Es sollten vier Party-Tage auf Malle werden. Es wurden 56 Tage Knast. Stundenlang wurden 13 Kegelbrüder aus Münster (NRW) wegen eines Feuers in einem Lokal von der spanischen Polizei vernommen. Die Protokolle der Verhöre umfassen 120 Seiten. BILD kennt sie und weiß: Eine WhatsApp-Nachricht spielt eine wichtige Rolle.
Der Fall: Am 20. Mai 2022 fliegt der Kegelclub „Stramm am Tisch“ vom Niederrhein-Flughafen in Weeze mit RyanAir nach
Mallorca. Im Drei-Sterne-Hotel „whala!beach“ haben sie vier Drei-Bett-Zimmer gebucht. Zwei haben Balkon.
Von denen sollen die Kegelbrüder Zigarettenkippen auf das Vordach des Lokals „Why Not Mallorca“ geschnippt haben. Das fängt Feuer, die Lokal-Terrasse und das im Erdgeschoss liegende Bordell brennen ab – 150 000 Euro Schaden.
Weil für die Behörden Menschenleben gefährdet waren, kommen die 13 jungen Männer in Haft, fünf kommen frei.
Acht der Kegelbrüder dürfen erst nach 56 Tagen das Gefängnis verlassen. Zuvor hatten ihre Familien 12 000 Euro Kaution pro Person bezahlt und 500 000 Euro hinterlegt: David E. (28), Jan A. (24), Hendrik K. (25), Nico E. (24), Julian G. (27), Mika P. (26), Linus H. (26) und Tim D. (25).
Die Kegelbrüder bestreiten, das
Feuer ausgelöst zu haben. Laut ihrem Anwalt waren die Balkons ihrer Zimmer 1204 und 1205 zu weit weg von dem Schilfdach der Bar. Dafür hätten sie auf dem Eckbalkon des Zimmers 1202 sein müssen.
Das Polizei-Verhör zeigt: Dort waren sie auch. Tim D.: „Wir gingen dorthin, nur Linus, Nico und ich, als wir schwarzen Rauch aus dem Gebäude aufsteigen sahen, und wir blieben höchstens 30 Sekunden dort, weil es gefährlich war.“ Auch Linus H. sagt: „Ich war dort nicht länger als 30 Sekunden“ – NACHDEM das Feuer ausgebrochen war.
Dass sie geraucht haben, geben Jan A., David A. Tim D. und Linus H. zu. „Das war die erste Zigarette meines Lebens“, sagte Jan A. der Polizei. Er habe sie weggeworfen, sie sei auf der Terrasse unter ihrem Zimmer gelandet.
Tim D. sagt, er habe seine Zigarette in einem Glas mit Wasser gelöscht. David A. will seine „mit meinem Fuß auf dem Boden ausgelöscht“ haben. Dort sei sie liegen geblieben.
Linus H. sagt, er habe seine Kippe auf die Straße geworfen, „weit entfernt von der Bar, die in Brand geraten ist“.
Linus H. haben die Ermittler besonders im Visier – wegen einer
WhatsApp. Sie wollen von ihm wissen, warum er um 18 Uhr eine Nachricht an Tim geschrieben hat – um sie dann wieder zu löschen.
Die Antwort: „Das können doch nur die beiden Deutschen von der Eckterrasse gewesen sein“, habe er seinem Kegelbruder geschrieben. Danach habe er sich schlecht gefühlt, „dieses schriftlich zu hinterlassen“. Denn: Man könne „niemanden für so ernste Dinge beschuldigen, wenn man sich nicht sicher ist“.
Die Ermittler bohren nach: Ob er gewusst habe, dass gegen ihn ermittelt wird, als er die Nachricht geschrieben und gelöscht habe. Linus H. verneint das, das sei erst zwei Stunden später gewesen.
Wie geht es jetzt weiter?
Am 15. Juli 2022 kamen die letzten acht Kegelbrüder auf Kaution frei, sind längst wieder in Deutschland. Ihre Arbeitgeber hatten ihnen ihre Jobs freigehalten. Ob und wann ihnen in Spanien der Prozess gemacht wird, ist völlig unklar.