Die Debatte um das Bildungsniveau der Flüchtlinge in Deutschland geht in eine neue Runde: Nach einer neuen repräsentativen Befragung haben 64 Prozent, also fast zwei Drittel der erwachsenen Flüchtlinge, einen mittleren Schulabschluss oder Abitur. Insgesamt haben demnach 78 Prozent eine weiterführende Schule besucht. Am anderen Ende der Skala fanden sich elf Prozent, die nur eine Grundschule, und weitere elf Prozent, die gar keine Schule besucht haben.
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Mit Blick auf die Integration der Flüchtlinge und den deutschen Arbeitsmarkt lässt auch dieses Ergebnis zwar nicht frohlocken – aber zumindest aufatmen. Denn zuletzt hatte eine Meldung der „Bild“-Zeitung viel Schlimmeres erwarten lassen: 59 Prozent hätten keinen Schulabschluss, hieß es dort unter Bezug auf eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Basis war die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Diese Ergebnisse seien jedoch aus mehreren Gründen unseriös, sagte Brücker dem Handelsblatt. Denn das BIBB war davon ausgegangen, dass die große Gruppe der Flüchtlinge von 25 Prozent, über deren Schulbildung es bei der BA keine Angaben gibt, auch keinen Schulabschluss hat. Für fehlende Angaben gebe es jedoch vielfältige Gründe, so Brücker: falsche oder keine Aussagen der Flüchtlinge dazu, die das deutsche System nicht kennen, fehlende Zeugnisse oder auch schlicht Versagen der Bearbeiter, die die Formulare ausfüllten. Schließlich fehlten auch bei elf Prozent der bei der BA registrierten Deutschen Angaben zum Schulabschluss, so Brücker.
Zudem umfasse die Statistik der BA nur die Arbeitssuchenden. Völlig außen vor blieben deshalb die im Schnitt deutlich besser ausgebildeten Flüchtlinge, die bereits arbeiten. „Das sind ein Jahr nach Ankunft rund zehn, nach zwei Jahren rund 22 und nach drei Jahren 30 Prozent“, so Brücker. Auch Flüchtlinge, die gerade einen Sprachkurs machen, zählen nicht zu den Arbeitssuchenden. Die Grundgesamtheit der BA-Zahlen zur Schulbildung der Flüchtlinge verzerre das Ergebnis also eindeutig negativ.