Tatsächlich gibt es eine linke Performanz, die selbst in so erfreulich breiten und bunten Bündnissen wie den gegenwärtigen in aller Regel die Regie übernimmt. Dann ertönt nicht nur das schaurig-schöne "Bella Ciao" der italienischen Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg; man singt auch "gegen den Faschismus hier im Land", als sei er an der Macht. Natürlich wissen alle - und sind froh -, dass das nicht stimmt, aber viele summen mit, weil sie den Moment der Gemeinschaft genießen und weil ein bisschen Pathos im großen Kreis der elementar Gleichgesinnten nicht stört. Schwieriger wird es, wenn auf solchen Kundgebungen Reden geschwungen werden, die jener terminologischen Genauigkeit entbehren, auf die es in der Auseinandersetzung mit den sprachpolitisch raffinierten Vordenkern der Neuen Rechten ankommt. Das gilt besonders für den Begriff "Widerstand", der kämpferischen Demokraten in der Auseinandersetzung mit der AfD leicht über die Lippen geht, den aber eben auch die Rechten im Munde führen. [...]
Es sind auch solche Geschichten, die Zurückhaltung empfehlen gegenüber allzu leichtfertigem Widerstands-Gerede. Wir leben in einer funktionierenden
Demokratie, und wenn nicht alles täuscht, zeigt der fantasievoll-friedliche Protest der vergangenen Wochen bereits Wirkung. Er muss nun aber nicht nur weitergehen, sondern sich auch in andere Formen staatsbürgerlichen Engagements übersetzen.