Köthen (Sachsen-Anhalt) –
Normalerweise herrscht auf den Fluren des Amtsgerichts Köthen Ruhe. Doch am Mittwoch ging es vor Saal 1 zu wie beim Promi-Boxen. In der einen Ecke: Heiko S. (52) alias Hammer-Heiko, in der anderen Jürgen G. (58), der neue Lover seiner Ex Dana.
„Was war das für ein Krach vor meinem Gerichtssaal?“, wollte Richterin Susanne Vogelsang (55) gleich von der ersten Zeugin wissen. Annett S. (52, Dekorateurin in einem Möbelhaus) berichtete: „Die sind sich gegenseitig angegangen. Erst wurde geschrien, dann wurden sie handgreiflich.“
Aber weshalb gingen sich die beiden Streithähne eigentlich an die Gurgel? Alles begann damit, dass Heiko vor zwei Jahren spitz bekam, dass seine geliebte Dana fremdging und auch noch Pornos drehte. Da brannten bei ihm alle Sicherungen durch: Heiko wurde zu Hammer-Heiko und zerkloppte mit einem Vorschlaghammer sein Elternhaus, das Dana zuvor von ihrer Schwiegermutter geschenkt bekommen hatte.
Es entstand ein Schaden von 600 000 Euro – aber Heiko konnte sich immerhin sicher sein, dass Dana so schnell nicht mit ihrem neuen Freund Jürgen in das Häuschen ziehen kann. Seitdem hagelt es
Strafanzeigen,
Gerichtsvorladungen – und nun flogen die Fäuste. Immerhin: Verletzt wurde niemand.
Schreie, Schläge, Stimmung wie beim Boxkampf
Kurze nach der Box-Einlage saß Hammer-Heiko friedlich neben seinem Anwalt auf der Anklagebank. Sein Gegner kühlte sich vor der Tür ab, wartete auf seinen Auftritt als Zeuge.
Die Vorsitzende Richterin machte ihrem Unmut über das Spektakel auf dem Gerichtsflur Luft: „Warum sitzen sich da draußen alle Rosenkriegsparteien dicht gegenüber? Warum haben sie sich nicht separieren lassen? Wir haben für solche Situationen spezielle Räume, damit sich die Kontrahenten aus dem Weg gehen können.“
eden Tag gibt’s neue Strafanzeigen
Im aktuellen Strafprozess geht es u. a. um einen Verstoß gegen eine Gewaltschutz-Anordnung. Der angeklagte Hammer-Heiko erklärt: „Damals hatte ich erwirkt, dass Dana und ihr Liebhaber sich meinem Elternhaus nicht unter 300 Metern annähern dürfen. Doch Dana war auf dem Weg zu meinem Haus, deshalb habe ich sie zur Rede gestellt.“
Die Richterin zieht angesichts der verfahrenen Lage die Augenbrauen hoch: „Jeder von Ihnen hat einen Gewaltschutz-Beschluss, und jeder erstattet gegen den anderen Strafanzeigen. Als ob die Gerichte nichts Besseres hätten, womit sie sich beschäftigen müssen.“
Ihr Vorschlag: Wenn Heiko seinen Widerspruch gegen einen Beleidigungs-Strafbefehl (1500 Euro Geldstrafe) zurückzieht, dann stellt sie das zweite Verfahren (noch mal 1500 Euro Geldstrafe) ein. Hammer-Heiko willigt sofort ein.
Herrscht jetzt Frieden? Pustekuchen: Nach der Urteilsverkündung erstatteten beide Seite neue Strafanzeigen.