Von: LAURA MEINFELDER UND STEFFEN SCHELLHORN
06.03.2024 - 07:05 Uhr
Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) –
Niclas Matthei (18) wurde mit seiner Handy-Jagd auf Falschparker berühmt. Doch den Bürgermeister seiner Stadt nervt der „Anzeigenhauptmeister“ gewaltig!
Im Gespräch mit BILD teilt CDU-Politiker Enrico Schilling (44) gegen den jungen Mann aus. „Herr Matthei treibt seit vielen Jahren hier sein Unwesen. Ich bin weit weg von einem Schmunzeln“, stellt der Bürgermeister klar. „Er flutet das Ordnungsamt.“
Aber sollte die Stadt nicht dankbar sein? Schließlich behauptet der Hobby-Ordnungshüter, schon 144 000 Euro für Städte und Gemeinden erwirtschaftet zu haben; mit Knöllchen infolge seiner Anzeigen.
Gräfenhainichen, seine Heimatstadt, soll davon 32 875 Euro kassiert haben. Oder ist das alles bloß Unfug?
So sieht es aus, wenn Niclas Matthei einen Verstoß entdeckt und mit seinem Handy dokumentiert. Die Bürger in Gräfenhainichen nervt es gewaltig
So idyllisch kann es in Gräfenhainichen sein. Doch laut Stadt-Oberhaupt Enrico Schilling bringt der „Anzeigenhauptmeister“ seit Längerem Unruhe in den Ort
Nur wenige seiner Anzeigen haben Erfolg
„99,9 Prozent der Anzeigen haben nicht die Qualität, dass sie gerichtsfest bearbeitet werden könnten. Vielleicht bei einer Handvoll Anzeigen kommt dabei etwas raus“, winkt Schilling ab. Von dem ausgemalten Fußballstadion,
welches Matthei selbst gegenüber BILD ansprach, ist die Stadt also weit entfernt.
Zudem bringt der „Anzeigenhauptmeister“ Unfrieden in den Ort. Schilling: „Er provoziert und für die öffentliche Ordnung bringt das nichts, sondern führt eher zum Gegenteil. Zudem blockiert er Einsatzkräfte, die bei Notfällen fehlen.“
Mehrere Bürger haben sich bereits bei der Stadt beschwert. Die wiederum prüft nun, ob sie gegen Matthei und sein Hobby vorgehen können. „Einen solchen Unfug kann man nicht dulden. Wir prüfen alle rechtlichen Maßnahmen“, sagt der Bürgermeister.
Abschließend betont Schilling, dass er froh wäre, wenn sich der junge Mann ein anderes Hobby suchen würde: „Ich wünsche mir, dass er mit seiner Inselintelligenz ein passendes Betätigungsfeld findet.“
Döner-Betreiber Abdullah Güclüdal (Mitte) mit seinen Angestellten
Foto: copyright steffen schellhorn
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Abdullah Güclüdal (39, betreibt einen Döner-Laden) ging Matthei beim Einladen von Waren in die Knöllchen-Falle. Als er kurz vor seinem Imbiss parkte, wurde er fotografiert und angeschwärzt. Er behauptet: „Der Junge ist doch gemeingefährlich. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Ich habe niemanden gestört oder behindert.“
Grit Scholz (57, Betreuerin) zu BILD: „Es gibt doch wirklich wichtigeres, als die Leute zu belauern, bis sie einen Fehler machen, wie z. B. kurz in der Fußgängerzone zu halten, um sich beim Bäcker ein Brot zu holen. Er soll sich doch um den Dreck und die illegale Entsorgung von Müll oder alten Autoreifen kümmern – dann täte der Junge etwas Vernünftiges.“
Auf die Frage nach dem „Anzeigenhauptmeister“ gibt es von Matthias Scholz nur ein müdes Lächeln
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Matthias Scholz (60, Hausmeister): „Klar, ich ärgere mich auch manchmal über den einen oder anderen rücksichtslosen Parksünder, aber wo kommen wir hin, wenn jeder jeden anscheißt!“
Meike Seidler hat eine klare Haltung zu Niclas Matthei
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Meike Seidler (56, Angestellte): „Das ist doch furchtbar! Es gehört sich einfach nicht, andere Leute anzuschwärzen! Für die Einhaltung der Parkordnung ist das Ordnungsamt zuständig und nicht so ein selbst ernannter Hilfssheriff.“