieg dreht ("hab jedem nur das Beste gewünscht, wünscht mir bitte mal das Beste zurück"), er ist inhaltlich und stimmlich durchaus hörbar, wird aufgrund der langgezogenen Hook für mich aber nicht rotieren.
Eine erste Überraschung ist sicherlich das starke Olli-Banjo-Feature auf Krieg mit Favorite, die unerwartet gut miteinander harmonieren. Leider ist das Instrumental wirklich nervig und mir kam sofort der Gedanke an den Großteil der austauschbaren Sparring-Beats, die seine eigene Feature-Trilogie für mich persönlich zerstört haben. Westdeutschlands Kings kennen wahrscheinlich alle aufgrund der Disses gegen Sido, Kitty Kat und Fler ("Kitty Kat [...] du bist unfickbar, der Grund ist dein Kanisterkopf"), er wurde außerdem als Pre-Single (ohne Video) veröffentlicht. Definitiv ein Highlight, weil Parts, Hook und Beat einfach gut sind und auch heute noch gut klingen. Mit dem Shiml-Track Unter Null kann ich leider gar nichts anfangen, dafür glänzt Favorite auf diesem Sampler: Superman ist einfach eine hervorragende Parodie auf die damaligen Club-Songs (u.A. Souljah Boy´s Crank That, Lil Wayne´s Lollipop und natürlich Krone von der John Bello Story), so will ich persönlich einen Favorite hören ("und er raucht Steine auf dem Klo, denn tanzen kann er ohne nicht", gesungen mit Krone-Melodie).
Der Song Bruderkrieg, der sich thematisch um den Kroatienkrieg dreht (bitte Korrektur, falls das falsch ist), ist eine weitere Überraschung: Mit seinem guten Freund Edo Maajka, der hier auf kroatisch rappt, macht auch Slick One einen wirklich guten Eindruck und kann das Gefühl der damaligen Zeit für seine Verhältnisse gut rüberbringen. Gleichzeitig markiert dieser Track auch Slick One´s Abschied aus dem aktiven Rapgame, fortan konzentrierte er sich auf die Leitung des Labels.
Der Battletrack 2x mehr wie Du von Casper & Favorite gefällt mir trotz guter/witziger Parts (Favorite: "Ich hab Atzen die gebaut sind wie der Schwarze von Green Mile" / "ich bin auf nem lebenslangen Drogentrip wie Obelix" ; Casper flowt hervorragend) nicht, da die Produktion mich nervt [Anmerkung: Ganz will ich mich noch nicht festlegen, ich höre es gerade das 3. Mal, vielleicht braucht man hier auch mehrere Anläufe]. Gleiches gilt für G´s sterben jung von Kollegah & Sun Diego, der wohl einen ersten Eindruck in den späteren Bossaura-Sound gewährt: Gute Parts, wenn man denn das Doubletimegeflexe gerne hört, aber die Produktion ist nicht meins und Hook für mich einfach zu grausam (besonders wie sich der Beat bei der Hook verändert). Er & ich von Shiml & MontanaMax ist für mich ein typischer, austauschbarer Battle-/Representertrack aus dem 00er-Jahren, 08/15-Austauschware in meinen Augen.
Lebenswerk von Favorite hingegen ist eine kleine Perle: Trotz gewohnt-assozialen Punchlines geht der Track auch über die Oberflächlichkeiten hinaus ("Du kannst aus meinen Fehlern lernen, ich hab so gut wie alles falsch gemacht" / "
Ich könnt' Politiker werden, denn wie die lüge ich auch, dass sie mich liebt, ist mir egal, man, ich betrüg' meine Frau") und thematisiert seine Abhängigkeit bzw. das Junkieleben. Im Nachhinein wirkt der Track in 2023 ganz anders, wenn man bedenkt, was aus Favorite geworden ist. Der Track hat nicht die Tiefgründigkeit wie beispielsweise "Ich vermisse Euch" von ihm, aber ist durchaus ein guter Track, den ich heute gefühlt zum ersten Mal gehört habe. Auch Vatertag von Casper ist ein starker Track, der Kindesmissbrauch thematisiert und gibt einen Einblick in seine starken Storytellingqualitäten sowie ersten Eindruck für seine spätere Entwicklung.
Mit jedem Atemzug von Shiml gefällt mir auch, da er seinen bisherigen Werdegang thematisiert und die Emotionen gut in der Stimme verkörpert. Es wird bei mir nicht nochmal laufen, ist aber kein schlechter Track. Jebiga von Kollegah & Favorite ist ein wirklich geiler Kollabotrack von den beiden, genau das Gleiche kann man über Casper & Marteria auf Rock´n´Roll sagen.
Das Album wird mit "Dampfwalze" von Casper, Favorite, Kollegah & Shiml geschlossen, welcher sich als solide bis gut entpuppt (an diesen Track konnte ich mich ebenfalls einfach nicht mehr erinnern).
Interessant an dem Album ist, dass die von Casper stammende Idee, dass jeder Selfmade-Künstler jeweils einen Featurepartner aus dem Umfeld mit aufs Album nehmen soll, durchaus gut aufgeht. Jeder Featurepartner passt zum jeweiligen Track, selbst wenn ich den Track nicht mag. Außerdem ist es schon krass, wie hier bereits früh zu erkennen ist, wohin sich die jeweiligen Künstler entwickeln werden: Casper & Materia machen später ein Album; der Sound von Casper´s Solotracks geht ein wenig in die Richtung seiner späteren Werke, Kollegah&SunDiego ist quasi Bossaura-Sound.
Positiv an dem Album ist definitiv die Qualität der Aufnahmen (Busy hat das Ding übrigens gemastert), die Parts wirken auch auf dem 2. Sampler nicht wie hingerotzt und - verglichen mit anderen Crew-Samplern - das alleine ist schon bemerkenswert, Slick wollte (Lyrik-)Qualität und hat sie durchgedrückt. Casper zeigt hier ebenfalls seine Qualitäten und wertet den Sampler im Verhältnis zum 1. Teil auf, Favorite ist ebenfalls in guter Verfassung. Außerdem gibt es zwar Ausfälle, aber deutlich weniger als auf dem 1. Album. Es sind tatsächlich viele gute Tracks auf dem Sampler, das hatte ich so nicht mehr im Kopf. Insgesamt gefällt mir auch das Klangbild des Albums deutlich besser als auf dem 1. Sampler. K
Negativ sind für mich die Teils nervigen Hooks (z.B. bei Elefant, G´s sterben jung, auch auf Halbautomatik nur mäßig), einige Skiptracks (Halbautomatik geile Parts aber holt mich musikalisch einfach nicht ab, Unter Null, Er & Ich 2009). Natürlich ist auch hier der Sound im Jahre 2023 etwas altbacken, aber ich kann einen Großteil heute noch hören. Weiterhin ist durch die Anzahl der Künstler natürlich auch teilweise einfach ein unhomogener Sound bzw. eine - Abfolge zu hören, womit natürlich die meisten Crewalben zu kämpfen haben. Ich finde, dass Selfmade da schon fast das Maximum rausholt, du musst es erstmal schaffen, Zuhälter- und Junkierap mit einem Kindesmissbrauchstrack zu verbinden. Außerdem hat das Album zwar seine starken Tracks, aber mir fehlen hier noch 1-3 mehr an richtigen Bangern, um das Album in höhere Regionen zu heben.
Anspieltipps: Mittelfinger hoch, Westdeutschlands Kings, Supermann, Bruderkrieg (sollte man 1x gehört haben, ist aber kein Hit), Lebenswerk, Vatertag (wenn man auf diese Art Casper-Musik steht), Lebenswerk, Jebiga, Rock´n´Roll.
Fazit: Als ich an den Sampler dachte, war ich mir sicher, dass ich den Sampler mit einer 5,x bewerten würde, weil er besser als der 1. Teil ist, ich ihn aber als maximal durchschnittlich in Erinnerung hatte. Tatsächlich hat mich der Sampler überrascht, er hat wenige Scheißtracks und einige Tracks, die ich zumindest nicht wissentlich kannte und gut sind. Der Sampler macht nahezu alles richtig, leidet unter den typischen Schwächen von Samplern (zu unterschiedlicher Sound hier und da), ein wenig mehr richtige Banger wären schön gewesen und der Sound ist etwas altbacken, aber auch nicht stark störend. Deswegen vergebe ich eine Wertung von 6,2 / 10 Punkten.
Singles:
PS: Ich werde von nun an immer die Chartplatzierungen und - wenn erhältlich - auch die Verkaufszahlen mit angeben. Auch bei den bisherigen Releases werde ich das in den Tagen ergänzen. Desweiteren hebe ich nach langer Überlegung die Wertung von Alphagene von 6,7 auf 7,2 sowie Boss der Bosse minimal höher auf 7,8 angehoben. Ich hatte ja schon geschrieben, mich mit Alphagene schwer zu tun und das Rating von diesem Sampler hat mir u.A. gezeigt, dass Alphagene da meilenweit von entfernt ist. Der Sampler unter 6 wäre keine Option, aber ein Rating von 6,2 des Samplers und dann Alphagene nur 0,5 Punkte mehr zu gegen wäre nicht richtig.
Releasedate: 17.04.2009
Chartposition: Platz 15 in Deutschland, Platz 72 in Österreich
Wertung: 6,2 / 10 Punkte
Etwa 6 Monate nach dem überragenden Kollegah-Release veröffentlichte Selfmade Records den zweiten Sampler "Chronik II".
Auf den insgesamt 18 Tracks mit knapp 67 Minuten Spielzeit ist wohl der wesentliche Unterschied zum ersten Sampler das Signing von Casper, der auf einem Drittel der Tracks vertreten ist, davon auch zwei Solotracks beisteuert. Auch ansonsten finden sich erstmals bekannte Namen auf dem Release, die man später noch öfter hören sollte: Farid Bang und Sun Diego (die Anwesenheit von Marteria hatte ich gar nicht mehr im Kopf, ebenso Olli Banjo). Ich habe dieses Release mehr als 10 Jahre nicht mehr angefasst und war überrascht von der Tracklist, denn ich kann mich an einige Tracks nicht mehr erinnern, obwohl ich den Sampler damals definitiv ein paar Mal gehört habe. Der CD lag noch eine DVD mit dem Namen "Selfmade Vol.1" bei, die ich - wie beim letzten Release - bis heute nicht gesehen habe.
Wie beim letzten Sampler hier der Übersicht halber nochmal die Tracklist:
01. Casper, Favorite & Kollegah – Mittelfinger hoch
02. Kollegah – Halbautomatik
03. Casper – Elefant (Ich bleib stehen)
04. Favorite feat. Olli Banjo – Krieg
05. Kollegah & Favorite feat. Farid Bang – Westdeutschlands Kings
06. Shiml – Unter Null
07. Favorite – Superman
08. Skit
09. Slick One feat. Edo Maajka – Bruderkrieg
10. Casper & Favorite – 2x mehr wie Du
11. Kollegah feat. Sun Diego – G’s sterben jung
12. Shiml feat. Montana Max – Er & Ich 2009
13. Favorite – Lebenswerk
14. Casper – Vatertag
15. Shiml – Mit jedem Atemzug
16. Kollegah & Favorite – JebiGa
17. Casper feat. Marteria – Rock ’n‘ Roll
18. Casper, Favorite, Kollegah & Shiml – Dampfwalze
Produktionen kommen hier (Überraschung) von Rizbo (6 Tracks), aber auch Tikay One (4), jeweils ein Beat auch von Vizir, Alper, Gordon Shumway, Awe, B-Case, Hardkore Rap Beats (klingt nach rapper.in/Myspace) sowie Bjet.
Dabei macht der Sampler grundsätzlich von der Abmischung her eine deutlich bessere Figur und hört sich rein von der Aufnahmequalität wesentlich besser an als der erste Teil.
Der Sampler startet direkt mit dem Posse-Track Mittelfinger hoch, den hier wohl alle kennen. Casper startet mit einem aggressiven 16er und ich liebe diese Stimme, auch wenn er später sicherlich ein guter Künstler geworden ist, ich mochte seine klassischen Rapparts sehr gerne und natürlich lieber. Insgesamt ist der Refrain im Gegensatz zur Posse-Hook vom letzten Sampler hier auch wesentlich gelungener, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass Casper selbst Jahre nach seinem Weggang diesen Track häufig noch live gespielt hat. Favorite und Kollegah liefern solide ab, sodass hier bereits das erste Highlight hörbar ist. Es folgt der Track Halbautomatik von Kollegah, der mir trotz guter Lines ("ja das kommt davon, so wie O.J. Simpson") klangtechnisch nicht zusagt, bevor direkt Caspers erster Solotrack Elefant (ich bleib stehen) kommt. Thematisch dreht es sich um seinen Aufstieg dreht ("hab jedem nur das Beste gewünscht, wünscht mir bitte mal das Beste zurück"), er ist inhaltlich und stimmlich durchaus hörbar, wird aufgrund der langgezogenen Hook für mich aber nicht rotieren.
Eine erste Überraschung ist sicherlich das starke Olli-Banjo-Feature auf Krieg mit Favorite, die unerwartet gut miteinander harmonieren. Leider ist das Instrumental wirklich nervig und mir kam sofort der Gedanke an den Großteil der austauschbaren Sparring-Beats, die seine eigene Feature-Trilogie für mich persönlich zerstört haben. Westdeutschlands Kings kennen wahrscheinlich alle aufgrund der Disses gegen Sido, Kitty Kat und Fler ("Kitty Kat [...] du bist unfickbar, der Grund ist dein Kanisterkopf"), er wurde außerdem als Pre-Single (ohne Video) veröffentlicht. Definitiv ein Highlight, weil Parts, Hook und Beat einfach gut sind und auch heute noch gut klingen. Mit dem Shiml-Track Unter Null kann ich leider gar nichts anfangen, dafür glänzt Favorite auf diesem Sampler: Superman ist einfach eine hervorragende Parodie auf die damaligen Club-Songs (u.A. Souljah Boy´s Crank That, Lil Wayne´s Lollipop und natürlich Krone von der John Bello Story), so will ich persönlich einen Favorite hören ("und er raucht Steine auf dem Klo, denn tanzen kann er ohne nicht", gesungen mit Krone-Melodie).
Der Song Bruderkrieg, der sich thematisch um den Kroatienkrieg dreht (bitte Korrektur, falls das falsch ist), ist eine weitere Überraschung: Mit seinem guten Freund Edo Maajka, der hier auf kroatisch rappt, macht auch Slick One einen wirklich guten Eindruck und kann das Gefühl der damaligen Zeit für seine Verhältnisse gut rüberbringen. Gleichzeitig markiert dieser Track auch Slick One´s Abschied aus dem aktiven Rapgame, fortan konzentrierte er sich auf die Leitung des Labels.
Der Battletrack 2x mehr wie Du von Casper & Favorite gefällt mir trotz guter/witziger Parts (Favorite: "Ich hab Atzen die gebaut sind wie der Schwarze von Green Mile" / "ich bin auf nem lebenslangen Drogentrip wie Obelix" ; Casper flowt hervorragend) nicht, da die Produktion mich nervt [Anmerkung: Ganz will ich mich noch nicht festlegen, ich höre es gerade das 3. Mal, vielleicht braucht man hier auch mehrere Anläufe]. Gleiches gilt für G´s sterben jung von Kollegah & Sun Diego, der wohl einen ersten Eindruck in den späteren Bossaura-Sound gewährt: Gute Parts, wenn man denn das Doubletimegeflexe gerne hört, aber die Produktion ist nicht meins und Hook für mich einfach zu grausam (besonders wie sich der Beat bei der Hook verändert). Er & ich von Shiml & MontanaMax ist für mich ein typischer, austauschbarer Battle-/Representertrack aus dem 00er-Jahren, 08/15-Austauschware in meinen Augen.
Lebenswerk von Favorite hingegen ist eine kleine Perle: Trotz gewohnt-assozialen Punchlines geht der Track auch über die Oberflächlichkeiten hinaus ("Du kannst aus meinen Fehlern lernen, ich hab so gut wie alles falsch gemacht" / "
Ich könnt' Politiker werden, denn wie die lüge ich auch, dass sie mich liebt, ist mir egal, man, ich betrüg' meine Frau") und thematisiert seine Abhängigkeit bzw. das Junkieleben. Im Nachhinein wirkt der Track in 2023 ganz anders, wenn man bedenkt, was aus Favorite geworden ist. Der Track hat nicht die Tiefgründigkeit wie beispielsweise "Ich vermisse Euch" von ihm, aber ist durchaus ein guter Track, den ich heute gefühlt zum ersten Mal gehört habe. Auch Vatertag von Casper ist ein starker Track, der Kindesmissbrauch thematisiert und gibt einen Einblick in seine starken Storytellingqualitäten sowie ersten Eindruck für seine spätere Entwicklung.
Mit jedem Atemzug von Shiml gefällt mir auch, da er seinen bisherigen Werdegang thematisiert und die Emotionen gut in der Stimme verkörpert. Es wird bei mir nicht nochmal laufen, ist aber kein schlechter Track. Jebiga von Kollegah & Favorite ist ein wirklich geiler Kollabotrack von den beiden, genau das Gleiche kann man über Casper & Marteria auf Rock´n´Roll sagen.
Das Album wird mit "Dampfwalze" von Casper, Favorite, Kollegah & Shiml geschlossen, welcher sich als solide bis gut entpuppt (an diesen Track konnte ich mich ebenfalls einfach nicht mehr erinnern).
Interessant an dem Album ist, dass die von Casper stammende Idee, dass jeder Selfmade-Künstler jeweils einen Featurepartner aus dem Umfeld mit aufs Album nehmen soll, durchaus gut aufgeht. Jeder Featurepartner passt zum jeweiligen Track, selbst wenn ich den Track nicht mag. Außerdem ist es schon krass, wie hier bereits früh zu erkennen ist, wohin sich die jeweiligen Künstler entwickeln werden: Casper & Materia machen später ein Album; der Sound von Casper´s Solotracks geht ein wenig in die Richtung seiner späteren Werke, Kollegah&SunDiego ist quasi Bossaura-Sound.
Positiv an dem Album ist definitiv die Qualität der Aufnahmen (Busy hat das Ding übrigens gemastert), die Parts wirken auch auf dem 2. Sampler nicht wie hingerotzt und - verglichen mit anderen Crew-Samplern - das alleine ist schon bemerkenswert, Slick wollte (Lyrik-)Qualität und hat sie durchgedrückt. Casper zeigt hier ebenfalls seine Qualitäten und wertet den Sampler im Verhältnis zum 1. Teil auf, Favorite ist ebenfalls in guter Verfassung. Außerdem gibt es zwar Ausfälle, aber deutlich weniger als auf dem 1. Album. Es sind tatsächlich viele gute Tracks auf dem Sampler, das hatte ich so nicht mehr im Kopf. Insgesamt gefällt mir auch das Klangbild des Albums deutlich besser als auf dem 1. Sampler. K
Negativ sind für mich die Teils nervigen Hooks (z.B. bei Elefant, G´s sterben jung, auch auf Halbautomatik nur mäßig), einige Skiptracks (Halbautomatik geile Parts aber holt mich musikalisch einfach nicht ab, Unter Null, Er & Ich 2009). Natürlich ist auch hier der Sound im Jahre 2023 etwas altbacken, aber ich kann einen Großteil heute noch hören. Weiterhin ist durch die Anzahl der Künstler natürlich auch teilweise einfach ein unhomogener Sound bzw. eine - Abfolge zu hören, womit natürlich die meisten Crewalben zu kämpfen haben. Ich finde, dass Selfmade da schon fast das Maximum rausholt, du musst es erstmal schaffen, Zuhälter- und Junkierap mit einem Kindesmissbrauchstrack zu verbinden. Außerdem hat das Album zwar seine starken Tracks, aber mir fehlen hier noch 1-3 mehr an richtigen Bangern, um das Album in höhere Regionen zu heben.
Anspieltipps: Mittelfinger hoch, Westdeutschlands Kings, Supermann, Bruderkrieg (sollte man 1x gehört haben, ist aber kein Hit), Lebenswerk, Vatertag (wenn man auf diese Art Casper-Musik steht), Lebenswerk, Jebiga, Rock´n´Roll.
Fazit: Als ich an den Sampler dachte, war ich mir sicher, dass ich den Sampler mit einer 5,x bewerten würde, weil er besser als der 1. Teil ist, ich ihn aber als maximal durchschnittlich in Erinnerung hatte. Tatsächlich hat mich der Sampler überrascht, er hat wenige Scheißtracks und einige Tracks, die ich zumindest nicht wissentlich kannte und gut sind. Der Sampler macht nahezu alles richtig, leidet unter den typischen Schwächen von Samplern (zu unterschiedlicher Sound hier und da), ein wenig mehr richtige Banger wären schön gewesen und der Sound ist etwas altbacken, aber auch nicht stark störend. Deswegen vergebe ich eine Wertung von 6,2 / 10 Punkten.
Singles:
PS: Ich werde von nun an immer die Chartplatzierungen und - wenn erhältlich - auch die Verkaufszahlen mit angeben. Auch bei den bisherigen Releases werde ich das in den Tagen ergänzen. Desweiteren hebe ich nach langer Überlegung die Wertung von Alphagene von 6,7 auf 7,2 sowie Boss der Bosse minimal höher auf 7,8 angehoben. Ich hatte ja schon geschrieben, mich mit Alphagene schwer zu tun und das Rating von diesem Sampler hat mir u.A. gezeigt, dass Alphagene da meilenweit von entfernt ist. Der Sampler unter 6 wäre keine Option, aber ein Rating von 6,2 des Samplers und dann Alphagene nur 0,5 Punkte mehr zu gegen wäre nicht richtig.
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