Music to be murdered by (17.01.2020)
Nach Kamikaze folgt nun das nächste Album, welches unangekündigt erschien. Mit früheren Promophasen (Eminem Show), die gefühlt 3 Jahre gingen, ist dies nun nicht mehr zu vergleichen. Es herrschen nun mal andere Zeiten. Dies spiegelt sich einerseits in der Promo etc. wider, andererseits auch in der Musik. Die auf diesem Tonträger zu hörende musikalische Darbietung hätte man damals wohl ebenfalls für kaum möglich gehalten. Auch interessante Gäste wie Young M.A., Juice Wrld, Black Thought, Q-Tip und Anderson Paak sind im Jahr 2020 leider kein Grund mehr, sich großartig auf ein Album von MM zu freuen. Zu groß ist das Potenzial, dass es erneut in die Hose geht. Zu groß waren die Enttäuschungen seit, ja seit wann eigentlich? 2004? 2006? Bis auf Ausnahmen war seitdem fast alles enttäuschend. Vielleicht liegt es auch an einem selber, dass die Alben nicht zünden. Vielleicht sind das ja echt tolle Alben, nur der Fehler liegt beim Hörer. Wer weiß? Allerdings weiß ich nicht, woher ich große Hoffnung nehmen soll, hier einen freudigen Hörgenuss serviert zu bekommen.
Vorweg möchte ich eins sagen: Die Aufmachung und thematische Stilrichtung mit dem roten Faden „Hitchcock“ finde ich sehr gut. Vergangene Alben wirkten wie lose Songsammlungen, hier ist das anders. Es wurde erneut versucht, ein stimmiges und kohärentes Werk zu erzeugen. MM ist für mich immer der einzige Musiker gewesen, bei dem ich Skits und Intros als wichtig empfand. Dazu kommt, dass ich Hitchcock und Filme dieser Zeit sehr feier (Pfählung im Vlad Tepes Stil für jeden Mongo, der modernes Kino über das Kino der 20er bis 60er Jahre stellt).
Kommen wir zur Musik:
MM knüpft zunächst thematisch an Kamikaze an und wärmt hier dort bereits zerkaute Inhalte wieder auf. Auf den folgenden Tracks mag er ebenfalls nicht so richtig zu zünden, Young M.A. hier klar besser, obwohl sie auch schon bessere Sachen abgeliefert hat. Trotzdem ein cooler Song, der zeigt, dass Em noch ein Ohr für freshe Sachen hat. Ich glaube, das ist hier nicht so der Sido-Style: heute mal mit Hanybal, morgen mal mit Apache, nächste Woche Luciano, hauptsache, ich habe jemanden auf dem Album, der gerade relevanter ist als ich. Track 2 mit Royce aber dann irgendwie schon gut.
Track mit Sheeran peinlich, obwohl ich ihn respektiere (wegen gleicher Haarfarbe). Folgender Song auch langweilig. Generell sind hier eher unspannende Produktionen zu finden.
Track mit Juice WRLD ist bekannt, der Schlaganfall von MM scheint bis heute gut auskuriert zu sein. Juice (R.I.P) überzeugt, MM eher peinlich.
Darkness dann mit ernstem Thema, nehme ihm das inhaltlich auch ab, Sample von Paul Simon für mich aber eher uncool geflipped. Da wäre mehr gegangen, dennoch einer der besseren Tracks.
Dazu gehört auch die Kollabo mit Royce, Thought und Tip. Die liefern alle ab, leider stört Em hier etwas. Vielleicht wäre der Song ohne ihn cooler, aber ich höre den auch so ganz gerne.
Es folgen Songs, die mich nicht wirklich begeistern, aber auch nichts Störendes bieten. Highlight ist dann noch der Track mit Anderson, den ich sehr gut finde.
Das Album ist nicht so schlecht wie Revival und kann eigentlich durchgehört werden. Ein paar Highlights finden sich hier drauf allemal. Ich orte das mal etwas über Encore ein, da es hier keine großartigen Erwartungen gab.
4 von 10 Punkten.
Man muss ihm eines lassen. Auch 2020 gehört er zu den relevantesten MCs und Musiker der Erde. Die Zahlen (und Klicks) sind immer noch Wahnsinn. Ich gönne ihm das sehr. Die alten Verdienste wird ihm niemand mehr nehmen. Bei manchen alten Raphelden feiert man deren Untergang ja fast schon ein wenig, wenn auch unmenschlich: Samy, Savas, Kolle bla blubb. Bei MM ist es anders. Für mich persönlich irrelevant, was aktuellen Stuff betrifft, wünscht man ihm nur das Beste. Der Run von 1996 bis 2003 war schon gigantisch und kann im Gegensatz zu anderen ohne Fremdscham weiter gepumpt werden.