Ich oute mich an dieser Stelle mal als
Steven Seagal Fan.
Zwar nicht so ein
Hardcore-Nerd wie El-P, aber ich habe mir eigentlich alle Seagal Filme reinzogen, die so rausgekommen sind. Das fängt an bei den Glanztaten Ende der 80er / Anfang der 90er, also Above The Law, Out for Justice, Under Siege und Co., geht dann weiter mit den wacken B-Movies der 2000er, die aber noch vereinzelt unterhalten können, und endet bei den Totalausfällen der 2010er, in denen der Fettsack eigentlich nur noch sitzt.
Der Kerl ist ein aufgeblasener Pinsel, der von seiner Arroganz und seinem Ego komplett eingenommen wurde. Er hält sich für den Krassesten in ungefähr allem und hat auch schon - nach eigenen Angaben natürlich - alles gemacht in seinem Leben, Top Secret CIA Stuff inklusive. In seinen Filmen spielt er eigentlich immer nur sich selbst - irgendeinen unbesiegbaren Ex-Black-Ops-Super-Typen, vor dem jeder Angst hat und über den niemand etwas weiß. Von Film zu Film wird Seagal fetter. Außerdem ändert er permanent seinen Akzent, manchmal auch mitten im Gespräch - je nachdem, ob er mit Mexikanern spricht, mit Russen, mit Afroamerikanern oder wen auch immer. Oft nuschelt er so heftig, dass er im Nachhinein nachsynchronisiert wird, allerdings von verschiedenen Sprechern im selben Film. Man kann die Faszination gar nicht so wirklich in Worte fassen.
Auf jeden Fall beleuchtet das Buch "Seagalogy - A Study of The Ass-Kicking Films of Steven Seagal" alle Filme in chronologischer Reihenfolge bis einschließlich Machete (in welchem er aber nur eine größere Nebenrolle spielet; definitiv nicht vergleichbar mit seinen endlos vielen DVD-Kloppern). Der Autor "Vern", das Synonym irgendeines Filmkritikers, bespricht nicht nur die verschiedenen Filme inkl. den extrem lustigen Fun Facts und Absurditäten, sondern arbeitet auch im Rahmen des übergeordneten Themas - nämlich, dass Seagal ein sog. "Auteur" ist und all seine Produktionen wiederkehrende Elemente und Weiterentwicklungen in der "Charakterzeichnung" besitzen - sehr akribisch verschiedenste Besonderheiten heraus, teilweise mit einem wirklich sehr detaillierten Blick.
Auch Seagal Nerd-Stuff wie sein Energy Drink oder sein komisches Blues-Rock-Album "Songs From The Crystal Cave" (lach der Titel) kommen drin vor.
Meiner Meinung nach muss man eigentlich jeden besprochenen Film gesehen haben, um wirklich etwas aus dem Buch mitzunehmen. Der Autor ist teilweise an die Original-Skripts gekommen, die Segal sehr gerne und regelmäßig kurzfristig hat umschreiben lassen, und vergleicht sie mit den Endprodukten. Zudem gibt es so viele unterhaltsame Geschichten zu den Billig-Produktionen der 00er-Jahre...z.B. sollte der Film "Submerged" anfangs ein Horror-Film mit Aliens sein, der in einem U-Boot spielt. Seagal hat eine Woche vorher angerufen und den Großteil umschreiben / streichen lassen. Beim finalen Dreh ist das meiste improvisiert worden und man hatte eine wirre Brainwash-Geschichte und nur noch ca. 15 Minuten des Films, der nach wie vor "Submerged" hieß", spielten auf einem U-Boot. AHA.
Bei einem anderen Dreh wurde Seagal mit einem anwaltlichen Schreiben begrüßt, dass ihm untersagte, irgendetwas umzuschreiben oder seine Macht auszunutzen.
Ich habe noch nicht alles gelesen, aber das Buch ist wirklich der Hammer und ein Must-Read für jeden Seagal-Fan. Der Autor hat sich wirklich sehr, sehr viel Mühe gegeben. Es ist wirklich überraschend, was für ein Fan-Kult um Steven Segal besteht. Zehn Daumen hoch!!
Als Schmankerl hier noch ein kurzes Video vom "Cum Town" Podcast. Irgendein Typ von denen hat sich die "Goatee" Seagal Filme reingezogen (so ab 2014/15; die kommen leider nicht im Buch vor), in denen er extrem fett, behäbig und lustlos ist. Zum Totlachen, so lustig erzählt!