Kommt mal klar und regt euch doch einfach ein kleines bisschen ab.
Die taz ist eine der wenigen Zeitungen, die normalerweise sehr vernünftig über HipHop berichtet. Vorurteilsfrei und interessiert. Bloß weil ihr nicht hören wollt, dass es nun mal auch im Rap Rassismus, Homophobie, Nationalismus, Sexismus etc. gibt, heißt das ja noch nicht, dass niemand darüber schreiben darf. Und wenn ihr schon kritisiert, dass immer alle HipHopper für die Whackness eines durchschnittlichen Pressspanrappers herhalten müssen, dann seid doch wenigstens so intelligent, nicht alle Journalisten über einen Kamm zu scheren. Lest euch zum Beispiel den ganzen Artikel durch und nicht nur die Zitate. Dann hättet ihr vielleicht gesehen, dass der Artikel gar kein Artikel ist, sondern in einem
Blog auf der Homepage gepostet wurde.
Merkt ihr nicht, dass ihr aufgehetzt werdet? Von Leuten, denen es nützt. Sei es die Aufmerksamkeit, sei es die Vertiefung der emotional unterlegten Kundenbindung.
Ich finde Samys Lied prinzipiell ganz gut, ich glaube, ich weiß, was er meint. Die dritte Strophe ist einwandfrei und die Richtung kann ich nachvollziehen. Aber er muss natürlich schon irgendwie einsehen, dass er zu Recht Prügel bezieht für diese leider extrem undurchdachten Zeilen, die in der Richtung auch gern von NPD-Mitgliedern ausgesprochen werden.
"Alles wegen Adolf", "ab jetzt reden wir nicht mehr über die Vergangenheit" und als Krönung der Hinweis, dass Hitler ja Österreicher gewesen sei. Da weiß man dann auch nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Hitler allein hat keinen Krieg vom Zaun gebrochen und Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma und Kommunisten und Demokraten und Partisanen vergast. Da waren Millionen von Deutschen beteiligt. Es gab so gut wie keinen Widerstand. Wegsehen, Ducken oder am Besten auch noch mitschlachten, vergewaltigen, Völker unterwerfen, vertreiben, erniedrigen und Karriere machen mit dem Ermorden unzähliger Menschen. Und nach dem Krieg war ein sehr großer Teil der alten Eliten noch an der Macht, schaut euch die lächerlich kleinen
Zahlen der Verurteilten hier an.
Ich habe auch kein grundsätzlich großes Problem damit, Deutscher zu sein,
ich bin sowieso auch vom Pass her Franzose und seh mich als Mensch und nicht als ein an Nationen gebundenes Wesen. Ich bin aber Teil dieser Gesellschaft und kann nicht einfach sagen, dass mir alles scheißegal ist, was vorher passiert ist. It is, what it is, ´cause it was, what it was.
Und ich stimme Samy auch zu, dass Deutschland als Land, als Ort, nicht unbedingt als diese nationalistische Idee, ganz in Ordnung ist. Ich habe hier Freunde, bin hier aufgewachsen etc. blabla. Und ich hab schon ein paar andere Länder gesehen, um zu wissen, dass ich auch etwas daran habe, dass die Schrauben extra nochmal ganz fest angezogen werden und die Post meistens auch ankommt. Das heißt ja nicht, dass man dümmlich unkritisch sein muss. Und kritisch sein heißt auch nicht, dass man keinen Spaß mehr haben kann. Meine Fresse, was da immer für ein Trara drum gemacht wird. Als sei es dermaßen unmöglich, Nazis zu verabscheuen und zu bekämpfen und dennoch ein schönes Leben zu haben.
Natürlich schäme ich mich für den Holocaust. Bloß weil Frankreich seine vielen Verbrechen in Algerien, Indochina, Ruanda etc. so gut wie gar nicht aufarbeitet, heißt das doch nicht, dass ich plötzlich Auschwitz feiern muss, oder? Wir können uns kümmern. Um unsere Angelegenheiten. Und es ist ja auch bemerkenswert, dass es mittlerweile so ein bisschen zum guten Ton gehört, die Oder-Neiße-Linie anzuerkennen und klipp und klar festzuhalten, dass die Deutschen nicht wiedergutzumachende Scheiße gebaut haben. Aber wenn es immer noch Menschen wie Oettinger gibt,
die einen Nazirichter als Demokraten oder sonstwie aufrechten Mann hinstellen wollen, in Dresden 6000 Nazis aufmarschieren, Wolfgang Schäuble im Amt bleibt, obwohl er solch
unfassbaren Dreck von sich gibt und täglich Leute verprügelt werden, weil sie die falsche
Hautfarbe haben oder
weil sie schwul sind oder weil , sollten wir uns vielleicht nicht allzu geil finden.
Ein Land, in dem Roland Koch Ministerpräsident sein kann, kann gar nicht wirklich ganz sauber sein, oben rum.
Und ich habe kein Problem mit einem "normalen" Verhältnis zum eigenen Land. Aber das gibt es hier ja nicht. Die Intelligenten, also die Minderheit, hassen das Land entweder vollen Herzens oder es ist ihnen egal. Und die Dummen kaufen sich zur BILD noch ihre Deutschlandfahne, weinen fast vor Ergriffenheit, wenn sie zur Nationalhymne aufstehen und sich ENDLICH WIEDER ans Herz fassen dürfen, bloß um dann beim Spiel selbst nur verklemmt rumzustehen und vor Stock im Arsch kaum laufen zu können, oder aber nur noch zu schimpfen und genervt zu sein.