Es gab tatsächlich mal Zeiten, da hatte man es auch als Geisteswissenschaftler nicht schwer, später nen Job zu kriegen. Das muss in etwa bis in die frühen 90er der Fall gewesen sein, als es a, noch wenige Akademiker gab (mal so über den Daumen vielleicht 20% aller Schüler), b, Betriebe noch bereit waren, neue Mitarbeiter selber anzulernen und wenns auch kurz war und c, von staatlicher Seite noch Kohle in soziale und kulturelle Institutionen gesteckt wurde in denen man als Geisteswissenschaftler unterkommen konnte.
So.
Heute haben wir dank OECD-Druck immer mehr Studenten (so etwa 40% der Schüler, Tendenz stark steigend!!) und dank Bologna immer mehr wirtschaftlich passgenaue Absolventen. Die Betriebe lernen keinen mehr selber an (Kostenfaktor) und der Staat gibt keine Kohle mehr (allgemeine Ökonomisierung aller Lebensbereiche).
Leider wachsen dazu aber eben nicht proportional entsprechend viele neue Jobs.
Dafür entsteht ein immer größerer Pool an Absolventen, aus dem sich die Wirtschaft nur die Sahne abschöpfen muss. Jetzt gibts ja endlich genug. Der Rest kann sehen, wo er bleibt.
Wenn die Entwicklung so weitergeht, sehe ich immer mehr Hochschulabsolventen aus dem Mittelbau auch ansonsten durchaus attraktiver Studiengänge, die Schwierigkeiten haben werden, in angemessene Beschäftigungsverhältnisse zu gelangen. Gleichzeitig stürzen kulturelle und geisteswissenschaftliche Fächer (angesichts der guten Versorgungslage passender Absolventen für die Wirtschaft) außerhalb der Hochschulen in die totale Bedeutungslosigkeit ab. Wer sich da nicht zusätzlich mit arbeitsmarkttechnisch attraktiven Zusatzqualis versorgt, sitzt erstmal da.
Umschulung /neue Ausbildung nach dem Studium vorprogrammiert.
Da auch nicht jeder ein Startup gründen kann, hab ich jetzt mal die Vermutung, dass es in Zukunft eher normal als die exotische Ausnahme sein wird, dass BAs und MAs verschiedenster Disziplinen nach dem Studium noch eine Ausbildung machen werden um später nen Job zu haben.