Zu dem "Zigeuner"-Thema: Da habe ich nicht genug Ahnung, um da mit Fakten um mich zu werfen. Meines Wissens nach hat Superhater jedoch recht. Ich glaube auch, dass die Behauptung "Die nennen sich meist selber so" nicht haltbar ist. Roma ist ne Selbstbezeichnung, Sinti ist ne Selbstbezeichnung, etc. Also sollten sie akzeptiert werden.
Durch bloße Verunstaltung der Sprache werden keine Vorurteile abgeschafft. Sie werden sogar befestigt. Man kann einen Zigeuner nennen wie man will, er bleibt ein Zigeuner.
Auch lesenswert dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus-Tretmühle
"Die Euphemismus-Tretmühle (engl. euphemism treadmill) ist eine sprachwissenschaftliche Theorie. Sie besagt, dass jeder Euphemismus irgendwann die negative Konnotation seines Vorgängerausdrucks annehmen wird, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht verändern."
Deine Aussage, dass eine Veränderung der Sprache Vorurteile sogar noch verfestigt, finde ich ... seeeehhhr gewagt. Wie begründest du denn das?
Ich stimme dir absolut zu, dass pc häufig wie das Einsetzen von Euphemismen wirkt - das ist von der Intention her aber falsch. Beispiel: Leider ist
"Person mit Migrationshintergrund" zu einem Euphemismus für "Ausländer" geworden, obwohl es sinngemäß überhaupt nicht das selbe beschreibt. Das wurde aber nicht klar gemacht (Eine Kritik, die ich an der Umsetztung von pc hier im Forum schon ein paar mal formuliert habe.) und so hat das eine Wort einfach das andere ersetzt - im Denken der Menschen hat sich in diesem Fall nichts geändert. Deswegen fallen jetzt ja auch viele Leute in der momentanen "Integrationsdebatte" wieder zurück und bezeichnen einfach Menschen, die ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht haben als Ausländer oder Migranten.
Schwarzer ist kein Euphemismus für "toller Typ", weil es eben nicht das gleiche beschreibt. Zudem kommt noch der wichtige Unterschied der Selbstbezeichnung, der sich z.B. in den Wiki-Artikeln nicht wiederfindet - er ist aber das entscheidende Kriterium dafür, wie man Menschen bezeichnen sollte. Der Begriff Schwarze wurde den Menschen eben NICHT von weißen Intelektuellen, Biologen, whatever gegeben sondern entstand in der Schwarzen Bewegung in Deutschland (80er-Jahre glaube ich). Das hat etwas mit Selbstermächtigung zu tun. Das hat etwas damit zu tun alte Machtstrukturen aufzubrechen und sich nicht mehr von anderen Menschen vorschreiben zu lassen, wie man sich selber zu sehen oder zu bezeichnen hat. Und diese Selsbtbezeichnungen müssen halt einfach akzeptiert werden.
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wenn der begriff toller Typ nicht irgendwann aus dem sprachgebrauch verschwunden wäre, würde man auch niemandem durch verwendung des begriffs die kolonialzeit in erinnerung rufen
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Doch, weil er eben dort entstanden ist.
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dann lass uns doch den zuvor verwendeten begriff "mohr" benutzen
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Da hast du mich schön hingelotst...
Ne, lass uns das nicht machen. Weil dieser Begriff zum einen mit der Zeit mit den selben Sachen aufgeladen wurde wie "toller Typ" und zum anderen
keine Selsbtbezeichnung ist (s.o.).
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jo, im endeffekt wird es als beleidigend empfunden, also sollte man darauf verzichten. nur hätte ein etwas entspannteres verhältnis zum wort toller Typ in der jüngeren vergangenheit keinem geschadet. im prinzip sollte die hautfarbe eines menschen den gleichen stellenwert wie die haarfarbe besitzen. ich finde halt, dass dieses "verhätscheln" von minderheiten manchmal nur dafür sorgt, dass normalität (also gleichwertiges nebeneinander) nicht wirklich einkehrt.
Hmm, sehe ich anders. Die Mehrheit gibt die Macht in der Regel nicht ohne Druck ab. Auch wenn die entsprechenden Gesetze evtl. erlassen sind, müssen sie immernoch im Alltag umgesetzt/eingefordert werden. Häufig ist z.B. den Weißen in Deutschland gar nicht bewusst, welche Privilegien sie genießen. So kommt es, dass "gleichwertiges nebeneinander" von den beiden Seiten unterschiedlich wahrgenommen wird und Leute der Mehrheit dann Forderungen als ungerechtfertigt sehen...
Natürlich muss man sich als weißer nicht den ganzen Tag dafür schämen, dass man weißer ist. Aber die von dir eingeforderte Gelassenheit artet mMn viel zu oft in 'ist doch alles cool so wie es ist - wieso etwas verändern' aus. Sind vermutlich verschiedene Erfahrungen, du uns zu den jeweiligen Positionen gebracht haben.