das soll jetzt mal keine sony haterei werden
das hab ich grad gefunden, ich hätte nich gedacht das es so schlecht um sony steht. da is die ps3/blueray die letzte chance.
ansonsten wäre es schade um die dermaßen vielen arbeitsplätze.
Stringers letztes Spiel
Rückschläge kennzeichnen die Amtszeit von Sony-Chef Howard Stringer. Falls die neue PlayStation floppt, steht sein Konzern am Abgrund.
Howard Stringer hatte sich diesen Donnerstag ganz anders vorgestellt. Seit gut einem Jahr wirbelt der Sony-Chef mit seinem Masterplan durch den japanischen Elektronikkonzern, entlässt, baut um, spricht Machtwörter. Heute wollte er eine kleine Ernte einfahren. Stattdessen muss er mit seiner Bilanz ein Fiasko eingestehen.
Sony demütigt seinen Chef. Und das wiegt in Japan besonders schwer. Der Konzern räume jüngst ein, bei der Herstellung von Akkus für tragbare Computer geschlampt zu haben. Im schlimmsten Fall gehen sie sogar in Flammen auf - und obendrein auch die Notebooks. Knapp zehn Millionen Kunden werden nun aufgefordert, diese brandgefährlichen Energiespender zurückzubringen. Die größte Rückrufaktion der Computergeschichte kostet fast 350 Mio. Euro. Am Dienstag verbeugte sich Sony-Vizechef Yutaka Nakagawa zur Entschuldigung und drückte sein "aufrichtiges Bedauern" aus. Auch im Namen von Stringer.
Der Schaden könnte kaum größer sein, denn die Sony-Akkus stecken in den Rechnern von Dell, Apple, Toshiba, Lenovo, Fujitsu, Hitachi und Sharp. Und natürlich in den eigenen. Die Fluggesellschaften Quantas und Virgin Atlantic verbieten ihren Passagieren mit den Feuerspendern sogar das Arbeiten an Board. Die ersten Schadenersatzklagen drohen. Die Panne zeigt beispielhaft, dass der Traditionskonzern ins Schleudern geraten ist. Der Glanz der Marke Sony ist verblasst.
Mit Stringer leitet zum ersten Mal ein "Gaijin", ein Ausländer, den stolzen Konzern. Das wirkte auf die traditionsbewussten Japaner wie ein Schock. "Wir müssen drastisch handeln, weil der Konzern sonst übernommen oder zerschlagen werden könnte", sagte Stringer nach Amtsantritt im März 2005. Der Aktienkurs ist wieder dort, wo er zu Stringers Amtsbeginn stand. Im Grunde kann er seinen Ausspruch von damals wiederholen: "Jetzt muss ich handeln, um den Tod des Unternehmens zu verhindern."
Die Zukunft des Konzerns hängt vom Erfolg eines einzigen Produkts ab: der PlayStation 3. Eigentlich sollte das Gerät längst in den Wohnzimmern stehen. Doch der Start wurde auf November verschoben. Stringer erfuhr von dieser strategisch wichtigen Entscheidung angeblich eine Woche vorher - und tobte.
Europa wird die PlayStation 3 sogar erst im nächsten Frühjahr zu Gesicht bekommen, wie der Konzern im vergangenen Monat überraschend mitteilte. Eine Katastrophe, denn damit überlässt Sony das wichtige Weihnachtsgeschäft dem Kontrahenten Microsoft mit seiner Xbox 360, die es bereits seit einem Jahr zu kaufen gibt. Mit jedem Tag verliert Sony Marktanteile.
In Japan kommen zum Verkaufsstart am 11. November 100 000 Geräte in die Läden. Um nicht zum Ladenhüter zu werden, senkte Sony den Preis um 20 Prozent. Eine Woche später werden die USA mit 400 000 Spielkonsolen bedient.
Ungewöhnlich offen spricht der PlayStation-Erfinder und Chef der Computerspielsparte Ken Kutaragi über die Probleme in der Herstellung. Er vermisse "gewisse Fähigkeiten" des Konzerns. "Wenn ich gefragt werde, ob Sonys Produktionskraft schwächer geworden ist, würde ich sagen, dass dies derzeit der Fall ist."
Der verschobene PlayStation-Start, der Preisabschlag und die brandgefährlichen Akkus lassen tiefe Narben in Stringers Bilanz zurück. Denn mit Elektronik macht Sony noch immer zwei Drittel des Konzernumsatzes. Eigentlich sollte der operative Gewinn im laufenden Geschäftsjahr, das im März 2007 endet, fast 900 Mio. Euro erreichen. Makulatur, wie sich herausstellt. Mit gerade einmal 340 Mio. Euro rechnet der Sony-Chef nun nur noch.
Stringer muss Fehler ausbaden, die seine Vorgänger gemacht haben. Den harten Wettbewerb hat Sony unterschätzt. Schlechte Logistik, fallende Preise, die Konkurrenz der koreanischen Edelmarke Samsung und billiger chinesischer Anbieter setzen dem Konzern zu. Bei den boomenden Flachbild-Fernsehern hat Sony sich komplett verschätzt. Am Ende blieb den Japanern nur noch eine Kooperation mit dem Rivalen Samsung, um überhaupt mitspielen zu können.
Das Modell Sony funktioniert bisher nicht. Über Jahre hinweg baute der Elektronikhersteller ein Film- und Musikimperium zusammen, brachte aber keine wirkliche Ehe zwischen Unterhaltungselektronik und den Inhaltelieferanten zustande. Oft genug lähmten sich die Teile des Konzerns gegenseitig. Es war sogar beabsichtigt, dass sie miteinander konkurrieren, was sich am Ende als Fehlentscheidung erwies.
Ausgerechnet Apple-Chef Steve Jobs führte die Japaner vor. Der Computerkonzern ohne eigenes Musikgeschäft eilte mit seinem tragbaren MP3-Spieler iPod und dem Online-Musikverkauf von Erfolg zu Erfolg. Sony hingegen erfand digitale Abspielgeräte, die nur den eigenen Standard Atrac verstanden, das populäre Format MP3 aber ignorierten. Zu groß war die Angst der Sony-Musikmanager, dass die Songs wild kopiert und im Web verteilt würden.
Inzwischen hat Sony seine Fehler erkannt und eigene MP3-Spieler im Markt. Noch bis Ende des Jahres sollen fünf weitere Musik-Player hinzukommen. Der konzerneigene Online-Musikladen "Sony Connect" verkauft nun auch digitale Musik im Internet. Gegen die Übermacht Apples mit einem Marktanteil von etwa 75 Prozent wird Sony damit aber kaum ankommen. Stringer bezeichnet den iPod inzwischen als "Symbol für Sonys Sturheit". Während die Japaner auf ihre Musik-Player setzen, ist Steve Jobs mit dem iPod bei Filmen angekommen.
Stringer zwingt seine Konzerntöchter nun zur Zusammenarbeit. Dafür ließ er sogar T-Shirts mit dem Aufdruck "Sony United" verteilen. Sein Masterplan geht noch weiter. Inzwischen hat sich Sony von Randgeschäften wie einer Restaurantkette getrennt. Stringer stoppte außerdem das prestigeträchtige, aber verlustreiche Roboterhund-Projekt Aibo und stellte die Nobelmarke Qualia nach anderthalb Jahren wieder ein. Fast ein Dutzend Fabriken ließ er schließen, die Produktion nach China verlagern und etwa 10 000 Stellen streichen.
Eine Schrumpfkur für einen Konzern, der bis Ende der 80er Jahre Maßstäbe setzte. Sony hatte der Welt einst das Transistorradio gebracht und wurde mit dem tragbaren Kassettenabspielgerät Walkman Ende der 70er Jahre zur Ikone der mobilen Musik. Doch nach der PlayStation, die inzwischen über 200 Mio. Mal verkauft wurde, verloren die Japaner ihre Innovationskraft.
Deswegen setzt der Konzern große Hoffnungen in die nächste Generation der Spielkonsole, die der Konzern als "technologischen Quantensprung" feiert. Tatsächlich verfügt die PlayStation 3 über eine Prozessorleistung, die zuvor nur bei Supercomputern denkbar war. Allein die Entwicklung des Cell-Chip, die gemeinsam mit Toshiba und IBM vorangetrieben wurde, hat mehr als 1,5 Milliarden Euro verschlungen.
Noch wichtiger für Sonys Zukunft könnte aber das in die PlayStation eingebaute Blu-Ray-Laufwerk. Blu-Ray ist ein Nachfolgeformat der DVD, das die Speicherung hochauflösender Filme ermöglicht und viel mehr Daten fasst als eine herkömmliche Scheibe. Allerdings gibt es eine - nicht kompatiblen - Konkurrenztechnologie. Das rivalisierende Lager wird von Toshiba geführt, auch der Chiphersteller Intel und Microsoft gehören dazu. Wer den Standard der Zukunft setzt, dominiert einen milliardenschweren Markt. Die PlayStation 3 könnte Blu-Ray schnell in Millionen von Wohnzimmern bringen und de facto einen Standard schaffen. Deswegen wird Sony das Gerät deutlich unter Herstellungspreis verkaufen, in Europa je nach Ausstattung für 500 bis 600 Euro. Hohe Verluste sind einkalkuliert.
Für Stringer ist Blu-Ray die erste Bewährungsprobe. Wenn alles gut läuft, könnte im kommenden Jahr der Sony-Film Spiderman 3 den Startschuss geben und den Beweis bringen, dass das Modell Sony doch funktioniert. Die Trick-Effekte erstellt Sony Pictures Imageworks, der Film wird in den Kinos mit Sony-Projektoren gezeigt, Sony Computer Entertainment liefert das PlayStation-Spiel dazu, die Filmmusik kommt von Sony BMG und lässt sich über den Online-Dienst Sony Connect aus dem Internet kaufen und auf ein Walkman-Handy von SonyEricsson überspielen. Die hochauflösende Blu-Ray-DVD von Sony funktioniert entweder in der PlayStation 3 oder in einem Blu-Ray-Player. Anschauen sollen die Zuschauer auf einem Flachbildschirm von Sony.
Soweit die Rechnung auf dem Papier. Allerdings mit vielen Unbekannten. Und eine davon ist Stringer selbst. Kritiker bezweifeln, dass er als Nicht-Japaner lange durchhalten kann, den Riesenkonzern mit 150 000 Mitarbeitern, 55 Mrd. Euro Umsatz und mehr als 900 Tochtergesellschaften vernünftig zu führen. Stringer pendelt zwischen den beiden Firmensitzen in Tokio und New York und dem Lebensmittelpunkt seiner Familie in London. Innerhalb von zwei Monaten legt er 100 000 Kilometer in Flugzeugen zurück. Er spricht kaum Japanisch - und macht sich über seine Position keine Illusionen: "Es gibt eine große Abweichung zwischen den japanischen und westlichen Erwartungen, wie eine Veränderung vonstatten gehen soll. Und ich weiß, dass ich zwischen diesen beiden gefangen bin." Stringer-Vorgänger Nobuyuki Idei sagte vor wenigen Tagen auf die Frage, wer der nächste Sony-Chef sein wird: "Ich denke er wird ein Japaner sein, junge Generation, 40 bis 45 Jahre alt.
Quelle: "die Welt"