Eine ganze Reihe schwächerer Beben hatte die Region Abruzzen vor der Katastrophe in Unruhe versetzt. Die Experten der "Kommission große Risiken" erklärten am 31. März 2009, ein großes Beben wie einst im Jahr 1703 sei unwahrscheinlich, aber möglich. "Ich hätte genau dasselbe gesagt, weil es unmöglich ist einen heftigen Erdstoß vorauszusagen", sagte Professor Shinichi Sakai vom Erdbebenforschungsinstitut in Tokio.
Professor Claudio Eva von der Universität Genua hatte 2009 laut Sitzungsprotokoll erklärt, dass man über keine validen Daten verfüge, weil es in der Vergangenheit keine Häufung solcher kleinen Beben gegeben habe. Die Kommission wies ausdrücklich daraufhin, dass vor allem die Erdbebensicherheit der Gebäude zu prüfen sei. Tatsächlich waren es gerade die in den sechziger und siebziger Jahren in Eile aus dem Boden gestampften Häuser, die nur acht Tage später dem Beben nicht standhielten und Menschen unter ihren Trümmern begruben.
"Wir haben Fakten gesucht, keine Schuldigen", betonten die Staatsanwälte - und gerade das mag man ihnen nicht so richtig glauben. Vielmehr entsteht der Eindruck, man habe unbedingt einen Sündenbock finden wollen, auch um die enttäuschten und frustrierten Hinterbliebenen der Erdbebenopfer ruhigzustellen